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Bezahlte Glyphosatstudien: Schmitz hält Vorwürfe für „durchsichtige Kampagne“

Prof. i. R. Dr. Dr. h. c. Michael Schmitz hat zu den Vorwürfen von Lobby Control, Süddeutscher Zeitung und Monitor, er habe verdeckt für Monsanto bezahlte Studien erstellt, Stellung genommen.

Lesezeit: 6 Minuten

Vergangene Woche berichteten LobbyControl, Süddeutsche Zeitung und das ARD-Magazin Monitor, dass Prof. i. R. Dr. Dr. h. c. Michael Schmitz Studien zu Glyphosat erstellt hat, die von Monsanto finanziert worden sein sollen. Dies habe der frühere Wissenschaftler der Uni Gießen nicht mitgeteilt.

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In einer Stellungnahme wehrt sich Schmitz nun. Hier sein Brief im Original-Wortlaut:

„Es handelt sich um eine ganz durchsichtige Kampagne von LobbyControl, Süddeutscher Zeitung und Monitor gegen meine Person. Es geht allen dreien gar nicht um die Unabhängigkeit von Wissenschaft und Forschung, was sie so gern hervorheben, sondern vor allem um die Ergebnisse meiner wissenschaftlichen Arbeiten.

Als hinlänglich bekannte Kritiker des Pflanzenschutzmittels Glyphosat und des Unternehmens Monsanto gefallen ihnen die Aussagen, Landwirte und Volkswirtschaft könnten die Verlierer eines Glyphosat-Verbots sein und die Umwelt könne bei konservierender Bodenbearbeitung mit Einsatz von Glyphosat sogar profitieren, ganz und gar nicht. Und was macht man, wenn man die auf soliden Fakten und anspruchsvollen wissenschaftlichen Methoden basierenden Ergebnisse nicht widerlegen kann? Man fängt an, die Forscher selbst bzw. ihre Institutionen zu diskreditieren. Und dabei sind dann alle Mittel recht, wie z.B. die Verletzung der Privatsphäre durch WDR-Mitarbeiter, indem sie unangemeldet an der Haustür ein Interview erzwingen wollen.

Wenn es LobbyControl, Süddeutscher Zeitung und Monitor wirklich nur darum ginge, die Unabhängigkeit von wissenschaftlichen Studien zu recherchieren, sollten sie die wissenschaftliche Qualität der Arbeit auf Fehler, methodische Mängel, Literatur- und Datenverfügbarkeit und im Extremfall auf Manipulationsversuche hin überprüfen. Weil dazu aber die Argumente fehlen, versucht man es über die Frage der Finanzierung solcher Studien. Und dabei wird dann pauschal geschlussfolgert, eine Finanzierung aus der Wirtschaft macht abhängig und führe zu manipulierten Ergebnissen. Offensichtlich haben LobbyControl, Süddeutsche Zeitung und Monitor ein ganz verzerrtes Bild vom Wissenschaftsbetrieb.

Ich für meine Person habe jedenfalls in allen meinen Artikeln und Studien, egal ob im Rahmen meines privaten Instituts für Agribusiness oder als Professor des Universitätsinstituts, stets unabhängig, ohne jede lenkende Einflussnahme von Dritten wissenschaftlich sauber gearbeitet. Das wird auch in der gesamten Profession so gesehen, in der ich uneingeschränkt als anerkannter Wissenschaftler gelte. Ich war nicht darauf angewiesen, das Renommee der Universität zu nutzen, wie es in den Vorwürfen heißt. Schließlich

  • war ich zwölf Jahre lang in einem mehrfach begutachteten Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erfolgreich tätig,
  • kann ich auf eine mehrjährige erfolgreiche Teilnahme am 6. Forschungsrahmenprogramm der EU verweisen,
  • bin ich in einem anonymen Auswahlverfahren unter Kollegen und Kolleginnen meines Fachgebiets in ganz Deutschland für sechs Jahre zum Fachgutachter der DFG gewählt und nominiert worden,
  • war ich 20 Jahre lang Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik im Bundeslandwirtschaftsministerium unter verschiedenen Ministerinnen und Ministern,
  • bin ich mehrfach als Sachverständiger zu Anhörungen im Bundestag, im Europaparlament und in Länderparlamenten eingeladen worden und
  • hatte ich in meinem wissenschaftlichen Leben sechs Rufangebote auf universitäre Professorenstellen.

Das alles erreicht man nicht, wenn man Lobbyarbeit für die Wirtschaft macht. Und schon gar nicht gefährdet man seinen guten Ruf durch Gefälligkeitsstudien.

Doch auch hieraus konstruieren LobbyControl, Süddeutsche Zeitung und Monitor noch einen Vorwurf, indem sie mir unterstellen, ich nutze meine Bekanntheit, meine Netzwerke in Wissenschaft und Politikberatung sowie mein Renommee, um mit meinen Studienergebnissen die Interessen von Konzernen wie Monsanto zu vertreten. Ja, meine Ergebnisse mögen Landwirten und Wirtschaft gefallen, aber sie sind wissenschaftlich belegt. LobbyControl, Süddeutsche Zeitung und Monitor als Teil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nutzen dagegen sehr viel breitere Netzwerke, um ohne wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Inhalt meiner Studien ihre Meinung zu Glyphosat und Monsanto zu verbreiten.

Das ist Lobbyarbeit pur für die Befürworter eines Glyphosatverbots.

Und den Vorwurf, ich hätte bei Vorstellung der Studien offenlegen müssen, dass es sich um eine Arbeit des IAB handelt und nicht der Universität, weise ich zurück. Schließlich waren das meine eigenen wissenschaftlich belegten Aussagen, die ich natürlich dann auch als Professor der Uni Gießen vertreten darf. Und seinerzeit vor sechs bis acht Jahren gab es auch keine Veranlassung und keinen öffentlichen Druck, die Finanzierungsquellen von Drittmitteln offenzulegen, weil allein die Qualität der Arbeiten entscheidend war und man sich auf seriöse Wissenschaftler verlassen konnte. So hatten unabhängige Gutachter im Auftrag der Schriftleitung des Journals für Kulturpflanzen festgestellt, dass an der Korrektheit meiner Ergebnisse nicht zu zweifeln ist.

Heute mag der Druck des Zeitgeistes so groß sein, dass sich selbst gestandene Institutionen von Enthüllungsjournalisten einschüchtern lassen und im vorauseilenden Gehorsam neue Regeln für Wissenschaftler schaffen wollen bzw. Verbote aussprechen. So auch die Universität Gießen, die mir bereits nach den ersten Rückfragen zum IAB durch LobbyControl ohne jede Prüfung des Sachverhalts und ohne Rücksprache mit mir mein Vorlesungsangebot für Studierende aus dem Programm genommen und sich vom IAB mit dem Hinweis, es sei ein rein privates Institut, distanziert hat.

Es habe mit der Uni nichts zu tun und man prüfe, ob das IAB unrechtmäßig die Ressourcen der Universität genutzt habe. Tatsache ist, dass wir für die Nutzung der Uni-Räume Miete gezahlt und sonst keine weiteren Ressourcen der Universität in Anspruch genommen haben. Das Gegenteil ist der Fall, die Universität hat zum Teil auf unsere Ressourcen und unser Know-How zurückgegriffen, was ich gern belege.

Darüber hinaus ist es mehr als fraglich, ob neue Regeln zur Erklärung von möglichen Interessenkonflikten bei Auftragsarbeiten wirklich zu mehr Qualität der wissenschaftlichen Arbeiten führen. Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft wird damit vermutlich ganz zum Erliegen kommen, weil immer unterstellt werden kann, es handele sich um Lobbyarbeit, sobald die Ergebnisse wirtschaftsfreundlich ausfallen.

Und was ist dann mit den Arbeiten im Auftrag von Ministerien? Das BMEL gibt Millionen an Euro für Arbeiten über nachwachsende Rohstoffe und Ökolandbau aus und finanziert die Ressortforschung, z.B. des Thünen-Instituts und des Julius-Kühn-Instituts. Auch dort könnte man dann Interessenkonflikte hinein interpretieren, weil die Arbeiten zu regierungstreu und von den Regierungsparteien beeinflusst seien. Man sieht, welche Kreise das zöge und man könnte leicht die hochangesehenen Wissenschaftler der genannten Institute sowie der Auftragnehmer des BMEL diffamieren und deren Ergebnisse in Zweifel ziehen.

Ich komme damit zum Ergebnis, dass für die Sicherstellung der Unabhängigkeit von Wissenschaft und Forschung allein der Qualitäts-Check der erstellten Arbeiten zählt. Alles andere öffnet Willkür Tür und Tor und schadet dem Ansehen der beteiligten Forscher, wie ich es gerade mit heftigen Hass- und Beleidigungs-E-Mails erlebe.

Ich werde mich aber nicht davon abhalten lassen, auch zukünftig unbequeme und dem Zeitgeist widersprechende, aber wissenschaftlich fundierte Aussagen zu machen."

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