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Virosen: Das Erbe der Blattläuse

Lesezeit: 8 Minuten

Besuchen virusbeladene Blattläuse und Zikaden das junge Getreide, bleibt dies meist nicht ohne Folgen. Senken Sie das Risiko durch spätere Saat und Feldrandhygiene.


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Gelangt das Gelbverzwergungs-virus in frisch auflaufendes Wintergetreide, sind empfindliche Ertragseinbußen möglich. Von einer hohen Infektionsgefahr müssen Sie ausgehen, wenn die aktuelle Maisernte bei schwül-warmer Witterung mit dem Auflauf des Getreides zusammenfällt. Die virusübertragenden Blattläuse fliegen dann von den abgeernteten Flächen in die neue Saat. Experten gehen davon aus, dass die Virusbeladung der Läuse in diesem Herbst wegen der milden letzten Winter hoch sein wird.


Im Zuge des Greenings kommt ein erhöhter Zuflugdruck auch aus Zwischenfruchtbeständen. Das gilt vor allem, wenn die Mischungen Gräser wie Sand- oder Rauhafer enthalten. Denn in diesen Kulturen fühlen sich die Läuse wohl und vermehren sich.


Gute Zeiten für Viren:

Wie stark die Virusüberträger (Vektoren) in diesem Herbst tatsächlich auftreten und die Erreger in die jungen Getreidestände übertragen, hängt noch von weiteren Faktoren ab. Dazu zählen Folgende:


  • Witterung im Verlauf des Herbstes,
  • Vermehrungsbedingung im Sommer,
  • Zuflugsstärke, -beginn und -dauer,
  • Anteil an virusbeladenen Blattläusen,
  • Auflauftermin der Kulturen und
  • Nähe zu anderen Wirtspflanzen.


Die Witterung im Herbst und Winter beeinflusst das Ausbreiten der Virosen innerhalb der Getreidebestände ganz entscheidend. Denn diese bestimmt, wie aktiv die Virusüberträger sind. Bei einem frühen, intensiven Blattlausflug und einer schnell wachsenden Population im Oktober – bedingt durch warmes Wetter – verbreiten sich die Viren am stärksten.


Meist überwintern Blattläuse und Zikaden, die ebenfalls Viren übertragen, in der Eiphase. Bei mildem Winter überstehen aber vor allem die Läuse die kalte Jahreszeit gut und sind sehr aktiv. In solchen Jahren zeigen sich im Frühjahr häufig verstärkt Virusinfektionen. Denn bereits ab 8 bis 10°C können die Überträger die Viren weiter verbreiten.


Die wichtigsten Übeltäter:

Vor allem zwei Virusarten machen Getreide zu schaffen: Gersten-Gelbverzwergungs-virus (BYDV; Barley yellow dwarf virus) und Weizen-Verzwergungsvirus (WDV; Wheat dwarf virus). Diese lassen sich in Gerste, Weizen und auch anderen Getreidearten finden. Alleinige Überträger des BYDV sind verschiedene Blattlaus-arten (Große Getreideblattlaus, Bleiche Getreideblattlaus und Haferblattlaus), beim WDV Zikaden (Wandersandzirpe).


Die Insekten bringen die Viren aus dem Getreide und weiteren Wirtspflanzen wie Mais, Nutz- oder Ungräsern mit. Die Gefahr einer Virusinfektion ist daher vor allem im Herbst hoch. Dann wandern die Insekten aus geernteten Maisflächen, Grünland, Wald- und Wegrändern, Wiesen sowie Biotop-flächen ab, da dort die Nahrungsqualität abnimmt. Auf der Suche nach neuer Nahrung sind die jungen Getreidepflanzen für sie besonders attraktiv.


Infizieren Blattläuse Ihre Wintergerste mit BYDV, ruft dies Vergilbungen hervor. Bereits über Winter fallen so die ersten Pflanzen aus. Im Frühjahr reagiert die Kultur mit verstärktem Bestocken, rot-violett verfärbten oberen Blättern und Zwergwuchs. Dabei lässt sich nesterweiser Befall feststellen.


Bei Weizen wird der BYDV-Befall häufig erst im Frühjahr nach strahlungsreicher Witterung sichtbar. Die Pflanzen bleiben im Wuchs zurück, sterben aber nicht immer vollständig ab. Von Vorteil ist dies nicht, da die Pflanzen weiterhin Wasser und Nährstoffe aufnehmen, daraus aber keinen Ertrag bilden.


Das WDV lässt sich ebenfalls an Zwergwuchs, gelb verfärbten Blättern und Pflanzen, die nicht ins Schossen gehen, erkennen. Zunächst zeigt sich der Befall nesterweise, überwiegend aber in der Drillreihe. Ist er extrem hoch, kann er aber auch großflächig über den Bestand verteilt sein. Die Pflanzen bilden dabei weniger oder nur taube Ähren. Bei starkem Befall sind Ertragsausfälle von 10 bis 50% möglich. Auch ein Flächen-umbruch kann erforderlich werden.


Möglichst spät säen:

Um Infektionen zu vermeiden, können Sie verschiedene ackerbauliche Maßnahmen ergreifen, die den Zuflug der Virusüberträger in das junge Getreide reduzieren. Entscheidend ist der Saat- und damit der Auflauftermin des Getreides. Je früher Sie säen, desto länger ist die verbleibende Vegetationszeit, in der die Blattläuse sich im Bestand weiter vermehren können. Hohe Temperaturen im Herbst und eine lange Vegetationszeit fördern daher das Auftreten der Virosen. Da die Saattermine von Wintergerste meist vor dem Weizen liegen, wird diese deutlich häufiger befallen. Vermeiden Sie daher Frühsaaten und drillen Sie Ihr Getreide so spät wie möglich. Doch dies hat auch Grenzen! Ein zu später Saattermin birgt das Risiko einer schlechten Herbst-entwicklung des Bestandes.


Auch können bei frühen Saatterminen, mildem Herbst und Winter Misch-infektionen mit Typhula auftreten. Vor allem in weitentwickelten Gersten-beständen ist die Gefahr hoch. In dieser zeigen sich die Infektionen im Frühjahr meist auch an einzelnen Pflanzen, reihen- oder nesterweise. Ein typisches Zeichen für Typhula sind die relativ frühzeitig sichtbaren dunkelbraunen, stecknadelkopfgroßen Dauerkörper.


Ausfallgetreide, Mais oder Gräser dienen Blattläusen und Zikaden als „Grüne Brücken“. Sind die Pflanzen mit BYDV oder WDV infiziert, können die Insekten die Viruspartikel aufnehmen und in die Bestände übertragen. Stark gefährdet sind Schläge in wärmeren Lagen, die in der Nähe von belastetem Ausfallgetreide, befallenem Mais- und Grünlandflächen liegen. Beseitigen Sie daher das Ausfallgetreide bevor die neue Saat aufläuft. Ein Mähen der Feldränder senkt ebenfalls den Befallsdruck.


Auch der Anbau von Gräsern wie Rau- und Sandhafer als Zwischenfrucht kann den Insekten als „Grüne Brücke“ dienen. Wählen Sie daher möglichst andere Kandidaten für Ihre Zwischenfruchtmischungen, vor allem auf zu Getreide benachbarten Schlägen.


Eine optimale Nährstoffversorgung macht die Pflanzen zudem widerstandsfähiger gegenüber Läusen. Bei zu hoher N-Düngung sind sie dagegen anfälliger.


Wann Blattläuse bekämpfen?

Erst wenn die ackerbaulichen Maßnahmen nicht ausreichen, sollten Sie Blattläuse und Zikaden direkt bekämpfen. Insektizide Beizen sind nach wie vor nicht zugelassen. Gegen Blattläuse lassen sich aber im Bestand Insektizide einsetzen, nicht so gut jedoch gegen Zikaden. Der Grund: Diese Insekten wechseln häufig und schnell zwischen Feld und angrenzenden Bereichen. Das macht eine Insektizidwirkung unsicher und erschwert die Wahl des optimalen Behandlungstermins. Da Zikaden zudem nur einen geringen Kontakt zu den behandelten Pflanzen haben, nehmen sie die Wirkstoffe in der Regel nur eingeschränkt auf.


Sind im Herbst 20% der Pflanzen mit Läusen befallen, ist der Bekämpfungsrichtwert erreicht. Gehen Sie dann zügig gegen die Sauger vor. Geeignete Produkte finden Sie in der Übersicht. Ist die Virusbeladung in Ihrer Region hoch (Warnhinweise der Offizialberatung beachten), empfiehlt sich eine Maßnahme bereits ab 10% befallener Pflanzen. Wichtig beim Insektizideinsatz ist es, die Welle des stärksten Blattlauszufluges zu erfassen. In den meisten Regionen und Jahren findet dieser Anfang bis Mitte Oktober statt. Die Insektizide wirken nur dann sicher, wenn Sie diese befallsnah einsetzen. Vorbeugespritzungen erhöhen die Resistenzgefahr! Bei lang anhaltender warmer Witterung kann eine zweite Maßnahme nötig sein.


Bisher treten unter den Getreideblattläusen nur vereinzelt Resistenzen in Deutschland auf. Dennoch ist Vorsicht geboten, weil die Wirkstoffklasse auf Pyrethroide begrenzt ist. Zudem sollten Sie auch natürlichen Gegenspielern wie Marienkäfern, Schwebfliegen oder Schlupfwespen eine Chance geben. Bei günstigen Bedingungen für die Nützlinge begrenzen diese die Vermehrung der Läuse und Zikaden soweit, dass Pflanzenschutz nicht nötig ist.


Blattlaus-Monitoring:

In vielen Bundesländern führt der amtliche Pflanzenschutzdienst ein Vektoren-Monitoring durch. Darin wird der regionale Blattlauszuflug erfasst und analysiert, wie stark das Ausfallgetreide mit Viren belastet ist. Eine zuverlässige Prognose zur Befallsentwicklung ist damit nicht möglich. Es lässt sich aber die Wahrscheinlichkeit relativ gut abschätzen. Weil auch exakte Vorhersagen für große Gebiete nur schwer möglich sind und vor allem die Saatzeit die Population stark beeinflusst, ist die intensive Bestandskontrolle das wichtigste Kriterium für oder gegen den Insektizideinsatz.


Wer sich für einen Einsatz entscheidet, sollte Folgendes beachten:


  • Halten Sie den optimalen Einsatz-termin ein, da die Kontaktmittel nur eine begrenzte Wirkdauer haben.
  • Ein zu früher Einsatz ist nicht sinnvoll, da die Pflanzen bei warmem Wetter noch zügig wachsen und der schnell erscheinende Neuzuwachs dann nicht geschützt ist.
  • Bei kühler, bedeckter Witterung hält sich der Wirkstoff länger in der Pflanze als bei hoher Temperatur und starker Sonneneinstrahlung.
  • Behandeln Sie nicht unter 10°C. Die Läuse sind sonst nicht aktiv.
  • Optimal sind Termine ab Anfang des Bestockens. Vor dem 2- bis 3-Blattstadium ist ein Einsatz nicht sinnvoll, da zu wenig Blattmasse vorhanden ist.

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