Dieses Frühjahr verdeutlichte einmal mehr, dass sich Landwirtschaft und vor allem der Pflanzenbau nicht in ein Korsett zwängen lassen. Nicht abgeschlossene Herbstaussaaten sowie extreme Niederschlagsmengen, die das gesäte Getreide über Winter absaufen ließen, sorgten im Norden und Westen für viele unbestellte Flächen zum Vegetationsbeginn.
Halb so schlimm, könnte man meinen. Die Natur gibt eben doch den Takt an. Und es gibt ja noch Sommergetreide als Alternative. Allerdings konnte man das auch nicht überall säen, weil der Regen teils bis Anfang Mai nicht abreißen wollte. Bleibt der Mais – wäre da nicht der Fruchtwechsel (GLÖZ 7). Gerade Betrieben mit per se viel Mais in der Fruchtfolge wird er so zum Verhängnis.
Doch welche Alternativen gibt es für Aussaaten nach dem 10. Mai? Kartoffeln? Ja, aber sie sind doch eher was für Spezialisten. Soja? Ja, aber sowohl die Erträge als auch die Absatzwege sind im Norden Deutschlands alles andere als sicher. Aus meiner Sicht eher aus der Trickkiste stammt der Maisgemengeanbau mit z. B. Stangenbohnen oder Hirse.
Was wirklich helfen würde, wären unkomplizierte und schnell umsetzbare Ausnahmeregelungen. Lassen die jüngsten Verlautbarungen aus Brüssel tatsächlich darauf hoffen? Im April hatte das Europäische Parlament dafür gestimmt, die GAP zugunsten der Landwirte zu ändern. In der darauffolgenden Abstimmung der Mitgliedstaaten hatte sich Deutschland enthalten – und das obwohl die EU-Länder dadurch einfacher Ausnahmen erlassen können, z. B. den Fruchtwechsel weniger streng auszulegen.
Da überrascht es kaum, dass die Äußerungen von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hierzu bislang sehr verhalten waren. Deutlicher war seine Reaktion auf die Aussetzung der Stilllegung (GLÖZ 8), deren Bedingung nationale Öko-Regelungen zur Förderung von Brachen oder Landschaftselementen sind. Die würde er bis 2027 voll mittragen.
„Wir brauchen keinenZickzackkurs, der unvorhersehbarer ist als das Wetter.“
Bleibt zu hoffen, dass Herr Özdemir den zusätzlichen Gestaltungsspielraum im Sinne aller Landwirte nutzt. Das gilt auch für das „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“. Dies soll – anders als die SUR – auf Information und Förderung basieren. Hoffentlich, denn eine ideologisch getriebene Diskussion wie in den letzten Jahren zu Glyphosat, bringt nun wirklich niemanden weiter.
Noch wünschenswerter wäre eine langfristig kalkulierbare Strategie, die sich nicht nach der Stammwählerschaft richtet, sondern eine produktive und nachhaltige Landwirtschaft ermöglicht. Einen Zickzackkurs mit praxisfernen Umweltauflagen, der noch unvorhersehbarer ist als das Wetter, braucht niemand.