Vier unterschiedliche Nachbarn kooperieren und investieren erfolgreich in hochwertige Speisekartoffeln.
Vier Landwirte unter einen Hut zu bringen, ist nicht einfach. Wenn es dann noch Nachbarn sein sollen, ist es nahezu unmöglich. Dass es gelingen kann, stellen Olivier Pilat (43), Bruno Lagache (60) und Emmanuel de la Bedoyere (36) sowie eine Partnerin, die in Paris lebt, unter Beweis. Alle Flächen der 4 Betriebe in Raray liegen in einem Block. „Das ist einzigartig in Frankreich“, so Bruno Lagache, der sich um Finanzen und Verwaltung in der Kooperation kümmert, die 1060 ha auf besten Böden (80 BP) bewirtschaftet.
Seit 2012 sind sie auch an einer gemeinsamen Betriebsstelle unter einem Dach vereint. Dort teilen sie sich ein Büro, Getreidelager (5000 t), Kartoffel- und Zwiebelkühllager (jeweils 7500 bzw. 2700 t), die Maschinenhalle und Werkstatt. Allein in die Kühlläger (inkl. Kisten) haben die Partner in den letzten 10 Jahren 5 Mio € investiert. In den Anbau von Zwiebeln sind sie erst im Jahr 2014 eingestiegen.
An der SARL (franz. Rechtsform der GmbH) „Terres de La Bord“ sind die Partner zu jeweils 25% beteiligt. Ihr gehören die Gebäude, inkl. der enthaltenen Technik. Aus steuerlichen Gründen haben sie zwei weitere Gesellschaften gegründet: Eine beschäftigt die 7 Fremd- und 6 bis 8 Saison-Ak. Die andere besitzt die 10 Traktoren (150 bis 300 PS), 6 Lkw, die Beregnungsanlagen, jeweils einen Roder für Rüben, Kartoffeln und Zwiebel, Pflanzenschutz-, Düngungs- und Bodenbearbeitungstechnik.
Ihre wichtigsten Standbeine sind die beiden „hochwertigen“ Kulturen Kartoffeln (177 ha) und Zwiebeln (36 ha) , die sie für den Frischmarkt produzieren. Zudem bauen sie Weizen (475 ha), Rüben (229 ha), Raps und Erbsen (115 ha Vermehrung) sowie Gerste (25 ha) an.
Seit 2003 hat sich die Kooperation auf den Anbau hochwertiger Speisekartoffeln spezialisiert und ist einer der 30 Exklusiv-Vertragsbetriebe des Kartoffelhandelsunternehmen „Tourquet Savour“ in der Picardie. Dieses beliefert den LEH mit hochpreisigen Markenkartoffeln wie „La Ratte du Touquet“ und „Pompadour Label Rouge“. Terre de La Bord sitzt im Vorstand des Handelsunternehmens. „Wir vermarkten 20 bis 25% unserer Kartoffeln zu einem Festpreis über diese Schiene“, erklärt Bruno Lagache. „Wir bauen 6 Sorten an und ernten je nach Sorte 30 bis 60 t/ha Marktware“, erklärt Olivier Pilat, der für den Anbau verantwortlich ist.
Die Vermarktung der weiteren Kartoffeln (Vertragsware), der Zwiebeln sowie Getreide und Raps läuft über zwei Genossenschaften und vier private Handelsunternehmen. Die Preise sind für alle Partner gleich, nur die Rüben rechnen sie anteilig nach ihrer jeweiligen Quote ab. Kosten (inkl. Arbeit) und Erlöse teilen sie auf ha-Basis auf.
Den Schlüssel zum Erfolg ihrer Kooperation sehen die Partner vor allem im gegenseitigen Vertrauen, in der Offenheit und Kommunikation, aber auch in klaren Vereinbarungen und der Aufgabentrennung. So mischt Emmanuelle de la Bedoyere nur bei der Getreidevermarktung und – wie die vierte Partnerin – bei den Investitionsentscheidungen mit. Der gelernte Banker weiß seine Flächen gut bewirtschaftet und kümmert sich hauptsächlich um andere Geschäfte. Seine Familie besitzt ein Schloss mit Hotel, Restaurant, Golfplatz und neuerdings ein Baumhaushotel.
Entwicklungschancen ihres gemeinsamen Betriebes sehen sie im Anbau weiterer Spezialkulturen mit hoher Wertschöpfung und eventuell in der (Teil-)Umstellung auf den Öko-Anbau.
