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Wintergerste: Nicht nur der Zwergrost zwackt

Lesezeit: 6 Minuten

Zwergrost und Mehltau setzen der Gerste verstärkt zu. Netzflecken und Rhynchosporium treten nur noch lokal stärker auf. Über die Konsequenzen informiert Dr. Holger Kreye, LWK Niedersachsen, Braunschweig.


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Die Wintergerstenbestände sind derzeit deutlich weniger weit entwickelt als vor einem Jahr. Die zum Teil etwas späteren Saattermine, niedrigere Temperaturen sowie die wenigen Tage mit Schnee und Frost haben die Entwicklung normalisiert. Dennoch haben sich die Pflanzen schon sehr stark bestockt und einen dichten Bestand gebildet. In Kombination mit der vorhandenen Feuchtigkeit bestehen für die Pilzkrankheiten bei steigenden Temperaturen gute Bedingungen.


Welche Krankheit dominiert?

Bereits im Herbst waren Infektionen durch Echten Mehltau, Zwergrost, Netzflecken und sehr vereinzelt Rhynchosporium-Blattflecken festzustellen. Es sind bereits viele Krankheiten sichtbar, doch ist diese Situation gerade in der Gerste nichts Besonderes. Der Anfangsbefall ist vorhanden, aber die folgende Witterung im Frühjahr ist sehr wichtig dafür, welche Krankheiten sich schneller ausbreiten können. Da sich die Witterung nicht genau genug für den erforderlichen langen Zeitraum vorhersagen lässt, käme eine Befallsprognose für das Frühjahr zum jetzigen Zeitpunkt einer Wahrsagung gleich.


Die Kontrollen der Bestände bleiben wichtig, um die richtige Entscheidung zu treffen. Das Schaderregermonitoring der amtlichen Dienste und lokaler Beratungsorganisationen können Sie heranziehen, um sich zu orientieren. Auch Prognosemodelle, wie z.B. auf der ISIP-Plattform, informieren zusätzlich. Diese geben aber nur an, wie wahrscheinlich Infektionen sind, aber nicht, ob diese tatsächlich erfolgten.


Sorte beeinflusst Fungizidwahl:

Wie bedeutsam sind die einzelnen Krankheiten? Diese Frage lässt sich nicht pauschal für alle Regionen beantworten, da die einzelnen Krankheiten unterschiedliche Witterungsansprüche haben. Hinzu kommt, dass die Sorten verschieden anfällig sind. Die größte Spreizung besteht für die Anfälligkeit gegenüber Mehltau von sehr gering (z.B. Kathleen, Note 1) bis sehr stark (z.B. Otto, Note 8). Die geringsten Unterschiede zeigen die Sorten gegenüber Rhynchosporium-Blattflecken von gering anfällig (z.B. Bella oder Trooper, Note 3) bis zu mittel bis stark anfällig (z.B. Lomerit oder Titus, Note 6). Auch gegenüber Netzflecken (Noten 3 bis 7) und Zwergrost (Noten 3 bis 8) sind die Sorten unterschiedlich anfällig.


Bauen Sie eine Zwergrost-anfällige Sorte an, wie z.B. Leibniz oder Wootan, müssen Sie dies bei der Auswahl der Fungizide beachten, da der Zwergrost in den letzten Jahren immer ertragsrelevant aufgetreten ist. Bedingt durch den relativ starken Anbau anfälliger Sorten ist der Pilz in der Fläche stets präsent und kann sich bei günstiger Witterung über den Sporenflug schnell ausbreiten.


Gleiches gilt für den Anbau von Sorten mit einer Schwäche gegenüber dem Echten Mehltau oder auf Flächen mit einer hohen N-Versorgung. Seine Bedeutung nimmt mit zunehmendem Alter der Pflanzen jedoch ab, da sich eine gewisse Altersresistenz aufbaut. Auch trockene Witterung und sehr hohe Temperaturen verschlechtern die Bedingungen für diese Krankheit, sodass sie meist nur im zeitigen Frühjahr relevant ist.


Die Netzflecken und Rhynchosporium-Blattflecken haben in den letzten Jahren nur noch lokal eine größere Bedeutung erzielt. Diese beiden Krankheiten sollten Sie dennoch nicht unterschätzen. Speziell in anfälligen Sorten können sie sich sehr wohl zum Problem entwickeln.


Sehr unterschiedlich wird die Bedeutung der Ramularia-Sprenkelkrankheit eingeschätzt. Diese Krankheit, deren Symptome meist erst später in der Vegetation auftreten, ist weit verbreitet. Ertragswirksam wird sie aber nicht generell. In bestimmten Anbaulagen, vor allem in Süddeutschland, kann sie innerhalb kürzester Zeit den Blattapparat zerstören. Sortenunterschiede werden bisher nicht beschrieben, sodass dem Fungizideinsatz die entscheidende Bedeutung zur Bekämpfung zukommt.


Kombinierte Strategie:

Fungizidbehandlungen sind vor dem Schossen nicht nötig, wie Versuche zeigen. Beim ersten Behandlungstermin (Schossen) steht meist die Bekämpfung von Rhynchosporium, Netzflecken und Zwergrost im Vordergrund. Der Echte Mehltau der Gerste kann ebenfalls zu EC 31/32 in bekämpfungswürdigem Umfang auftreten. Im Gegensatz zum Echten Mehltau des Weizens, erreichen die Azole auch eine gute Wirkung, sodass spezielle Mehltau-Präparate nur bei sehr hohem und zu erwartendem lang anhaltendem Infektionsdruck benötigt werden.


Für die Strategie der Doppelbehandlung bei hohem Ertrag und starkem Befallsdruck sind Beispiele für Fungizide zum Schosstermin und die Menge in Übersicht 1, Seite 67, aufgeführt. Dabei können Sie folgende in der Übersicht aufgeführten Mittel unter Einhalten der erforderlichen Abdrift-Reduktion bis auf den länderspezifischen Mindestabstand an Gewässern ausbringen: Adexar, Ampera, Aviator Xpro, Cirkon, Fandango, Folicur, Prosaro und Sympara.


Der wichtigste Termin ist kurz vor bzw. mit beginnendem Ährenschieben erreicht. Durch die Auswahl geeigneter Fungizide müssen noch vorhandene Infektionen gestoppt werden. Aufgrund des relativ langen Zeitraums bis zur Abreife ist auch auf eine ausreichend gute Dauerwirkung zu achten. Dies betrifft vor allem die Bekämpfung von Zwergrost und Ramularia. Diese lässt sich durch die neuere Generation der Carboxamide, das Azol Prothioconazol und den Kontaktwirkstoff Chlorthalonil bekämpfen. Die Beispiele für den zweiten Fungizidtermin in Übersicht 1 enthalten jeweils zwei der drei möglichen Komponenten. Zu lange sollten Sie die Abschlussbehandlung nicht hinauszögern, da die Grannen, die sich nach dem Ährenschieben entfalten, eine gute Benetzung des Blattapparates verhindern.


Wirkungsvergleich 1. Termin:

Die Ergebnisse eines Wirkungsvergleichs von drei verschiedenen Fungiziden zum 1. Termin entnehmen Sie Übersicht 2 (Varianten grau unterlegt). Die Bonitur am 15. Juni zeigt nur ansatzweise, dass die Wirkung der reduzierten Cirkon-Menge gegen Zwergrost nicht ausreichend gewirkt hat. Dies spiegelt sich aber deutlich im geringeren Ertrag wider.


In dem Versuch haben wir auch Fungizidkombinationen zur Abschlussbehandlung verglichen. Dabei zeigte sich, dass der tendenziell stärkste Zwergrostbefall in der Spritzfolge Cirkon-Vorlage, Seguris + Amistar Opti-Nachlage zu bonitieren war (Übersicht 2). Dieser wirkte sich auch im Ertrag aus. Wurde Seguris durch Prosaro ersetzt, ließ sich der Zwergrost besser kontrollieren, und der Ertrag war statistisch gesichert höher. Der Vergleich nach der Vorlage von Ampera zeigt, dass Ceriax bei dominierendem Zwergrostbefall eine gute Leistung aufweist. Dem Produkt fehlt aber die gewünschte zweite wirkungsvolle Komponente gegen Ramularia, um der Resistenzentwicklung entgegen zu wirken.


Aus den Ergebnissen wird deutlich, dass die Vorbehandlung auch einen entscheidenden Einfluss auf die Gesamtwirkung einer Spritzfolge hat. Je schlechter die Krankheiten zum 1. Termin bekämpft werden, desto stärker ist das Wirkpotenzial der folgenden Fungizidkombination gefordert. Ist der Druck jedoch zum Schossen sehr gering, kann man die erste Behandlung ggf. ausfallen lassen. Das wird nach diesem Winter eher die Ausnahme sein. Ist es dennoch möglich, sollte die Abschlussbehandlung ab EC 39 mit einer erhöhten Menge (+ 25 bis + 35%) der aufgeführten Mittel erfolgen.

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