Die Aurelia Stiftung und der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund (DBIB) fordern die EU-Kommission auf, die EU-Bestimmungen zum Schutz von Bienen einzuhalten und alle bienenschädigenden Pflanzenschutzmittel in blühenden Pflanzen zu verbieten.
Die kürzlich in Deutschland erteilte Zulassungsverlängerung für Mittel, die Acetamiprid enthalten, widerspreche laut den Umweltschützern geltenden EU-Bestimmungen zum Schutz von Bienen und Umwelt, schreiben sie in einem Brief an EU-Kommissarin Stella Kyriakides.
Acetamiprid gehöre zu der für Bienen nachweislich schädlichen Wirkstoffgruppe der Neonicotinoide und werde unter anderem im konventionellen Rapsanbau eingesetzt. Besonders problematisch daran ist laut Stiftung und DBIB, dass Acetamipridhaltige Mittel häufig direkt in die Rapsblüte gespritzt und auch tagsüber während des Bienenflugs ausgebracht würden. Solche Blütenspritzungen führen laut den Gegnern zu schwerwiegenden Gesundheitsschäden bei Bienen und immer wieder auch zu bedenklichen Rückstandsbelastungen von Honig, was wiederum deutsche Imkereibetriebe existenziell gefährde, heißt es in einer Pressemitteilung.
Aus Sicht der Aurelia Stiftung und des DBIB missachtet das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) im Fall der Zulassungsverlängerung von Acetamiprid-Produkten eine Sonderbestimmung der EU. Diese verlangt von allen Mitgliedsstaaten, bei ihren nationalen Zulassungsprüfungen insbesondere auf ein mögliches "Risiko für Wasserorganismen, Bienen und andere Nichtzielarthropoden" zu achten. Ein solches Risiko sei im Fall von Blütenspritzungen mit Acetamiprid zweifelsfrei gegeben, kritisieren die Aurelia Stiftung und der DBIB.
Weiterhin äußern die Organisationen Unverständnis dafür, dass das BVL acetamipridhaltige Produkte offiziell als "bienenungefährlich" einstuft und somit auch deren Anwendung in der Blüte billigt, obwohl die Behörde an anderer Stelle selber ausführt, dass sich der Einsatz von Acetamiprid schädigend auf Bestäuberpopulationen auswirken kann.
Die Organisationen hatten sich zuvor mehrfach an das BVL und zuletzt mit einem offenen Brief an Bundesagrarministerin Julia Klöckner gewandt, um auf die anhaltend hohe Belastung der Bienen und Imkereiprodukte durch Pestizide hinzuweisen und ein Verbot von Pestizidanwendungen in blühenden Pflanzenbeständen einzufordern. Da eine Reaktion ausblieb, haben sich die Organisationen nun an EU-Kommissarin Kyriakides gewandt und sie gebeten, darauf hinzuwirken, dass Deutschland die Zulassungsregularien der EU einhält und Risiken für Bienen konsequent ausschließt.