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Wintergerste: Denken Sie auch an harte Winter!

Lesezeit: 8 Minuten

Warum die Liniensorten den Hybriden nach wie vor meist überlegen sind, verraten Jörg Schaper und Dr. Karsten Möller, LWK Niedersachsen.


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Gerste ist im Kommen: Die Anbaufläche stieg im Jahr 2016 um knapp 4% auf bundesweit 1,3 Mio. ha. Dazu beigetragen haben die sehr guten Erträge im Vorjahr sowie die Greening-Vorgaben bezüglich der Anbaudiversifizierung und ökologischen Vorrangfläche mit Zwischenfrüchten. Stehen beim Zwischenfruchtanbau die Nematodenreduktion oder N-Bindung über leguminosenhaltige Mischungen im Vordergrund, ist dies nur bei früher Saat nach Wintergerste möglich.


Vorteile durch Hybriden?

Worauf kommt es bei der Sortenwahl für den Anbau 2016/17 an? Am wichtigsten ist, ertragsstabile Sorten für die jeweilige Region zu finden. Um konstant hohe Erträge zu erreichen, muss eine Sorte zunächst über ein hohes Ertragspotenzial verfügen.


Die Sorte Joker stand bei den Landessortenversuchen (LSV) Niedersachsen im letzten Jahr in fast allen Regionen auf den vorderen Plätzen. Allerdings war 2015 das erste Prüfjahr in den LSV für diese Sorte. Auch fällt die Hybridsorte Wootan positiv auf. Damit bestätigt sich die Leistungsfähigkeit neuerer Hybridsorten. Ein klarer Ertragsabstand gegenüber den besten Liniensorten ist meist aber nicht vorhanden. Auch die Hypothese, dass Hybridsorten besonders unter nicht optimalen Wachstumsbedingungen, z.B. auf leichten Sandböden, Vorteile haben, bestätigt sich nicht.


In den LSV werden Hybriden, wie praxisüblich, mit reduzierter Saatstärke gesät. Bei 180 Körner/m2 (2 Einheiten je ha) sind die Saatgutkosten trotzdem noch ca. 50 bis 70 €/ha höher als bei Liniensorten. Bei einem angenommenen Preis für Futtergerste von 15 €/dt zehren diese Mehrkosten etwa 4 dt/ha vom Ertrag der Hybridsorten auf. Um den direkten Vergleich von Hybrid- und Liniensorten zu ermöglichen, sind für die 10 besten Sorten der jeweiligen Region die Mehrkosten für Hybridsaatgut in Übersicht 1 berücksichtigt. Auch die aktuellen Hybridsorten fallen hier ins Mittelfeld ab. Aus wirtschaftlicher Sicht ist ein Anbau durchaus vertretbar, eine zusätzliche Wertschöpfung kommt beim Landwirt aber in der Regel nicht an.


Um das Ertragspotenzial auch unter wechselnden Umwelt- und Witterungsbedingungen umsetzen zu können, sollte eine Sorte in den wichtigsten Eigenschaften am besten keine oder nur geringe Defizite aufweisen. Neben Winterhärte zählen vor allem Standfestigkeit und Strohstabilität dazu. Auch eine gute Gesundheit ist wünschenswert.


Nach milden Wintern gerät zwar die Auswinterung schnell in Vergessenheit, dennoch ist die Winterhärte bei der Sortenwahl zu beachten. Die Unterschiede sind bei Gerstensorten allerdings nicht so stark ausgeprägt wie bei Weizen. Zu den winterhärteren Sorten zählen z.B. Anja, Tenor, Meridian, Loreley, Keeper oder auch die zweizeiligen Sorten Matros und Infinity. Eine schwächere Winterfestigkeit weisen z.B. Souleyka, Zzoom, Glacier und Sandra auf.


Standfeste Sorten:

Hohe Niederschlagsmengen im Mai oder die in diesem Jahr besonders häufig aufgetretenen Gewitterniederschläge im Juni können bei Gerste Lager verursachen. Wichtig ist vor allem, frühes und daher sehr ertragsrelevantes Lager zu vermeiden. Eine Möglichkeit ist der angepasste Einsatz von Wachstumsregulatoren. Um Lager zu verhindern, ist jedoch die Standfestigkeit der Sorte sehr wichtig. Gerade Betriebe mit stärkerer organischer Düngung und schwer zu kalkulierender N-Nachlieferung sollten darauf besonders achten. Hier bieten sich standfeste Sorten, wie z.B. Anja, Quadriga oder die zweizeiligen Albertine und California (siehe Übersicht 2, S. 70), an.


Ist das N-Nachlieferungsvermögen des Standortes gut einzuschätzen und ein termingerechter Wachstumsreglereinsatz gewährleistet, kommen auch lageranfälligere Sorten infrage. Dass es funktionieren kann, zeigt sich bei Lomerit. Trotz der sehr schwachen Standfestigkeit hält sich die Sorte seit 15 Jahren erfolgreich im Anbau.


Halm- und Ährenknicken:

Ein angepasster Wachstumsreglereinsatz reduziert nicht nur die Pflanzenlänge. Er erhöht zudem die Strohstabilität, was das Halm- und Ährenknicken vermindert. Daher sollte man diese bei Hybridsorten stärker absichern. Denn sie neigen bei durchschnittlicher Standfestigkeit oft zu stärkerem Halm- und vor allem Ährenknicken.


Die Strohstabilität wird besonders in Jahren mit witterungsbedingt verzögerter Ernte gefordert. In den Sortenversuchen zeigen häufig auch die etwas früher abreifenden Sorten wie Lomerit, Joker oder Meridian stärkeres Halmknicken. Beim Ährenknicken fallen besonders Titus, Leoo, Galation und Wootan negativ auf, während bei Zweizeilern in der Regel weniger abgeknickte Ähren zu beobachten sind.


Gesunde Sorten:

Neben Standfestigkeit und Halmstabilität beeinflusst auch die Blattgesundheit einer Sorte entscheidend die Ertragsstabilität. Besonders ertragswirksam ist der Befall mit Zwergrost. Neben den altbekannten Sorten Leibniz und Lomerit, weisen auch die Hybridsorten eine stärkere Anfälligkeit auf. In der Regel lässt sich der Rostbefall durch die standardmäßige ein- bis zweimalige Fungizidbehandlung gut kontrollieren. Auch die anderen Krankheiten wie Mehltau, Netzflecken und Rhynchosporium sind zu beachten.


Die Blattsprenkelkrankheit Ramularia collo-cygni ist in diesem Jahr wieder stärker aufgetreten und war häufig die bedeutsamste Krankheit. Gewisse Unterschiede in der Sortenanfälligkeit sind während der Abreifephase nur kurz sichtbar, da der Befall sehr schnell erfolgt. Die Unterschiede sind zudem nicht so stark ausgeprägt, dass man auf eine wirksame Bekämpfung verzichten kann. Stärkerer Befall ist häufig bei früher abreifenden Sorten zu beobachten, Hybridsorten scheinen dagegen etwas weniger anfällig zu sein.


Wie ertragsstabil die einzelnen Sorten sind, entnehmen Sie der Übersicht 3. Sie gibt wieder, wie hoch die Ertragsverluste bei ausgelassener Fungizid- und Wachstumsreglerbehandlung in den LSV 2015 waren. Als ertragsstabil haben sich z.B. Titus, Loreley, Keeper, Anja, Tamina und die zweizeiligen Sorten Matros, California, Infinity und Albertine gezeigt.


Auf schwächeren Standorten haben zweizeilige Sorten generell eine große Bedeutung. Bei schneller Abreife infolge von Trockenheit sind sie den mehrzeiligen Sorten in TKG und Hektolitergewicht (hl-Gewicht) häufig noch überlegen. Auch die bessere Druschfähigkeit spricht für ihren Anbau. Bei den mehrzeiligen Sorten variiert das hl-Gewicht stärker. Es gibt Sorten wie Lomerit, Leibniz, Galation, Wootan und Leoo, die ein stabil hohes Niveau im Bereich der Zweizeiler erreichen. Es gibt aber auch Sorten, die vor allem auf leichten Standorten abfallen können.


Die erzielten Qualitäten des vergangenen Jahres entnehmen Sie der Übersicht 4. In der Gruppe der leichten Böden fallen Joker, Keeper, Tamina, Anja und auch Tenor auf hl-Gewichte um 60 kg ab.


Gerstenmosaikvirus:

Besonders auf schwereren, eher feuchteren Böden in engen Gerstenfruchtfolgen tritt in regenreichen, kühlen Frühjahren auch das Gelbmosaikvirus vom Typ 2 (BaYMV-2) auf. Für Befallsstandorte besteht mit dem Anbau der doppelresistenten Sorte Keeper eine gute Möglichkeit der Ertragsabsicherung, zumal die Sorte auch unter Nichtbefall ansprechende Erträge erzielt.


Neu hinzugekommen ist im letzten Jahr die Sorte Joker. Bei ihr ist es erstmals gelungen, die Doppelresistenz mit einer frühen Reife zu kombinieren. Die Erträge lagen im ersten LSV-Jahr über alle Standortgruppen an der Spitze des gesamten Sortiments. Größter Nachteil der Sorte ist das schwache hl-Gewicht.


Empfehlung für die Standorte:

Berücksichtigt man die Sorteneigenschaften und Saatgutkosten, sehen für die jeweiligen Regionen die Empfehlungen wie folgt aus:


  • Marschstandorte: Unter den mehrjährig geprüften Sorten hat vor allem Pelican ihre Anbauwürdigkeit auch im vergangenen Jahr bewiesen. Bei dieser Sorte sind allerdings das schwache hl-Gewicht und die geringere Halmstabilität zu beachten. Tenor konnte das überdurchschnittliche Abschneiden der Vorjahre zwar nicht ganz wiederholen, empfiehlt sich aber trotzdem als ertragskonstante Sorte. Nach den einjährigen Ergebnissen zeigen die doppelt GMV-resistente Sorte Joker und auch Kosmos überzeugende Erträge.
  • Leichte Lehmstandorte Nordwest: Wegen konstant überdurchschnittlicher Erträge kann vor allem Meridian überzeugen. Auch Quadriga erreicht zweijährig hohe Erträge. Mehrjährig gilt dies für die Hybridsorten Leoo, Galation und zweijährig für Wootan. Es zeigt sich, dass der Ertrag am ehesten bei Wootan ausreicht, um die höheren Saatgutkosten zu decken. Die beste Liniensorte, die erstmalig geprüfte Sorte Joker, liegt aber auch in dieser Standortgruppe vorn. Unter den Zweizeilern zeichnet sich Matros (fehlende GMV-Resistenz) mit Ausnahme des Jahres 2015 durch konstant überdurchschnittliche Erträge aus.
  • Sandböden Nordwest: Unter den mehrzeiligen Liniensorten zeigen hier Tenor und Antonella stabil hohe Erträge. Als Hybride kann Galation überzeugen. Die erstmals geprüften Sorten Joker und Kosmos haben ebenfalls vielversprechende Erträge gezeigt. Auf den leichten Standorten zeigen auch zweizeilige Sorten wie Matros ansprechende Erträge, verbunden mit sicheren hl-Gewichten.
  • Sandböden Nordhannover: Auch auf diesen Standorten beweisen die Zweizeiler ihre Vorzüglichkeit. Vor allem Matros, aber auch California und als neue Sorte Infinity bieten sich an. Unter den Mehrzeilern erreicht Tenor durchweg gute Ergebnisse. Zudem kommen Anja und Quadriga für einen Anbau in Betracht.
  • Lehmböden Südhannover: Auf den Lehmböden Südhannovers empfehlen sich die Sorten Tenor, Meridian, Tamina und Quadriga. Auch Lomerit kann trotz des Alters noch recht gut mithalten. Die hohe Lageranfälligkeit ist zu beachten. Als doppelt GMV-resistente Sorten bieten sich Keeper und neu Joker an. Als zweizeilige Sorte zeigt Infinity gute Erträge.
  • Höhenlagen: In den höheren Lagen konnten in den letzten Jahren Tenor, Pelican und Keeper überzeugen. Vielversprechend zeigt sich auch die doppelt resistente Sorte Joker.


Eigenschaften wie Ertragsaufbau, Qualität und Gesundheit ausgewählter Wintergerstensorten entnehmen Sie der Übersicht 5.

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