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Weizen auf 30er-Sandböden

Lesezeit: 5 Minuten

Marten Woellner schätzt das hohe Ertragspotenzial von Hybridweizen. Der Anbau ist laut dem brandenburgischen Landwirt aber nicht auf jedem Standort gerechtfertigt.


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Mit dem Anbau von Hybridweizen auf unseren trockenen Grenzstandorten, können wir mehr Weizen – der zurzeit preislich attraktiver ist – anstatt Roggen vermarkten“, begründet Marten Woellner seine Entscheidung, die Kultur in die Fruchtfolge aufzunehmen. Neben 100 bis 250 ha Hybridweizen stehen auf den 2300 ha der Havelland-agrar eG in Weseram auch Linienweizen, Roggen, Raps, Mais, Sojabohnen und Spargel. Die teils sehr heterogenen Flächen sind mit 20 bis 50 Bodenpunkten (BP) bonitiert. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge liegt bei 500 mm. Um Wasser zu sparen, versucht Woellner so gut es geht auf den Pflug zu verzichten.


Für Weizen in Backqualität setzt er auf A-Sorten. Die Sortenwahl alleine ist jedoch keine Garantie für gute Qualitäten. „Rauschen in trockenen Jahren die Hektolitergewichte nach unten, gehen die Partien als Futterweizen vom Hof,“ berichtet der Landwirt. Im Schnitt der letzten Jahre konnte er selbst den Futterweizen 2,00 bis 2,50 € je dt teurer verkaufen als den Roggen.


Als Grenzstandorte beschreibt Woellner Flächen mit 30 bis 40 BP. Auf seinen Schlägen dieser Güte liefert Hybrid-weizen ähnliche Erträge wie Roggen. Vergleicht man die Kosten dieser Kulturen, unterscheiden sich diese bei Pflanzenschutz und Düngung kaum. „Wir behandeln den Weizen auf diesen leichten Böden meist nur einmal mit Wachstumsregler und Fungizid,“ erklärt er.


Achillesferse saatgutkosten


Knackpunkt beim Hybridweizenanbau sind die Saatgutkosten. Woellner kalkuliert mit zwei Drittel höheren Saatkosten als beim Roggen. Um das ökonomische Optimum zu finden, hat er Versuche zu Saatstärke und -termin gemacht. Die Erkenntnis daraus: Zu dünne Bestände ver-unkrauten leicht und fallen im Ertrag ab. „Wir müssen immer einen gewissen Puffer einplanen, da die Gänse die Auflaufquote stark mindern können,“ erklärt er die Tendenz zu höheren Saatstärken.


Heute sät Woellner das Getreide nach Applikationskarte. Die Spanne beim Hybridweizen reicht je nach Bodengüte von 130 bis 200 Kö./m². Im Mittel liegt die Saatstärke bei etwa 170 Kö./m². Basis für die Applikationskarten stellen EM 38/Leitfähigkeits-Messungen dar, welche er mit Ertragskarten verschneidet. Mit dieser Datengrundlage kann Woellner Zonen mit geringem und hohem Ertragspotenzial festlegen. In den Niedrigertragszonen geht er bis auf 130 Kö./m² runter, je mehr Wasser der Boden halten kann, desto mehr sät er.


Der Ackerbauer strebt mit 150 Pflanzen und 3,5 Halmen je Pflanze etwa 500 bis 550 Ähren/m² zur Ernte an. Landwirten, die den Anbau von Hy-bridweizen testen möchten, rät er, sich von oben nach unten an die passende Saatstärke heranzutasten. Nach seinen Erfahrungen erreicht man die höchsten Erträge mit zwei Drittel der Aussaatstärke von den Liniensorten – aufgrund der Saatgutkosten entspricht das jedoch nicht dem ökonomischen Optimum.


Die Einzelkornsaat von Getreide findet aktuell noch keine Anwendung auf dem Betrieb. Woellner sieht jedoch vor allem in Regionen mit knapper Wasserversorgung Potenzial für das Verfahren. „Gerade der Hybridweizen mit seinem frohwüchsigem Wurzelwerk und dem enormen Bestockungsvermögen kann von der optimierten Standraumverteilung profitieren“, so der Landwirt.


Den Aussaattermin hat er in den letzten Jahren von Anfang September in die zweite Septemberdekade verschoben. Die milden Winter und ein spätes Vegetationsende in den vergangenen Jahren sorgten für üppige Bestände zum Frühjahr. Treten dann Spätfröste zur beginnenden Halmstreckung auf, sind die Vegetationskegel sehr empfindlich und Auswinterungsschäden oft die Folge.


Düngung und Pflanzenschutz


Damit Hybridweizen ausreichend bestockt, ist eine frühe Düngegabe wichtig. Auf dem Betrieb in Weseram wird nicht nur der Hybridweizen, sondern das gesamte Wintergetreide bis Mitte März nahezu komplett aufgedüngt. Im Falle des Hybridweizens sind das 150 kg/ha Stickstoff (inkl. Nmin). Woellner setzt auf einen stabilisierten Flüssigdünger mit 25% Gesamtstickstoff und 6% Schwefel. „Wir müssen den Dünger im Boden haben, bevor die Trockenheit richtig zu schlägt“, bekräftigt er das Vorgehen. Fällt im Frühjahr genug Regen, gibt er zur Fungizidbehandlung 50 kg/ha Ammoniumharnstofflösung (AHL) dazu, um den Ertrag abzusichern. Die einmalige Fungizidbehandlung erfolgt meist zu EC 34. Die Böden begrenzen den Ertrag so sehr, dass eine höhere Intensität in der Regel nicht wirtschaftlich sei.


Den Linienweizen auf den besseren Böden behandelt Woellner bei ausrei-chenden Niederschlägen zweimal. Auch die Aufwandmenge der Fungizide werden mittels Applikationskarte gesteuert. Basis ist hier der mittels Satellitenbilder errechnete Blattflächenindex.


Wie rechnet sich der Anbau?


Es gab Jahre, in denen Hybridweizen auf Böden mit etwa 45 BP ca. 70 dt/ha brachten. Im gleichen Jahr lieferten Liniensorten auf vergleichbaren Flächen lediglich 50 dt/ha. Laut Woellner hat sich aber auch bei den Liniensorten viel getan und solche Unterschiede sind nicht mehr realistisch. Bei etwa doppelt so hohen Saatgutkosten verdrängt der Hybridweizen auf diesen Standorten daher keinen Linienweizen mehr.


„Seine Vorzüge kann der Hybridweizen auf leichten Flächen ausspielen, auf denen er mit Roggen konkurriert. Dort schafft er es sogar, mit den Erträgen der Weizenlinien auf besseren Böden mitzuhalten.“ Woellners Erfahrungen zeigen auch, dass in Jahren mit ausreichendem Niederschlag der Hybridweizen sein Ertragspotenzial besser ausschöpft als Hybridroggen, und dass aufgrund des kürzeren Strohs die Druschleistung beim Weizen über 10% höher ist als beim Roggen.


Sein Fazit: „Trotz der hohen Saatgutkosten ist der Anbau auf einem Teil der Flächen aus gesamtbetriebswirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Sollten sich die Saatgutkosten denen der Linien angleichen, würden wir deutlich mehr Hybridweizen säen.“ ▶


Daniel Dabbelt

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