10.000 Stellen weniger

Bayer-Aktionäre stimmen Kapitalerhöhung wegen Glyphosat-Klagewelle zu

Die Hauptversammlung von Bayer hat einer Kapitalerhöhung zugestimmt. Das Geld dient als Sicherheit bei den Klagen gegen Glyphosat in den USA. Der Umbau innerhalb der Firma geht derweil weiter.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Bayer-Konzern schaut positiv in die Zukunft, zumal die Anteilseigner vergangene Woche einer Kapitalerhöhung von bis zu 35% zugestimmt hatten. Bayer hat damit vor allem Sicherheit bei der laufenden Klagewelle zu Glyphosat in den USA.

„Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Hindernisse aus dem Weg zu räumen und Bayer wieder auf einen profitablen Wachstumskurs zu bringen. Dabei machen wir sehr gute Fortschritte, es ist aber auch noch viel zu tun“, sagte der Vorstandsvorsitzende Bill Anderson am 24. April bei der virtuellen Hauptversammlung.

Bayer weiter kämpferisch bei Klagen

Die Rechtsrisiken will Bayer bis Ende 2026 signifikant eindämmen. Das Unternehmen will sich weiterhin entschieden verteidigen und Rechtsmittel gegen alle negativen Urteile einlegen, heißt es weiter. So hat es vor drei Wochen einen Antrag beim höchsten Gericht der USA eingereicht, damit der US Supreme Court prüft, ob US-Bundesrecht Klagen wegen angeblich fehlender Warnhinweise bei glyphosathaltigen Produkten ausschließt.

Bayer verfolgt eine mehrgleisige Strategie und setzt sich bei den Gesetzgebern dafür ein, dass US-Landwirte regulatorische Sicherheit bekommen – mit ersten Erfolgen in den Bundesstaaten Georgia und North Dakota. „Der Status quo ist keine Option. Es steht viel auf dem Spiel – sowohl für uns als auch für die Landwirte in den USA“, sagte Anderson und fügte hinzu: „Wir kommen langsam an einen Punkt, an dem uns die Klageindustrie zwingen könnte, die Vermarktung dieses systemkritischen Produktes einzustellen. Das wollen wir nicht, aber wir müssen uns auf alle möglichen Entwicklungen vorbereiten.“

„Genehmigtes Kapital ist im Interesse der Anteilseigner“

Beim Thema Cash und Schuldenabbau verwies Anderson auf die Reduzierung der Nettofinanzverschuldung auf 32,6 Mrd. € im vergangenen Jahr. Die Verschuldung sei aber immer noch zu hoch und ihre weitere Verringerung eng verbunden mit den Maßnahmen zum Abbau der Rechtsrisiken.

Um Handlungsspielraum für die Eindämmung der Rechtsstreitigkeiten zu gewinnen und in einem solchen Fall das Kreditrating auf einem angemessenen Niveau zu halten, bat das Unternehmen die Hauptversammlung, einer möglichen Kapitalerhöhung um bis zu 35 % zuzustimmen – mit Bezugsrechten für alle Aktionäre. „Wir sind überzeugt, dass das genehmigte Kapital im Interesse der Anteilseigner ist“, sagte Bill Anderson.

Derzeit gebe es keine konkreten Pläne, davon Gebrauch zu machen. „Wir würden es nur für Maßnahmen im Zusammenhang mit einer weitgehenden Eindämmung der Rechtsstreitigkeiten in den USA einsetzen. Und wir würden zuvor prüfen, ob eine andere Finanzierung möglich ist.“

Ebenfalls zum Schuldenabbau beschränkt sich der Dividendenvorschlag – wie bereits im vergangenen Jahr kommuniziert – auf das gesetzlich geforderte Minimum: unverändert 0,11 € je dividendenberechtigter Aktie.

Entschlackung der Strukturen

Beim Kampf gegen die Bürokratie hat Bayer nach eigener Aussage innerhalb von weniger als zwei Jahren große Fortschritte erzielt: Die Zahl von bis zu zwölf Hierarchieebenen hat das Unternehmen größtenteils auf sechs bis sieben reduziert, es gibt rund 10.000 Stellen weniger, die Zahl der Management-Positionen hat sich ungefähr halbiert, die Zahl der Beschäftigten je Führungskraft hat sich mehr als verdoppelt.

„In diesem Jahr wollen wir noch mehr Beschäftigten im Konzern größere Entscheidungsfreiheit einräumen und dadurch 800 Mio. € einsparen. Das zahlt auf unser Ziel für 2026 ein, 2 Mrd. € einzusparen“, sagte Anderson.

Crop Science soll stärker wachsen als der Markt

Als fünfte strategische Priorität hatte Anderson die Profitabilität von Crop Science hinzugefügt. Auf der Hauptversammlung bestätigte er die mittelfristigen Ziele: Die Division wolle stärker wachsen als der Markt und bis 2029 mehr als 3,5 Mrd. € zusätzlich durch Innovationen umsetzen.

Die EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen solle dann im mittleren 20-Prozent-Bereich liegen. Mehr Informationen zum weitreichenden Fünfjahresplan unter anderem zur Fokussierung des Portfolios und zur Optimierung der Pipeline von Crop Science kündigte er für den 13. Mai an.

Geschäftsjahr 2024

Im Geschäftsjahr 2024 hatte Bayer die angepassten Ziele erreicht. Der Umsatz lag bei 46,6 Milliarden Euro, währungs- und portfoliobereinigt ein Plus von rund 1 %. Das bereinigte Ergebnis je Aktie belief sich auf 5,05 € (minus 21 %). Der Free Cashflow legte auf 3,1 Mrd. € zu und übertraf die Prognose.

Das Unternehmen erwartet, dass 2025 das schwierigste Jahr seines Turnarounds wird – mit einem Konzernumsatz ungefähr auf Vorjahresniveau und Ergebnis sowie Free Cash Flow darunter. Ab 2026 rechnet es mit einer besseren Geschäftsentwicklung.

Guru Ramamurthy wird neuer CFO der Bayer-Division Crop Science

Guru Ramamurthy wird neuer Chief Financial Officer (CFO) der Bayer-Division Crop Science. Er tritt zum 1. Juli 2025 die Nachfolge von Oliver Rittgen an, der sich nach 25 Jahren im Unternehmen dazu entschieden hat, seine Karriere außerhalb von Bayer fortzuführen.

In seiner aktuellen Funktion ist Guru Ramamurthy CFO der US-Organisation von Bayer. Er arbeitet seit 2001 bei Bayer und hatte seitdem zahlreiche Finanz-Führungspositionen in verschiedenen Geschäftsbereichen und Ländern inne. Vor seiner Rolle als CFO für das US-Geschäft, bekleidete er die CFO-Position für das als Bayer-Tochter unabhängig geführte Gentherapie-Unternehmen AskBio und war CFO der damaligen Bayer-Division Medical Care. Zudem war er für Bayer in verschiedenen Finanzpositionen in Deutschland, Italien, Japan und den USA tätig.

Guru Ramamurthy wird seinen Dienstsitz in St. Louis, USA haben. Die Nachfolge für seine derzeitigen Rollen wird zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben.

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