Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

News

Blattlaus und Erdfloh: Landwirte berichten von den Problemen

Ein Unglück kommt selten allein – dieses Sprichwort trifft in diesem Jahr die Rapsanbauer in besonderem Maße. Das Anwendungsverbot für die Neonikotinoide hat den Rapserdfloh auf den Plan gerufen, die Witterungsbedingungen leisten einem massiven Schneckenbefall Vorschub und es zeichnet sich eine Mäuseplage ab.

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Unglück kommt selten allein – dieses Sprichwort trifft in diesem Jahr die Rapsanbauer in besonderem Maße. Das Anwendungsverbot für die Neonikotinoide hat den Rapserdfloh auf den Plan gerufen, die Witterungsbedingungen leisten einem massiven Schneckenbefall Vorschub und es zeichnet sich zusätzlich eine Mäuseplage auf den Feldern ab, beschreibt Bayer CropScience die momentane Situation.

 

Aus dem gesamten Bundesgebiet würden sich Meldungen über erhebliche Fraßschäden an den Rapskeimblättern und jungen Laubblättern häufen. Das Verbot der Neonikotinoid-Beizung des Rapssaatgutes bleibe also, wie befürchtet, nicht folgenlos.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Praxisbeispiel Betrieb Mäser


In Büdingen bewirtschaften Lohnunternehmer Norbert Mäser und sein Mitarbeiter Andreas Müller 120 ha Winterraps. Der Befall mit Rapserdfloh führte in den jungen Rapsbeständen bereits zu schweren Schäden. „Zusätzlich gibt es in diesem Herbst einen extrem hohen Schnecken- und Mäusedruck“, erläutert Andreas Müller. „Eine erste Insektizidbehandlung mit einem Pyrethroid haben wir bereits durchgeführt“. Die Wirkung des Mittels bezeichnet er als zu kurz, der Raps sei damit nicht langfristig vor dem Rapserdfloh zu schützen. Eine zweite Behandlung ist deshalb bereits geplant. Inzwischen hat sich bereits ein weiteres Schadinsekt hinzugesellt, die Rübsenblattwespe. „So massiv habe ich diesen Schädling noch nie erlebt“, meint Müller.



Die starken Fraßschäden machen den Raps jetzt zusätzlich empfindlich gegenüber Phoma. Die ersten Nekrosen sind bereits auf den noch jungen Laubblättern erkennbar. „Eigentlich steht jetzt dringend eine Fungizidbehandlung an“, sagt Müller. „Wir stecken aber noch mitten in der Weizenaussaat“. Und die Gerste wartet schon auf die Behandlung gegen den Gelbverzwergungsvirus. Gerade für größere Betriebe wird es ziemlich eng“. 

 

„Wegen der Rapserdfloh-Gefahr habe ich in diesem Herbst fünf Körner Raps mehr pro Quadratmeter ausgesät. Wir müssen den Wachstumskegel unbedingt unten halten, damit Phoma im Frühjahr nicht auf die Stängel übergreift. Auf den Wachstumsregler können wir also auf keinen Fall verzichten.“

 

Große Blätter stellen kein Problem dar. Vielmehr benötigt die Pflanze große Blätter für die Assimilation, um auf diese Weise ausreichend Nährstoffe in der Wurzel einzulagern. Dann gelingt der schnelle Wachstumsstart im Frühjahr. Eine reine Blatteinkürzung ist für Andreas Müller keine Option, da sie kein Indiz für eine gute Überwinterungsleistung darstellt.



Dem Frühjahr sieht er mit gewisser Sorge entgegen. Es existieren keine Erfahrungswerte, welche Schäden der Rapserdfloh bzw. dessen Nachkommenschaft dann noch anrichten kann. „Mir wird angst und bange, wenn ich die Flächen mit all dem Ausfallraps/Altraps betrachte. Das sind geradezu Rapserdflohzuchtstationen. Wir müssen uns in Zukunft viel mehr Gedanken über die Feldhygiene machen“. Und noch eine Sorge treibt den Landwirt um. „Spaziergänger und Anwohner fragen bereits nach, warum wir in diesem Herbst so oft mit der Pflanzenschutzspritze unterwegs sind. Das fällt selbst landwirtschaftlichen Laien auf. Soll das der Sinn des Beizverbotes sein?"


Betrieb Hetterich: Totalausfälle waren nicht zu verhindern


Noch härter hat es Michael Hetterich aus Oberursel getroffen. „Insgesamt 35 ha Raps habe ich gemeinsam mit meinem Schwager bestellt. Die Hälfte der Flächen, die früher ausgesäten, mussten wir umbrechen.“

 

Hetterich stellte zwar Gelbschalen auf, doch das Auszählen bis zur Schadschwelle und der Totalfraß waren eins. Notgedrungen brach er die Flächen um und säte am 8. September zum zweiten Mal. Die Schneckenkornstreuung vom 1. September zur Erstsaat musste aufgrund der Neusaat ebenfalls am 15. September wiederholt werden. Zwei Tage später setzte er ein Pyrethroid gegen den Rapserdfloh ein, eine zweite Behandlung erfolgte am 25. September. „Doch auch das reichte noch nicht“, so Hetterich. „Am 1. Oktober mussten wir noch einmal mit einem Pyrethroid ran.“ Damit ist das Ende der Fahnenstange erreicht, will er nicht sein ganzes Pulver bereits im Herbst verschießen.

 

„Die Produkte dürfen in der Regel nur zweimal pro Kultur und Jahr eingesetzt werden“, sagt Wolfgang Falkenstein, Vertriebsberater Ackerbau bei Bayer CropScience. „Im Frühjahr müssen noch Optionen offen bleiben, um den Stängelrüssler in Schach zu halten“. Falkenstein gibt auch die Gefahr von Resistenzbildungen zu bedenken, weil ausschließlich Pyrethroide eingesetzt werden. „Andere Insektizide stehen aber nicht zur Verfügung, die Problematik ist ja bereits vom Rapsglanzkäfer her bestens bekannt.“



Von den Mehrkosten möchte Michael Hetterich am liebsten gar nicht sprechen. Er kalkuliert 25 Euro je Hektar und je zusätzlicher Überfahrt ein. Auf den nachgesäten und nur schwach entwickelten Beständen schätzt er einen Minderertrag bis zu 10 Dezitonnen je Hektar, den Null-Ertrag von den umbrochenen Flächen noch nicht eingerechnet. „Kommt jetzt noch ein früher Winter, werden es die schwach entwickelten Rapspflanzen zusätzlich schwer haben.“



Wie er reagieren soll, wenn das zweijährige Neonikotinoid-Verbot verlängert wird, kann er noch nicht sagen. Es gibt wohl die Möglichkeit, Mais an eine Biogasanlage zu liefern, was aber in keiner Weise in die Mechanisierung des Betriebes hineinpasst. Er hat schon über Soja nachgedacht, allerdings nimmt die nächstgelegene Mühle Ware ausschließlich per Schiffslieferung an. Für andere Eiweißpflanzen sieht er derzeit überhaupt keine Abnehmer. „Und Raps ist und bleibt nun einmal die beste, ja unverzichtbare Vorfrucht für den Weizen“, sagt Michael Hetterich.

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.