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Biostimulanzien, was ist dran?

Wirken Stimulanzien auf Böden und Pflanzen? Das wollten Experten von feiffer consult und AG Hainleite wissen und haben es aufwändig nachgeprüft. Hier der Versuchsaufbau und die Ergebnisse.

Lesezeit: 5 Minuten

Unsere Autoren: Franz Klüßendorf, Dr. Andrea Feiffer, feiffer consult und Matthias Wickenhagen, AG Hainleite

Sie werden uns Recht geben, liebe Leser, dass es heute nicht einfach ist über Boden- und Pflanzenstimulanzien zu schreiben, ohne in die Ecke der Esoteriker gestellt zu werden. Sofort weht einem ein kräftiger Wind der Skepsis entgegen. Aber Hand aufs Herz, wer hat nicht schon versucht, mit Naturheilmitteln, Vitaminpillen, Globuli u.a. den Unpässlichkeiten des Lebens zu begegnen. Klar, der Placeboeffekt ist nicht zu unterschätzen und er wirkt bei uns Menschen sogar, auch wenn wir wissen, dass nichts weiter als Milchzucker in der Pille enthalten ist.

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Wie sieht es aber bei Pflanzen und Böden aus? Denen kann man ja schwerlich die Erwartungen, die man an die Wirkung der Stimulanzien hat, mit in die Applikation geben. Hier zählen nur messbare Werte und Daten.

Mittlerweile gibt es einige Hersteller, die solche Stimulanzien anbieten. Außerdem gibt es mehr Landwirte als gedacht, die das auch in der Praxis testen. Grund hierfür sind auch die zunehmenden Restriktionen bei der Düngeverordnung und beim Pflanzenschutz. Da schaut man sich nach Alternativen um und experimentiert damit. Der Markt kommt hier in Bewegung.

Versuche in Nordthüringen

Auch Feiffer Consult als Forschungsunternehmen und Versuchsansteller hat auf unseren Versuchsflächen bei der Agrargenossenschaft „Hainleite“ in Nordthüringen einen Langzeitversuch angelegt.

Eingesetzt wurden die Biostimulanzien der Schweizer Firma Penergetic in einem praxisnahen On-Farm-Versuch auf über 40 ha. Dabei handelt es sich zum einen um ein Bodenstimulanz, welches die Aktivität der Bodenbiologie erhöhen soll.

Rottevorgänge und Humusaufbau werden gefördert und die für die Pflanzenernährung wichtigen Mykorrhizen gezielt angeregt. Spätestens 10 Tage vor der Aussaat oder auch nach der Ernte wird das Mittel, auch in Kombination mit anderen Spritzmitteln, mit 500-1.000 g/ha ausgebracht.

Zum anderen handelt es sich um ein Pflanzenstärkungsmittel, welches das Immunsystem der Pflanzen positiv stimulieren soll. Die Pflanzen können in Symbiose mit den Mykorrhizen besser auf die bodengebundenen Nährstoffe zugreifen.

Der Grundstoff ist Sikron, ein fein vermahlener Quarz. Auf der großen Oberfläche des Trägerstoffes lassen sich ausgewählte elektromagnetische Frequenzen aufbringen, die wiederum bei Applikation positive Effekte bei Boden und Pflanzen anschieben sollen. Wie das geschieht ist ein Betriebsgeheimnis.

Versuchsdurchführung On-Farm

Die 40 ha große Versuchsfläche wurde in 5 Varianten unterteilt mit Wiederholungen auf drei Schlägen. Darunter gab es eine unbehandelte Kontrolle, die keinerlei Stimulanz erhielt. Weiterhin wurde eine „Placebo“-Variante angelegt, wo nur das reine Quarzmehl, ohne aufgebrachte Frequenzen, ausgebracht wurde.

Wir wollten wissen, ob nicht schon allein das Trägermaterial Veränderungen bewirken könnte. Denn in der Humanmedizin sind fein vermahlene Gesteinsmehle bekannt, Giftstoffe im Körper zu binden. Die dritte, vierte und fünfte Variante erhielten sowohl das Bodenstimulanz wie auch das Pflanzenstärkungsmittel.

Die 3 Varianten unterscheiden sich dadurch, dass das Pflanzenstimulanz gar nicht, in einfacher und in doppelter Menge appliziert wurde, nach dem Motto: „Viel hilft viel?“ Im zweiten Versuchsjahr wurde dann die Stickstoffmenge um 30 % reduziert außer in der unbehandelten Kontrolle. Diese wurde betriebsüblich gedüngt.

Mit einem aufwändigen Versuchsmonitoring haben wir versucht einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen. Dies geschah einfach aus dem Grund, weil die Praxis den Pflanzenhilfsstoffen meist sehr skeptisch gegenübersteht und eine Wirkung häufig auf subjektiven Erfahrungen beruht. Deshalb sollten möglichst viele messbare Daten ermittelt werden.

Es wurden Parameter vom Boden, über das Wachstum, Erträge bis hin zur Druscheignung und den Korninhaltsstoffen erfasst. Ziel war es, die Wirkungsweise der Stimulanzien mithilfe der verschiedenen Parameter dann besser interpretieren zu können. So erfolgten neben den klassischen Bonituren auch Bodenproben, Bodenfeuchtemessungen,

Verrottungsversuche, Drohnenbefliegungen, Korninhaltsanalysen u.v.a.m.. Abschließend wurden auch beim Drusch die Mähdrescherleistung, die Verluste und der Kraftstoffverbrauch gemessen. Zugegeben ist das etwas überbordend, doch am Ende will man ja Funktionsweisen nicht nur glauben, sondern wissen.

Ergebnisse

Um es gleich vorweg zu nehmen: es hat funktioniert, aber wir wissen nicht wirklich warum. Im ersten Versuchsjahr zeigte sich ein Trend zu höheren Erträgen bei denjenigen Varianten, welche mit den Stimulanzien angeregt wurde. Gegenüber der unbehandelten Kontrolle lagen die Mehrerträge bei 1 bis 9 %.

All unsere Untersuchungen konnten keine eindeutige Erklärung liefern. Einzig der NDVI- er misst die Reflexion im nahen Infrarot Bereich der Blätter- war in den stimulierten Varianten erhöht. Je vitaler die Pflanzen, desto größer ist der NDVI.

Mit einer Drohne wurde zweimal über die Flächen geflogen. Im Mai gab es noch keine Unterschiede, aber gut einen Monat später waren Unterschiede zu erkennen. Die erhöhte Vitalität sehen wir im Zusammenhang mit den erhöhten Erträgen.

Im darauffolgenden Jahr haben wir bei diesen Varianten die Stickstoffdüngung um 30% reduziert, lediglich die unbehandelte Kontrolle wurde betriebsüblich weitergeführt.

Hier war interessant, dass die „Placebo“- Variante, die nur das reine Gesteinsmehl, ohne die Botenstoffe, erhalten hat, mit Ertragsabfall auf Grund der verringerten Düngung um 30% reagiert hat. Die stimulierten Varianten waren dagegen im Ertrag gleichauf mit der unbehandelten Kontrolle, welche die volle Stickstoffdüngung erhalten hat. In unserem Versuch mit 30% weniger Stickstoff machte das immerhin etwa 55€/ha aus, im Gegenzug kosteten die Stimulanzien 15, 28 bzw. 40€/ha. Da sie zugemischt wurden, ergaben sich keine Extraüberfahrten.

Fazit

Die zweijährigen Ergebnisse waren in ihrer Konstanz überraschend für uns, weil wir ebenso mit großer Skepsis an die Sache herangegangen sind. Die Reduzierung der Düngung kann vielleicht in einem Jahr verkraftet werden. Bisher zeigen die Bodenuntersuchungen jedoch noch keine Defizite durch die reduzierte Düngung.

In welcher Höhe jedoch die Stimulanzien jedes Jahr Nährstoffe pflanzenverfügbar mobilisieren können- bei gleichzeitiger Reduktion der Düngung- müssen weitere Versuche über einen längeren Verlauf zeigen. Wir werden also diesen Langzeitversuch weiter begleiten. Sollten sich dabei die Ergebnisse bestätigen, könnten sich Boden- und Pflanzenstimulanzien zu einer breiteren Alternative bei der Problemlösung bei Pflanzenschutz und Düngung entwickeln.

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