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Arzneipflanzen anbauen - Produktion und Insekten fördern

Möglichkeiten, die Biodiversität in einer Agrarlandschaft zu steigern, gibt es viele. Beim Anbau von Arzneipflanzen lassen sich landwirtschaftliche Produktion und Insektenförderung sogar verbinden.

Lesezeit: 4 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Mehr Biodiversität, Flächen stilllegen, Blühmischungen aussäen, auf Produktion verzichten ist eine gängige Gedankenreihe. Dieses Vorgehen ist auch weit verbreitet und erzielt häufig messbar positive Effekte für mehr Insekten und Vögel.

Doch daneben gibt es in einer kleinen Nische den Anbau von Arzneipflanzen. Diese sehen auf dem Feld toll aus, ziehen wie ein Magnet Insekten an und bieten diesen, in günstigen Fällen für Jahre einen wertvollen Lebensraum, auch im Winter.

Schon kleiner Aufwand hilft

So unterschiedlich die Ansprüche der verschiedenen Insekten an Lebensraum oder Nahrungsangebot sind, so vielfältig sind die Möglichkeiten, schon durch kleine ­Veränderungen in der Agrarlandschaft positiv zu wirken. So ist ­eine vegetationsfreie oder -arme Abrisskante an einem Graben der ideale Lebensraum für einige Arten. Vielleicht reicht dafür eine offen liegende Pflugfurche.

Andere Insekten bevorzugen einen auf dem Feldrain belassenen Haufen mit Lesesteinen. Auch das Totholz von Feldrandbäumen ist wichtiger Lebensraum für einige Insekten. Da stellt sich die Frage, ob es gleich entfernt werden muss, wenn es ­absehbar nicht Laib und Leben von Menschen gefährdet.

Viele andere kleine Veränderungen in der Agrarlandschaft erzielen positive Effekte. So bieten sich die letzten Zipfel von Ausläufern zum Anlegen von beispielsweise Blühstreifen geradezu an.

Abwechslung schaffen

Das Auflockern der Fruchtfolge beispielsweise durch Leguminosen und andere blühende Kulturen kann die Lebensbedingungen der Insekten verbessern, genauso wie andere Elemente aus dem Maßnahmenkatalog zum Flächenantrag. Viele Landwirte nutzen freiwillig weitere Agrarumweltmaßnahmen wie mehrjährige Buntbrachen, Wildpflanzen für Biogas, Getreide in weiter Reihe oder ökologischer Anbau. Weitere ebenso geförderte Programme liefert der Vertragsnaturschutz. Weitere Auskünfte geben Berater der Landwirtschaftskammer NRW und der Kreisverwaltungen.

AmobiLa – Erste Schritte

Die Wissenschaft ist ebenfalls in dem Themenkomplex stark engagiert. In dem Kooperationsprojekt „AmobiLa – Arzneipflanzenanbau als Instrument einer modernen, ertragsorientierten und zugleich biodiversitätsfördernden Landwirtschaft“ suchen die Universität Bonn, das IPK Leibnitz-Institut und die Fachhochschule Südwestfalen (FHSWF) zusammen mit der Pharmaplant Arznei- und Gewürzpflanzen Forschungs- und Saatzucht GmbH nach Arzneipflanzen, die sich gut im größeren Umfang auf Ackerflächen anbauen lassen, aber gleichzeitig attraktiv sind für eine Vielzahl von Insekten. Auf dem Versuchsgut Merklingsen in Soest wurden kürzlich einige erste Ergebnisse vorgestellt.

Vor Ort hat die Fachhochschule Südwestfalen Sonnenhut und Fenchel im Anbau. Dabei hat sich beim Auswerten der Fänge der Insektenfalle herausgestellt, dass Insekten beide Pflanzen wie erwartet stark anfliegen. Der Fenchel sticht aber deutlich heraus, da die Liste der dort gefundenen Arten extrem lang ist. Dazu gehören öfter auch kleine Wildbienenarten.

Dr. Karoline Röper, FHSWF, betonte, dass die Insekten von den über Winter stehen bleibenden Stängeln pro­fitieren, da diese ein sehr gutes Winterquartier darstellen. Da beispielsweise der Sonnenhut drei bis vier Nutzungsjahre hat, kann sich dort die Insektenpopulation so gut entwickeln.

Gerade die Verknüpfung von Insektenförderung mit agrarischer Produktion ist besonders vorteilhaft, da der Arzneipflanzenanbau die Fruchtfolge auflockern kann und gleichzeitig auf der Fläche Wertschöpfung stattfindet. Da die heimische Produktion den Bedarf der hiesigen Abnehmer bisher nicht stillen kann, spricht einiges für eine Ausdehnung des Arzneipflanzenanbaus.

Nützlinge unterstützen

Landwirte können aber auch direkt vom Tun der Nutzinsekten profitieren. Ein Beispiel sind einige kleine Wespenarten, die ihre ­Eier in Blattläusen ablegen. Die daraus schlüpfenden Larven töten dann die Blattläuse.

Diese Zusammenhänge hat Simon Blümel, FHSWF, in zahlreichen Versuchen beleuchtet. Er kommt zu folgenden Schlussfolgerungen:

  • Die Auswahl der Pflanzenarten entscheidet über die Attraktivität für Nützlinge.

  • Verschiedene Nützlinge reagieren unterschiedlich auf die Mischungen, eine klare Zielsetzung des Einsatzbereichs ist notwendig (etwa Förderung von Blattlaus-Feinden in Ackerbohnen.

  • Empfehlung: artenreiche Mischungen mit einem hohen Anteil an Pflanzen mit leicht zugänglichem Nektar wie Fenchel, Dill, Malve, Pastinak, Senf, wilde Möhre und Korbblütlern wie Färberkamille, Margerite, Schafgarbe und Wegwarte. Versuche, diese Mischungen auch in Fahrgassen oder in kleinen Ausläufern anzulegen, führten häufig zu guten Ergebnissen.

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