Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus Onlinediskussion

Artenvielfalt: Eine Rettung ist möglich!

Die Artenvielfalt ist rückläufig – um das aufzuhalten, müssen Wissenschaft und Landwirtschaft zusammenarbeiten. Zudem sind noch weitere Fachgebiete gefordert.

Lesezeit: 4 Minuten

Nur zusammen lässt sich der negative Trend der Artenvielfalt aufhalten. Das ist der große Konsens der Onlinediskussion „Wie retten wir die Artenvielfalt?“ vom Mittwochabend. Eingeladen dazu hatten „Wissenschaft im Dialog” und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

„Klar ist: Die Biodiversitätsverluste sind drastisch“, brachte es Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese auf den Punkt. Die Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums und Mitglied der Leopoldina fügte hinzu, dass das Problem kein alleiniges der Landwirtschaft sei und erst recht keine Schuldzuweisung an die Landwirte.

Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Wie stark die Artenvielfalt schwindet, lässt sich nicht eindeutig feststellen – auch nicht mit der vielzitierten „Krefelder Studie“. Dazu sagte Prof. Dr. Josef Settele, Leiter des Departments Naturschutzforschung am Helmholtz‐Zentrum für Umweltforschung in Halle, dass der Trend global zwar negativ sein, man eine Betrachtung der Biomasse jedoch kritisch sehen müsste. Es gebe auch Untersuchungen, die Zunahmen zeigen; die Ergebnisse unterscheiden sich regional zum Teil erheblich.

Einen negativen Trend der Artenvielfalt bestätigt auch Prof. Dr. Alexandra-Maria Klein. Sie leitet die Professur für Naturschutz und Landschaftsökologie an der Universität Freiburg. Um Aussagen über die Entwicklung der Artenvielfalt zu treffen, brauche es ein Monitoring über viele Jahre, so Klein. Daten von z.B. drei Jahren unterlägen noch natürlichen Schwankungen von Zu- oder Abnahme. Festgestellt habe man inzwischen schon, dass mehr Vielfalt um den Acker auch mehr Vielfalt auf dem Acker bedeute.

Umdenken für die Artenvielfalt

Dass im Bereich Artenvielfalt mit der Gesellschaft auch die Landwirte umdenken, betont Detlef Kurreck. Der Präsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern und Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes sagte: „Wir tragen Verantwortung und der wollen wir uns stellen.“ Die Umwelt sei zugleich Arbeitsumfeld für die Landwirte. Diese arbeiteten gerne dort, niemand zerstöre sein Umfeld bewusst.

Seine Hoffnung ruht u.a. auf neuen Techniken wie Precision farming, sodass Raum für Wegränder, Hecken und Co. bliebe und man trotzdem genug Einkommen erzielen und Lebensmittel produzieren kann.

Wie stark Dünger und Pflanzenschutz für den Rückgang der Arten verantwortlich sind, könne man nicht sagen, so Biologin Klein. Fest stehe jedoch, dass die Artendiversität dort hoch ist, wo es wenig Nährstoffe gebe. Und, dass Insekten nicht so stark auf Pflanzenschutzmittel reagierten, wenn für sie ausreichend Lebensraum verfügbar sei. Allerdings sei genau diese Ressource stark rückläufig.

Faktoren, die sich ändern müssten, könne man nicht pauschal nennen, so Böhning-Gaese: „Es braucht ein breites Maßnahmenportfolio in alle Bewirtschaftungssystemen." Zudem könne man konkret an folgenden weiteren Punkten arbeiten:

  • Die Vielfalt auf dem Acker selbst,
  • Struktur und Vielfalt der Landschaften wie Hecken, Lesesteinhaufen, Gewässer- und Wegrandstreifen,
  • die Art, wie wir Vieh halten (mehr Weiden, artenreiches Grünland),
  • eine (bessere) Vernetzung von Naturschutzgebieten
  • und der Einsatz von Dünger und Pflanzenschutz.

Zu viele Nährstoffe lassen Vielfalt schwinden

Doch um der Artenvielfalt zu helfen, müssten alle Bereiche einlenken: Verbraucher, Politik und Landwirte, sagt Böhning-Gaese. Auch die Sozial- und Politikwissenschaften müssen mithelfen, fordert Klein.

Denn eines stehe fest: Die Landwirte leisten viel für das Gemeinwohl. Darin sieht Böhning-Gaese eine wichtige Stellschraube: „Mit einer Gemeinwohlprämie ließe sich das mit dem größten Hebel umsetzen“. Sie befürchtet, dass die jetzt in Brüssel beschlossenen Maßnahmen der Agrarpolitik nicht ausreichen. „Das geht lange nicht weit genug“, so Böhning-Gaese. "Letztlich müssen auch Landwirte für Ihre Arbeit entlohnt werden", bekräftigt Kurreck.

Jeder muss mit anpacken

Dabei sind nicht nur Landwirte gefragt, etwas zu verändern, sind sich die Teilnehmer einig. Auch Verbraucher könnten eine Menge tun:

Statt englischem Rasen könne man z.B. eine Blumenwiese anlegen, so die Idee von Böhning-Gaese. Zudem müssten Verbraucher das Konsumverhalten ändern wie z.B. das etwas teurere Weidefleisch kaufen und essen. „Und das dafür seltener“.

Zudem sollten wieder mehr Menschen gärtnern und eigenes Gemüse anbauen, meint Biologin Klein aus Freiburg: „So können die Menschen auch mal sehen, was die Landwirte leisten müssen“.

Lokal einzukaufen sei ein weiterer Faktor, wie auch Vizebauernpräsident Kurreck bestätigt. Doch der Lebensmitteleinzelhandel müsse es auch anbieten und die Produkte für den Verbraucher sichtbar platzieren. „Und lassen sie alle ein bisschen mehr Unordnung zu“, gibt Kurreck den Zuhörern mit auf den Weg. Das gelte auch in der Öffentlichkeit, an Straßenrändern oder anderen öffentlichen Plätzen.

„Entscheidend ist“, betont Josef Settele zum Schluss, „dass wir gut zusammenarbeiten. Denn Landwirtschaft sind wir alle“.

Dass es beim Thema Insektenschutz in den nächsten Monaten eine Einigung zwischen den Bundesministerinnen Svenja Schulze und Julia Klöckner gibt, erwarten die Teilnehmer übrigens nicht. Vermutlich würde dieses erst in der nächsten Legislaturperiode unterzeichnet.

Mehr zu dem Thema

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.