Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Maisaussaat Stilllegung 2024

topplus Umgang mit Wasser

Bewässerungsbrunnen: Sauberes Umfeld, sauberes Wasser

Wer Äcker bewässert, benötigt meist einen Brunnen. Wie ein sauberes Umfeld das Wasser darin vor unerwünschten Einträgen schützen kann, zeigt ein Beispiel aus Deggendorf.

Lesezeit: 6 Minuten


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.


Schnell gelesen

  • Punktuelle Einträge von Pflanzenschutz- und/oder Düngemitteln können das Wasser in Bewässerungsbrunnen ­belasten und sind daher zu vermeiden.
  • Die Gestaltung des Brunnenumfelds hat dabei maßgeblichen Einfluss.
  • Fachberater aus Deggendorf haben Empfehlungen zur Umfeldgestaltung ­entwickelt, die für Landwirte einfach ­um­zusetzen sind.



„Die Spuren von Pflanzenschutzmitteln sind da und nachgewiesen, das Bewusstsein bei den Landwirten leider oft noch nicht“, resümiert Alois Dorfmeister, Wasserberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Deggendorf-Straubing (AELF) in Niederbayern. Seine Eindrücke sammelte er in zahlreichen Beratungs­gesprächen und Infoveranstaltungen mit Brunnenbetreibern. Der Einfluss des Brunnenumfelds werde oft unterschätzt, die Gestaltung in vielen Fällen eher stiefmütterlich behandelt.

„Vor allem in einem direkten Umkreis von 5 m um den Brunnenkopf besteht ein erhöhtes Risiko für Einträge von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln,“, ergänzt Hilmar Maußner, Pflanzenbauberater am AELF in Deggendorf. Es brauche daher unbedingt einen Sicherheitsabstand zwischen dem Brunnenkopf und der landwirtschaftlich genutzten Fläche sowie ein intaktes Brunnenbauwerk.

Speziell beim Bau von Schachtbrunnen – diese Bauart macht den größten Anteil der Bewässerungsbrunnen im Süden aus – wird der Boden rund um die Schachtringe durch die Baggerarbeiten gelockert. Im nahen Brunnenumfeld versickert Wasser über viele Jahre hinweg schneller und tiefer, die Filterwirkung des Bodens ist nicht mehr gewährleistet. Auf diesem Weg können Pflanzenschutzmittel und Nitrat nachweislich sehr schnell bis zur Brunnensohle vordringen und dann als Grundwasserbelastung gemessen werden. „Wenn das passiert, hat nicht nur der Landwirt vor Ort ein Problem, sondern es wird auch das Image der gesamten Landwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen“, ist sich Maußner sicher.

Vermeidbare Belastungen im Brunnenwasser

Das Brunnenumfeld haben Dorfmeister und Maußner sowie der Diplom-Geologe Dr. Rainer König vom Wasserwirtschaftsamt (WWA) in Deggendorf schon seit mehreren Jahren im Blick: Weil ihnen das vorhandene Messnetz zur Wasserbeprobung zu dünn war, stießen die drei vor einigen Jahren eine Beprobung von Bewässerungsbrunnen an. „Wir wussten, dass wir die Messungen aus den Bewässerungsbrunnen nicht für die offiziellen Nitratwerte nutzen konnten. Dennoch konnten wir damit zumindest einen Überblick bekommen“, beschreibt König die Ausgangssituation. „Dabei haben wir festgestellt, dass nach der Spritzperiode plötzlich Pflanzenschutzmittel nachweisbar waren. Bei den Brunnen, aus denen in der Saison bewässert wurde, ist bei der Beprobung im Herbst aber in der Regel nichts mehr festgestellt worden, weil hier die unerwünschten Stoffe zusammen mit dem Beregnungswasser auf der Fläche ausgebracht wurden. Das lässt auf einen Eintrag am Bauwerk bzw. in der unmittelbaren Nähe schließen.“ „Der Vorteil dabei ist, dass es sich hier immer um punktuelle Einträge handelt, nicht um flächige,“ sagt Maußner dazu. Und diese könne man durch gezielte Maßnahmen meistens verhindern.

Zum Verständnis: Die deutsche Trinkwasserverordnung legt für Nitrat einen Grenzwert von maximal 50 mg pro Liter Wasser fest. Bei Pflanzenschutzmitteln liegt der Vorsorgegrenzwert bei 0,1 Mikrogramm pro Liter. Das entspricht einer Menge von einem Gramm in 10 000 m³ Wasser.

Maußner zufolge wird die Genauigkeit, mit der Stoffe im Wasser gefunden werden können, teils unterschätzt: „Manche Landwirte glauben, wenn sie mit der Spritze über den Brunnen fahren und die Teilbreite nicht abschalten, dass man das sowieso nicht nachweisen kann. Das ist falsch.“ Ebenso wenig unterschätzen sollten Landwirte die unmittelbaren Folgen eines nicht sachgemäß geführten Brunnens. Hier drohen u. a. Einschränkungen bei den Wasserentnahmerechten und strengere Entnahmebescheide.

Um nicht nur auf das Problem hinzuweisen, sondern auch gleich einen Lösungsansatz zu bieten, entwickelten die drei Beamten eine Empfehlung für ein optimales Brunnenumfeld und starteten Infoveranstaltungen für Landwirte, aber auch für die Pflanzenschutzmittelhersteller. „Die Landwirtschaft als Ganzes muss ein großes Interesse daran haben, solche punktuellen Funde zu verhindern, weil diese sich langfristig auch auf die Zulassungs- und Wiederzulassungsverfahren auswirken können“, mahnt der Deggendorfer Pflanzenbauberater Maußner.

Gras im 5 m-Radius um den Brunnenkopf

„Im Grunde geht es erst einmal darum, das Niederschlagswasser vom Brunnenkopf wegzuleiten“, erklärt Dorfmeister das Konzept. „Dafür reicht schon eine leichte Anböschung vom Brunnenkopf weg. Der Kopf wiederum sollte mindestens 25 cm aus dem Gelände herausragen.“ Bei Neubauten schreibt das Wasserwirtschaftsamt zwar bereits vor, dass die Brunnenoberkante 30 cm über den Boden sein soll – in der Praxis werde das nach Erfahrung der drei Beamten aber nicht immer eingehalten und, zugegebenermaßen, auch nur vereinzelt kontrolliert. Auch bei den entsprechenden Gutachtern und Kontrolleuren fehle hier oft noch das Bewusstsein für die Problematik. Im zweiten Schritt geht es um den Bewirtschaftungsabstand: Abstandsregelungen wie zu fließenden Gewässern gibt es für Brunnenköpfe derzeit noch nicht. Dennoch empfehlen die Berater, in einem Umkreis von mindestens fünf Metern um den Brunnenkopf auf jegliche landwirtschaftliche Nutzung zu verzichten und diese Fläche gezielt mit Gras einzusäen. Dieser Sicherheitsabstand reduziere nicht nur das Versickerungsrisiko von Pflanzenschutz- und Düngemitteln, sondern auch das Risiko von Anfahrschäden am Brunnenkopf durch Pflug, Grubber und ähnliche Geräte.

„Wer einen neuen Schachtbrunnen errichtet, sollte größten Wert darauf legen, einen qualifizierten Brunnenbauer zu engagieren“, empfiehlt Dr. König vom Wasserwirtschaftsamt. Denn häufig würden Schachtringe aus Beton ­bereits beim Einbau beschädigt. Auch sollte grundsätzlich darauf geachtet werden, den Eingriff in den Boden – sprich die Fläche, auf der gebaggert und gearbeitet wird – so klein wie möglich zu halten und anschließend wieder so gut wie möglich zu verdichten.

Wichtig und im eigenen Interesse des jeweiligen Landwirts sei in diesem Zusammenhang auch der laufende Unterhalt des Brunnens. Denn im Laufe der Jahre können Risse am Deckel und den Schachtringen entstehen, die dann zu Eintragsquellen werden können. Die oberen drei Ringe müssen zudem mit Brunnenschaum abgedichtet sein.

Deckel schützen Wasser, Mensch und Tier

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Brunnendeckel, der das Wasser zusätzlich vor Einträgen fremder Stoffe schützt. Aber nicht nur das – er dient auch der Sicherheit von Mensch und Tier. Laut Landwirtschaftlicher Berufsgenossenschaft muss der Landwirt als Betreiber sicherstellen, dass Gruben, Kanäle und Brunnen durch Umwehrungen oder Abdeckungen gegen Hineinstürzen von Personen und Tiere gesichert sind. Des Weiteren muss er dafür sorgen, dass Personen nicht in Entnahme-, Einsteig- oder ähnliche Öffnungen stürzen können.

Ein Brunnen sei eine bauliche Anlage und gehöre zum landwirtschaftlichen Betrieb, wie andere Bauwerke auch. Bei einem Unfall haftet also der Brunnenbetreiber. „In diese Situation möchte man nicht kommen“, sind sich Dorfmeister, Maußner und König einig.

In der Praxis kommen zur Brunnenabdeckung oft Betondeckel zum Einsatz. „Weil diese aber so schwer sind, dass sie oft nur mit dem Frontlader bewegt werden können, passiert es auch immer wieder, dass die Deckel zum Saisonstart weggehoben werden und dann bis zum Saisonende neben dem Brunnen liegen“, weiß Dorfmeister.

Leider fehle es aber derzeit noch an praktikablen Alternativen, sodass ihnen vorerst nur die Aufklärungsarbeit bleibt – in persönlichen Beratungsgesprächen, bei Informationsveranstaltungen und mit ihrem Empfehlungsblatt. Letzteres können interessierte Landwirte bei der Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen (ALB) abrufen.

Mehr zu dem Thema

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.