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Was gegen Gelbrost & Septoria wirkt

Lesezeit: 7 Minuten

Aktuelle Versuche zu Wirkung und Wirtschaftlichkeit von Fungizidmaßnahmen in Weizen stellt Ihnen Stephan Weigand, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, vor.


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Die extrem unterschiedlichen Niederschlagsmengen in der vergangenen Wachstumssaison in Bayern spiegelten sich auch im Krankheitsdruck und in der nötigen Behandlungsintensität wider. So waren im Süden bei anfälligen Sorten teils drei Behandlungen nötig. In Unterfranken, das zu den trockensten Gebieten in ganz Deutschland zählte, blieb dagegen selbst eine Fungizidbehandlung oft unwirtschaftlich.


Versuche im trockenen Norden:

Das belegen auch die Fungizidversuche des amtlichen Pflanzenschutzdienstes. Da­zu haben wir für vier nordbayerische Versuchsstandorte mit langjährig niedrigem Krankheitsdruck Einmalbehandlungen und einige Spritzfolgen geprüft. Zwei Standorte im extrem trockenen Unter- bzw. Oberfranken erlaubten im vergangenen Jahr keine Wirkungsprüfung. In den Sorten Kerubino bzw. Patras baute sich dort kein nennenswerter Krankheitsdruck auf. Bei einem Ertrag der unbehandelten Kontrolle von jeweils rund 88 dt/ha brachten Fungizide nur Mehrerträge von maximal 4,5 dt je ha. Diese waren bis auf wenige Ausnahmen allesamt unwirtschaftlich.


Ein deutlich höherer Befall mit Gelb­rost und Septoria trat dagegen in den Sorten JB Asano und Kometus an zwei Standorten in Mittelfranken und der Oberpfalz auf. Der Anfang Oktober gesäte JB Asano zeigte schon im Dezember ersten Gelbrostbefall, während dies beim später gesäten Kometus erst Anfang Mai der Fall war. Im trockenen Frühjahr waren an beiden Standorten neue Septoria-Infektionen erstmals durch Regenfälle Ende April, vor allem aber in der ersten Mai-Woche möglich (EC 32 bis 34). Der Versuch sah wie folgt aus:


  • eine unbehandelte Kontrolle,
  • eine Dreifachbehandlung als Gesundvariante,
  • eine Variante mit Behandlungen nach den langjährigen Bekämpfungsschwellen des Weizenmodells Bayern,
  • in zwei weiteren Varianten ergänzt um eine gezielte Fusarium-Behandlung und
  • Mittelvergleiche mit Einmalbehandlungen in Regelaufwandmenge.


Vor allem durch den frühen starken Gelbrostbefall war die Fungizidwirkung bei der sehr anfälligen Sorte JB Asano extrem hoch. Bei nur 56 dt/ha in der Kontrolle wurde in der Spitze mit 114 dt je ha mehr als das Doppelte geerntet. Auch im ebenfalls gelbrostanfälligen Kometus war durch den gezielten Fungizideinsatz der Ertrag gegenüber der unbehandelten Kontrolle mit einem Mehrertrag von 24 dt/ha hoch wirtschaftlich.


Gelbrost im Griff:

Mit zwei oder drei Behandlungen ließ sich an beiden Standorten der Gelbrost nahezu vollständig kontrollieren (siehe Übersicht 1). Doch auch unter den Einmalbehandlungen erreichten Epoxicon­azol-haltige Präparate Wirkungen von über 90 %. Der Einsatz erfolgte zu einem Zeitpunkt, an dem Kometus bei jeder dritten Pflanze, JB Asano bereits bei vier von fünf Pflanzen ersten Gelb­rostbefall aufwies. Die oberen beiden Blätter waren allerdings noch ohne sichtbaren Befall. Schwächer in der Wirkung, abgestuft nach der Prothiocon­azol-Menge, präsentieren sich die beiden Xpro-Varianten.


An beiden Standorten trat auch deutlicher Septoria-Befall auf. Die sehr rasche Abreife ermöglichte jedoch nur noch an einem Standort (JB Asano) eine vergleichende Wirkung. Hier die Ergebnisse:


  • Bei mittlerer Befallsstärke der Kontrolle von 8 % auf den oberen beiden Blatt­etagen erzielten die Mehrfachbehandlungen alle gute Wirkungen von 73 bis 76 %.
  • Die Einmalbehandlungen am 12. Mai (EC 37) erfassten die Septoria-Infektionen der ersten Maiwoche gar nicht bzw. nur unzureichend (19 bis 36 % Wirkung). Lediglich das neue Ceriax erreichte 69 % Wirkung.
  • Im Vergleich mit Adexar zeigte Ceriax insgesamt bei Gelbrost und Septoria bessere Wirkungsgrade. Dass dennoch Adexar im Ertrag geringfügig besser abschneidet, ist wohl vorwiegend auf physiologische Effekte durch die 17 % höhere Carboxamid-Menge zurückzuführen, die unter dem Trockenstress auch entsprechend zum Tragen kamen. Die anhaltende Hitzeperiode verhinderte ebenso eine Ertragswirkung der Blütenbehandlungen und reduzierte insgesamt die Ertragsunterschiede zwischen den Behandlungen.


Ökonomisch betrachtet lag die volle Adexar-Menge ins Fahnenblatt an der Spitze, gleichauf mit der zweifachen Behandlung nach Weizenmodell bei leicht reduzierten Mengen.


Versuche im feuchten Süden:

Eine ähnlich hohe Ertragssicherung erreichten Fungizidmaßnahmen an den Versuchsstandorten im Süden Bayerns. Allerdings war hier Septoria-Blattdürre die ertragsbestimmende Krankheit.


Der Versuch war identisch wie in Nordbayern aufgebaut. Nur der Mittelvergleich war aufgrund des langjährig höheren Krankheitsdruckes als Doppelbehandlung angelegt. Bayernweit einheitlich haben wir zusätzlich Aviator Xpro Duo als Einmalbehandlung mitgeprüft.


Der geringe Gelbrostbefall ließ sich in allen Spritzfolgen mit Wirkungen von deutlich über 90 % sicher kontrollieren, selbst die Einmalbehandlung erreichte diesen Wert fast (siehe Übersicht 2). Mit guten Septoria-Wirkungen von rund 80 bis 90 % konnten die Mehrfachbehandlungen auch die oberen zwei Blattetagen weitgehend befallsfrei halten. Dies spiegelte sich auch in den Mehrerträgen wider.


Dass manche Doppelbehandlungen bessere Wirkungen und höherer Erträge erzielten als etwa die starre Dreifachspritzung der Gesundvariante, hatte folgende Gründe: Die Termine der Erstbehandlungen waren nicht immer identisch. An den meisten Standorten war der frühe Bravo-Zusatz klar im Vorteil. Das ist über den verzögerten Befallsaufbau indirekt auch noch an den späteren Septoria-Wirkungen im oberen Blattapparat zu erkennen.


Das erstmals geprüfte Kantik, dessen Zulassungserweiterung für den Einsatz ab EC 31 erwartet wird, zeigte mit der vollen Aufwandmenge von 2 l/ha im direkten Vergleich mit Capalo in 80 %iger Aufwandmenge geringfügig bessere Wirkungen. Es gab an keinem Standort statistisch gesicherte Ertragsunterschiede.


An der Spitze lag – absolut und nach Abzug aller Kosten – die Variante mit Vorbehandlungen nach den Schwellenwerten des Weizenmodells und einer festen Ährenbehandlung mit Skyway Xpro. Anders als im extrem trockenen Norden Bayerns reichte die Feuchte auf den guten Böden im Süden aus, damit die einmalige Carboxamid-Behandlung auch als Blütenbehandlung noch deutliche Ertragswirkung zeigen konnte. Fusarium trat 2015 in keinem Standort dieser Versuchsserie auf.


Azole gegen Septoria:

An den vier Süd-Standorten haben wir zusätzlich die Terminierung der Erstbehandlung geprüft. Dazu haben wir 1 l/ha Input Classic jeweils Ende April unmittelbar vor einem Septoria-Infektionsblock ausgebracht. Somit war sie im Stadium EC 31 bis 32 vorwiegend protektiv wirksam. Im Vergleich dazu erfolgte die gleiche Behandlung – je nach Standort – fünf bis acht Tage später, überwiegend kurativ im Stadium EC 32 bis 34. Eine Zweitbehandlung mit 1,6 l/ha Adexar war jeweils einheitlich.


An allen Standorten ergab sich ein einheitlicher Ertragsvorteil von 1 bis 7 dt/ha zugunsten des späteren Spritzstartes. Das zeigt, dass weiterhin mit einer Kurativleistung von einigen Tagen zu rechnen ist. Dies betrifft die geprüfte 80 %ige Aufwandmenge von Input Classic.


Weiterer Versuch:

Ähnliche Hinweise lieferte auch ein weiterer Versuch. Um die Septoria-Wirkung von reinen Azol-Präparaten zu prüfen („Azol-shifting“), haben wir uns an einem europäischen Verbundprojekt beteiligt. Dabei haben wir in einem Belastungsversuch Einfachbehandlungen mit verschiedenen Azol-Solo- und Kombi-Mitteln jeweils in voller und halber Aufwandmenge getestet. Um in der frühen Schossphase einen zu hohen Befall zu verhindern, erfolgte in der anfälligen Sorte JB Asano zuvor eine einheitliche Vorbehandlung mit 1,5 l Bravo 500 in EC 31.


Der eigentliche Mittelvergleich erfolgte nach voll geschobenem Fahnenblatt (EC 41) fünf Tage unmittelbar vor einem Infektionsblock (19. bis 21. Mai, Regensumme: 46 mm). Gelbrost blieb am Standort ohne Bedeutung und erreichte in der Kontrolle zum Ende der Blüte maximal 2 % Befallsstärke auf F und F-1. Sämtliche Behandlungen blieben bei Wirkungsgraden von 97 bis 100 % praktisch frei von Gelbrost.


Da bis auf vereinzelten Befall mit Schneeschimmel im Versuch keine weiteren Krankheiten auftraten, sind die deutlichen Ertragseffekte ausschließlich auf die Septoria-Wirkung zurückzuführen. Hier die Ergebnisse (siehe auch Übersicht 3):


  • Prothioconazol führt knapp vor Epoxiconazol das Ranking der Solo-Azolen an. Dabei fällt der Wirkungseinbruch bei halber Aufwandmenge für Prothioconazol tendenziell stärker aus.
  • Mit Abstand folgen Metconazol und am Ende Tebuconazol.
  • Gute Wirkungen, in Übereinstimmung mit den jeweiligen Solo-Azolen, zeigen auch die beiden Kombi-Mittel. Beide besitzen zudem vergleichsweise mehr Spielraum bei den Aufwandmengen, mit den diesbezüglich bekannten Vorteilen von Osiris gegenüber Prosaro.


Bei mehreren natürlichen Infektionsereignissen und ohne echte Timing-Varianten ist es nicht einfach, auf mögliche Protektiv- bzw. Kurativleistungen der Fungizide zu schließen. Da aber zur frühen Bravo-Behandlung die oberen beiden Blätter des Winterweizens noch nicht geschoben waren, zugleich die deutlichsten Befalls­unterschiede auf dem vorletzten Blatt (F-1) auftraten, ist für die besten Varianten eine Kurativleistung von etwa fünf Tagen bis zu dem vorausgehenden Infektionsereignis doch sehr wahrscheinlich. Die unmittelbar nach der Fungizidspritzung folgenden Infektionen sollten dagegen auch die schwächeren Azolen bzw. reduzierten Aufwandmengen protektiv abgedeckt haben.

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