Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Aus dem Heft

Wir müssen die Bestellsysteme anpassen!

Lesezeit: 8 Minuten

Zunehmende Resistenzen, weitere Auflagen und der fortschreitende Klimawandel machen neue Bestell- und Drilltechniken bei Getreide und Raps notwendig. Vorschläge dazu hat Ulrich Henne, LUB Eickhorst/Schleswig-Holstein.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die Rahmenbedingungen für den Ackerbau ändern sich deutlich. Dabei fällt Folgendes auf:


  • Probleme mit Ungräsern nehmen zu.
  • Hohe Rapsanteile in der Fruchtfolge führen zu Pflanzenschutz- und Hygiene-problemen.
  • Bei Winterweizen gibt es nur noch wenige, wirksame Fungizide.
  • Insgesamt wird die Zahl der zugelassenen Wirkstoffe sinken und die Anwendungsauflagen steigen.
  • Die neue Düngeverordnung wird die N-Düngung einschränken.
  • Der fortschreitende Klimawandel wird die Vegetationsphase immer stärker beeinflussen.


Diese Herausforderungen (Details siehe Kasten) werden uns dazu zwingen, neben den Fruchtfolgen auch die Bestellmethoden zu überdenken und anzupassen. Dazu zählen:


  • Sorgfältigere, differenziertere Stoppelbearbeitung als bisher,
  • möglichst trockene Grundbodenbearbeitung und Saatbettbereitung trotz späterer Aussaattermine im Herbst,
  • geringerer Spurenanteil und Spurtiefe bei späterer Aussaat im Herbst und zeitiger Aussaat im Frühjahr,
  • verbesserte Wasserregulierung und Tragfähigkeit durch gelungene Gründüngung und
  • Unterstützung einer schnelleren Jugendentwicklung und Durchwurzelung durch Unterfußdüngung bei späterer Aussaat im Herbst und zeitiger Saat im Frühjahr.


Ausfallsamen oder Stroh?

Stoppelbearbeitung heißt nicht einfach „schwarz machen“! Vielmehr muss man deutlich unterscheiden nach Ausfallsamen-Management und Zerkleinern der Ernterückstände. Raps-Ausfallsamen müssen mehrere Wochen auf bzw. ganz nah der Erdoberfläche nachreifen. Das gilt besonders bei unreifem Durchwuchsraps und nach Hagel. Erfahrungen hierzu mit maximal 3 bis 4 cm tiefer Stoppelbearbeitung zeigen, dass auch bei guter Bodenfeuchte Ende September/Anfang Oktober noch mal eine massive Auflaufwelle erfolgt. Hierbei kann es sich nur um nachgereifte Saat handeln.


Wenn Samen von Raps und speziellen Rapsunkräutern in den oberen 3 bis 5 cm bleiben, laufen diese auch nach der Getreidebestellung in zwei bis drei Wellen auf. Die Bekämpfung ohne Mehrkosten erfolgt im Herbst mit den Bodenherbiziden, im Frühjahr z.B. mit der Klettenbehandlung.


Bei Raps kollidiert das Zerkleinern der Ernterückstände nicht mit dem Ausfallsamen-Management. Das Rapsstroh ist sehr fein und verrottet schnell, die Rapsstängel zerbröseln bei mehreren Arbeitsgängen auch ohne Spezialwerkzeuge ausreichend.


Bei Getreide gibt es keinen wesentlichen Zielkonflikt zwischen Ausfall-getreide und Ernterückständen. Wohl aber, wenn in der Vorfrucht auch Ackerfuchsschwanz und unreife Trespenarten (z.B. Roggentrespe) vorhanden waren. Fuchsschwanzsamen haben, selbst wenn sie vor der Ernte ausgefallen sind, immer eine meist längere primäre Keimruhe. Diese wird, genau wie bei unreifen Samen anderer Arten, nur auf oder sehr nahe der Erdoberfläche überwunden.


Kaum neue Technik:

In den vergangenen Jahren hat sich die Stoppelbearbeitungstechnik wenig weiterentwickelt. Es gibt kaum Geräte, die den Boden bei sehr geringer Arbeitstiefe in einem Arbeitsgang sicher und vollständig schneiden und gleichzeitig die Ernterückstände zerkleinern.


Klassische Kurzscheibeneggen und Grubber mit mehr als 4 Zinkenreihen und Gänsefußscharen können nicht flacher als 4 bis 5 cm arbeiten und auch keine Ernterückstände zerkleinern.


Die Zinkenstriegel genügen diesen Ansprüchen ebenfalls weder bei der Strohverteilung noch beim Beseitigen von Jungpflanzen. Bei klammem Stroh ist der Durchfluss der Ernterückstände nicht sicher gewährleistet. Die Striegel schleppen mehr auf als sie verteilen.


Es fehlen am Markt breite, leichtzügige Geräte für das flache, schnelle Nachbearbeiten, um Unkräuter, -gräser und Schnecken mechanisch zu bekämpfen. Die klassischen Zinkenstriegel können dies nur eingeschränkt. Großfederzinken benötigen Bodenwiderstand. Mit jedem Arbeitsgang vergrößert sich die Arbeitstiefe. Ein mehrfach flacher Abschnitt von Bewuchs ist selbst mit Gänsefußscharen nicht möglich.


Zurzeit erfüllen als neue Werkzeuge nur die CrossCutter Disc von Väderstad und das Messerrad im Hektor Gigant von IAT die Anforderungen an eine ganzflächig abschneidende 2 bis 3 cm tiefe Bearbeitung.


Neben diesen Werkzeugen ist derzeit für die Zerkleinerung von Ernterückständen nur der Einsatz einer Messerwalze möglich. Deren Einsatzzweck ist es nicht, organisches Material durchzuschneiden. Es geht darum, Ernterückstände vielfach anzuschlagen. Das geht nur mit stark gedrehten Messern und relativ engem Messerabstand. Mit den nächsten Arbeitsgängen zerbröseln dann die Ernterückstände, auch längere Stoppeln.


Scheinbestellung:

Die nach der Stoppelbearbeitung folgende Grundbodenbearbeitung und Saatbettbereitung ist in der Regel nur bis Mitte Oktober – in Norddeutschland oft nur bis Ende September – optimal und trocken möglich. Die Aussaat bis dahin zu beenden, ist nicht nur bei Ackerfuchsschwanz, sondern auch bei Fungizidresistenzen zu früh. Erforderlich ist es künftig, die Grundbodenbearbeitung und Saatbettbereitung vorzuziehen und die Aussaat später vorzunehmen. Dies entspricht einer „Scheinbestellung“. Die Methode hat nicht nur Vorteile bei der Herbst-, sondern auch bei der Frühjahrsbestellung.


Bezüglich der Tragfähigkeit des Bodens ist Strip Till dem Pflug oder Grubber überlegen. Allerdings müssen auch dabei Lockerung und Aussaat in zwei Arbeitsgängen erfolgen. Strip Till-Flächen trocknen auch nach ergiebigen Niederschlägen zwei bis drei Tage schneller ab als gegrubberte Flächen.


Bei Raps ist es wichtig, nicht mehr mischend zu lockern, um Ausfallraps nicht zu vergraben. Doch selbst Schmalschare an Grubbern tun das. Leider sind in Europa Scharstiele, an die man Werkzeuge seitlich anflaschen kann, kaum in Gebrauch. Wenn Grubber mit Flanschstielen ausgerüstet wären, ließen sich reine Lockerungswerkzeuge anschrauben wie der „Risszinken“ von Agrisem.


Mehr Gründüngung:

Die Wasserführung und Befahrbarkeit bei Herbst- bzw. Frühjahrsaussaat werden durch eine gelungene Gründüngung mit gut abdeckenden, tief wurzelnden Arten nochmals verbessert. Das lässt sich aber nur mit einem Bestand ohne Ausfallgetreide und mit einer kleinen Anschub-N-Düngung erreichen. Wegen der sehr begrenzten Saatzeitspannen ist es oft nicht möglich, das Ausfallgetreide durch Stoppelbearbeitung zu beseitigen. Leider gibt es keine zugelassenen Pflanzenschutzmittel, mit denen man Ausfallgetreide in Gründüngungs-beständen beseitigen kann.


Inzwischen hat aber auch die Wasserschutzberatung den Wert von gleichmäßig kräftigen Gründüngungsbeständen im Gegensatz zu einem Gemisch aus Ausfallgetreide und anderem Bewuchs erkannt. Derartige Bestände entsprechen auch nicht den Ansprüchen des ganzheitlichen Pflanzenbaus, weil die Vermehrung von virusbeladenen Läusen und verschiedenen Getreidekrankheiten jeden Fruchtfolgeeffekt zunichte macht sowie mehr Pflanzenschutzmaßnahmen nach sich zieht.


Mit Saatbettbereitung:

Zur Scheinbestellung muss die Saatbettbereitung sehr differenziert erfolgen. Erster Zweck ist eine gute Einebnung. Auf keinen Fall darf eine Überbearbeitung erfolgen, weil damit die Struktur kaputt gemacht wird und die Flächen nach Regenfällen schlecht abtrocknen.


Vor der Rapsaussaat bleibt nur wenig Zeit, Durchwuchsraps zum Auflaufen zu bringen. Zudem sind seine Saatbettansprüche hoch. Deshalb sollte das Saatbett so gut wie fertig sein.


Ackerfuchsschwanz und Trespen laufen meist erst in einer massiven Welle nach guter Durchfeuchtung des Keimhorizontes auf. Damit der Saathorizont hinreichend abtrocknet, darf dieser nicht zu fein sein und durchaus faustgroße Kluten enthalten, die aber in den Boden gewalzt sein müssen. Als Faustregel gilt: Das Saatbett sollte zu 80% fertig sein.


Für die Frühjahrsbestellung muss das Saatbett zwar gut eingeebnet werden, die Oberfläche sollte aber mittelgrob bleiben, um Verschlämmungen zu vermeiden.


Die Scheinbestellung setzt voraus, dass der aufkommende Bewuchs kurz vor der eigentlichen Bestellung mit Glyphosat behandelt werden darf. Das Saatbett erneut zu bearbeiten ist keine Alternative, weil dies erstens zu Bodenverdichtungen führt und zweitens erneut keimfähigen Fuchsschwanz und Durchwuchsraps nach oben holt. Nach aktuellem Diskussionsstand sieht es so aus, als sei die Glyphosatbehandlung von scheinbestellten Flächen auch künftig zulässig.


Ohne Saatbettbereitung:

Nach der Scheinbestellung ohne Saatbettbereitung sind die Anforderungen an die Sätechnik komplett anders. Dazu sind nur Scheibenscharmaschinen geeignet, die auf dem festeren Boden 3 bis 4 cm Saattiefe gewährleisten, sicher den Saatschlitz schließen und gut mit Feinerde bedecken. Nach ersten eigenen Erfahrungen in der Frühjahrs- und Herbstaussaat verbessern in Linie vor den Säscharen laufende, schmale, feine Wellscheiben die Einbettung erheblich. Die Tiefeneinstellung der Wellscheiben erfolgt differenziert nach den Saatbedingungen. Normal laufen sie 2 bis 3 cm unterhalb der Saattiefe.


Im Frühjahr 2016 wurden auf einem Acker mit fester Bodenoberfläche mit 13 cm tiefer Bearbeitung sichtbar gute Erfahrungen gesammelt. Die Sommergerste hat den „Schlitz“ sehr schnell nach unten durchwachsen. Die Wurzeln haben sich dann unterhalb der Verdichtungsschicht breit gemacht. Im Laufe der Vegetation haben die Wurzeln auch die Verdichtungsschicht durchwachsen.


Kreiseleggendrillkombinationen sind eher für Grundbodenbearbeitung und Saat in kurzem Abstand konzipiert. Scheinbestellung wegen Durchwuchsraps und Fuchsschwanz sowie Aussaat mit einer Kreiseleggendrillkombination scheiden aus, weil selbst 3 bis 4 cm flache, ganzflächige Bodenbewegung den Zweck völlig zunichte macht. Das gilt auch dann, wenn man bei Universaldrillen mit konkaven Scheibenvorsätzen arbeitet.


Unterfußdüngung

: Nach mehrjährigen Erfahrungen verbessert bei Strip Till eine Unterfußdüngung mit 1 bis 1,5 dt je ha DAP (fruchtart-differenziert) die Jugendentwicklung vor allem von Gründüngung, Raps und Sommergetreide sowie die von Wintergerste und Stoppelweizen sichtbar. Eine angepasste, exakt platzierte Startgabe verbessert die gesamte N-Effizienz, da kräftige, stark bewurzelte Pflanzen die Vegetation maximal nutzen und Stickstoff optimal aufnehmen. Beim Einschlitzen der Saat ist noch zu klären, ob die Startdüngung nur in der Saatreihe erfolgen kann oder bei Festdünger in den Schlitz hinter der Wellscheibe (unterfuß). Man muss eine Resthoffnung haben, dass sich bei der Novelle der DüngeVO die pauschale Beschränkung der Herbst-N-Düngung nicht durchsetzt.


Die Arbeitsfolgen für verschiedene Folgefrüchte können Sie dem Kasten auf Seite 68 entnehmen.-hm-

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.