Mit 2,1 Mio. t bilanzieren Brandenburgs Bauern in diesem Jahr eine stark unterdurchschnittliche Getreideernte, die zudem auf einer kleineren Anbaufläche heranwuchs. Sie liegt mit mehr als 11 % weniger Ertrag deutlich unter dem Vorjahresniveau von 2,37 Mio. t und unterschreitet mit 12 % das 5-jährige Mittel von 2,35 Mio. t.
Die größten Verluste traten mit rund 15 % weniger Ertrag beim Roggen (von 4,15 t im Jahr 2023 auf 3,55 t in diesem Jahr) und bei der Gerste mit 14 % weniger Ertrag (von 6,41 t auf 5,51 t) auf, berichtet der Landesbauernverband.
Bei den Ölsaaten büßte der Raps 15 % seines Vorjahresertrages ein. Im Durchschnitt wurde in den für Brandenburgs Landwirtschaftsbetriebe wichtigsten Winterkulturen – Weizen, Roggen, Gerste, Triticale und Raps – etwa 14 % weniger als im Jahr 2023 geerntet.
Restriktionen drücken Wirtschaftsergebnis
Die restriktiven Auflagen für die Düngung und den Pflanzenschutz schmälerten den Getreideertrag zusätzlich, führt Wendorff weiter aus. Die geringere Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen und fehlende Wirkstoffe bei witterungsbedingten Krankheitsdruck mindern die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen extreme Wetterereignisse.
Die Pflanzen leiden, verlieren an Qualität, die jedoch gerade bei den Brotgetreiden von Weizen und Roggen ausschlaggebend für die Weiterverarbeitung zu Lebensmitteln ist. Getreide mit Qualitätseinbußen bedeuten wirtschaftlichen Verlust und können zudem nur noch als Futtergetreide oder zu Energiegewinnung verwertet werden.
„Wir müssen gesunde Bestände hervorbringen“, unterstrich der Präsident den Produktkern der Landwirtschaft. „Ewige Diskussionen um Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel, um die Düngeverordnung und Neuausrichtungen der Gemeinsamen Agrarpolitik bringen uns nicht weiter. Wir brauchen Ernsthaftigkeit im Umgang mit der Landwirtschaft und die Fortführung des Bürokratieabbaus als Entlastung für die Brandenburger Landwirte.“
Von Nord nach Süd
Eine Besonderheit in Brandenburg ist nach Angaben von Wendorff die starke regionale Nord-Süd-Spreizung im Land: "Wir haben das Zweieinhalbfache an Erträgen in der Uckermark und gleichzeitig ganz geringe Erträge in der Spreewald-Lausitz-Region." Konkret bedeutet das 7,22 t/ha beim Weizen und 5,2 t/ha beim Roggen in der Uckermark.
Wendorff erwartet leicht steigende Getreidepreise
Im rbb24 Inforadio äußerte Wendorff am Mittwoch seine Erwartung, dass Getreide nun etwas teurer wird. Neben dem knapperen Angebot ist das nach seinen Angaben auch auf die hohen Energiekosten zurückzuführen. Der Ernterückgang sei aber kein Anlass, sich übermäßig Sorgen zu machen.
Sommerungen in guter Verfassung
Die Ernteerträge von Hafer, Mais, Sommergerste und Lupinen in Brandenburg haben sich 2024 im Vergleich zum Vorjahr nicht verschlechtert. Der Hafer erzielte mit 3,6 t/ha einen deutlich höheren Ertrag als im Vorjahr (3,04 t/ha).
Auch Sommergerste und Süßlupine erreichten das Niveau des letzten Jahres oder schnitten geringfügig besser ab. Ein milder Winter und ein später ausgeglichenerer Frühjahrsverlauf mit ausreichend Niederschlag sorgten für ideale Wachstumsbedingungen. Die Sommermonate bis Ende Juli waren geprägt von moderaten Temperaturen und regelmäßigen Niederschlägen, die Trockenstress bei den Pflanzen minimierten.
Die hochsommerlichen Temperaturen im August zogen den Erntestart des Silomais vor, er hat landesweit begonnen. Der LBV schätzt den Ertrag auf 32 t/ha – eine deutliche Steigerung gegenüber den 29 t/ha im Jahr 2023.
Unsicherheitsfaktor GAP
Die dritte und einschlägigste Ursache für den Ertragsrückgang – neben Witterung und pflanzenbaulichen Restriktionen - ist jedoch die Unstetigkeit der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), erläuterte der Präsident.
Die Brandenburger Landwirte haben die Ökoregelungen in der neuen GAP angenommen und umgesetzt. In der Kulturlandschaft Brandenburg entstanden durch die Aktivierung dieser Regelungen weitere 7.500 ha Dauergrünland, zusätzlich 6.600 ha Brache und weitere 3.600 ha Land bestellt mit Leguminosen (Hülsenfrüchte). Dies sei auch ein Gewinn für die Artenvielfalt, gehe aber mit einer Reduzierung produktiver Flächen einher.
„Es fehlen rund 40.000 ha, auf denen im letzten Jahr noch Verkaufsprodukte für unsere Betriebe wuchsen“, rechnet der Präsident vor. „Wir rechnen jedoch im nächsten Jahr bereits mit erneuten Verschiebungen im Anbauprofil, da der Bund und EU dann möglicherweise andere Anreize in der GAP setzen werden. Diese Planungsunsicherheit reibt uns Landwirte auf und verhindert die Verstetigung von erfolgreichen Programmen.“
Politische Bilanz
„Viel Luft nach oben“, so bilanzierte Henrik Wendorff die bisherigen Ergebnisse aus den Bauernprotesten.
„Auf Bundesebene haben wir bisher keinen Ausgleich für die Kürzung des Agrardiesels erhalten. Das ärgert uns. Auf Landesebene sind wir da ein gutes Stück weiter, wir müssen nun jedoch mit unserer Agenda Bürokratieabbau vorankommen“, wendet sich Wendorff an den anwesenden Landwirtschaftsminister Brandenburgs, Axel Vogel.
Beide bestätigen viele kleine, bereits absolvierte Schritte in einem auf Dauer angelegten Arbeitsprozess zum Bürokratieabbau, wie etwa die Vereinfachung von veterinärmedizinischen Kontrollen, eine deutliche Entbürokratisierung bei Pachtvertragsanzeigen oder erhebliche Verbesserungen in der Profil-App.
„Fakt ist, diese Initiative zum Bürokratieabbau in der Landwirtschaft wäre ohne die Bauernproteste nicht möglich gewesen“, resümiert Wendorff. Die Anliegen des Berufsstandes würden zudem deutlich stärker in den Wahlprogrammen der zur Landtagswahl Brandenburg antretenden Parteien berücksichtigt. Der Fokus liege nicht mehr nur auf ökologischen Themen, sondern auch auf ökonomischen Parametern für eine Stärkung der Zukunftsfähigkeit der Brandenburger Landwirtschaft.