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Alternative Hybridweizen?

Gutes Wurzelwachstum und ein hohes Kompensationsvermögen macht Hybridweizen vor allem für Grenzstandorte interessant. Auf besseren Böden besticht sein hohes Ertragspotenzial.

Lesezeit: 9 Minuten

Hybride sind den Liniensorten in vielen Zuchtmerkmalen überlegen. Die Triebfeder der Hybridzüchtung ist der Heterosiseffekt, der durch die Kreuzung zweier Inzuchtlinien entsteht. Um die Eigenschaften im gleichen Maße zu erhalten, bedarf es jeweils wieder der Kreuzung der Elternlinien. Die Vorzüge der Hybridzüchtung, die vom Roggen bekannt sind, treffen auch auf Hybridweizen zu, wenn auch der Heterosiseffekt hier geringer ist.

Vorteile der Hybride

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Dennoch bringt auch der Hybridweizen die folgenden Vorteile mit. Er ist:

  • vitaler,
  • stressstabiler,
  • hat ein leistungsfähigeres Wurzelsystem und
  • ein höheres Kompensationsvermögen.

Letzteres beinhaltet eine stärkere Bestockung, eine bessere Fertilität der Ähren, die zu einer höheren Kornzahl pro Ähre führt, sowie ein höheres Tausendkorngewicht im Vergleich zu Liniensorten. Wegen des tieferreichenden Wurzelsystems und der Fähigkeit, limitierende Ertragskomponenten zu kompensieren, bieten sich die Hybride besonders für Trockenstandorte an. Zumal sie im Frühjahr schneller loswachsen und dadurch früher mit der Stickstoffaufnahme beginnen. Dadurch können sie unter trockenen Bedingungen die Restfeuchte des Bodens besser ausnutzen.

Im Trockenjahr 2018 zeigte sich, dass sie im Vergleich zu Liniensorten auf Trockenstress mit deutlich geringerem Ertragsrückgang reagieren. In Versuchen auf wasserlimitierenden Grenzstandorten erzielte Hybridweizen nach Züchterangaben signifikant höhere Mehrerträge von 10%.

Den Ertragsvorteil spielen Hybride aber nicht nur auf Grenzstandorten aus. Mehrerträge lassen sich auch auf besseren Böden erzielen. Im Vergleich zu den ertragsstärksten A-Weizen Sorten realisierte Hybridweizen in den letzten Jahren im Durchschnitt ca. 8 bis 10% Mehrertrag.

Saatgut hat seinen Preis

Doch die genannten Vorzüge gibt es nicht zum Nulltarif. Das Saatgut ist gegenüber Liniensorten deutlich teurer. Jedoch ermöglicht das hohe Kompensationsvermögen der Hybriden es, die Saatstärke zu reduzieren. Bei sehr früher Saat Mitte September lässt sich mit 100 bis 120 Kö./m2 kalkulieren.

Dagegen wird es bei über 150 Kö./m2 problematisch, das ökonomische Optimum zu erzielen. Diese Grenze erreichen norddeutsche Landwirte in der Regel bei Saatterminen ab Mitte Oktober. Allerdings sind mittlerweile neue Sorten auf dem Markt, die aufgrund ihrer hohen Bestockungsleistung auch noch Aussaaten bis Mitte Oktober (in Süddeutschland bis Ende Oktober) mit 120 bis 150 Kö./m2 zulassen.

Bei 150 Kö./m2 liegen die Saatgutkosten in etwa 70 bis 80 €/ha höher als bei Liniensorten. Daraus resultiert, dass Hybridweizen trotz verringerter Saatstärke 3 bis 5 dt/ha mehr Ertrag bringen muss, um mit vergleichbaren Liniensorten wirtschaftlich konkurrieren zu können.

Voraussetzung: Zeitige Saat

Diese Mehrerträge lassen sich bei einer Saatstärke unter 150 Kö./m² aber nur durch eine zeitige Saat realisieren. Nur dann bleibt ausreichend Zeit für die Bestockung. Demzufolge eignen sich als Vorfrucht in erster Linie Raps, Leguminosen oder Kartoffeln. Auch frühräumender Stoppelweizen kann eine mögliche Vorfrucht sein.

Daher passt der Hybridweizen besonders in klassische Frühsaatregionen, vor allem dann, wenn hier geringe Saatstärken schon bei Liniensorten erfolgreich waren. Auf Ackerfuchsschwanzstandorten sind derartige Frühsaaten allerdings problematisch.

Nach Mais sind häufig Saatstärken von über 160 Kö/m2 nötig. In diesen Fällen wird es schwierig, die höheren Saatgutkosten durch den Mehrertrag zu decken.

Einfache Bestandesführung

Die Stickstoffdüngung sollte startbetont erfolgen. In der Praxis hat es sich bewährt, die ersten beiden Gaben mit einem stabilisierten Dünger zusammenzufassen und anschließend die Ährengabe in EC 37/39 mit ca. 40 kg N/ha zu bemessen.

Einzukürzen ist Hybridweizen in jedem Fall in EC 25 bis 29. Eine Nachlage in EC 31/32 ist, je nach Standort, nur bei Bedarf notwendig. Der Fungizideinsatz richtet sich nach Witterung, Standort und Befallslage. Häufig reicht eine ein- bis zweimalige Anwendung aus, da die Hybriden in der Regel gute Resistenzeigenschaften mit sich bringen. Hier lassen sich Fungizidkosten einsparen.

Hybridweizen noch eine Nische

Mit 5.700 ha Anbaufläche und einem Marktanteil am deutschen Weizenmarkt von 0,2% ist der Hybridweizen noch eine Nischenkultur. Diese Nische fand er bisher überwiegend auf Grenzstandorten z.B. auf leichten Böden in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Hier bauen Landwirte ihn z.B. als Alternative zum Roggen an (siehe Reportage Seite 58). Doch seit die Landwirtschaftskammer NRW 2019 eine Hybridweizensorte in die offizielle Empfehlung aufnahm, steigt auch hier die Anbaufläche.

Da weltweit hohe Mengen an Forschungsgeldern in die Hybridzüchtung fließen, ist in den nächsten Jahren mit einem deutlichen Züchtungsfortschritt zu rechnen. Dieser kann dazu beitragen, dass der Hybridweizen seine Nische verlässt.

Herausforderung Saatgutvermehrung

Während beim Fremdbefruchter Roggen die Vermehrung der Hybriden vergleichsweise unproblematisch ist, gestaltet sich die Vermehrung von Hybridweizen deutlich schwieriger. Dies ist auch einer der Hauptgründe für die hohen Saatgutkosten.

Anders als beim Roggen muss die Mutterlinie steril sein, damit sie sich nicht selbst befruchten kann. Die Sterilität erzeugt man aktuell mithilfe eines sogenannten Gametozyds, welches per Pflanzenschutzspritze ausgebracht wird. Dabei muss exakt der richtige Zeitpunkt getroffen werden. Andernfalls kommt es zu einem zu großen Anteil an Selbstbefruchtung und der Hybrideffekt lässt sich nicht ausreichend sicherstellen.

Deutschland ließ Gametozyten erst vor ein paar Jahren zu. Daher müssen Hybridzucht- und Vermehrungsprogramme hier erst aufgebaut werden. In Frankreich sind diese schon länger etabliert. Deshalb stammt im Moment ein Großteil der Vermehrungen aus Frankreich.

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R E P O R T A G E von Daniel Dabbelt

Weizen auf 30er-Sandböden

Marten Woellner schätzt das hohe Ertragspotenzial von Hybridweizen. Der Anbau ist laut dem brandenburgischen Landwirt aber nicht auf jedem Standort gerechtfertigt.

Mit dem Anbau von Hybridweizen auf unseren trockenen Grenzstandorten, können wir mehr Weizen – der zurzeit preislich attraktiver ist – anstatt Roggen vermarkten“, begründet Marten Woellner seine Entscheidung, die Kultur in die Fruchtfolge aufzunehmen. Neben 100 bis 250 ha Hybridweizen stehen auf den 2300 ha der Havelland-agrar eG in Weseram auch Linienweizen, Roggen, Raps, Mais, Sojabohnen und Spargel. Die teils sehr heterogenen Flächen sind mit 20 bis 50 Bodenpunkten (BP) bonitiert. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge liegt bei 500 mm. Um Wasser zu sparen, versucht Woellner so gut es geht auf den Pflug zu verzichten.

Für Weizen in Backqualität setzt er auf A-Sorten. Die Sortenwahl alleine ist jedoch keine Garantie für gute Qualitäten. „Rauschen in trockenen Jahren die Hektolitergewichte nach unten, gehen die Partien als Futterweizen vom Hof,“ berichtet der Landwirt. Im Schnitt der letzten Jahre konnte er selbst den Futterweizen 2,00 bis 2,50 € je dt teurer verkaufen als den Roggen.

Als Grenzstandorte beschreibt Woellner Flächen mit 30 bis 40 BP. Auf seinen Schlägen dieser Güte liefert Hybrid-weizen ähnliche Erträge wie Roggen. Vergleicht man die Kosten dieser Kulturen, unterscheiden sich diese bei Pflanzenschutz und Düngung kaum. „Wir behandeln den Weizen auf diesen leichten Böden meist nur einmal mit Wachstumsregler und Fungizid,“ erklärt er.

Achillesferse saatgutkosten

Knackpunkt beim Hybridweizenanbau sind die Saatgutkosten. Woellner kalkuliert mit zwei Drittel höheren Saatkosten als beim Roggen. Um das ökonomische Optimum zu finden, hat er Versuche zu Saatstärke und -termin gemacht. Die Erkenntnis daraus: Zu dünne Bestände ver-unkrauten leicht und fallen im Ertrag ab. „Wir müssen immer einen gewissen Puffer einplanen, da die Gänse die Auflaufquote stark mindern können,“ erklärt er die Tendenz zu höheren Saatstärken.

Heute sät Woellner das Getreide nach Applikationskarte. Die Spanne beim Hybridweizen reicht je nach Bodengüte von 130 bis 200 Kö./m². Im Mittel liegt die Saatstärke bei etwa 170 Kö./m². Basis für die Applikationskarten stellen EM 38/Leitfähigkeits-Messungen dar, welche er mit Ertragskarten verschneidet. Mit dieser Datengrundlage kann Woellner Zonen mit geringem und hohem Ertragspotenzial festlegen. In den Niedrigertragszonen geht er bis auf 130 Kö./m² runter, je mehr Wasser der Boden halten kann, desto mehr sät er.

Der Ackerbauer strebt mit 150 Pflanzen und 3,5 Halmen je Pflanze etwa 500 bis 550 Ähren/m² zur Ernte an. Landwirten, die den Anbau von Hy-bridweizen testen möchten, rät er, sich von oben nach unten an die passende Saatstärke heranzutasten. Nach seinen Erfahrungen erreicht man die höchsten Erträge mit zwei Drittel der Aussaatstärke von den Liniensorten – aufgrund der Saatgutkosten entspricht das jedoch nicht dem ökonomischen Optimum.

Die Einzelkornsaat von Getreide findet aktuell noch keine Anwendung auf dem Betrieb. Woellner sieht jedoch vor allem in Regionen mit knapper Wasserversorgung Potenzial für das Verfahren. „Gerade der Hybridweizen mit seinem frohwüchsigem Wurzelwerk und dem enormen Bestockungsvermögen kann von der optimierten Standraumverteilung profitieren“, so der Landwirt.

Den Aussaattermin hat er in den letzten Jahren von Anfang September in die zweite Septemberdekade verschoben. Die milden Winter und ein spätes Vegetationsende in den vergangenen Jahren sorgten für üppige Bestände zum Frühjahr. Treten dann Spätfröste zur beginnenden Halmstreckung auf, sind die Vegetationskegel sehr empfindlich und Auswinterungsschäden oft die Folge.

Düngung und Pflanzenschutz

Damit Hybridweizen ausreichend bestockt, ist eine frühe Düngegabe wichtig. Auf dem Betrieb in Weseram wird nicht nur der Hybridweizen, sondern das gesamte Wintergetreide bis Mitte März nahezu komplett aufgedüngt. Im Falle des Hybridweizens sind das 150 kg/ha Stickstoff (inkl. Nmin). Woellner setzt auf einen stabilisierten Flüssigdünger mit 25% Gesamtstickstoff und 6% Schwefel. „Wir müssen den Dünger im Boden haben, bevor die Trockenheit richtig zu schlägt“, bekräftigt er das Vorgehen. Fällt im Frühjahr genug Regen, gibt er zur Fungizidbehandlung 50 kg/ha Ammoniumharnstofflösung (AHL) dazu, um den Ertrag abzusichern. Die einmalige Fungizidbehandlung erfolgt meist zu EC 34. Die Böden begrenzen den Ertrag so sehr, dass eine höhere Intensität in der Regel nicht wirtschaftlich sei.

Den Linienweizen auf den besseren Böden behandelt Woellner bei ausrei-chenden Niederschlägen zweimal. Auch die Aufwandmenge der Fungizide werden mittels Applikationskarte gesteuert. Basis ist hier der mittels Satellitenbilder errechnete Blattflächenindex.

Wie rechnet sich der Anbau?

Es gab Jahre, in denen Hybridweizen auf Böden mit etwa 45 BP ca. 70 dt/ha brachten. Im gleichen Jahr lieferten Liniensorten auf vergleichbaren Flächen lediglich 50 dt/ha. Laut Woellner hat sich aber auch bei den Liniensorten viel getan und solche Unterschiede sind nicht mehr realistisch. Bei etwa doppelt so hohen Saatgutkosten verdrängt der Hybridweizen auf diesen Standorten daher keinen Linienweizen mehr.

„Seine Vorzüge kann der Hybridweizen auf leichten Flächen ausspielen, auf denen er mit Roggen konkurriert. Dort schafft er es sogar, mit den Erträgen der Weizenlinien auf besseren Böden mitzuhalten.“ Woellners Erfahrungen zeigen auch, dass in Jahren mit ausreichendem Niederschlag der Hybridweizen sein Ertragspotenzial besser ausschöpft als Hybridroggen, und dass aufgrund des kürzeren Strohs die Druschleistung beim Weizen über 10% höher ist als beim Roggen.

Sein Fazit: „Trotz der hohen Saatgutkosten ist der Anbau auf einem Teil der Flächen aus gesamtbetriebswirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Sollten sich die Saatgutkosten denen der Linien angleichen, würden wir deutlich mehr Hybridweizen säen.“

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