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Winterweizen: Wann lohnt sich die Spätgabe?

Lesezeit: 7 Minuten

Die Effekte des späten Stickstoffs können Sie 2016 noch voll nutzen. Meist ist die Spätgabe aber nur bei Backweizen und auf bestimmten Standorten sinnvoll. Künftig lässt die erlaubte N-Düngung weniger Spielraum dafür, weiß Jörg Schaper, LWK Niedersachsen.


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Nicht immer rechnet sich eine Spätgabe bei Weizen. Vor allem ihre N-Effizienz lässt oft zu wünschen übrig. Bestimmen Sie daher Höhe und Termin der letzten N-Gaben unbedingt schlag- und sortenbezogen, auch wenn der Preis für Stickstoff spürbar nachgegeben hat und die schärferen Vorgaben nach der Novelle der Düngeverordnung (DüngeVo) in dieser Vegetation noch nicht greifen.


Futter- oder Backweizen?

Spät gedüngter Stickstoff beeinflusst im Weizen überwiegend den Rohproteingehalt. Dieser ist für die Vermarktung ein wichtiger Qualitätsparameter. Ausschlaggebend ist daher zunächst, für welche Produktionsrichtung – Futter- oder Backweizen – Sie sich entschieden haben. Wer Futterweizen erzeugen möchte, sollte die Stickstoffdüngung je nach Standort und Witterung spätestens im Fahnenblattstadium (EC 39) abgeschlossen haben.


Künftig ist nach derzeitigem Stand der geplanten neuen DüngeVO in der Bedarfsplanung für Futterweizen ein Abschlag von 20 kg N/ha im Vergleich zu Backweizen vorgesehen. Langjährige Versuche der LWK Niedersachsen zeigen jedoch, dass es beim N-Entzug keinen generellen Unterschied zwischen den Qualitätsgruppen gibt. So entziehen z.B. C-Sorten nicht grundsätzlich weniger Stickstoff als A-Sorten. Das ergaben auch die Versuche an sechs Standorten im Jahr 2015 (siehe Übersicht 1). Der N-Entzug innerhalb der Qualitätsgruppen variiert dagegen zwischen den effizienten und weniger effizienten Sorten um ca. 20 kg N/ha.


Beim Anbau von ertragsstarken, aber proteinschwachen C-Sorten, wie z.B. Lear oder Landsknecht, wird es dadurch vor allem auf schwach nachliefernden Standorten zu weiter sinkenden Proteingehalten kommen. Zudem ist zu befürchten, dass der Stickstoff künftig häufiger den Ertrag begrenzt und eine nachhaltige Wirtschaftsweise nicht mehr möglich ist. Daher werden als Futterweizen massenbetonte B-Weizensorten, die eine entzugsgerechtere Düngung erlauben, an Bedeutung gewinnen.


Bei E-Sorten ist eine qualitätsbetonte Düngung unentbehrlich. Sie sind ertragsschwächer und müssen diesen Nachteil über Qualitätszuschläge (ab 14% Rohprotein) ausgleichen. Auch künftig lässt sich das nötige Düngungsniveau bei E-Sorten ohne Probleme erzielen, da deren N-Bedarfswert 30 kg je ha über den A- und B-Sorten und 50 kg je ha über den C-Sorten liegen soll.


Effizienter A- und B-Weizen nötig:

Je nach Sortentyp streuen die Rohproteingehalte der A- und B-Weizensorten sehr stark. Auch die beste züchterische Leistung konnte die negative Beziehung zwischen Rohproteingehalt und Ertrag nicht völlig aufheben. So fallen proteinstarke Sorten, wie z.B. Opal oder Desamo, ertraglich nicht nur 2015 deutlich ab (s. Übersicht 2). In langjährigen Versuchen ergibt sich ein ähnliches Ergebnis. Sehr ertragreiche Sorten, wie z.B. Alexander oder Benchmark, zeigen dagegen Schwächen im Proteingehalt.


Ein Absinken der Proteingehalte ist in ertragreichen Jahren wie 2015 und auf günstigen Standorten daher sehr ausgeprägt. Dann wird es mit vertretbaren N-Mengen sehr schwierig, die vom Handel geforderten Proteingehalte (12% bei B-Sorten, 13% bei A-Sorten) zu erreichen. Der monetäre Zuschlag für die entsprechende Qualität schwankt abhängig von der angebotenen Menge der jeweiligen Ernte. In manchen Jahren, wie auch 2015, sind sie so gering, dass sich ein höherer Düngeraufwand und separate Lagerung nicht gelohnt haben.


Weit verbreitet sind die Sorten, die einen zufriedenstellenden Ertrag und Proteingehalt kombinieren und verschiedene Vermarktungswege offen lassen. Zudem hat sich eine eher ertragsorientierte Spätdüngung bewährt, die nicht zu spät erfolgen sollte (maxi-mal bis EC 51). Bei künftig knapperen N-Mengen, ist eine hohe Effizienz der Düngung und der Sorten entscheidend. Positiv fallen dabei Sorten, wie z.B. Meister, Anapolis, Linus und Kredo, auf (siehe Übersicht 1). Mehrjährig zählt auch JB Asano dazu. Bei Ihrer Düngestrategie sollten Sie diese Sortenunterschiede auf jeden Fall berücksichtigen. Die Einstufung des Rohproteins in der beschreibenden Sortenliste gibt Ihnen dafür einen hilfreichen Anhaltspunkt.


Neben dem Proteingehalt ist auch die -qualität für die Backeigenschaft wichtig. Bisher sind die Abnehmer jedoch nur in Ausnahmefällen bereit, für eine sortenreine Partie auch bei niedrigerem Proteingehalt einen Aufschlag zu zahlen. Der entscheidende Maßstab bleibt daher für Sie der Proteingehalt.


Aus den Ergebnissen verschiedener N-Steigerungsversuche ist abzuleiten, dass sich mit einer um 30 bis 40 kg/ha erhöhten Spätgabe der Rohproteingehalt um bis zu 0,5% steigern lässt. Eine höhere Düngung ist nur dann nötig, wenn die Standorte hohe Erträge gewährleisten. Dies hängt vor allem von der Witterung in der Kornfüllungsphase ab. Strahlungsreiches Wetter bei guter Wasserversorgung ist optimal.


Ein N-Zuschlag ist zudem nur sinnvoll, wenn man die Partien separat lagern kann. Ist das der Fall, sollten Sie z.B. bei den A-Sorten Julius und Reform einen Zuschlag von ca. 20 bis 30 kg N/ha düngen. Bei den B-Sorten ist dieser vor allem bei der ertragreichen Sorte Tobak oder den neuen Sorten Alexander und Benchmark einzuplanen.


Termine und Gabenteilung:

Die Ährengabe aufzuteilen, ist ab einer Düngung von 80 kg N/ha vor allem bei Stoppelweizen sinnvoll. Je nach Bestand und Standort sollten Sie den ersten Teil bereits ab EC 32/33 als zweite Schossgabe geben. Ein Tipp: Die Düngung insgesamt auf vier Gaben zu verteilen, ermöglicht eine bessere Anpassung an die Witterung und Bestandesentwicklung. Diese Aufteilung macht Sie unabhängiger von regelmäßigen Niederschlägen und verbessert die N-Effizienz. Auf sommertrockenen Standorten ist die Gabenteilung von Vorteil, da Sie je nach Witterung und Ertragserwartung reagieren können. So lässt sich z.B. bei einer ausgeprägten Trockenheit zum Ährenschieben die zweite Teilgabe kürzen oder auch weglassen. Ziehen Sie die Ährengabe ganz oder zum Teil vor, dürfen Sie die Bestandesdichte nicht außer Acht lassen. Denn vor allem bei wüchsigen Bedingungen reduziert der Weizen sonst weniger unproduktive Nebentriebe. Dies erhöht das Lagerrisiko.


Wie viel spät düngen?

Die Höhe der Spätgabe bemisst sich am N-Nachlieferungsvermögen des Standortes, der realistischen Ertragserwartung, Wasserverfügbarkeit und Vermarktung. Wichtig für den Proteingehalt im Weizen ist die N-Qualitätsgabe und -Menge, die Sie in der gesamten Vegetation ausgebracht haben. In verschiedenen Versuchen der LWK Niedersachsen auf ertragsstarken Standorten hat sich für backfähigen Stoppelweizen ein Sollwert von 250 kg N/ha (entspricht ca. 210 kg N mineralisch) bewährt. Nach den Vorfrüchten Raps und Rübe kann man diese Menge um 10 bis 20 kg N/ha reduzieren.


Wenn der Weizen mit den ersten beiden Gaben bereits ca. 110 bis 120 kg N je ha erhalten hat, bestätigt sich bei der Spätgabe diese Faustregel: Je Dezitonne Ertrag ist ca. 1 kg Stickstoff nötig, um hohe Rohproteingehalte zu erzielen. Demnach müssten Sie bei einem Ertrag von 80 dt/ha als Spätgabe 80 kg N/ha geben. Bei Schlägen, die man bereits mit 130 bis 150 kg N/ha gedüngt hat, lässt sich die Abschlussdüngung ab dem Fahnenblatt in einer Gabe vornehmen.


Wie Sie die Spätgabe für Ihren Bestand am besten aufteilen, ist von vielen Faktoren abhängig (siehe Übersicht 3). Ein Beispiel: Bei einem gut entwickelten Weizen nach Raps auf einem Lehm-Standort, liegt der N-Sollwert (inklusive Nmin) bei 220 bis 240 kg N/ha. Geht man davon aus, dass der Nmin-Gehalt im Boden 2016 dort ca. 45 kg N/ha beträgt und Sie bereits 100 kg N/ha im Frühjahr angedüngt haben, sollten Sie dann noch 75 bis 95 kg N/ha als Spätgabe ausbringen. Hierfür bietet es sich an, die Gabe zu teilen, 40 kg N/ha zu EC 32 bis 37 und 35 bis 55 kg N/ha zu EC 45 bis 51.


Es gibt verschiedene Mineraldünger, mit denen sich der spätere N-Bedarf decken lässt. Ammoniumhaltige Dünger und solche, die dieses nach der Umsetzung bilden, sind dabei von N-Verlusten betroffen (Ammoniak-Verflüchtigung). In der Praxis sind die Unterschiede bei z.B. Harnstoff und KAS im Getreide nur von geringer Bedeutung. In Versuchen variierten die festen N-Dünger meist nicht. Bei der Düngung mit AHL ließ sich dagegen häufig eine etwas schlechtere N-Effizienz feststellen.

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