topplus Feldhygiene

Ausfallraps ultraflach bekämpfen

Ziel der Stoppelbearbeitung nach Raps ist es, möglichst viele Ausfallsamen zum Keimen zu bringen. Dies gelingt vor allem dann, wenn dabei sehr flach gearbeitet wird.

Lesezeit: 8 Minuten

Ackerbauliche Problemstellungen wie der Glyphosatverzicht in Wasserschutzgebieten, zunehmend resistente Ungräser, die Schonung des Bodenwasservorrats und nicht zuletzt die Verfahrenskosten verschiedener Geräte rücken Arbeitswerkzeuge zur ultraflachen Bodenbearbeitung (maximal 2 cm tief) mehr und mehr in den Vordergrund. Dabei stellen sich viele Praktiker die Frage nach den möglichen Arbeitsergebnissen, aber auch zu Grenzen beim Arbeitseinsatz. Am Beispiel des Stoppelmanag000ements auf einer abgeernteten Rapsfläche auf der hessischen Staatsdomäne Johannesberg konnte der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) interessante Ergebnisse dazu erarbeiten.

Zu tiefes arbeiten erhöht den Samenvorrat im Boden

Für eine optimale Feldhygiene sollten Sie die biologischen Grundlagen der Keimung beachten. Viele Unkraut-, Ungras- aber auch Ausfallsamen von Raps haben eines gemeinsam: Mit einer klassischen Bearbeitungstiefe zum Stoppelsturz von etwa 5 – 7 cm fallen die vergrabenen Samen oft in eine Keimruhe.

Ungräser wie Ackerfuchsschwanz haben je nach Abreifebedingungen im Sommer ohnehin eine primäre Keimruhe. Das heißt: Die ausgefallenen Samen keimen nicht sofort nach der Ernte. Werden diese dann noch eingearbeitet, fallen sie in einen „Dornröschenschlaf“, die sogenannte sekundäre Keimruhe. Diese kann über Jahre anhalten. Der Ungrassamenvorrat im Boden wird so entscheidend angereichert.

Dies ist unter allen Umständen aus ackerbaulicher Sicht zu vermeiden. Aus dieser sekundären Keimruhe keimt der Ackerfuchsschwanzsamen dann in Folgejahren bei ausreichend Lichtreiz und viel Feuchtigkeit.

Raps kann direkt nach der Ernte keimen

Im Gegensatz zu Ungräsern weisen Rapssamen keine ausgeprägte primäre Keimruhe auf. Ausfallraps kann sofort keimen. Eine sekundäre Keimruhe tritt wie bei Gräsern auch bei Raps durch eine zu tiefe erste Bearbeitung ein.

Bild 1 zeigt ein „Ankratzen“ der Bodenoberfläche mit der Kurzscheibenegge. Im Eingriffsbereich der Scheibe wurde 1 cm Boden bearbeitet. Eine flächige Bearbeitung bei dieser geringen Eingriffsintensität war nicht gegeben. Trotzdem liefen hier 1.800 Pflanzen je m² auf.

Schon bei 4 cm Bearbeitungstiefe im Bild 2 wurden nur 486 Pflanzen je m² zum Auflauf gebracht. Auch wenn die Scheibenegge für die flächige Arbeit eigentlich zu flach eingestellt ist, resultiert der Erfolg der flachen Maßnahme aus dem Aufwirbeln der Strohmatte, welches Stroh und schwerere Teile wie Rapssamen separiert, diese auf die Bodenoberfläche legt und anschließend durch die Walze andrückt.

Wesentliche Faktoren zur Ausbildung der sekundären Keimruhe des Samens sind Dunkelheit und Trockenstress. In Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass Ausfallraps – in tiefere Bodenschichten eingearbeitet – durch die Ausbildung einer sekundären Keimruhe (Dormanz) mehr als 15 Jahre keimfähig bleiben kann. Durch einen Lichtreiz wird dieser Samen wieder zum Leben erweckt.

Ausfallraps läuft dann in Folgekulturen auf. Vielfach unbeobachtet vermehren sich an den Ausfallrapspflanzen typische Rapskrankheiten. Nicht zuletzt hat auch die Sortengenetik einen Einfluss auf die Intensität der Keimruhe. Zu aktuellen Sorten fehlt hier allerdings eine fundierte Datenbasis. Die skizzierten Kenntnisse zur Ausbildung der Keimruhe von Rapssamen gilt es in gezielten Bearbeitungsstrategien der Rapsstoppel zu berücksichtigen.

Welches Gerät für den ersten Stoppelsturz?

Ziel der ersten Bearbeitung der Rapsstoppeln ist neben der Zerkleinerung der Erntereste aus phytosanitären Gründen die Schaffung optimaler Keimbedingungen für den Ausfallraps. Vor diesem Hintergrund hat der LLH verschiedene Geräte auf einer Praxisfläche in einer streifenförmigen Demonstrationsanlage verglichen.

Der Ersteinsatz erfolgte auf einem Auenboden mit hohem Tonanteil vier Tage nach dem Rapsdrusch. Während der Ernte hat das Versuchsteam Druschwerksverluste von 1,9 % ermittelt, was bei einem Ertrag von 43 dt/ha über 2.000 Ausfallsamen/m2 bedeutet.

In den Demonstrationsstreifen wurden die aufgelaufenen Rapspflanzen an fest definierten Zählstellen zu mehreren Zeitpunkten ausgezählt. Als Vergleichsvariante diente ein unbearbeiteter Kontrollstreifen. In den flach bearbeiteten Parzellen konnten die Geräte hohe Auflaufraten erzeugen.

Die  Messerwalze  (Bild 3) und der  Strohstriegel (Bild 4) bieten eine hohe Flächenleistung, zerkleinern das mürbe Stroh und schütteln die Rapssamen aus den Ernteresten heraus. In diesen Varianten sind etwa doppelt so viele Rapspflanzen aufgelaufen als in der unbearbeiteten Kontrolle.

Der Einsatz des  Mulchers  (Bild 5) bietet neben der sehr guten Zerkleinerung der Ernterückstände eine Separation des Mulchmaterials ohne Eingriff in den Boden. Grüne Stängel, Altverunkrautung und Gummischoten werden sicher erfasst und zerkleinert.

Ein neu entwickeltes Gerät zur ultraflachen Bodenbearbeitung ist der im Versuch getestete  GrindStar  (Bild 6 und 7). Dieser schneidet die Rapsstoppel an der Bodenoberfläche flach ab und zerkleinert die Rückstände durch eine schneidende und zerquetschende Wirkung. Dabei wird Feinerde erzeugt, welche für optimale Keimbedingungen sorgt. Das Gerät bietet eine gute Bodenanpassung und hat zwischen 0 und 1 cm tief gearbeitet.

Die Bedeutung der Arbeitstiefe wird beim Einsatz der  Kurzscheibenegge  deutlich. Die mit 2 cm sehr flach eingestellte Maschine erreicht hohe Auflaufraten (Bild 8). Die Bodenoberfläche hat die Kurzscheibenegge dabei nur angekratzt. Bei einer Arbeitstiefe von 4 cm sind beim Einsatz der Kurzscheibenegge weniger Pflanzen als in der unbearbeiteten Kontrolle aufgelaufen (Bild 9). Die offene Bodenoberfläche war bodenbedingt grobklutig und bot wenig Feinerde.

Der Einsatz der Großfederzinkenegge  (Bilder 10 und 11) mit Gänsefußscharen hat ebenfalls eine offene und klutige Bodenoberfläche hinterlassen, welche keine guten Keimbedingungen für den Raps bot.

Zwischenfazit: Eine flache Bearbeitung mit geringem Eingriff in den Boden ist vorteilhaft,  damit man den Ausfallraps zum Auflaufen bringt. Durch ein Separieren der Ausfallsamen aus den Strohresten können die Bodenbearbeitungsgeräte gute Keimbedingungen schaffen.

Die Rapssamen verbleiben auf der Bodenoberfläche und werden vom Stroh bedeckt. Die Strohauflage bindet aufsteigende Feuchtigkeit und erzeugt ein Mikroklima, in dem die Rapssamen keimen können. Gleichzeitig dient die Strohschicht als Verdunstungsschutz und steht den Bodenlebewesen als Nahrungsquelle zur Verfügung. Aus Gründen der Feldhygiene ist beim ersten Arbeitsgang auf eine gute Strohzerkleinerung zu achten.

Bekämpfung des Ausfallrapses

Neben dem Effekt der eingesetzten Geräte auf das Auflaufverhalten des Ausfallrapses hat man auch untersucht, mit welchen Geräten dieser anschließend am besten zu bekämpfen ist. Generell überzeugten hier Geräte mit ganzflächig schneidenden Werkzeugen. Denn ein flacher Schnitt am festen Horizont der Bodenoberfläche ermöglicht es, die Rapspflanzen am Vegetationskegel zu durchtrennen.

Bei einem tieferen Eingriff in den Boden hingegen, werden die Wurzeln mit herausgezogen und die Rapspflanzen auf der Oberfläche abgelegt. Augenmerk liegt dann auf einer Enterdung der Rapswurzeln, sodass diese anschließend austrocknen können. Hilfreich sind dabei nachlaufende Striegelzinken an den Arbeitsgeräten. Neben den guten Ergebnissen der Varianten des Flachgrubbers und des GrindStars konnte der Strohstriegel mit einem guten Bekämpfungserfolg punkten (Übersicht 2).

Dabei ist der Einsatz des Striegels Terminarbeit. Neben einer trockenen Witterung zum Bearbeitungszeitpunkt darf der Raps noch nicht zu weit entwickelt und stark verwurzelt sein.

Die Varianten der Kurzscheibenegge zeigten keine sichere Bekämpfung des aufgelaufenen Ausfallrapses. Bei 2 und 4 cm Arbeitstiefe ist mit einer Überfahrt keine ganzflächige Bearbeitung möglich, sodass einige Rapspflanzen stehen bleiben und weiterwachsen können.

Einfluss auf N-Mineralisation

Die vornehmend trockene Witterung in der Zeit von der ersten Bearbeitung bis zur Aussaat der Folgekultur im Oktober hat die Mineralisierung auf der Demonstrationsfläche eingeschränkt. Die Nmin-Werte der einzelnen Bearbeitungsvarianten unterschieden sich dabei nicht nennenswert.

Aus älteren Untersuchungen ist jedoch bekannt, dass ein tieferer Bodeneingriff nach der Rapsernte zu hohen Nmin-Werten führt. Die Mineralisierungsrate steigt dabei mit der Intensität der Bodenbearbeitung. Auch deshalb empfiehlt sich eine flache Bearbeitung nach dem Rapsdrusch, bei der das Stroh möglichst an der Bodenoberfläche verbleibt.

Welche Konsequenzen ergeben sich für die Praxis?

Für den professionellen Ackerbau spielt die Feldhygiene eine entscheidende Rolle. Eine tiefe Bodenbearbeitung direkt nach der Ernte sollte in vielen Fällen der Vergangenheit angehören.

Auch Kurzscheibeneggen arbeiten bei vollflächigem Schnitt zu tief. Daher werden zukünftig gänzlich neue Arbeitswerkzeuge die bisherigen Arbeitsgänge ergänzen. Ob GrindStar, Strohstriegel, Mulcher und Co., der ultraflachen Boden- bzw. Strohbearbeitung auf der Stoppel in Arbeitstiefen von 0 – 2 cm wird unter den kommenden ackerbaulichen Rahmenbedingungen mehr und mehr Bedeutung zukommen.

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