"Eine der größten Stellgrößen beim Ertrag ist die frühe Etablierung eines möglichst gleichmäßigen, dichten Bestandes. Und das ist durch Trockenheit und weggefallene Beize nicht einfacher geworden“, fasst Peter Gottschalk, Vorstand der AgriCo Lindauer Naturprodukte AG, aus Sachsen-Anhalt zusammen.
Der Betrieb liegt östlich von Magdeburg. Die Böden haben 25 bis 55 Punkte, von Sand über Sandigen Lehm bis zu einigen lehmigen Bereichen. Der Betrieb baut neben Raps noch Winterweizen, Winterroggen, 20 % Rüben, Silomais, etwas Körnermais, Erbsen und ein wenig Öllein an. Der Raps macht meist 15 %, eventuell auch etwas mehr aus.
Der Jahresniederschlag liegt im Mittel bei 550 mm. Bei unserem Interview Mitte April waren die Böden nicht genug mit Wasser versorgt, die Winterniederschläge haben sie nicht vollständig aufgefüllt. Gerade zum üblichen Zeitpunkt der Rapsaussaat, meist zwischen dem 20. und 25. August, selten bis zum 2. September, ist es besonders trocken und oft auch heiß. „Wir brauchen beim Raps jeden Tropfen Keimwasser, danach richtet sich bei uns alles aus, sonst haben wir von Anfang an dünne, ungleichmäßige Bestände.“
Die Vorfrucht sind meist Winterweizen, -roggen und Erbse, die sich laut Peter Gottschalk besonders gut eignet. Vor allem beim Getreide achtet das AgriCo-Team auf gleichmäßig verteiltes Stroh. Der Betrieb birgt auch Stroh, aber nicht auf den Rapsflächen. Denn dann konzentriert sich das Ausfallgetreide auf einen schmalen Streifen und verbraucht dort viel Wasser. Diesen Streifen sieht man später deutlich in den auflaufenden Rapsbeständen, hat Peter Gottschalk festgestellt.
Ausfallgetreide wassersparend zum Keimen bringen
Der Betriebsleiter verfügt über mindestens 20 Jahre Erfahrung mit einem Strohstriegel aus Kanada. Er war mit dem Resultat irgendwann nicht mehr voll zufrieden, weil das Stroh nicht wirklich gleichmäßig verteilt wurde und das Ausfallgetreide nicht ausreichend auflief. Mittlerweile nutzen die Praktiker eine Kombi aus Kurzscheibenegge und Spatenscheiben (ähnlich Spatenrollegge), die von einem Unternehmen für die Lindauer angefertigt wurde.
Dahinter folgt eine angehängte Walze. Das Brechen der Kapillarität mit maximal 8 cm Tiefe, die intensive Vermischung des Ausfallgetreides mit Boden und die Rückverfestigung sind für Peter Gottschalk der beste Kompromiss aus Wassersparen und dem Bekämpfen von Ausfallgetreide.
Im Normalfall bleibt der Stoppelsturz die einzige Bearbeitung. Sobald das Getreide beginnt sich zu bestocken, folgt ein Totalherbizid. Wie wichtig der frühzeitige Stopp des wasserzehrenden Ausfallgetreides ist, hat Peter Gottschalk letztes Jahr leidvoll erfahren, als durch einen plötzlichen Regenschauer kurz nach dem Glyphosateinsatz ein kleiner Teil der behandelten Flächen nicht abgestorben war: „Wir konnten deutlich sehen, dass dort die nur teils eingegangene Ausfallgerste das Wasser verbraucht hat, das für den Raps bestimmt war, und somit die Saat ungleichmäßiger auflief.“
Aussaat mit gleichzeitiger Lockerung und Unterfußdüngung
Zur Aussaat hat der Betrieb über die Jahre Erfahrungen mit verschiedenen Techniken gesammelt. Zum Einsatz kamen eine normale Universaldrille, eine Rübendrille, eine Einzelkorndrille mit Schwerpunkt Mais (Tempo) und eine Drille mit kombinierten Lockerungs-Unterfußdünger-Zinken.
Diese 6 m breite Horsch Focus ist heute Standard. Die vorlaufenden Lockerungszinken (30 cm Abstand) legen in der Regel 100 kg/ ha DAP auf 30 cm ab. Zwar erlaubt das System, den Dünger auf verschiedene Tiefen aufzuteilen, doch Gottschalk favorisiert die tiefe Ablage. Er hat beobachtet, dass die Rapswurzeln zügig in Richtung Dünger wachsen und ihn nach drei bis vier Wochen erreichen. Das ist ein wichtiger Baustein in Richtung stabiler Bestände.
Die hinter der Reifenpackerwalze laufende Säschiene ist mit Doppelscheibenscharen plus Fang- und Tiefenführungsrolle sowie einer Saatgutvereinzelung bestückt (15 cm Reihen). Die Ablagetiefe richtet sich nach der Bodenfeuchte. „Die Rapskörner müssen unter allen Umständen im feuchten Boden liegen und dementsprechend tief abgelegt werden, durchaus auch tiefer als 5 cm. Weil die meisten Böden nur 5 bis 8 % Ton haben, haben wir keinen negativen Effekt der vergleichsweise tiefen Saat ausgemacht. Auf verschlämmungsgefährdeten oder tonigen Standorten sind diese Tiefen nicht unbedingt geeignet.“
Hohe Aussaatstärken durch fehlende Beizen
Bei der Aussaatstärke muss der Betrieb vorlegen: Weil wirksame Beizen gegen Kohlfliegenlarven und Erdflöhe fehlen, strebt er mindestens 30 bis 35 Pflanzen pro m² an. Um das zu erreichen, bringen die Lindauer in den meisten Jahren 45 oder teils sogar 50 Körner auf den m2. Der schlechte Feldaufgang ärgert den Betriebsleiter immer wieder: „Wenn der Boden Ende August trocken und vor allem sehr heiß ist, fällt offensichtlich ein Teil der Rapskörner in eine sekundäre Keimruhe.
Selbst wenn sie doch noch später im September auflaufen würden, ist mit diesen Pflanzen nichts mehr zu erreichen. Der Anspruch an die Keimwassermenge des ölhaltigen Rapskorns ist natürlich höher als z. B. beim Roggen, so täuscht man sich dann manchmal bei der Einschätzung der Boden-Restfeuchte. Eine flache Ablage in einen trockenen Boden und anschließend auf Regen hoffen, würde fast immer schlecht ausgehen.“
Einen positiven Effekt bescheinigt er dem Zinkenfeld seiner Drillmaschine, die vom Hersteller auch als Strip-Till-Maschine bezeichnet wird. Im Vergleich dazu hat die Universaldrillmaschine, die anstatt der Zinken über ein Scheibenfeld verfügt, eine signifikant höhere „Beinigkeit“ durch die eher horizontale Bodenbewegung verursacht.
Aussaat mit schweren Einzelkorndrillmaschinen anspruchsvoller
Die Lindauer haben auch die Rapssaat mit Einzelkorndrillmaschinen getestet. Hier hat der Betriebsleiter die besseren Erfahrungen mit einer Rübendrille plus Fingerdruckrolle gemacht. Er findet die Aussaat mit Maisaggregaten anspruchsvoller, besonders in nasseren Jahren: „Vor allem muss man die V-förmigen Andruckrollen mit Gefühl einstellen. Bei zu viel Druck entstehen Verdichtungen und es steht den Keimlingen weniger Sauerstoff zur Verfügung. Wenn es dann noch hügelig ist, kommen Probleme mit Erosionsrinnen nach Gewitter-Starkregen dazu.“
Durch die hohe Aussaatstärke komme der Betrieb bei 45er-Reihenabständen an Grenzen, die Körner liegen dann deutlich dichter als bei den 15er-Reihen der Drillmaschine. „Die Feldaufgangsraten der Maislegetechnik sind übrigens nach Auswertung vieler eigener Messreihen nicht höher als beim klassischen Doppelscheibenschar.“
Wie wird sich der Rapsanbau weiter entwickeln? Peter Gottschalk macht zwei große Stressfaktoren aus: Die zunehmende Trockenheit/Hitze und der hohe Druck durch Kohlfliege/Rapserdfloh, weil eine wirksame insektizide Beize weggefallen ist. Die Lindauer hatten früher in guten Jahren Rapserträge von über 40 dt/ha. Derzeit ernten sie in vergleichbaren Jahren im Schnitt nur noch 36 dt/ha.
Der Betriebsleiter bringt es auf den Punkt: „Damit sind wir nicht zufrieden, das genetische Potenzial der Pflanzen ist deutlich höher. Aber wenn Trockenheit in Verbindung mit Hitze und auch der Insektendruck weiter zunehmen, wird es eher noch anspruchsvoller bei uns. Es gibt deshalb nicht das eine Rezept, wir gucken uns das Verfahren immer wieder neu an und vergleichen intern.“