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Zwischenfrüchte: Auf die Mischung kommt es an

Lesezeit: 7 Minuten

Augen auf bei der Partnerwahl: Wer Zwischenfrucht-Mischungen falsch zusammenstellt, riskiert Probleme mit Krankheiten und Schädlingen in der Hauptkultur. Welche Kombinationen sich vertragen, weiß Gerrit Hogrefe, N.U. Agrar GmbH.


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Falls Sie Zwischenfrüchte anbauen wollen, sollten Sie das Saatgut frühzeitig bestellen. Im letzten Jahr standen nicht alle Mischungen und Einzelkomponenten zur Verfügung.


Bei der Zwischenfruchtwahl müssen Sie darauf achten, dass die enthaltenen Arten keine Probleme in der Hauptfrucht verursachen. Wählt man die „falschen“ Partner in einer Mischung, können Virus-, Pilzkrankheiten und Schädlinge in der Folgekultur verstärkt auftreten.


Verzichten Sie auf Gräser:

Unabhängig von Fruchtfolge und geplanter Nachfrucht sollte man auf einige Arten generell verzichten. Dazu zählen in erster Linie Hafer-Arten, die wegen ihrer hohen Anfälligkeit für Gelbverzwergungsviren eine Gefahr für das in der Nachbarschaft angebaute Wintergetreide sein können (Fotos 1 und 2).


Für die Bekämpfung von Blattläusen als Virusüberträger im Herbst sind zurzeit nur Pyrethroide zugelassen. Weil die Wirkungsgrade – wie im Falle der Großen Getreideblattlaus – bereits sinken, müssen Sie alle pflanzenbaulichen Register ziehen, um einen Virusbefall abzuwenden. Neben dem Verzicht auf Hafer in Zwischenfruchtmischungen zählen dazu auch eine sorgfältige Stoppelbearbeitung und das Vermeiden extremer Frühsaaten von Wintergetreide.


Auch andere Gräser wie Welsches und Deutsches Weidelgras sind kritisch zu bewerten, da sie das Krankheitsgeschehen in der Hauptfrucht beeinflussen können. Denn wichtige Schaderreger wie Schneeschimmel, Typhula, Halmbruch und Rhizoctonia befallen die Weidelgräser genauso wie das Wintergetreide. Vor allem in wintergetreidebetonten Fruchtfolgen ist daher von Gräsern in der Mischung abzuraten.


Steht die Zwischenfrucht vor Rüben, sollten Sie in jedem Fall auf Gräser verzichten. Denn diese fördern die Späte Rübenfäule. Beide Kulturen werden von der gleichen Anastomosegruppe (Unterart) von Rhizoctonia solani befallen, sodass nach Graszwischenfrucht ein verstärktes Auftreten in Rüben zu erwarten ist.


Keine Kreuzblütler vor Raps:

Besondere Vorsicht ist auch bei der Zwischenfruchtwahl in Rapsfruchtfolgen geboten. Falls Sie zur Entzerrung enger Raps/Weizen/Weizen-Abfolgen eine Sommerung integriert haben, sollten Sie als Zwischenfrucht keinesfalls eine kreuzblütige Kultur anbauen (siehe Übersicht). Weil Senf, Rettich-Arten, Kresse, Leindotter, Rübsen oder Markstammkohl anfällig für die Rapskrankheiten Phoma, Verticillium und Kohlhernie sind, haben sie in Rapsfruchtfolgen nichts verloren.


Aber auch ohne Kreuzblütler in der Saatmischung kann der Zwischenfrucht-anbau in Rapsfruchtfolgen problematisch sein. Wächst Ausfallraps in einer Zwischenfrucht durch, ist die entzerrte Raps/Weizen/Mais/Weizen-Fruchtfolge hinsichtlich der Kohlhernievermehrung genauso kritisch wie Raps/Weizen/Raps/Weizen (Foto 3). Verzichten Sie daher vor allem auf Standorten, die ohnehin schon mit Kohlhernie zu kämpfen haben, am besten komplett auf Zwischenfrüchte.


Zudem sollte der Anbau von Sonnenblumen und Erbsen vor Raps unterbleiben, da beide Kulturen anfällig gegenüber Sklerotinia sind. Welche Schadwirkung von Sklerotinia im Raps ausgehen kann, haben die systemischen Wurzel-Infektionen durch ausgewachsenes Myzel im Herbst 2015 sowie die Blüteninfektionen im Frühjahr 2016 deutlich gezeigt.


Nicht die Schaderreger fördern!

In Regionen mit hoher Rapsanbaudichte sollten Sie auch Schädlinge nicht außer Acht lassen. Denn kreuzblütige Zwischenfrüchte können sich auf ihre Populationsdynamik auswirken. Vor allem Schädlinge, die mehrere Generationen pro Jahr bilden, profitieren von zusätzlichen Wirtspflanzen. Dazu gehört z.B. die Kleine Kohlfliege. Nur wer frühzeitig den Ausfallraps beseitigt, dezimiert insbesondere die zweite Kohlfliegen-generation wirkungsvoll. Ein früher Anbau von Zwischenfrüchten würde diese Lücke dagegen wieder schließen.


Der Rapsglanzkäfer bringt in jedem Jahr zwar nur eine Generation hervor, wird durch kreuzblütige Zwischenfrüchte aber ebenfalls gefördert (Foto4). Wie viele im Sommer geschlüpfte Jungkäfer den Winter überleben, hängt maßgeblich davon ab, wie dick ihr im Herbst angelegtes Fettpolster ist. Stehen Zwischenfrüchte auf dem Acker, ist der Tisch reich gedeckt und bietet dem Käfer viel Nahrung. Bringt der nachfolgende Winter dann noch niedrige Temperaturen, die die Parasitierung der Käfer durch Pilze und Bakterien im Winter unterbinden, sind die Voraussetzungen für einen Starkbefall im Frühjahr günstig. Der hohe Glanzkäfer-Druck in diesem Jahr war bereits ein Vorgeschmack.


Die Larven von Kohlmotte und Rübsenblattwespe sind regelmäßig in Zwischenfruchtbeständen zu finden, spielen aber bislang in unseren breitblättrigen Hauptkulturen noch keine große Rolle. Vereinzelt trat jedoch im letzten Herbst bekämpfungswürdiger Befall durch die beißenden Schädlinge an Raps auf. Wegen ihrer hohen Vermehrungsrate von 200 bis 300 Eiern pro Weibchen kann von ihnen ein nicht zu unterschätzendes Schadpotenzial ausgehen.


Zwischenfrucht als Unkraut?

Verhindern Sie in jedem Fall die Samenreife von Zwischenfrüchten. Geeignete Maßnahmen dazu sind das rechtzeitige Regulieren (mechanisch oder chemisch) und angepasste Saattermine. Wer den Aufwuchs auf das Greening anrechnen möchte, muss unbedingt die Auflagen beachten (siehe Kasten).


Frühblühende Arten, wie Buchweizen, gelangen trotzdem häufig zur Samenbildung. Verzichten Sie vor allem in Rübenfruchtfolgen auf Buchweizen, weil dort die Bekämpfung sehr schwierig ist (Foto 5). In Mais bereitet das Knöterichgewächs dagegen keine Probleme. In dieser Kultur können Sie es sicher mit Bromoxynil ausschalten. Die Fähigkeit zum P-Aufschluss macht ihn als Zwischenfrucht vor Mais interessant.


Noch dramatischer als beim Buchweizen ist es, wenn Pflanzen mit ölhaltigen Samen wie Senf, Ölrettich, Kresse oder Sonnenblume zur Samenreife gelangen (Foto 6). Wer eine Regulierung der Bestände verpasst, muss mit langfristigen Durchwuchsproblemen rechnen.


Verschärfter Virusbefall:

Die zunehmende Virusproblematik im Raps stellt auch den Zwischenfruchtanbau vor neue Herausforderungen. Die ansonsten weitgehend fruchtfolgeneutrale und deshalb verbreitet angebaute Phacelia ist Wirt für das sogenannte Wasserrübenvergilbungsvirus. Insbesondere bei früher Saat nach Wintergerste ist sie Teil der „grünen Brücke“ für das Virus.


Auch in Leguminosen kommen Virus-infektionen immer häufiger vor. Adernmosaik- und Nanoviren haben in der vergangenen Saison zahlreichen Beständen zugesetzt. Um das Problem nicht weiter zu verschärfen empfiehlt sich Folgendes: Verzichten Sie auf den Anbau von Leguminosen als Zwischenfrucht, wenn in Ihrer Region die Anbaudichte bereits hoch ist. Das ist z.B. in Gebieten der Fall, die wegen des Greenings oder spezieller Förderprogramme (z.B. „Vielfältige Fruchtfolge“) stark auf Erbsen, Ackerbohnen und Co. setzen. Besonders kritisch sind winterharte Leguminosen wie die Zottelwicke.


Was bleibt noch übrig?

Grundsätzlich stellt jede Zwischenfrucht aus phytopathologischer Sicht einen Kompromiss dar. Es gilt, diejenige Kombination zu finden, deren Nachteile man am ehesten in Kauf nehmen kann. Wenn Sie die zahlreichen Einschränkungen berherzigen, die mit den unterschiedlichen Hauptkulturen verbunden sind, bleibt in vielfältigen Fruchtfolgen meist nur eine Kombination aus Phacelia, Ramtillkraut und gegebenenfalls Klee. Oft sind diese der kleinste gemeinsame Nenner.


Doch auch hier gibt es spezielle Ausnahmen: Ist in Ihren Rüben bereits Rotfäule aufgetreten, sollte kein Klee in der Mischung sein. Denn Klee ist Wirtspflanze für den Rotfäule-Erreger Helicobasidium pupureum. Vor Kartoffeln sollte zudem keine Phacelia stehen, um Eisenfleckigkeit zu verhindern, die durch das nematodenübertragene Rattle-Virus ausgelöst wird.-aro, mb-


Doch auch hier gibt es spezielle Ausnahmen: Ist in Ihren Rüben bereits Rotfäule aufgetreten, sollte kein Klee in der Mischung sein. Denn Klee ist Wirtspflanze für den Rotfäule-Erreger Helicobasidium pupureum. Vor Kartoffeln sollte zudem keine Phacelia stehen, um Eisenfleckigkeit zu verhindern, die durch das nematodenübertragene Rattle-Virus ausgelöst wird.-aro, mb-


Der Anbau von Zwischenfrüchten steht vor neuen Herausforderungen. Einen Standpunkt dazu lesen Sie auf Seite 45.

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