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Warum Sie Ihren Pflug nicht einmotten sollten

Für die einen ist es Ackerbau von gestern, für die anderen viel zu teuer und aufwendig – das Pflügen.

Lesezeit: 6 Minuten

Wo der Pflug unverzichtbar ist und wo nicht, beleuchtet Dr. Karsten Möller, Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

Viele Pflüger mögen vor allem den reinen Tisch, der ihnen eine saubere, unkomplizierte Aussaat der neu zu bestellenden Frucht ermöglicht. Wenn auch dieser Sauberkeitsaspekt heute nicht mehr zeitgemäß erscheint, so ist er doch aktueller denn je.

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Das ungestörte, konkurrenzfreie Aufwachsen keimender, junger Pflanzen ist Grundvoraussetzung, um leistungsfähige Bestände zu etablieren, egal ob vorher gepflügt wird oder nicht. Auch in pfluglosen Systemen muss man die Konkurrenz entweder durch eine intensive Bearbeitung des Bodens oder aber durch einen höheren Herbizideinsatz (in der Regel eine Glyphosatspritzung) ausschalten.

Alternativen zum Pflug:

Während in den 80er Jahren die Pioniere einer komplett pfluglosen Bewirtschaftung häufig mit Frässaatmaschinen experimentiert haben, die zu einer unerwünschten Sohlenbildung führten, entwickelten sich seitdem die Scheiben- und Grubberwerkzeuge enorm weiter. Gleichzeitig stieg die Leistung der Schlepper immer weiter an. Dies ermöglichte eine Grubberbearbeitung in ausreichender Tiefe mit der nötigen Vorfahrtgeschwindigkeit.

Vor allem in den Gutsbetrieben Norddeutschlands und den Großbetrieben der ehemaligen DDR war eine hohe Schlagkraft bei der Aussaat des Winterrapses und -getreides gefordert, sodass sich hier die Kombination aus Grubber bzw. Scheibenegge und Drillmaschine schneller etablierte. Diese Betriebe machten bald vor, dass sich auch ohne Pflug und Kreiselegge ertragreiche Bestände erstellen lassen. Nur bei sehr nassen Verhältnissen haben sie noch gepflügt, um etwas trockeneren Boden für die Aussaat zu bekommen.

Die Mulchsaattechniken, sei es für Raps, Getreide oder auch für die Reihenkulturen Mais und Rüben, sind heute so weit entwickelt, dass diese unter den meisten Bedingungen eine akzeptable Bestandesetablierung ermöglichen. Die Diesel-Einsparungen durch den Pflugverzicht können oft nur dort realisiert werden, wo auf eine tiefere Lockerung verzichtet wird. So überzeugend die Argumente für die Minimalbodenbearbeitung auch sind – auf vielen Standorten können die Regenwürmer mit ihrer Lockerungsaktivität die mechanische Bearbeitung nicht vollständig ersetzen.

Pflugloser Erosionsschutz:

Geht es in erster Linie darum, Erosion auf Lössböden in hängigen Lagen zu vermeiden, ist der Pflugverzicht eine wichtige Maßnahme. Denn mit Hilfe von Pflanzenresten lässt sich die Ackerkrume schützen und die Infiltrationsleistung des Bodens durch Regenwürmer erhöhen. Das minimiert den Bodenabtrag. Dies setzt aber voraus, dass anstelle des Pfluges auch keine anderen intensiven Bearbeitungsgänge, z. B. tiefes Grubbern, erfolgen. Denn das würde die zur Wasserableitung wichtigen Röhren zerstören und die Mulchauflage beseitigen.

Jeder Landwirt muss heute mehr denn je dafür sorgen, die Bodenerosion durch Wasser und Wind zu minimieren. Das Pflügen im Frühjahr, vor allem zu den Reihenkulturen, erhöht die Gefahr der Erosion. In vielen Rübenanbaugebieten mit ihren schluffigen, fruchtbaren Böden – häufig in hängigem Gelände – kam es früher bei Starkniederschlägen oft zu enormen Abschwemmungen. Durch die Mulchsaat in abgestorbene Zwischenfruchtbestände ließen sich die Bodenverluste stark vermindern, ohne auf Zuckerertrag verzichten zu müssen. Dies gilt auch für die Maisbestellung in diesen Gebieten, die leider heute aus unterschiedlichen Gründen noch nicht so konsequent in Mulchsaat erfolgt.

In norddeutschen Regionen mit sandigen Böden, die bei trockenen, windigen Bedingungen im Frühjahr leicht verweht werden, sollte der Pflug ebenfalls auf die Bereiche beschränkt werden, in denen es kaum Alternativen gibt, wie z. B. in Kartoffeln. In den besonders sensiblen Regionen hat der Gesetzgeber bereits durch die Erosionsschutzverordnung eingegriffen und in bestimmten Fällen das Pflügen untersagt.

Problem Ungräser:

Bei vollständigem Pflugverzicht nehmen schwer bekämpfbare Ungräser häufig deutlich zu. Wirkungsverluste und Resistenzen vor allem bei Ackerfuchsschwanz und Windhalm verschärfen die Situation noch. Auch bei regelmäßigem Pflugeinsatz ist das Auftreten dieser Problemungräser nicht ausgeschlossen, jedoch ist eine Bekämpfung meist noch akzeptabel möglich.

In der Praxis zeigt sich, dass man beim Beibehalten der Minimalbodenbearbeitung dem Ungrasdruck über pflanzenbauliche Maßnahmen, wie z. B. Einschalten von Sommerungen in enge Wintergetreide-Raps-Fruchtfolgen oder eine verspätete Weizensaat, begegnen muss. Außerdem ist im Weizen, der in Stoppel- und Strohresten des Vorjahres steht, mit einem höheren Krankheitsaufkommen, z. B. durch DTR, Fusariosen usw., zu rechnen.

Von Mäusen und Schnecken:

Schnecken und Feldmäuse verursachen – je nach Jahr und Region – erhebliche Schäden, wenn man diese Schädlinge nicht rechtzeitig bekämpft. In feuchten Jahren kann es vor allem in Raps-Weizen-Fruchtfolgen durch Schneckenfraß zu erheblichen Pflanzenverlusten im Spätsommer und Herbst kommen, die zu ertragswirksamen Bestandeslücken führen. Eine intensive Bodenbearbeitung, z. B. mit dem Pflug, hilft, dass Schnecken und deren Eier keine guten Entwicklungsbedingungen vorfinden und dezimiert werden.

Ähnlich ist es mit Feldmäusen, die bei einer explosionsartigen Vermehrung zu enormen Fraßschäden bis zum Totalausfall in ganzen Landstrichen führen können. Auch hier kann eine krumentiefe Lockerung, die zur Zerstörung der Baue führt, eine Massenvermehrung, so wie sie in den letzten Jahren auf den tiefgründigen Standorten Mitteldeutschlands zu beobachten war, vermindern.

Ein permanenter Pflugverzicht stellt also höhere Anforderungen an die Fruchtfolgen und den Pflanzenschutz. Berücksichtigt man dann noch, dass dem Integrierten Pflanzenschutz in Zukunft noch mehr politische Bedeutung beigemessen wird, steigt der Druck auf die Betriebsleiter, alle Möglichkeiten zu nutzen, um den Pflanzenschutzmit-telaufwand zu minimieren.

Vollständiger Pflugverzicht:

Bei komplettem Pflugverzicht ist als erstes ein Bewusstsein des Betriebsleiters für die höheren Anforderungen an die Betriebsführung erforderlich. Er muss dann mehr Zeit für das Beobachten und Kontrollieren aufwenden. Die Betriebsflächen sollten keine Schadverdichtungen aufweisen und frei von größeren Ungrasproblemen, wie z. B. Resistenzen, sein. Ein Tongehalt von 10 % ist wünschenswert, da es bei Sandböden häufig zu einer ungewollten Verdichtung des Oberbodens kommt.

Optimal eingestellte pH-Werte und eine ausreichende Grundnährstoffversorgung, vor allem mit Phosphat, sind ebenfalls wichtig. Beim Mähdrusch ist weiterhin auf eine optimale Strohzerkleinerung und –verteilung sowie kurze Stoppeln zu achten. Diese Bedingungen lassen sich in der Regel nur erfüllen, wenn nicht mit sehr großen Arbeitsbreiten und nachts im Tau gedroschen wird. Ein Hochschnitt in stehendem Getreide ermöglicht es, diese Kriterien leichter zu erfüllen. Es erfordert aber ein aufwendiges Nachhäckseln der Stoppeln.

Kombi Pflug- und Mulchsaat?

Ein Kompromiss könnte auf vielen Standorten darin liegen, den Boden in den Bereichen stärker und vor allem auch tiefer zu bearbeiten, in denen die Pflanzen wachsen. Experimentierfreudige Praktiker und innovative Landtechnikfirmen beschäftigen sich seit ein paar Jahren vermehrt mit der amerikanischen Art der Bestellung: der Streifenlockerung und -aussaat (Strip-Till). Man versucht diese an mitteleuropäische Verhältnisse anzupassen. Sie ermöglicht eine gezielte Unterfußdüngung, die eine optimale Nährstoffeffizienz verspricht.

Am ehesten werden diese Systeme in großen, viehlosen Ackerbaubetrieben z. B. im Osten Einzug halten. Diese ähneln den nordamerikanischen Farmen bereits heute sehr. Ob der höhere Aufwand für das Einbringen des Düngers in den Boden für alle Kulturen Zukunft hat, müssen langfristig angelegte, praxisnahe Versuche erst noch zeigen. Bei allen Vorzügen eines extensiveren Systems möchte sicher kein Landwirt auf Erträge verzichten und sich mit dem deutlich niedrigeren Ertragsniveau der Nordamerikaner begnügen.

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