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Was stabilisierte N-Dünger in Rüben bringen

Lesezeit: 6 Minuten

Lassen sich mit stabilisierten N-Düngern die Rübenerträge steigern? Versuchsergebnisse zur Wirkung dieser Dünger auf Ertrag und Qualität stellen Dr. Rudolf Haberland, Oschersleben, und Dr. Ulrich von Wulffen, LLFG Sachsen-Anhalt, vor.


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Stickstoff hat von allen Pflanzennährstoffen den stärksten Einfluss auf den Rübenertrag. Vor allem in der Hauptwachstumsphase muss die Rübe den Stickstoff kontinuierlich aufnehmen können. Wechselhafte Witterung führt aber zu einer sehr unterschiedlichen Verfügbarkeit.


So besteht in regenreichen Frühjahren die Gefahr einer zu tiefen Verlagerung, während bei Trockenheit die N-Aufnahme gehemmt ist. Sind unter diesen Bedingungen stabilisierte N-Dünger als langsam und gleichmäßig fließende Stickstoffquelle im Vorteil?


Wirkung stabilisierter N-Dünger:

Die Effekte beruhen dabei auf einer verzögerten Umsetzung von Ammonium zu Nitrat im Boden. Der Stickstoff verbleibt somit länger in der nur wenig beweglichen Ammoniumform. Auf diese Weise wird er in Wurzelnähe der Rübe gehalten und lässt sich bei Bedarf nutzen.


Bei der Anwendung liegen die Vorteile in der einmaligen Gabe zum Saattermin und in der stark begrenzten Nitratverlagerung. Derzeit stehen stabilisierte N-Dünger auf Basis von Dicyandiamid (DCD) und Dimethylpyrazolphosphat (DMPP) aus der Gruppe der Pyrazole zur Verfügung. Das DMPP ist als Ammonium-Stabilisator formuliert und unter dem Handelsnamen „Entec“ zugelassen.


Für den Einsatz Ammonium-betonter Mineraldünger mit verzögerter Nitratfreisetzung spricht, dass Rüben anfangs wenig Stickstoff benötigen. Die N-Verluste durch Ein- und Auswaschung bzw. Denitrifikation, die allein vom Nitrat ausgehen, lassen sich somit senken. Ammonium wird selbst auf sorptionsschwachen Böden kaum in tiefere Schichten verlagert. Es bindet sich an Ton- und Humusbestandteile und wirkt vor allem unter trockenen Bedingungen langsamer als das beweglichere Nitrat.


Ist es nass – wie im Frühjahr 2010 – bleibt Ammonium in der oberen Bodenkrume und wäscht nicht in tiefere Schichten. Das fördert besonders auf leichten, auswaschungsgefährdeten Böden eine rasche Jugendentwicklung der Rüben. Für Düngersysteme mit stabilisierten N-Düngern sind demnach folgende Vorteile zu erwarten:


  • Gleichmäßigere N-Versorgung und höhere N-Effizienz, weil die Rüben den Stickstoff besser ausnutzen.
  • Bessere Verfügbarkeit anderer Nährstoffe, weil Ammonium an der Wurzel den pH-Wert senkt.
  • Ertragszuwachs und sicherere Qualitäten trotz zunehmender Wetterkapriolen.
  • Einsparen einer Dünge-Überfahrt.
  • Weniger klimabelastende Stickoxide.
  • Eventueller Rodevorteil und geringere Ernteverluste durch höher herauswachsende Rübenkörper (wird untersucht!).


Positive Erfahrungen zum Einsatz stabilisierter N-Dünger gibt es bereits in Mais und Kartoffeln. Das veranlasste uns, die Wirkung auch in Rüben zu prüfen.


Höhere Erträge mit Entec?

Versuchs-standort war ein schluffiger Lehm auf Primärlöss in Bernburg am Südrand der Magdeburger Börde (80 bis 90 BP). Laut Untersuchung war der Boden gut mit Grundnährstoffen versorgt. Das N-An­gebot im Frühjahr lag bei 85 kg/ha in der oberen Bodenschicht von 0 bis 60 cm. Der pH-Wert betrug 7,0 bis 7,2. Die N-Düngung erfolgte mit einer Standardgabe von 80 kg N/ha. Zusammen mit dem pflanzenverfügbaren Stickstoff aus dem Boden reicht das für einen Ertrag von rund 70 bis 80 t/ha.


Im dreijährigen Versuch haben wir geprüft, wie stickstoffstabilisierende bzw. schwefelhaltige Dünger den Ertrag und die Qualität von Rüben beeinflussen. Der Feldversuch basierte auf einer N-Düngung nach der Stickstoff-Bedarfs-Analyse (SBA). Dieses System berücksichtigt die im Boden verfügbaren N-Mengen (Nmin-Wert), den zu erwartenden Ertrag sowie schlagspezifische Standortbedingungen. Im Versuch haben wir AHL mit ASS, 2 Entec-Düngern und Nitrophoska verglichen. Hier die Ergebnisse (Übersicht 1):


  • Der Rübenertrag reagierte auf die physiologisch saure Gabe mit ASS im Vergleich zu AHL leicht positiv.
  • Einen weiteren Ertragszuwachs erreichten die zwei Entec-Varianten und Nitrophoska. Die mit Entec gedüngten Rüben reagierten im trockenen und im sehr nassen Jahr positiv auf den Ertrag. So lag das Ertragsniveau vor allem im nassen Jahr in allen Varianten höher als in der AHL-Vergleichsvariante.


Offensichtlich reichen auch in trockenen Jahren die niedrigen im Entec vorhandenen Nitratmengen als Startgabe aus, wenn zum späteren Zeitpunkt stabilisierendes Ammonium die Rübe versorgt. In nassen Jahren profitiert dann die Rübe von der lang anhaltenden und kontinuierlichen Ammonium-Bereitstellung. Neben der verzögerten N-Freisetzung liegt das auch an der optimalen Kombination der Dünger.


  • Der Zuckergehalt zwischen den Düngerformen war gegenüber AHL und ASS bei den ertragsstärksten Varianten leicht höher.
  • Bei den Entec-Varianten und bei Nitrophoska waren die Amino-N-Gehalte niedriger. So lagen die Werte bei AHL und ASS bei 13 bzw. 13,7 mmol/kg Rüben, bei den übrigen Varianten bei 12,6 bis 12,8 mmol/kg Rüben. Die ohne N gedüngte Variante wies erwartungsgemäß mit 11,3 mmol/kg Rübe den niedrigsten Wert auf. Niedrige Amino-N-Gehalte wirken sich positiv auf die Qualitätsprämie aus.


Großflächenversuch:

Mit gleicher Versuchsfrage haben wir 2010 in Bernburg und 2011 in Großalsleben (Löß/Lehm in der Magdeburger Börde mit 91 BP) je einen Großflächenversuch angelegt und 2010 mit einem Sortenversuch kombiniert. Die Düngung erfolgte quer über alle Sorten in zweifacher Wiederholung. Dadurch war es möglich, bei mehreren ausgewählten Sorten die Scheitelhöhe der Rüben zu messen. Die Ergebnisse (Übersicht 2 auf Seite 111):


  • Entec 26 kurz vor der Saat war in beiden Jahren die Variante mit dem besten Rüben- und Zuckerertrag. Die Blätter waren kräftig grün.
  • Bei Ausbringung von Entec 26 im 2-Blattstadium der Rüben fiel der Ertrag in 2010 leicht ab. Allerdings wurde dies vom höchsten Zuckergehalt weitgehend kompensiert.
  • Im zweiten Versuchsjahr war es genau umgekehrt, so dass sich beide Entec-Varianten im Mittel der beiden Jahre anglichen. Auffallend war 2011 bei der Gabe von Entec 26 im 2-Blattstadium, dass der Amino-N-Gehalt relativ hoch war. Offensichtlich hat die Frühsommertrockenkeit die N-Wirkung der späten Entec-Gabe eingeschränkt.
  • Der Zuckergehalt reagierte bei optimaler N-Düngung wenig. In beiden Jahren war der Zuckergehalt und Amino-N-Gehalt bei AHL leicht besser.


Bei dem Großflächenversuch haben wir in den zwei Jahren zudem die Scheitelhöhe der Rüben gemessen. Hier bestätigten sich die Beobachtungen aus der Praxis: Bei den beiden mit Entec 26 gedüngten Varianten wuchsen die Rüben gegenüber KAS (2010) und AHL rund 2 bis 3 cm höher aus dem Boden. Das kommt neuen Ernteverfahren, wie dem Entblättern oder der minimalen Köpfung, entgegen. Ein weiteres Versuchsjahr soll die Beobachtung bestätigen.


Für wen interessant?

Mit N-stabilisierten Düngern erreichten wir gegenüber einer AHL-Düngung leicht höhere Rübenerträge. Der Mehrertrag beruht in erster Linie auf eine bessere N-Ausnutzung. Entec-Dünger wirken weitgehend witterungsunabhängig, fördern durch eine lange NH4-Bereitstellung das Wurzelwachstum und verhindern N-Verluste. Ihr Einsatz ist daher vor allem auf leichteren, auswaschungsgefährdeten Standorten sinnvoll. Die Ertragseffekte werden auf leichteren Flächen voraussichtlich deutlicher ausfallen als in unseren Versuchen. Die Mehrkosten für stabilisierte Dünger lassen sich in der Regel durch den Ertragsvorteil abdecken.


Vor allem für neue Ernteverfahren wie das Entblättern oder das minimale Köpfen ist das höhere Herauswachsen der Rüben nach Entec-Düngung positiv. Wir werden diesen Sachverhalt weiter untersuchen.

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