Stimmen
Agrarwissenschaftler stehen neuer Düngeverordnung kritisch gegenüber
Wie sehen Deutschlands Agrarwissenschaftler die neue Düngeverordnung? Das Science Media Center Germany gGmbH (SMC) hat Stimmen von einigen Agrarunis gesammelt.
Der Bundesrat hat am Freitag gegen den Widerstand der Bauern die neue Düngeverordnung verabschiedet. Damit könnte die Grundlage gelegt sein, um dem Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland durch die EU-Kommission wegen zu hoher Nitrat-Belastung des Grundwassers eine entscheidende Wende zu geben.
Uptmoor: "Düngereduktion bringt viele Nachteile"
Prof. Dr. Ralf Uptmoor von der Uni Rostock hält es für sinnvoll, die neuen Regeln erst zum 1. Januar 2021 umzusetzen, weil die Betriebe sich nicht innerhalb einer laufenden Vegetationsperiode umstellen müssen und ab Herbstaussaat konkret an den neuen Richtlinien orientieren können. „Ob die Corona-Pandemie für die Verschiebung der Umsetzung der Düngeverordnung als Begründung taugt, ist eine andere Frage. Aufgrund des Einreiseverbotes fehlende Erntehelfer, Traktorfahrer und so weiter stehen viele Betriebe aktuell vor Problemen, die eigentlich nicht zu bewältigen sind. Die Düngeverordnung ist da weit weniger gravierend“, so Uptmoor.
„Die Reduktion der Düngung um pauschal 20 % unterhalb des pflanzenbaulichen Bedarfs in Regionen mit hoher Nitratbelastung im Grundwasser scheint zunächst sinnvoll, denn in der Regel wird erwartet, dass die Stickstoffabfuhr mit dem Ertrag um weniger als 20 % sinkt. Die Maßnahme bringt aber viele Nachteile mit sich“, so der Professor weiter. So könne es zum einen passieren, dass aus Qualitäts- und Brotweizen Futterweizen wird, weil die notwendigen Proteingehalte nicht erreicht werden. Zum anderen könnten Gemüseproduzenten zum Beispiel beim Brokkoli die vom Markt geforderten Qualitäten nicht mehr erreichen, was wiederum dazu führt, dass mehr Erntereste und damit mehr Stickstoff auf dem Feld verbleibt. Hier sind seiner Meinung nach auch Handel und Verbraucher gefordert, ihre Qualitätsansprüche den Gegebenheiten anzupassen.
Das vorhandene bzw. für die Verordnung herangezogene Nitratmessnetz hält Uptmoor für „ziemlich gut“. Auch sind seiner Meinung nach die Ursachen für hohe Nitratwerte im Grundwasser häufig eindeutig auszumachen. „So ist zum Beispiel das Problem in den Vieh-intensiven Regionen Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens hausgemacht. Hätte man dort schon vor vielen Jahren konsequenter reagiert, wären die aktuellen Probleme zumindest weniger ausgeprägt. Vor diesem Hintergrund fehlt mir das Verständnis für die Argumentation mit der Auswahl der Messstellen“, so der Wissenschaftler.
Möckel: Mit der neuen VO drohen sogar höhere Nährstoffeinträge

Dr. Stefan Möckel (Bildquelle: ufz)
Eine interessante Sichtweise führt Dr. Stefan Möckel, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) Leipzig an. „Die neuste Novelle könnte mit der Streichung der Flächenbilanzobergrenzen (bisher § 9 DüV) in der Fläche zu höheren Nährstoffeinträgen in die Umwelt führen, da die Stoffstrombilanz-Verordnung mit ihren ökologisch zu hohen Bilanzobergrenzen nicht nachgebessert wird. Ob daher insgesamt die Ziele der Nitrat-Richtlinie – maximal 50 Milligramm Nitrat pro Liter – tatsächlich erreicht werden, bleibt abzuwarten“, so Möckel.
Seiner Meinung nach greifen die Novelle und die Diskussion mit ihrer Fokussierung auf die Nitrat-Richtlinie und Gewässer insgesamt zu kurz, da sie die weitreichenden ökologischen Auswirkungen von Nährstoffüberschüssen und diesbezügliche Schutzverpflichtungen Deutschlands nicht in den Blick nehmen. Hierzu gehören laut Möckel neben den Klimawirkungen insbesondere die zu hohen Nährstoffeinträge in terrestrische Ökosysteme, welche die Erreichung der internationalen, europäischen und deutschen Naturschutzziele – unter anderem die Konvention über die biologische Vielfalt CBD, die europäische Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt der Bundesregierung 2007 – gefährden.
„Ökologisch wie rechtlich sind zwei Hauptaufgaben zu lösen: die Reduzierung der Gesamtnährstoffemissionen und der ausreichende Schutz lokaler Ökosysteme vor übermäßigen Nähreinträgen entsprechend ihrem Erhaltungszustand und ihrer spezifischen Vulnerabilität. Diese Aufgaben erfordern einen breit aufgestellten Instrumentenmix, der weit über eine Düngeverordnung des Bundes hinausgeht“, sagte der Wissenschaftler.
Dittert: „Schlechter Kompromiss für die Bauern“

Prof. Dr. Klaus Dittert (Bildquelle: www.iapn.de)
Prof. Dr. Klaus Dittert von der Georg-August-Universität Göttingen hält die neue Verordnung für einen „schlechten Kompromiss für die Landwirtschaft“. „Die Düngeverordnung 2017 war ein sehr wichtiger und effektiver Schritt für die Verbesserung der Situation in Deutschland, wenngleich sie handwerklich noch einige Mängel aufwies, die aus meiner Sicht 2020 hätten revidiert werden sollen. Zum Teil werden sie nun revidiert.“
Kernpunkt der aktuellen Änderung sei nun die pauschale Kürzung der Stickstoff-Düngung um 20 % in den roten Gebieten. Damit werde eine Änderung beschlossen, die von der Landwirtschaft in den roten Gebieten als pauschale Bestrafung empfunden wird, und die – was in seinen Augen erheblich schwerwiegender sei – für die Betroffenen keine Anreize setzt, sich auf das eigentliche Problem zu fokussieren, nämlich die Nährstoffüberschüsse, so Dittert weiter.
„Aus der landwirtschaftlichen Forschung in Trinkwassergewinnungsgebieten kennen wir inzwischen zahlreiche, effektive Maßnahmen, um Nährstoffüberschüsse sehr gering zu halten, ohne dabei die landwirtschaftlichen Erträge zu vernachlässigen. Eine pauschale Verminderung der Düngung um 20 % ist nicht das Mittel der Wahl, sondern die gezielte Nutzung wissenschaftlicher und pflanzenbaulicher Erkenntnisse zur Überschussminderung. Je nach Anbaukultur, Boden, Struktur des landwirtschaftlichen Betriebes und Klima sind diese Maßnahmen unterschiedlich. Wenn man den Bilanzüberschuss zum entscheidenden Kriterium macht, so setzt man für die Landwirtschaft Anreize, alle vorhandenen Erkenntnisse und Talente in dieser Richtung einzusetzen. Im Laufe der Zeit besteht zudem die Option, die zulässigen Überschüsse weiter herabzusetzen“, erklärte der Leiter der Abteilung für Pflanzenernährung und Ertragsphysiologie.
Er habe die Hoffnung, dass nun vor dem Hintergrund der sehr ungerechten Minus-20-Prozent-Regelung zügig ein wirklich sinnvolles Instrumentarium geschaffen und in den Bundesländern implementiert wird, so dass diese Kompromisslösung in wenigen Jahren durch ein effektives und gerechtes Konzept ersetzt werden kann.
Kage: „Pauschale Reduktion wird Ziel verfehlen“

Prof. Dr. Henning Kage (Bildquelle: privat)
Insbesondere die pauschale Reduktion der Stickstoffdüngung um 20 % in den sogenannten ‚Roten Gebieten‘ wird die Nitratkonzentration nach Ansicht von Prof. Dr. Henning Kage von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel nur wenig mindern können, habe jedoch – je nach Kulturart – deutliche Ertrags- und teilweise Qualitätsminderungen zur Folge. Hier könne er die Kritik der Landwirte gut nachvollziehen.
„Ebenso kritisch sehe ich das generelle Verbot der Düngung auf tagsüber auftauenden Böden. Hierdurch werden Erträge, aber auch die Bodenstruktur negativ beeinflusst. Es wäre ausreichend gewesen, diese Maßnahme auf Flächen mit größerer Hangneigung zu begrenzen oder Abstandsauflagen auszusprechen.“
Die ebenfalls sehr kritisch gesehene Begrenzung beziehungsweise das teilweise ausgesprochene Verbot der Herbstdüngung hält Kage für letztlich sinnvoll, insbesondere vor dem Hintergrund der Kontrolle der Stickstoffmengen, die im Herbst ausgebracht werden. Fachlich sei eine Herbstdüngung in bestimmten Fällen nicht zu kritisieren – zum Beispiel zu Zwischenfrüchten, manchmal zu Winterraps. Die Möglichkeit, Gülle im Herbst auszubringen, könne jedoch auch für eine reine Entsorgung von überschüssiger Gülle missbraucht werden, gibt Kage zu bedenken.
„Gut nachvollziehbar sind daher die Verlängerungen der Sperrfristen für die Ausbringung organischer Dünger. Hier müssten aber Übergangsfristen für die notwendige Schaffung zusätzlichen Lagerraums geschaffen werden“, erklärt der Leiter der Abteilung Acker- und Pflanzenbau, Institut für Pflanzenbau & Pflanzenzüchtung.
Vogel für Ausgleichsmaßnahmen

Prof. Dr. Hans-Jörg Vogel (Bildquelle: ufz)
Positiv wertet die neue Düngeverordnung dagegen Prof. Dr. Hans-Jörg Vogel von der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg: „Die vorgesehenen Maßnahmen scheinen mir gut umsetzbar. Das beschriebene Dilemma zwischen optimalem Ertrag und Stickstoff-Überschuss bedeutet jedoch auch Ertragseinbußen bei reduzierter Düngung, weshalb sich die Landwirte auch begründet beschweren. Hier müssen Ausgleichsmaßnahmen gefunden werden, so dass sich ein für den Landwirt ökonomisch ‚optimaler‘ Ertrag nicht nur in ‚Dezitonnen pro Hektar Getreide‘, sondern in diesem Fall auch in ‚Milligramm Stickstoff pro Liter im Grundwasser errechnet‘. Es gibt die Hoffnung, dass die zukünftige EU-Agrarpolitik vermehrt solche Wege geht.“
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von Henning Kage
Folgende Mail ging am 12.2.2019 von mir an das BMEL: Sehr geehrte Damen und Herren, Eine Reduktion der N-Bilanzüberschüsse in Deutschland ist unzweifelhaft notwendig. Ich habe aber persönlich den Eindruck, dass nach jahrelanger Diskussion jetzt mit dem neuen Vorschlag an die ... mehr anzeigen EU-Kommission eine „Lösung“ gefunden wurde, die so ziemlich den letzten Sinn aus der Düngeverordnung hinausdefiniert. Strengere Düngevorgaben, die weit über das Ziel hinausstoßen, ohne gleichzeitige Kontrolle über N-Bilanzen, was soll das? Als Außenstehender kann man den Eindruck bekommen, dass man beim BMEL nicht abschätzen kann, welche Konsequenzen jetzt auf die Landwirtschaft zukommen. Oder ist es so, dass man sich die Hände mit diesem Vorschlag rein wäscht und letztlich darauf hofft, dass aufgrund mangelnden Vollzuges die Problematik nicht so in der Praxis ankommt wie es eigentlich in der neuen Verordnung steht? Als kleines Beispiel eine Auswertung von 97 bundesweit durchgeführten N-Steigerungsversuchen zu Winterweizen im Hinblick auf eine Düngung nach a) Ökonomisch optimal (Yopt) b) Nach novellierter Düngeverordnung (DuV) c) Bei 20% Reduktion der Bedarfswerte, die aktuell der EU-Kommission zur Abwehr der Strafzahlung vorgeschlagen wurde (DuVred) Es wurden unterschiedliche Qualitätsgruppen bei Weizen unterschieden (A/B= Backweizen, C=Futterweizen, E=Elite/Qualitätsweizen). Die bisherigen Zahlen zur Bedarfsermittlung der DuV waren nicht optimal gewählt, da zu hoch für E und teilweise C-Weizen und eher zu niedrig bei hoher Ertragsleistung im Bereich Backweizen, in ihren Auswirkungen auf Weizenqualität, Ertrag und Ökonomie (N-kostenfreie Leistung, NKFL) jedoch noch überschaubar. Die 20%ige Reduktion der Bedarfswerte wird jedoch erhebliche Konsequenzen für die Wirtschaftlichkeit und die erzielten Qualitäten des Weizenanbaus haben. Gleichzeitig liegen die N-Salden im deutlich negativen Bereich, wodurch langfristig mit negativen Wirkungen auf den Humusgehalt der Böden zu rechnen ist und sich somit kumulativ negative Effekte einstellen können. Ähnliches wäre für eine Reihe anderer wichtiger Kulturen (z.B. Raps) zu zeigen. Sind vergleichbare Berechnungen durchgeführt worden, bevor man die aktuellen Vorschläge der EU-Kommission übermittelt hat? Es ist doch offensichtlich, dass hiermit über das Ziel hinausgeschossen wurde. Im aktuellen Rechtsgutachten von Prof. Dr. Ines Härtel wird im Übrigen die mangelnde wissenschaftliche Begründung der DüV als Hauptgrund für ihre Ablehnung durch die EU-Kommission genannt. Ich kann dem durchaus nicht widersprechen. Weiter unten sind Zahlen zur N-Bilanz des Sektors Landwirtschaft im nationalen Vergleich (Quelle Eurostat) dargestellt. Die Niederlande und Belgien liegen hier deutlich vor Deutschland in der Höhe der Bilanzüberschüsse, diese Zahlen sollten bekannt sein. Den Niederländern ist es aber aktuell gelungen, eine Verlängerung der Derogationslösung für erhöhte Ausbringungsmengen organischer Stickstoffdünger (230 bzw. 250 kg N/ha in Betrieben mit hohem Grünlandanteil) durchzubekommen. Wird in der EU nach gleichen Maßstäben bewertet? Hat man diese Fragen der EU-Kommission gestellt? Hat man nichts von Dänemark gelernt? Mit freundlichen Grüßen Henning Kage weniger anzeigen
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von Wilhelm Grimm
Der Einfluss der Umweltverbände
auf die politischen Entscheidungsträger in Brüssel und Berlin und auf unsere willenlosen Medien haben alle in die Irre geführt, bis auf wenige Wissenschaftler und wenige Praktiker, das war zu wenig .
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von Jerome Gennen
Eine ander Herangehensweise anders als in Deutschland
Hallo Herr Kage. In Belgien darf NUR auf Grünland und NUR in nicht gefährdeten Gebieten mit 230 kg gesamt N aus Hofdüngern gedüngt werden. Diese Derogationen gab's auch in Deutschland aber auch nur für Grünland und nur für Regionen, wo keine Trinkwassergefährdung zu befürchten ... mehr anzeigen war. Diese Derogation kann man in Deutschland aber erst beantragen wenn die DüV von der EU-Komission angenommen wurde. Die DüV wurde aber bis heute nicht von der EU angenommen - also gibts auch keine Derogation! Was Sie aber noch mehr stutzig machen sollte ist die Tatsache, dass die Nitratwerte trotz 230 kg N-org, in Ordnung sind. Ich will versuchen Ihnen das zu erklären: Wir stellen in Düngeversuchen fest, dass der Kunstdünger das Trinkwasser stärker belastet als die organischen Dünger (!) und das wiederspricht dem was unsere Politiker und Umweltschutzberater sagen! Was tut man in Nitrat-gefährdeten Gebieten (in der gesamten EU)? Man beschränkt den Dünger, der weniger verschmutzt -den organischen- und den Kunstdünger nicht! Es darf weiterhin bedarfsgerecht gedüngt werden, um die Fruchtbarkeit des Bodens langfristig zu sichern, und die Menge, die die Kultur braucht aber die nicht organisch gedüngt werden darf, wird also chemisch gedüngt. Das Gesetz beschränkt also nicht nur den organischen sondern animiert dazu den chemischen Dünger verstärkt da einzusetzen, wo es schon Probleme gibt. Die Messungen der Düngeversuche zeigen, dass der Boden diese chemischen Dünger NICHT so effektiv binden kann. Wenn das Wasser geschützt werden soll, dann begrenzt den Einsatz von dem Dünger, der nachweisslich die grössere Gefahr darstellt und nicht den anderen. Zur Info: Deutschland düngt im Schnitt 60 kg N organisch UND 100 kg N chemisch pro Hektar! Das Nitratproblem kommt also nicht von der Gülle - es wird ganz einfach zu viel chemisch hinzu gedüngt! Die gesamte Gesetzgebung ist leider seit 20 Jahren auf dem falschen Dampfer und die Massnahmen können keinen Effekt zeigen weil sie gegen die Natur arbeiten. Der Boden wird den Politikern nicht den Gefallen tun und sich verändern! Nur wenn die Massnahmen zum Schutz des Wasser die natürlichen Prozesse berücksichtigen können sie auch etwas bringen! weniger anzeigen
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von Heinz Göttke
Düngeverordnung
Dann meldet euch vorher!!!! Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen.
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von Andreas Gerner
Vermeintlich...
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von Andreas Gerner
Aufruf an die verbliebenen kritischen Agrarwissenschaftler:
Wenn Sie (wie zu erwarten) begründete Zweifel daran haben, dass ALLE negativen Auswirkungen der DüVo20 auf die Umwelt im Umweltbericht zum Referendarentwurf hinreichend beleuchtet wurden UND wenn Sie begründete Zweifel haben, dass die im Umweltbericht als positiv bewerteten ... mehr anzeigen Umwelteffekte tatsächlich eintreten (und nicht bloß anderswo aufgezehrt werden), beteiligen Sie sich am nur noch bis 2.4. laufenden SUP ! Danke! weniger anzeigen
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von Andreas Gerner
Ich respektiere eine persönliche Meinung, es sei ein "ziemlich gutes Netz"
Aus stichhaltigen Gründen sind aber zahlreiche Betroffene und Experten der Auffassung, das Netz könne gar nicht "ziemlich gut" sein. ----- 1. Wenn für Messbrunnen logischerweise dort die Motivation, solche zu errichten, am größten ist, wo man aus irgendwelchen Gründen Probleme ... mehr anzeigen erwartet hat (und dagegen dort wo weit und breit alles ok ist kaum Messbrunnen zu finden sind), kann ein Netz nicht repräsentativ sein. Selbst bei zufälliger Auswahl oder (wie andere Länder das machen) die Berücksichtigung ALLER verfügbaren Messstellen kann kein Repräsentativer Wert herauskommen, wenn sich die Häufigkeit der Messpunkte ausgerechnet um die Hotspots konzentriert. ----- 2. Es ist doch längst kein Geheimnis mehr, dass überall dort, wo man sich die Messstellen und Auswahl mal näher anschaut, zuhauf Ungereimtheiten und Mängel zutage treten. Sehr häufig mit klarer Tendenz. ------ 3. Wie kann die Umweltrelevanz von Nitrat an einem Grenzwert festgemacht werden, der nur ein Politikum ist? Ob Nitrat im allgemeinen gesund oder ungesund ist, ist doch keineswegs in Stein gemeißelt. Wäre es ungesund, könnten doch unmöglich vom Ministerium wissenschaftlich begründete Empfehlungen an die Verbraucher ausgesprochen werden, reichlich grünes Gemüse wie Salat, Spinat, Kohl, Mangold oder Rote Beete zu verzehren, da hier die üblichen Nitratgehalte um den Faktor 10 bis fast 100 höher liegen, als der Grenzwert im Grund- und Trinkwasser liegt. Solche Nahrungsmittel gelten trotz (oder sogar wegen ???) des Nitratgehalts als gesund, positiv für die Leistungsfähigkeit und stärkend gegen Krankheiten. Teils sogar als Superfoods. ------ 4. Wie kann man die Auswirkung rein national betrachten UND die resultierende Produktionsmenge außer acht lassen? Einfache Logik: Was wir hier weniger erzeugen (selbst wenn es hier positiv für die Umwelt sei), muss anderswo stattdessen mehr erzeugt werden (und wenn die Theorien stimmen, dass "intensiver" gleich "schädlicher" sei, resultieren dann dort mindestens die gleichen negativen Folgen, wie sie angeblich bei uns im positiven zur Erscheinung treten.). Daher diktiert die Physik (und die lässt sich nicht verarschen!) dass es bilanziert und über den Tellerrand hinaus beleuchtet, keine positiven Auswirkung der DüVo20 geben KANN ! ----- 5. Wie kann das Netz "ziemlich gut" sein, wenn selbst die Regierung zugeben musste, dass man (trotz zuerst Vertuschungsversuchen) ganze 160 von 162 gezielt ausgewählte Problembrunnen (Anm.: ohne Bezug zur Trinkwassergewinnung) nach wie vor im "repräsentativen Netz" (der Name verhöhnt jeden wissenschaftlichen Grundsatz) berücksichtigt sind, und man die nur mit durchschnittlichen Werte verwässert hat. Repräsentativ bedeutet Repräsentativ und nicht der Mittelwert aus Tendenziös und Repräsentativ. ----- 6. Wie kann ein Netz "ziemlich gut sein, wenn in meinem Roten Gebiet 2 der 3 WRRL Messstellen OBERFLÄCHENWASSER (nicht etwa "Oberflächennahes Grundwasser") sind? Paradoxerweise will das WWA den dritten ersetzen. ------ 7. Wie kann ein Netz "ziemlich gut" sein, und die Effekte der DüVo17 den Status Quo darstellen sollen, wenn "neueste" Messwerte teils mehrere Jahre alt sind, als noch nach Regeln vor DüVo17 bei der Düngung galten. ------ 8. Wie kann ein hoher Nitratwert eines Brunnens eindeutig und ausschließlich der Tierhaltung oder allgemein Landwirtschaft angelastet werden, wenn man dort auch Spuren von Süßstoffen, Coffein und sogar Kokain im Wasser nachweisen kann? Liegt dann nicht auf der Hand, dass die 7 Jahrzehnte alte Kanalisation zumindest ihren Anteil an der Misere hat? ----- 9. Wie kann der Zusammenhang Viehdichte und Nitratwert als unverrückbar angesehen werden, wenn in Vechta, dem Hotspot Europas gerade das Wasserwerk vergrößert wird (erforderlich wegen Bevölkerungszuwachs) und die Werksleiter in Interviews von völlig unproblematischen Nitratgehalten des Rohwassers zu berichten wissen. ----- 10. Wie kann der Nitratwert mit der Viehdichte korellieren, wenn die Niederlande mit der dreifachen Viehdichte deutlich bessere (weil fair gemessene?) Werte an die EU melden kann als Deutschland? ------- Bin längst nicht fertig. Schreibe sicher noch weiter, aber mich verlässt die Konzentration. Vielleicht kann ja ein Agrarwissenschaftler, der Zweifel am "ziemlich guten" Netz hat, inzwischen fortfahren. weniger anzeigen
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von Gerhard Steffek
Rohrkrepierer
Ich glaube unsere "Zauberlehrlinge" von Politikern und Naturschützern haben selber nicht kommen sehen, was sie da lostreten. Getrieben von den Wasserversorgern und den Betriebswirtschaftlern, die die deutsche Landwirtschaft eh als zu teuer erachten, dachte man wahrscheinlich es ist ein ... mehr anzeigen leichtes die "teure" Eigenversorgung herunterzufahren, um dann auf den Weltmarkt billiger einzukaufen. Schließlich muß ja auch die eigene Überproduktion an technischen Industriegütern entsprechend auf jenem untergebracht werden. -- -- Corona zeigt jetzt aber sehr gut die Grenzen auf, bzw. daß nicht alle Bäume in den Himmel wachsen. Schon Mark Twain erkannte: "Großes fällt in sich selbst zusammen: Diese Beschränkung des Wachstums hat der göttliche Wille dem Erfolg aufgelegt." In ihrer Hybries wollte das aber wahrscheinlich keiner sehen. Jetzt wird entsprechend rumlaviert, geeiert um aus dieser Misere rauszukommen. Unter dem Druck der EU etwas zu machen wurde jetzt natürlich schnell, dank des Monsters "Corona", die DÜV durchgepeitscht, in der Hoffnung dies würde keine Wellen schlagen. Beim unwissenden Volk war das ja zu erwarten, aber bei den Bauern ging diese Rechnung nicht auf. Jetzt kommen auch noch dummerweise Wissenschaftler hinzu, die dies ebenso kritisch, wenn nicht sogar unreif und unausgegoren sehen. Wo waren die aber schon vorher? Wurden die bisher nie gehört, oder haben sich die bloß noch nie zu Wort gemeldet? Da bin ich jetzt schon arg im Zweifel. -- -- Auf alle Fälle zeigen die auf, daß das ganze noch nicht ausgefochten ist. Vor dem Hintergrund aber, daß die Bundesregierung sich wahrscheinlich nicht die Blöße geben will Mist gebaut zu haben wird das jetzt auf Biegen und Brechen durchgezogen werden. Mit dem Eindruck und Hintergrund von Corona als Rückenwind, und ebenso mit den meisten Aussagen dieser Wissenschaftler sollten sich die Bauern aber nicht unterkriegen lassen. Denn das Ganze, wie man ja jetzt im Moment wieder sieht, ist eben mehr als die Summe seiner Einzelteile. Ist so wie mit dem gesunden Menschenverstand. Dieser ist auch mehr als eben nur eine "gute Bildung". Erkannte schon Arthur Schopenhauer, als er sagte: "Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." weniger anzeigen
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von Kurt Brauchle
Im Nachbarkreis
wurde auch ein rotes Gebiet ausgewiesen. Nur wenige hundert Meter von der ursächlichen Messstelle befinden zwei weitere Wasserentnahmebrunnen verschiedener Kommunen die kein Nitratproblem haben. Quer durch das rote Gebiet verläuft zudem die Europäische Wasserscheide, jetzt fragen sich ... mehr anzeigen die Bauern warum sie im roten Gebiet liegen obwohl alle Brunnen und Messstellen jenseits der Wasserscheide liegen wo sie ihre Flächen bewirtschaften. So eindeutig wie immer zu hören ist scheint sich die Sachlage dann doch nicht darzustellen. weniger anzeigen
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von Bernhard Kremling
nach Franken schauen
Ich kann den Herrn Professor Uptmoor mal einladen nach Unterfranken zu kommen, da geht seine Aussage, dass die Einträge von der Tierhaltung kommen, nicht auf. Da gibt es Landkreise mit nur 0,25GV/ha und sind rotes Gebiet. Auf 55 000 ha (so groß ist der einzelne Grundwasserkörper) sind ... mehr anzeigen 3 Messstellen über 50 mg; schon ist alles Rot! Da gibt es Messstellen, die sind nur hunderte Meter von den belasteten entfernt und sind völlig in Ordnung, aber die sind nicht gemeldet. Im übrigen weiß ich nicht, wie lange ich die Top Agrar noch abonniere, was da in letzter Zeit publiziert wird, muß ich nicht unbedingt durch mein Abonnement noch unterstützen! weniger anzeigen
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von Gerhard Steffek
d'accord
Da muß ich Herrn Deter zustimmen Herr Kremling. Man sollte schon seine "Feinde" kennen, wenn man sie bekämpfen will. Dazu gehört eben auch, zu hören was sie sagen, bzw. schreiben. -- -- Schon Voltaire sagte: "Ich verachte ihre Meinung, aber ich würde mein Leben dafür geben, daß sie ... mehr anzeigen sie sagen dürfen." -- -- Wie sonst wollen sie auf die Vorwürfe anderer reagieren können, kennen sie diese nicht? -- -- Da ist es schon ganz gut, wenn TA auch kritische Stimmen bringt, selbst wenn sie nicht der eigenen Meinung gerecht werden. Wobei ich hier sogar Herrn Taube vermisse, er ist für mich zwar unten durch, aber nachdem er anscheinend doch viel Gehör findet wäre es schon interessant was jetzt seine Meinung dazu ist. weniger anzeigen
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von Willy Toft
Und wieso wird dann nicht auf solche nachvollziehbaren Einwände gehört? Ist die Politik....
nur noch blind auf dem einen Auge, oder war das so von langer Hand geplant? Die Prozesse um diese DüV werden es hoffentlich an den Tag legen, wie hier vorgegangen wurde!
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von Klaus Fiederling
Vernünftig gefragt, kommt nun die weise Antwort?
Nicht einer der vorstehenden wissenschaftlichen Beiträge wird dem Ansinnen der jeweiligen Flächeneigentümer gerecht. Die Auswirkungen für dieselben werden bald allerdings schon gravierend sein. // Wer bislang als Praktiker den Vorgaben der Wissenschaft und damit den staatlicherseits ... mehr anzeigen begleitend administrierten Empfehlungen über Jahrzehnte bedingungslos folgte, hat die jetzige Situation, den nunmehrigen nicht mehr haltbaren Zustand verursacht; und nun!? War nicht gerade das staatliche Versuchswesen ausschließlich auf Maximalerträge ausgerichtet? Diese Strategien erweisen sich heute als vollkommen falsch, die sprichwörtlichen „Brunnenvergifter“ sind aber alleinig die, welche selbigen „Befehlen“ in Kadavergehorsam blind folgten!? Hätte einer der obigen Wissenschaftler eine aktuelle Positionierung in den heiligen Elfenbeintürmen unserer Falkultäten vor Jahren schon berechtigt kritisch hinterfragt, säße er heute nicht auf dieser gut dotierten Position, könnte mithin seine Statements nicht abgeben. Wo bleibt also zunächst einmal das medial grundehrliche „Mea Culpa“ aus diesen Reihen heraus!? Wieviel Staatsgelder hat unsere Wissenschaft demnach in der Vergangenheit langfristig gesehen vollkommen sinnbefreit verbrannt, um die jetzige „Katastrophe“ herbeizuführen? // Auf dem Nahrungsmittelsektor wird sich nun ähnliches in zeitlicher Abfolge vollziehen, wo sich aufgrund der neuen Klärschlammverordnung unsere Kommunen bereits vor erhebliche, kaum lösbare Probleme -von heute auf morgen- gestellt sehen. Die Pyrolyse (thermische Verwertung) ist als Lösungsansatz in dieser Thematik das alleinige Allheilmittel? Weit eher das Paradebeispiel dafür, wie wenig durchdacht man die Auswirkungen kurz- bis mittelfristig folgerichtig abzuschätzen wusste/weiß. // Wenn man dem ganzen einen positiven Aspekt abgewinnen möchte, so reguliert der Staat jetzt sehr drastisch unsere Überschussproduktionen. Ob dies so auch beabsichtigt war/ist, sei zunächst einmal dahingestellt. Beim Spargel hat es keine Auswirkungen, wenn der Staat in die Beerntung eingreift. Kein Bürger wird deshalb Hunger leiden müssen, Hamsterkäufe werden dort keine leeren Spargelregale hinterlassen. // Wenn nunmehr zwei Faktoren zusammenkommen -Reduzierung des Düngereinsatzes + Trockenheit- und wir Bauern produzieren plötzlich nur noch 95 Prozent unseres Bedarfes, WER übernimmt dann die Verantwortung, wenn das möglicherweise für unseren König KUNDE auch noch mit gefühlten „Schrottqualitäten“ einhergeht!? // Wer den Einsatz von AdBlue kritisch beäugt, wird die berechtigte Frage stellen dürfen, welchen Einfluss diese Einträge von deutschen, europäischen, den Straßen weltweit, auf unsere Böden haben. Vernachlässigbar...? - Derzeit atmet die Natur massiv auf, weil wesentlich weniger dahingehende Einträge in die Umwelt erfolgen, die Bauern fahren aber immer noch in Volllast. Realisiert man diese Unterschiede, oder will man das schlichtweg einfach nicht wahrhaben!? Der Rohölpreis untermauert diese Gegebenheit sehr eindrucksvoll, könnte vorsichtig angemerkt für eine solche Analyse sofort herangezogen werden. // Es gibt sehr viele gravierende gedankliche Lücken rund um diese jetzt „Knallhart-DüV-Novelle“. Der Markt wird es jedenfalls richten; nimmt dadurch vielleicht aber sogar unsere Abfallproduktion noch zu, wenn man krampfhaft z.B. am ohnedies erheblich einseitigen Pamphlet unserer „Einheitsbedingungen des Deutschen Getreidehandels“ fortwährend unverändert festhalten möchte!? // Die Drohung mit einem möglicherweise angedachten Produktionsstopp seitens LsV durch die Bauern erübrigt sich jedenfalls, da ein solcher ohnedies jetzt per Gesetz verordnet ist. Die Frage ist natürlich nur, ob man das SO auch schon realisiert hat!? weniger anzeigen
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von Hans-Peter Mahler
Statements!
Statements nicht nach Wissenschaft sondern nach Parteibuch!Uptmoor: Das vorhandene bzw. für die Verordnung herangezogene Nitratmessnetz hält Uptmoor für „ziemlich gut“. Auch sind seiner Meinung nach die Ursachen für hohe Nitratwerte im Grundwasser häufig eindeutig auszumachen. ... mehr anzeigen „So ist zum Beispiel das Problem in den Vieh-intensiven Regionen Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens hausgemacht. Hätte man dort schon vor vielen Jahren konsequenter reagiert, wären die aktuellen Probleme zumindest weniger ausgeprägt. Vor diesem Hintergrund fehlt mir das Verständnis für die Argumentation mit der Auswahl der Messstellen“, so der Wissenschaftler. weniger anzeigen
Das meinen unsere Leser
von Wilhelm Grimm
Das Parteibuch
ist auch "ziemlich gut" zu gebrauchen.
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von Ansgar Tubes
Immerhin
Es ist ja schon mal als durchaus positiv zu bewerten, dass topagrar bei dieser Fragestellung kein Statement von Prof. Traube veröffentlicht hat!
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von Hermann Freese
genau das wollte ich auch schreiben :D
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