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Wasser-Kreuzkraut: Giftig und kaum zu stoppen

Lesezeit: 7 Minuten

Die Giftpflanze erobert rasant vor allem feuchtes und lückiges Grünland. Oft bleiben nur noch Handarbeit oder Stilllegung, um sie zu zähmen. Kontrollieren Sie daher jetzt Ihre Flächen, rät Klaus Gehring, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft.


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Bereits der Name Kreuzkraut treibt den meisten Futterbauern den Schweiß auf die Stirn. Nicht vergessen sind die vielen Arbeitsstunden, die sie auf ihrem Grünland damit verbracht haben, das Jakobs-Kreuzkraut in den letzten Jahren rigoros zu beseitigen. Nun breitet sich auch das Wasser-Kreuzkraut (Senecio aquaticus) weiter aus. Es tritt vor allem in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und in der norddeutschen Tiefebene auf. Bei hohem Besatz verursacht es für die betroffenen Betriebe mindestens genauso viel Arbeit wie das Jakobs-Kreuzkraut.


Im Futterbau zählt Wasser-Kreuzkraut, auch Greiskraut genannt, zu den Giftpflanzen. Sie sollten es daher in Ihrem Bestand nur begrenzt als Einzelpflanze tolerieren. Je nach Tierart und Futterkonservierung sind Bekämpfungsmaßnahmen bereits ab 0,5 bis 100 Pflanzen/10 m2 sinnvoll. Bei Rindern dürfen noch zwei Pflanzen/10 m² bei Heu- bzw. bis zu 20 Pflanzen/10 m² bei Silagefütterung auf der Fläche vorkommen. Jedoch darf der belastete Aufwuchs nur einen gewissen Anteil in der Ration ausmachen. Tritt die Pflanze in Ihren Beständen auf, ist zwar keine Panik angesagt, jedoch größtmögliche Vorsicht.


Sieger des neuen Klimas:

Kreuzkräuter sind Pionierpflanzen, die mit widrigen Bedingungen gut zurechtkommen und sogar teilweise davon profitieren. Kommt es z.B. durch extreme Witterung wie Überschwemmung oder Dürre zu Narbenschäden im Grünland, fördert dies die Ausbreitung von Wasser-Kreuzkraut. Diese Art zählt somit zu den Gewinnern des Klimawandels.


Als zweijährige Samenpflanze bildet es in der ersten Vegetationsperiode die typische Blattrosette. Im zweiten Jahr lässt sie sich ab Juni bis in den Frühherbst an der hellgelben, 13-blättrigen Korbblüte erkennen. Anschließend bildet sie reichlich Samen. Diese verbreiten sich mit dem Wind und bleiben sehr lange im Boden keimfähig. Damit bringt das Wasser-Kreuzkraut beste Voraussetzungen mit sich, um einen nachhaltigen Bestand zu entwickeln und sich großflächig im Grünland zu verbreiten.


Typische Risikoflächen:

Bevorzugte Standorte sind Feuchtwiesen, aber auch frische bis mäßig feuchte Wiesen und Weiden. Die Pflanze gilt dabei auch als Zeigerpflanze für saure bis mäßig saure Bodenverhältnisse und eine mäßige Stickstoffversorgung des Bodens.


Nur weil das Wasser-Kreuzkraut natürlich in Feuchtwiesen vorkommt, sind diese nicht per se auch Problemflächen. Auf welchen Standorten es auftritt, hängt vielmehr vom Zustand der Narbe ab. Lücken oder zeitweise zerstörte Narbenbereiche besetzt die Pionierpflanze schnell mit ihren flugfähigen Samen. Risikoflächen sind somit vor allem feuchte Wiesen und Weiden mit vielen Narbenlücken und Fehlstellen. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese offenen Bereiche durch ungeeignete Pflege, eine zu geringe Nährstoffversorgung, Fahrspuren, Tiertritte oder eine radikal veränderte Intensität der Nutzung entstanden sind.


Auch extensives Grünland ist nicht generell gefährdet. Ein Beispiel: In Teilen des Allgäus und des oberbayerischen Alpenvorlandes haben sich in den letzten Jahren stark befallene Flächen entwickelt. In der Region gibt es aber auch sehr extensive Streuwiesen ohne Wasser-Kreuzkraut. Das liegt an der meist sehr dichten Narbe und geschlossenen Bodenoberfläche dieser Wiesen.


Maßnahmen gegen das Kraut:

Probleme mit dieser Giftpflanze lassen sich nur vermeiden, wenn Sie den Erstbefall oder die von Einzelpflanzen ausgehende Ausbreitung sicher erkennen. Kontrollieren Sie daher Ihre Flächen am besten im Juni bis Juli auf Besatz. Doch aufgepasst. Nicht alle Rosettenpflanzen, die gelb blühen, sind auch das unerwünschte Kreuzkraut. Es lässt sich leicht mit Wiesen-Pippau, -Bocksbart oder Johanniskraut verwechseln.


Entdecken Sie erste Einzelpflanzen, ist ein gezieltes Beseitigen, z.B. durch Ausstechen, die effektivste und sicherste Maßnahme, das Kraut in Schach zu halten. Doch was hilft, wenn sich die Pflanzen bereits stärker auf Ihren Flächen breitgemacht haben?


Um Wasser-Kreuzkraut im Grünland einzudämmen und möglichst vollständig zu bekämpfen, sind vier Maßnahmen bekannt: Ausdunkeln, Herbizideinsatz, Ausstechen und Flächenstilllegung. Wie gut die Strategien wirken, mussten diese auf einer stark befallenen Niedermoorfläche im Allgäu unter Beweis stellen. In einem Dauerversuch von 2011 bis 2015 testete eine Arbeitsgruppe der dortigen Landwirtschafts- und Umweltverwaltung die Maßnahmen und entwickelte diese weiter. Dabei zeigte sich Folgendes:


  • Das „Ausdunkeln“ von Wasser-Kreuzkraut ist ein komplexes Verfahren. Die Idee dahinter: Das Kreuzkraut ist eine Halblichtpflanze. Die Blattrosette mag es daher nicht, wenn man sie dauerhaft abdunkelt. Durch ein gezielt spätes Schneiden – bis zum Blühbeginn des Krautes – beschattet der Grünlandbestand das Unkraut möglichst lange und verhindert die Samenbildung. Da Wasser-Kreuzkraut sehr schnittverträglich ist, kommt es nach der Mahd zu einer schnellen Folgeblüte, die dann einen optimalen 2. bzw. 3. Schnitt erfordert. Im Versuch ließ sich mit dieser Methode ein mittlerer Wirkungsgrad von knapp 65% erzielen (siehe Übersicht auf Seite 74). Das reicht jedoch nicht aus, um stark befallene Flächen zu sanieren. Das Ausdunkeln ist daher eher ein langfristiges Konzept für Befallsflächen.
  • Zur chemischen Regulierung kam im Spätsommer das Spezialherbizid Simplex (Aminopyralid + Fluroxypyr) zum Einsatz. Es hat allgemein eine sehr hohe Bekämpfungsleistung. Diese ist jedoch auch der „Pferdefuß“ der Maßnahme. Denn das Mittel lässt praktisch einen reinen Grasbestand zurück. Zudem ließen sich trotz zusätzlicher Nachsaat die entstandenen Narbenlücken nicht vollständig schließen. Im Abstand von zwei bis drei Jahren entwickelten sich dort neue Keimpflanzen des Wasser-Kreuzkrautes. Ein Befreiungsschlag mit Simplex ist daher mittelfristig nur durch eine Folgebehandlung und/oder mit weiteren Maßnahmen möglich.
  • Das regelmäßige Ausstechen von Rosettenpflanzen nach jedem Schnitt konnte den Besatz stark reduzieren. Der Haken: Trotz des sehr effektiven Einsatzes eines handelsüblichen Unkrautstechers sind dafür tausende von Arbeitsstunden pro Hektar aufgelaufen. Ein Aufwand, der sich bei großen Befallsflächen mit hohem Besatz nicht realistisch umsetzen lässt. Es gibt dennoch Beispiele aus der Praxis von ökologisch wirtschaftenden Betrieben, die mit dieser Methode in einem mehrjährigen Kraftakt ihre Flächen weitestgehend von Wasser-Kreuzkraut befreit haben. Bei geringem Erst- oder Folgebefall ist das Ausstechen aber in jedem Fall eine hocheffektive Maßnahme.
  • Die mehrjährige Stilllegung beseitigte das unerwünschte Wasser-Kreuzkraut vollständig. Ein anfangs kaum erkennbarer Effekt führte nach zwei bis drei Jahren zu einem kompletten Ausfall der Pflanzen. Wie lange dieser Erfolg nach erneuter Schnittnutzung anhält, ließ sich im Zeitraum des Versuches nicht feststellen. Eine Stilllegung eignet sich vor allem für befallene Ausgleichsflächen und bei kleinflächigem Extrembefall.


Kein Standardrezept:

Wie der Versuch deutlich zeigt, gibt es kein Standardrezept, um einen geschlossenen, artenreichen Grünlandbestand ohne Wasser-Kreuzkraut wiederherzustellen. Je nach Betrieb und Standort sind verschiedene der vier Maßnahmen sinnvoll, denn einige lassen sich vor Ort nicht praktisch umsetzen oder sind nicht zulässig. Im Ökolandbau und auf Flächen mit Schutzstatus ist z.B. der Herbizideinsatz meist verboten. Nur im Einzelfall sind Notbehandlungen nach Absprache mit dem Vertragsgeber bei Extensivierungsprogrammen möglich. Erkundigen Sie sich dazu immer genau bei Ihrer zuständigen Stelle vor Ort.


Je nachdem, wie stark das Wasser-Kreuzkraut auf Ihren Schlägen vorkommt, führen zudem unterschiedliche Konzepte zum Ziel. Bei Erstbefall ist gezieltes Ausstechen die beste Lösung. Flächen mit hohem Besatz lassen sich durch Stilllegung oder Herbizideinsatz sanieren. Einen Folgebefall verhindern Sie, indem Sie die Bestände gezielt schneiden (spät, bis zum Blühbeginn des Wasser-Kreuzkrautes), regelmäßig nachsäen, die Nutzungsintensität an den Standort anpassen und die Pflanzen bei Bedarf ausstechen. Wichtig: Trotz einer erfolgreichen Regulierung der Giftpflanze lässt sich Ihr Grünlandbestand nicht mehr so einfach bewirtschaften wie zuvor. Er erfordert ein ständig wachsames Auge und sofortige Maßnahmen bei Neubefall.

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