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Vom Acker bis in den Supermarkt

Lesezeit: 5 Minuten

Ein kleines, professionelles Kartoffel-Imperium hat Familie Plasmans nordöstlich von Paris aufgebaut.


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Wie etliche andere Belgier kamen Plasmans Vorfahren väterlicherseits nach dem ersten Weltkrieg in den Nordosten Frankreichs und machten dort das Glück des Tüchtigen. Erik und sein Bruder Lionel bewirtschaften heute vier Betriebe mit 1595 ha (20% Pachtanteil) und bauen über 230 ha Kartoffeln ausschließlich für den Frischmarkt an. Diese vermarkten sie komplett in eigener Regie.


Der Abpackbetrieb in Villeron gehört den Brüdern zu je 50%. Dort bereiten Sie mit 20 Beschäftigten ihre Kartoffeln und die von 25 Vertragslandwirten marktgerecht auf. Zwei eigene Handelsgesellschaften (Primanord, Gandon) und eine Exportfirma (Comyn), die sie in den letzten 11 Jahren gegründet haben, verkaufen die Kartoffeln an Supermärkte bzw. exportieren diese. Allein 22000 t gehen jährlich an Supermarktketten wie Auchan, Carrefour und Leclerc, hauptsächlich in den Großraum Paris. Mit 5 eigenen Lkw liefern sie jeden Morgen vornehmlich in 2,5 kg Gebinden die Knollen aus. „Es gibt viele Anbieter von Frischkartoffeln, aber die Supermarktketten bevorzugen langfristige Verträge mit Lieferanten“, so die Erfahrung von Plasmans. „Sie setzen auf Verlässlichkeit.“ Und die garantieren die beiden Brüder. Die Aufträge des LEH gehen von 10 bis 12 Uhr ein und am Folgetag liefern sie in der Zentrale die Ware um 5 und 11 Uhr an.


Die Kartoffel-Profis werben mit der regionalen Herkunft ihrer Kartoffeln, die bei französischen Verbrauchern gefragt ist. Auf einigen Gebinden prangt ein Foto von Vater Marcel mit den Söhnen Erik und Lionel inmitten von Kartoffeln. Eine eigene Marke haben sie jedoch nicht. Offenbar ist der Handel, ähnlich wie in Deutschland, nur an Eigenmarken interessiert.


Im Anbau sind rund 10 Sorten, die in Frankreich bekannt und beliebt sind, wie z.B. Agata, Challenger, Excellency, Dali, Francine, Gourmandine, Marilyn und Sirco. Sie eignen sich je nach Sorte zum Kochen, Frittieren, für Püree, Gratin, Raclette oder Salate. Nach dem Geschmack der Franzosen sind sie hellgelb- bis gelbfleischig, länglich oval und glattschalig. Die äußere Qualität ist bei den als gewaschene Ware verkauften Knollen sehr wichtig. Bei der Anlieferung im Abpackbetrieb wird sie kritisch auf Schäden, Krankheitsbefall, Verfärbungen usw. geprüft, ein Nitrat- und Kochtest gemacht, die Sortierung ermittelt und der Erdanhang geschätzt.


Im Anbau dreht sich alles darum, hohe Qualitäten zu vertretbaren Preisen zu erzeugen. Damit nur alle 5 Jahre Kartoffeln auf demselben Schlag wachsen, tauschen Plasmans mit ihrem Cousin Fabrice (siehe Reportage S. 54) Flächen. Das hält den Druck mit Nematoden, aber auch anderen Schaderregern niedrig. Nach der Bodenbearbeitung (40 cm tief) erfolgt das Pflanzen im All-in-one-Verfahren mit einer vierreihigen Structural-Riemenlegemaschine, kombiniert mit einer Ortiva-Furchenbehandlung gegen Rhizoctonia, Silberschorf und Colletotrichum.


Um die Erträge und Qualitäten (Schorf!) zu sichern, beregnen Plasmans ihre Kartoffeln trotz einer langjährigen Niederschlagsmenge von 640 bis 670 mm. Je nach Verwertungsrichtung und Ergebnis der Bodenprobe beträgt die N-Düngung 100 bis 110 kg N/ha (Speisesorten) oder 130 bis 160 kg N/ha. Der Stickstoff wird flüssig in Form von AHL vor dem Pflanzen gegeben.


Die Unkrautbekämpfung erfolgt kurz vor dem Durchstoßen der Kartoffeln. Um Kraut und Knollen vor Phytophthora zu schützen, sind mindestens 10 bis maximal 16 Behandlungen notwendig. Dafür stehen drei Pflanzenschutzspritzen (2x28 m, 1x36 m Arbeitsbreite) zur Verfügung. „Alternaria spielt bei uns keine Rolle“, meint Erik Plasmans. Auch eine Insektizidbehandlung ist meist nicht nötig.


Über Einkauf und Einsatz der Pflanzenschutzmittel entscheidet Erik Plasmans. In der Saison verfolgt er den Warndienst im Internet und kontrolliert die Bestände. Wenig Vertrauen hat er noch in die Empfehlungen der Offizial-Beratung. „Sie sind politisch eingefärbt“, meint der Kartoffelanbauer.


Zwei bis drei Wochen vor der Ernte töten Plasmans das Kraut ab. Die Ernte erfolgt mit insgesamt 4 Rodern. Die eigenen Kartoffeln lagern in 3 Kühllägern (3500 t, 2000 t und 4500 t). Im 6-jährigen Schnitt betragen die variablen Kosten im Kartoffelbau 876 €/ha (siehe Übersicht 3). -hm-


Flachs und Champagner: Jérôme Philipon freut sich, dass er seine Fruchtfolge mit 40 ha Flachs auflockern kann. Er erntet die Samen und Fasern. Zum Aufschluss der Fasern bleibt der Flachs zur sogenannten Röste einige Tage auf dem Feld liegen und wird einmal gewendet. Als Rundballen gehen sie dann an ein Unternehmen in Nordfrankreich. Auf insgesamt 730 ha baut Philipon gemeinsam mit seiner Frau zudem 320 ha Weizen, 25 ha Wintergerste, 25 ha Raps, 200 ha Rüben und 120 ha Kartoffeln (Chips-, Stärke-, Pflanzkartoffeln) an. Die 45 ha Grünland nutzen Philipons mit Mutterkühen der Rasse Blonde d‘Aquitaine. Im Hauptberuf ist Jérôme Chef einer Champagner-Kellerei. Daher kümmern sich ein Verwalter und ein Cousin mit 5 Fremd-Ak um das „Tagesgeschäft“ auf dem Betrieb bei Soisson, 110 km nordwestlich von Paris.


Vom Schlachtfeld zum Acker: Hubert De Vriendt beackert Boden, auf dem sich vor 100 Jahren eines der schrecklichsten Kapitel europäischer Geschichte abgespielt hat: Von September 1914 bis 1917 war Berry-au-Bac die Frontlinie zwischen Franzosen und Deutschen. Nach der völligen Zerstörung der Dörfer siedelte der Staat die französichen Bauern um und holte später Belgier ins Land. Darunter war der Urgroßvater von De Vriendt. „Noch heute pflügen wir Granaten und Munition hoch“, erklärt er (Foto rechts). Er managt die zwei Betriebe (800 ha und 600 ha) im Familienbesitz mit 7 weiteren Ak (0,6 Ak je 100 ha). Neben Getreide, Rüben, Raps und Mais setzt er auf Spezialkulturen im Vertragsanbau wie Kartoffeln (Stärke, Industrie), Zwiebeln (Industrie), Bohnen (Export Ägypten) und Mohn für ein Pharmaunternehmen.

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