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Bundesverband Boden: "Hochwasservorsorge muss in der Fläche beginnen!"

Bezüglich der Hochwasserereignisse besteht kein Wissensdefizit, sondern ein erhebliches Regelungs- und Umsetzungsdefizit sowohl in der Landesplanung als auch der kommunalen Verwaltung, mahnt der Bundesverband Boden.

Lesezeit: 5 Minuten

Jeder Kubikmeter Wasserrückhalt in der Fläche reduziert das Schadensausmaß durch Hochwasser und Sturzfluten. Damit Niederschlagswasser nicht so schnell oberflächig abfließt, muss die Flächennutzung angepasst werden, fordert der Bundesverband Boden. Technische Maßnahmen und Warnsysteme würden alleine jedoch nicht ausreichen, um die Gefahren zu reduzieren und das Schadensausmaß zu vermindern.

Zu den vergangenen Hochwasserereignissen sagt Maike Bosold, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Boden e.V. (BVB): "Das Ausmaß der Schäden und die hohe Anzahl an Todesopfern hätte durch koordinierte Vorsorgemaßnahmen reduziert werden können. Dabei reichen technische und organisatorische Schutzmaßnahmen nicht aus, die Hochwasservorsorge muss vor allem in der Fläche beginnen. Das Entstehen von schnellem Oberflächenabfluss in den Hochwasserentstehungsgebieten und das Zusammenfließen wild abfließenden Wassers in den Tallagen wird im erheblichen Ausmaß durch menschliche Einflüsse verstärkt, wodurch das Risiko von Unwetterschäden deutlich erhöht wird."

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Sie macht die Versiegelung durch immer mehr Siedlungs-, Gewerbe- und Verkehrsflächen, einen zu geringen Wasserrückhalt auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen und vor allem die schnelle Niederschlagsableitung für die Verschärfung der Hochwasserrisiken verantwortlich. Neben den Maßnahmen zur Schadensbeseitigung und dem Wiederaufbau müsse ihrer Ansicht nach auch der effektiven Umsetzung von Vorsorgemaßnahmen viel mehr Bedeutung zukommen.

Die außergewöhnlich hohen Schäden durch die vergangenen Hochwasserereignisse gehen laut dem Verband auf vier unterschiedliche, durch den Menschen geförderte oder verursachte Ursachen zurück, die grundsätzlich zusammenwirken und sich in ihren Auswirkungen gegenseitig verstärken:

  1. die fortschreitende Bodenversiegelung, wodurch immer weniger Fläche für die natürliche Versickerung von Niederschlagswasser zur Verfügung steht;

  2. die abflussfördernde Landnutzung, wodurch die Wassererosion und das bei Starkregenereignissen abgeschlämmte Bodenmaterial deutlich erhöht wird;

  3. das stark beschleunigte Zusammenfließen der Wassermassen durch das dichte Wege- und Entwässerungsnetz;

  4. der Klimawandel, durch den sich Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignisse mit Starkregen und Sturzfluten, aber auch ausgeprägten Dürreperioden, deutlich erhöhen werden.

Der Bundesverband Boden e.V. fordert eine umfassende Hochwasser- und Sturzflutvorsorge, wobei dem vorsorgenden Bodenschutz mehr Bedeutung zukommen muss. Politik und Gesellschaft müssten sich folgenden Herausforderungen stellen, wir zitieren aus dem Originaltext:

"1. Die fortschreitende Bodenversiegelung muss wirksam eingeschränkt werden. Ein Netto-Null-Zuwachs an Flächenversiegelung bis spätestens im Jahr 2040 muss politisch verbindlich festgelegt werden, um die unverzichtbaren Ökosystemleistungen, insbesondere den dezentralen Wasserrückhalt, der Böden zu erhalten. Jeder Quadratmeter Bodenversiegelung führt zu einem Verlust an Wasserspeicherung von bis zu 600 Litern, bezogen auf einen durchwurzelbaren Bodenraum bis 2 m Tiefe. Der weitere Ausbau technischer Wasserrückhalteeinrichtungen verursacht enorme Kosten, ohne bei Extremwetterereignissen ausreichenden Schutz zu gewähren.

2. Die Landwirtschaft muss durch eine schonende Bodenbewirtschaftung zum dezentralen Wasserrückhalt beitragen. Die schnelle Abflussbildung und Abschwemmung von Bodenmassen während eines Unwetters können nur mit einer dichten Pflanzendecke und intakten Bodenstruktur effektiv gemindert werden. Zur Verbesserung der Wasserinfiltration sind Bodenschadverdichtungen unbedingt zu vermeiden und abflussfördernden Kulturen (Mais, Zuckerrüben etc.) nur im Mulch- oder Direktsaatverfahren anzubauen. Eine möglichst ganzjährige Bodenbedeckung ist umzusetzen. In besonders abfluss- und erosionsgefährdeten Hanglagen ist (wieder) eine Grünlandnutzung zu etablieren.

3. Auch die Forstwirtschaft muss reagieren. Durch immer schwerere Vollerntemaschinen kommt es auf ca. 5 bis 10 % der Waldfläche zu teils erheblichen Bodenschadverdichtungen. Einer beschleunigten Abflussbildung ist durch eine standortangepasste Baumartenzusammensetzung sowie Sickermulden, Fanggräben, Schutzstreifen etc. entgegenzuwirken.

4. Statt den Abfluss in Graben- und Kanalisationssystemen zu konzentrieren und damit zu beschleunigen, sind geeignete Maßnahmen zur dezentralen Niederschlagsversickerung und Abflussverzögerung umzusetzen. Für eine wirksame Abflussverzögerung stehen eine Vielzahl an erprobten Maßnahmen zur Verfügung (Grünstreifen, Gewässerrandstreifen, Hecken und Feldgehölze, kleinteiligere Flächengliederung, angepasste Wege- und Gewässerpläne, dauerhaft begrünte Abflussmulden, Kleinstrückhalt in Wegeseitengräben, Versickerungsmulden, Flurneuordnung etc.).

5. Zu Anpassung an den Klimawandel muss die Vorsorge vor Sturzfluten und extremen Hochwasserereignissen wirksam verbessert werden. Neben der Analyse der Fließwege im Einzugsgebiet müssen in integrierten Hochwasserschutzkonzepten Bewirtschaftungsmaßnahmen auf Feldebene mit Maßnahmen auf Einzugsgebietsebene sinnvoll kombiniert werden. Solche dezentralen Wasserrückhaltemaßnahmen zielen darauf ab, den größtmöglichen Schutz vor Sturzfluten und Überschwemmungen zu erreichen.

6. Eine Siedlungserweiterung in Überschwemmungsgebieten und bevorzugte Abflusswege hinein ist zu unterbinden. Weiterhin ist abzuwägen, ob in den besonders gefährdeten Bereichen wirklich alle beschädigten Straßen und Gebäude wiederherzustellen sind. Neben dem Schutz und der Erweiterung der freizuhaltenden Überschwemmungsgebiete ist den Fließgewässern wieder mehr Raum zur freien Entwicklung bereitzustellen; dazu sind Gewässerentwicklungskorridore und Gewässerrandstreifen festzulegen."

Auch wenn durch die Umsetzung von Vorsorgemaßnahmen Schäden durch Starkregenereignisse und Sturzfluten nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden können, lässt sich das Schadensausmaß laut dem verband erheblich vermindern. Hierzu lägen seit langem umfangreiche und detaillierte Studien und Projektergebnisse vor.

Es bestehe kein Wissensdefizit, sondern ein erhebliches Regelungs- und Umsetzungsdefizit sowohl in der Landesplanung als auch der kommunalen Verwaltung, das dringend abgebaut werden muss, damit solchen dramatischen Hochwasserereignissen besser vorgebeugt werden kann, argumentiert der Bundesverband Boden weiter. Dazu seien fachliche, aber auch administrative Kompetenzen und Strukturen zum dezentralen Wasserrückhalt in den Planungs- und Verwaltungsbehörden aufzubauen.

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