Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Aus dem Heft

Welche Gerstensorte für Ihren Acker?

Lesezeit: 7 Minuten

Im Norden dominieren zwar die mehrzeiligen Sorten. Auf leichten Böden sind jedoch die Zweizeiler eine echte Alternative, da sie sichere hl-Gewichte liefern. Tipps zur Sortenwahl gibt Dr. Ulrich Lehrke, LWK Niedersachsen.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Vor allem Betriebe in Veredlungsregionen spielen aktuell mit dem Gedanken, wieder mehr Wintergerste anzubauen. Weil man sie auch nach neuer Düngeverordnung im Herbst mit Gülle und Gärresten düngen darf, wird sie Triticale, Roggen oder Winterweizen in viehstarken Regionen voraussichtlich zurückdrängen.


Dennoch: Der Anbau von Wintergerste bleibt wirtschaftlich schwierig. Wie bei allen anderen Getreidearten ist es fraglich, ob sie die Vollkosten von ca. 18 bis 19 €/dt in der kommenden Anbauperiode erreichen wird. Daher gilt es, die Erträge auch künftig weiter zu steigern und die Anbaukosten zu senken. Mit der richtigen Sorte für Ihren Standort beeinflussen Sie beide Größen.


Bauen Sie daher im Herbst ertrag-reiche, gesunde, standfeste und halmstabile Sorten an. Belastbare und regionale Infos zu allen wichtigen Sorteneigenschaften liefern nur die mehr-jährigen Ergebnisse der Landessortenversuche (LSV). Diese finden an mehreren Standorten statt und sind die Grundlage für Kleinparzellenversuche in den Regionen. Aber auch Ihre eigenen Erfahrungen, z.B. zur Druschfähigkeit einer Sorte, sollten mit in die Entscheidung einfließen.


Ertrag – kaum Zuchtfortschritt:

Die Erträge der wichtigsten Wintergerstensorten liegen auf vergleichbaren Standorten seit einigen Jahren eng beieinander. Die letztjährigen Relativerträge der Sorten und die Ertragseinstufung des Bundessortenamtes (BSA) entnehmen Sie der Übersicht 1. Im letzten Jahr prüfte die Landwirtschaftskammer Niedersachsen die Wintergerstensorten an sechs Standortgruppen (Marsch, leichte Lehme, Sand West, Sand Nord, Löss und Hügel). Hier die wichtigsten Ergebnisse:


Die mittleren Kornerträge variierten deutlich von 83 dt/ha auf den Sandböden Nordhannovers bis 100 bzw. 104 dt je ha auf den Marsch- und Lehmstandorten. Kaum Unterschiede zeigten dagegen die Relativerträge der einzelnen Sorten innerhalb der jeweiligen Standortgruppe. Einzige Ausnahme: Die frühe Sorte Joker konnte ihr – vom Bundessortenamt mit der Note 9 als sehr hoch bewertetes – Ertragsniveau nur auf den Höhenlagen unter Beweis stellen (104%). Auf den fünf übrigen Standorten blieb sie mit Relativerträgen von 98 bzw. 99% unter dem Standard.


Das Ertragspotenzial der wichtigsten Wintergerstensorten hat sich in den letzten Jahren insgesamt kaum verändert. Spitzensorten wie z.B. Quadriga, Wootan, KWS Kosmos, KWS Meridian oder Tamina lieferten 2016 Relativerträge von 100 bis 102%. Dieses Niveau erreicht jedoch auch die nur noch auf Lehmstandorten geprüfte ältere Sorte Lomerit (Zulassung 2001). Dies ist ein klarer Beleg für den geringen Zuchtfortschritt in den letzten Jahren.


Was leisten die Hybriden?

Der von den Züchtern erhoffte Ertragsfortschritt durch die Einführung von Hybridsorten hat sich nicht bewahrheitet. So liegen die Hybriden – wie in den Vorjahren – allenfalls auf dem Niveau der besten Liniensorten. Damit ihr Anbau wirtschaftlich ist, wäre beim aktuellen Ertragsniveau aber ein Mehrertrag von etwa 5 bis 6 dt/ha nötig. Nur dann ließen sich die deutlich höheren Saatgutkosten ausgleichen.


Dennoch arbeiten mittlerweile fast alle Züchter an der Entwicklung von Hybridlinien. Damit wollen sie wohl vor allem den unliebsamen Nachbau begrenzen. Die Erkenntnis, dass die Heterosiseffekte durch die Hybridzüchtung – inbesondere im Ertrag – beim Selbstbefruchter Getreide nur schwach ausgeprägt sind, setzt sich wissenschaftlich jedoch immer mehr durch.


Zweizeiler für Sandböden:

Beim Vergleich von zwei- und mehrzeiligen Sorten haben erwartungsgemäß die Mehrzeiler im Ertrag die Nase vorn. Die etwas ältere, zweizeilige Sorte California erzielt jedoch auf Sandböden das Niveau der mehrzeiligen. Und das, obwohl das Bundessortenamt diese mit dem geringsten Ertrag im Sortiment (Note 6) eingestuft hat.


Der größte Vorteil der zweizeiligen Sorten liegt in ihrem höheren Hektolitergewicht (hl-Gewicht) auf schwächeren Sandböden. Die Einstufung wichtiger Sorten auf Sand- und Lehmböden entnehmen Sie der Übersicht 2. Es zeigt sich, dass die Werte der meisten Sorten deutlich über 64 kg liegen und somit ausreichen. Mehrzeilige Sorten bringen auf schwereren Lehmböden bessere Ergebnisse als auf Sand. Auf beiden Standorten schwächere hl-Gewichte weisen allerdings die Mehrzeiler Joker und KWS Tenor sowie die neuere Sorte LG Veronika auf. Bei den zweizeiligen Sorten fallen KWS Glacier und Kathmandu leicht ab.


Winterhärte bleibt wichtig:

Zwar hatte Wintergerste mit Auswinterungsschäden im Vergleich zum -weizen in den letzten Jahren weniger zu kämpfen. Dennoch bleibt die Winterhärte ein wichtiges Kriterium bei der Sortenwahl. Vor allem für die neueren Sorten gibt es dazu jedoch oft nur wenige Informationen vom Bundessortenamt und den Züchtern.


Wie winterhart die aktuellen Gerstensorten sind, prüfen die Länderdienststellen Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen. Demnach neigen z.B. Sandra und KWS Liga zur Auswinterung (siehe Übersicht 3). Weniger kältetolerant sind zudem Souleyka, KWS Joy und die Winterbraugerste Wintmalt.


Gut gewappnet gegen niedrige Temperaturen sind KWS Kosmos, KWS Keeper, KWS Meridian, KWS Tenor und Lomerit. Alle anderen wichtigen Sorten wie Quadriga, Tamina oder Wootan sind durchschnittlich eingestuft.


Fester Stand von Anfang an:

Neben dem Ertrag sind Standfestigkeit, Halmstabilität bzw. Ährenknicken und Blattgesundheit ausschlaggebende Kriterien bei der Auswahl von Sorten. Mit Blick auf die Starkregenereignisse der letzten beiden Sommer empfiehlt es sich, standfeste Kandidaten zu nutzen.


Die standfesteste Sorte im derzeitigen Sortiment ist SU Ellen mit der BSA-Note 2. Wegen der schwächeren Erträge steht die frühe Sorte in Niedersachsen aber nicht mehr im LSV. Gut standfest sind darüber hinaus auch die Mehrzeiler Quadriga, Tamina, KWS Meridian, KWS Keeper, KWS Tenor und die Hybride Bazooka (siehe Übersicht 4). Trotz mittlerer Pflanzenlänge neigen die neueren Sorten KWS Kosmos und Joker etwas mehr zu Lager. Die Sorte Lomerit zeigt dagegen deutliche Schwächen in ihrer Standfestigkeit und wurde mit der Note 7 am schlechtesten beurteilt.


Weil zweizeilige Sorten meist mehr als 10 cm kürzer sind als die Mehrzeiler, sind sie oft auch standfester. Das trifft insbesondere auf California und Albertine zu. Etwas lageranfälliger ist jedoch Matros.


Hohe Ertragsverluste können bei Wintergerste neben Lager auch vom sogenannten Ähren- bzw. Halmknicken resultieren. Die Sortenprüfung des BSA erfasst beide Merkmale. Dabei fällt auf, dass abgeknickte Ähren und damit Ährenverluste bei vielen mehrzeiligen Sorten auftreten. Das gilt besonders für einige Hybriden wie Wootan. Kurz vor der Ernte sind Verluste auch durch das Zusammenbrechen der Bestände in Folge des Halmknickens möglich. Vor allem in diesem Sommer sind nach dem Starkregen viele Bestände in die Knie gegangen.


Gefährdet sind Sorten wie Lomerit, KWS Kosmos, Joker, KWS Meridian oder LG Veronika (siehe Übersicht 4). Viele zweizeilige Sorten sind dagegen als sehr stabil bei diesem Merkmal eingestuft. Bei den Mehrzeilern zeigen Tamina, Quadriga und sogar die längeren Sorten KWS Tenor sowie KWS Keeper einen stabilen Halm. Das reduziert das Anbaurisiko in Jahren mit Extremwetterlagen.


Ohne Rost und Flecken:

Gesunde Sorten sind ebenfalls ein wichtiges Kriterium. Wegen der klimatischen Entwicklung der letzten Jahre spielt bei Gerste – ähnlich wie beim Weizen – im Frühjahr vor allem Zwergrost (Braunrost) eine dominierende Rolle. Wie stark der Rost die Wintergerste infiziert, hängt von der Sorte ab. Die zweizeiligen weisen dabei durchgehend eine gute Resistenz auf. Auch die Mehrzeiler Loreley, KWS Keeper, Joker, Tamina, KWS Meridian und KWS Tenor fallen mit Boniturnoten unter 3,5 positiv auf. Etwas anfälliger gegenüber Zwergrost sind hingegen Quadriga, die Hybriden wie Wootan und die neuere Sorte KWS Kosmos. Hochanfällig sind die älteren Sorten Lomerit und vor allem Leibniz.


Blatt- oder Netzflecken traten in den letzten Jahren kaum auf. Gute Resistenzen gegenüber diesen Erregern sind bei der Sortenwahl daher nicht hauptausschlaggebend. Bei der in 2016 sehr stark aufgetretenen Krankheit Ramularia ließen sich bislang nur geringe Sortenunterschiede feststellen.


Saatgut verfügbar?

Die Vermehrungsfläche gibt einen Hinweis auf die Verfügbarkeit von Saatgut und spiegelt in etwa den Anbauumfang von Sorten in der Praxis wider. Dass KWS Meridian die dominierende Rolle in Deutschland leicht ausgebaut hat, ist an den etwas über 3000 ha Vermehrungsfläche klar erkennbar. Dahinter folgt die zweizeilige California (zz), die ihre Position festigen konnte. Gleiches gilt für Sandra (zz) und die alte Sorte Lomerit. Ihren Anbau deutlich ausgeweitet hat die neuere Sorte KWS Kosmos, die sich in diesem Jahr aber noch in der Praxis beweisen muss.


Wegen der guten Ergebnisse aus 2016 legen die Sorten Quadriga, Tamina und die Hybride Wootan im Vermehrungsumfang wieder zu. Die sehr standfeste, frühe Sorte SU Ellen blieb in der Vermehrung nahezu unverändert. Seltener auf dem Feld stehen dagegen Joker und KWS Tenor. Ihre Erträge haben Landwirte und VO-Firmen im Vorjahr nicht überzeugt. Von den neuen Sorten wird vor allem KWS Higgins zum Probeanbau zur Verfügung stehen.-afb-

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.