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Was leisten Fungizide gegen Fusarium?

Lesezeit: 11 Minuten

Hermann Hanhart, Landwirtschaftskammer NRW, informiert über Versuche und gibt Empfehlungen für Weizen und Triticale. Neben anbautechnischen Maßnahmen zur Abwehr von Fusariumbefall z. B. richtige Fruchtfolge, saubere Stroheinarbeitung, siehe Kasten Seite 64) spielt der Einsatz von Fungiziden eine nicht unerhebliche Rolle. Um das Leistungspotenzial der Präparate und Strategien zu überprüfen, werden seit etlichen Jahren spezielle Versuche im Weizen durchgeführt. Sie werden möglichst auf Schlägen mit hohem Fusariumrisiko, d.h. in pfluglos bestelltem Weizen nach Mais angelegt. In den Vorjahren kamen häufig hochanfällige Sorten wie z. B. Ritmo zum Anbau. Mittlerweile erfolgen die Versuche aber in toleranteren Sorten (z. B. Skater), die auch in der Praxis angebaut werden. Das brachten Versuche in Weizen Durch die infektionsbezogene Anwendung lässt sich sowohl die Ertragsleistung der Fungizide und Fungizidmischungen als auch die Fähigkeit der Toxinreduzierung abschätzen. Die Ergebnisse von zwei Fusariumversuchen des letzten Jahres sind in Übersicht 1 aufgelistet. Bedingt durch die trockene Witterung traten fast keine normalen Krankheiten auf. Die erzielten Mehrerträge in den Versuchen resultieren daher fast ausschließlich aus dem physiologischen Einfluss der Fungizide. Die Ertragsunterschiede sind gegenüber der unbehandelten Variante statistisch abzusichern, untereinander aber nicht. Die kurzfristige feuchte Witterung mit Niederschlägen zur Blüte und ausreichendes Infektionsmaterial verursachten einen leichten Fusariumbefall der Ähren. Der Befall wird immer etwa vier Wochen nach der Infektion in den Ähren sichtbar. Einflüsse auf den Toxingehalt Durch Bonituren der Befallshäufigkeit und der Befallsintensität ergibt sich rechnerisch ein Gesamtbefall, so dass in der unbehandelten Kontrolle 7,9 % der Ähren zu 100 % befallen waren. Juwel Top und Opus Top, eingesetzt in EC 39 (also vor dem Ährenschieben), reduzierten den sichtbaren Befall logischerweise nicht. Alle infektionsbezogen in EC 61 eingesetzten Fungizide zeigten optische Wirkung, allerdings mit unterschiedlicher Effektivität (Wirkungsgrade von 58 bis 78 %). Eine objektive Beurteilung wird aber erst durch eine genaue Analyse der Toxingehalte möglich. Grundsätzlich sollte zumindest in Versuchen hierfür die genauere, aber auch deutlich teurere Methode der HPLC-Untersuchung herangezogen werden. Nur hiermit kann der tatsächlich toxisch wirksame DON-Gehalt ermittelt werden. Der nach der ELISAMethode untersuchte DON-Gehalt zeigt besonders bei höheren Gehalten von über 1 mg DON/kg Getreide eine stärkere Abweichung. In der Kontrolle wurde ein Gehalt von 0,38 mg nach HPLC gemessen. Die zur Blüte eingesetzten Fungizide reduzierten den DON-Gehalt mit unterschiedlichen Wirkungsgraden. Die Kombination aus Amistar plus Gladio erreichte nur Wirkungsgrade von knapp 20 %. Alle anderen Mittel und -mischungen (bis auf Twist plus Input) erzielten eine hohe Wirksamkeit von bis zu 74%. Die Leistungsfähigkeit der besten Fungizide wird in dieser Versuchsserie aber nicht deutlich. In Versuchen der Vorjahre mit deutlich höheren DON-Gehalten von mehr als 3 mg DON/kg Getreide differenzierten die Fungizide erheblich stärker. Hier zeigte sich die Überlegenheit des neuen Wirkstoffs Prothiconazole (im Input und Prosaro enthalten) im Vergleich zu den bisher besten Wirkstoffen Tebuconazole und Metconazole. Inwieweit eine verbesserte Leistung durch Superbenetzer zu erreichen ist, konnte im letzten Jahr leider nicht geklärt werden. Das Netzmittel Silwet Gold, zugemischt zur Kombination Pronto Plus plus Caramba bzw. zum Input, zeigte keine zusätzliche Wirkung, allerdings auch keine Unverträglichkeit. Für eine endgültige Beurteilung sind weitere Versuche erforderlich. Versuche in Triticale Bekanntlich ist die Fusarium-Anfälligkeit von Triticale mit der von anfälligen Weizensorten vergleichbar. Seit nunmehr zwei Jahren werden in Westfalen-Lippe spezielle Versuche zur Bekämpfung von Fusarium durchgeführt. Im Jahr 2002 wurden nur unzureichende Ergebnisse erzielt, da die Behandlungstermine nicht optimal gewählt wurden. Triticale schiebt in der Regel über einen Zeitraum von 10 bis 14 Tagen die Ähren, erst danach findet die Hauptblüte statt (wie beim Roggen). Sofern zu diesem Termin ausreichende Niederschläge fallen, ist dann erst der optimale Behandlungstermin erreicht. Im Jahr 2003 wurden sechs Versuche zur Bekämpfung von Blattkrankheiten und Ährenfusariosen angelegt. Dabei wurde Triticale immer nach Mais, teilweise als Mulchsaat, aber auch nach Pflugfurche angebaut. Blattkrankheiten traten wegen der trockenen Witterung fast nicht auf. Auch Fusariumbefall in der Ähre konnte nicht beobachtet bzw. bonitiert werden. Da aber aus jedem Versuch die unbehandelte Kontrolle auf Toxine analysiert wurde, konnten letztendlich drei Versuche detailliert ausgewertet werden. Die Ergebnisse dieser Versuche sind in Übersicht 3 (Seite 65) dargestellt. Geprüft wurden verschiedene Fungizide bzw. Fungizidkombinationen, wobei diese jeweils als Blattbehandlung in EC 39 und als reine Ährenbehandlung um EC 61 appliziert wurden. Die Ertragsleistung war ähnlich wie beim Weizen. Geringe Mehrerträge wurden nicht durch Vermeiden von Krankheiten, sondern durch die pyhsiologischen Ertragseffekte der eingesetzten Präparate erzielt. Diese Effekte lassen sich untereinander aber nicht statistisch absichern, wohl aber gegenüber der Kontrolle. Einsatztermin ist sehr wichtig Interessant ist aber die biologische Wirkung, abzulesen an den verringerten Toxingehalten. Die Wirkungsgrade schwanken abhängig vom Einsatztermin. Wie nicht anders zu erwarten war, sind Behandlungen vor dem Ährenschieben in EC 39 unwirksam gegen Fusarium. Im Gegenteil: Zu diesem Termin eingesetzte Fungizide können die Toxingehalte sogar erhöhen. Ursache hierfür ist die verzögerte Alterung des Getreides und der verlängerte Zeitraum zur Bildung von Toxinen (nur bei feuchter Witterung). Je besser das Fungizid, umso stärker kann dieser Effekt zum Tragen kommen. Schwieriger zu erklären ist dann aber die unterschiedliche Leistung der Ährenbehandlung. Hier kommt dem optimalen Einsatztermin der Ährenfungizide enorme Bedeutung zu. In einem Versuch (dargestellt in der Übersicht 3 in den Spalten schlechter Termin) erfolgte die Behandlung zwar nach Niederschlägen und auch ins Ährenschieben, aber schon etwa acht Tage vor der Hauptblühphase. In zwei Versuchen (dargestellt in der Übersicht 3 als optimaler Termin) wurde mit der Behandlung solange gewartet, bis erste Blütenblättchen an den Ähren zu finden waren. Gleichzeitig fielen genau zu diesem Termin Niederschläge von etwa 10 mm, so dass mit Sicherheit der optimale Bekämpfungstermin erreicht war. Dementsprechend wurden beim optimalen Termin Wirkungsgrade bis 83 %, beim ungünstigen Termin dagegen nur bis 33% erzielt. Input brachte die höchsten Wirkungsgrade, aber auch mit Juwel Top wurde der DON-Gehalt deutlich reduziert, sofern der Termin stimmt. Genauso wie im Weizen brachte der Zusatz von Superbenetzern keine stärkere Wirkung. Grundsätzlich, das haben die Versuche bewiesen, kann auch in Triticale mit Fungiziden der Toxingehalt verringert werden. Gute Wirkungsgrade sind aber nur dann zu erzielen, wenn die besten Termine getroffen werden. Hierfür ist ein noch höheres Fingerspitzengefühl gefragt als beim Weizen. In Übersicht 4 (Seite 66) ist das Leistungspotenzial wichtiger Fungizide und Fungizidkombination gegen Ährenfusariosen detailliert bewertet. Da im Stoppelweizen häufig DTR als dominante Krankheit auftritt, ist die Wirkung gegen diese Krankheit mit aufgeführt. Mittlerweile sind z. B. mit der Kombination aus Opera plus Input Fusarium und DTR optimal zu bekämpfen. Zur Festlegung der Fungizidstrategie sollten Sie zunächst einmal die Fusariumgefahr für den Standort klären. Das höchste Risiko ist in Mulchsaaten nach Mais gegeben, gefolgt von Mulchsaaten nach Getreidevorfrucht. Aber auch durch Pflügen reduziert sich die Fusariumproblematik nicht unbedingt gegen Null. Besonders bei enger Maisfruchtfolge (z. B. Mais Triticale Mais Triticale) wird nicht vollständig verrottetes Maisstroh hochgepflügt, das als Infektionsquelle für Fusarium dient. Grundsätzlich steigt das Risiko mit der Zunahme von organischer Substanz an der Bodenoberfläche. Vom Maisstroh wird vorrangig eine Infektion mit Fusarium graminerarum, vom Getreidestroh eine Infektion mit Fusarium culmorum gefördert. Die Infektionen dieser beiden Fusariumarten unterscheiden sich hauptsächlich in ihren Ansprüchen an die Temperatur (F.graminerarum 20 bis 22°C, F.culmorum 16 bis 18 °C). Beide Arten sind mit Fungiziden aber gleich gut zu bekämpfen. Optimale Infektionsbedingungen sind gegeben, wenn Gewitterlagen, hohe Sporendichte auf dem Mais- oder Getreidestroh (Perithezien) und die Hauptblüte von Weizen oder Triticale zusammentreffen. Strategien im Weizen der Vorfrucht anpassen Für Weizen-Mulchsaaten sind abhängig von der Vorfrucht zwei grundsätzlich unterschiedliche Fungizidstrategien zu favorisieren: Beim Anbau von Weizen nach Weizen sind weitere Schaderreger, besonders DTR, von hoher wirtschaftlicher Bedeutung. Zumindest in feuchteren Regionen sind drei Behandlungen als Spritzfolge einzuplanen. Die erste Behandlung mit z. B. 0,6 Juwel Forte Pack plus 0,4 kg/ha Unix gegen Halmbruch, Septoria tritici, Mehltau und erste DTR-Infektionen sollte frühestens in EC 30 erfolgen. Bei feuchter, warmer Witterung kommt der frühzeitigen Ausbreitung von DTR eine große Bedeutung zu. Unter Witterungsverhältnissen wie in Westfalen- Lippe ist dann häufig eine zweite Behandlung mit z. B. Acanto 0,3 l/ha plus Agent 0,3 l/ha oder Gladio 0,5 l/ha in EC 37 bis 39 erforderlich. Zur Abschlussbehandlung sollten dann Fungizide mit hervorragender Wirkung gegen DTR und Fusarium bevorzugt werden. Geeignet sind z. B. die Kombinationen aus Twist 0,25 l/ha plus Input Set (Proline 0,6 l/ha plus Impulse 0,6 l/ha) oder Opera 0,6 l/ha plus Input Set (Prolin e 0,6 l/ha plus Impulse 0,6 l/ha). In Mulchsaaten nach Mais ist der Befallsdruck mit Krankheiten in der Regel deutlich geringer, so dass bei normaler Saatzeit (10. bis 20. Oktober) nur eine breit wirksame Blattbehandlung mit z. B. Juwel Top ab 0,6 l/ha erforderlich ist. In extremen Spätsaaten (in diesem Jahr nach der frühen Maisernte eher selten) kann eventuell sogar auf die Blattbehandlung verzichtet werden. Zur Abschlussbehandlung sollte im Weizen als Mulchsaat nach Mais die Fusariumbekämpfung höchste Priorität haben. Dies gilt ganz besonders, wenn außerdem noch anfälligere Sorten angebaut werden. Zurzeit ist von der vollen Aufwandmenge des Input Set die beste Wirkung zu erwarten. Da Input Set ein breites Wirkungsspektrum hat, sind beim Weizen nach Mais keine weiteren Zumischpartner erforderlich. Nach Niederschlägen in der Blüte behandeln! In beiden Anbausystemen sind aber nur bei optimaler Terminierung der Abschlussbehandlung gute Wirkungen zu erzielen. Da Fusarium nur bei/nach Niederschlägen vorzugsweise in der Blüte infiziert, ist die Behandlung an diesen beiden Parametern auszurichten. Dabei muss man aber wissen, dass die einzelne Weizenähre sofort blüht, sobald sie aus der Blattscheide herausgewachsen ist, so dass in der Regel die Haupttriebe vor den Nebentrieben blühen. Der früheste Fusariumtermin ist erreicht, wenn Niederschläge gefallen sind und der Weizen etwa 30 bis 40 % der Ähren voll aus der Blattscheide herausgeschoben hat. An den voll geschobenen Ähren sind dann deutlich die Blüten zu finden. Bleibt es trocken, sollte man mit der Behandlung warten und spätestens dann behandeln, wenn alle Ähren voll geschoben sind. Kommt es beim Ährenschieben zu länger anhaltenden Niederschlägen, bleibt nur der Kompromiss: Entweder behandeln Sie auf Grund der Wetterprognose kurz vor den Niederschlägen, oder Sie setzen die Fungizide sofort nach Abklingen der Niederschläge und gegebener Befahrbarkeit ein. In solchen Fällen und in sehr feuchten Jahren (Juni/Juli) dürfen von der Fusariumbehandlung aber keine Wunder erwartet werden. Auch mit den besten Produkten können Infektionen nur über einen kurzen Zeitraum von maximal 4 bis 5 Tagen (kurativ max. 2 bis 3 Tage, protektiv max. 2 bis 3 Tage) verhindert werden. Strategien in Triticale Sofern Fruchtfolge und Bestellverfahren eine Fusariumgefahr ergeben, sollte auch in Triticale eine Fusariumbehandlung eingeplant werden. Vorbehandlungen gegen Halmbruch sind nur in feuchteren Regionen nach Getreidevorfrucht wirtschaftlich lohnend. Bei stärkerem Mehltaubefall kann außerdem eine Behandlung z. B. mit Pronto Plus zum Schossbeginn erforderlich werden. Ansonsten kann der Fungizideinsatz in Triticale nur auf eine Abschlussbehandlung reduziert werden. Um gute Wirkungsgrade gegen Fusarium zu erreichen, ist der optimalen Termin hier sehr wichtig. Der früheste fusariumwirksame Termin ist erst erreicht, wenn optimal nach Niederschlägen (Infektion) fast alle Ähren geschoben sind. Zur Bestimmung des Blühtermins sollte auch hier das Austreten der Antheren beobachtet werden. Zur Fusariumbekämpfung in Triticale ist Proline mit voller Aufwandmenge von 0,8 l/ha zu favorisieren (genaue Zulassung ist noch nicht bekannt). Das im Input Set enthaltene Impulse ist in Triticale leider nicht zugelassen. Zur Unterstützung kann bei hohem Fusariumrisiko dem Proline noch 0,5 l/ha Pronto Plus zugemischt werden. In Versuchen der Vorjahre stellten wir fest, dass nach Einsatz höherer Aufwandmengen von Pronto Plus oder auch Caramba (bzw. der Mischung aus Caramba und Pronto Plus) deutlich geringere Mehrerträge erzielt wurden als zugelassene Vergleichsprodukte (Juwel Top, Opus Top, Amistar plus Partner). Mit der Zulassung des Wirkstoffs Prothiconazole werden Alternativen in der Bekämpfung Fusarium in Triticale eröffnet. Fazit Die beschriebenen Strategien mit wirksamen Fungiziden können die Toxin-Belastung reduzieren, dürfen aber auf keinen Fall als die Lösung der Fusariumproblematik betrachtet werden. In Jahren mit sehr hohen Toxingehalten (1987, 1998, 2002) konnten in den Versuchen DON-Werte von 6 mg/kg auch mit den effektivsten Fungiziden lediglich um 20 bis 40% reduziert werden. Die zukünftig einzuhaltenden Grenzwerte von 0,5 mg DON/kg Getreide wurden also um ein Vielfaches überschritten. Alle zur Verfügung stehenden pflanzenbaulichen Vorsorgemaßnahmen müssen genutzt werden, um das Fusarium- Risiko von vornherein zu minimieren. Die Fungizide sind nur als Teil eines umfassenden Fusarium-Managements anzusehen.

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