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F.R.A.N.Z.-Projekt

Buntes Netzwerk für mehr Artenvielfalt

Mit vielfältigen Maßnahmen setzt sich Jürgen Maurer auf seinen Ackerflächen für den Artenschutz ein. Ein Schwerpunkt ist die Vernetzung von bestehenden Naturflächen.

Lesezeit: 4 Minuten

Hier können Hasen, Rebhühner und Rehe im Sommer ungesehen von einem Wald in den anderen wechseln. Mit den mehrjährigen Blühstreifen verbinde ich isoliert liegende ,Inseln‘ mit größeren Wäldern“, erklärt Jürgen Maurer (46) aus Kupferzell (Baden-Württemberg) die breiten Blühstreifen an seiner Fläche.

Das Besondere: Der insekten- und niederwildfreundliche Streifen ist so angelegt, dass er einen vollständig von Ackerflächen umgebenen kleinen Wald mit einem rund 200 m entfernten größeren Waldstück verbindet.

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Netze aus Blühstreifen

Landwirt Maurer baut Weizen, Gerste, Triticale und Zuckerrüben auf rund 180 ha an. Die Flächen liegen auf der Hohenloher Ebene, einer intensiv landwirtschaftlich genutzten Hochfläche. „Hier machen Maßnahmen für mehr Artenschutz und Biodiversität auf jeden Fall Sinn“, weiß er.

In der Feldmark stehen zwar einzelne alte Obstbäume und in großem Abstand einige Windschutzhecken. Insgesamt dominieren aber die bewirtschafteten Ackerflächen. Ein besonderes Anliegen ist es dem Landwirt daher, Blühstreifen und Extensivflächen so anzulegen, dass sie bestehende Naturflächen wie Obstbaumreihen und Waldinseln bestenfalls miteinander verknüpfen. „Das Niederwild und die hier vorkommenden Rebhühner nutzen das entstandene Netz gerne“, sagt Maurer, der auch Jäger ist. Auf rund 12 % seiner Flächen führt der Landwirt verschiedene Maßnahmen für den Artenschutz durch:

  • Mehrjährige Blühflächen an Feldrändern (auch zur Vernetzung),
  • Kleesaat-Vorgewende (verschiedene Sorten, bis 30 m breit),
  • Getreide in „weiter Reihe“ gedrillt, ohne Pflanzenschutz und Düngung,
  • Mais-Stangenbohnen-Mischsaat und
  • in diesem Jahr erstmals Erbsenfenster (40 x 40 m) als Futter- und Rückzugsfläche für Niederwild.

Die meisten dieser Maßnahmen sind mit Maurers Teilnahme am F.R.A.N.Z.- Projekt entstanden (mehr Infos dazu unter „Die Details“). Maurer ist seit 2016 einer von zehn Demonstrationsbetrieben in Deutschland. Das über zehn Jahre laufende Projekt wird wissenschaftlich betreut. „Allein die sogenannte Nullaufnahme der vorkommenden Arten auf meinen Flächen durch die Forscher war eine große Überraschung. Mit einer so großen Artenvielfalt haben sie und ich überhaupt nicht gerechnet“, erklärt der Landwirt. Jetzt ist der Betrieb quasi Testlabor für neue biodiversitätsfördernde Maßnahmen. So drillte Maurer z. B. Winterweizen auf einer Teilfläche mit weitem Reihenabstand und verzichtete auf Düngung und Pflanzenschutz. „Das Ertragsminus liegt dort zwischen 40 und 70 %, dafür lockt die Fläche aber Bodenbrüter an und die typischen Ackerkräuter gedeihen zwischen den Reihen“, so seine Erfahrungen.

Allerdings ist nicht jede Maßnahme in dem Betrieb erfolgreich. Je nach Witterung und Standort funktionieren einzelne Ideen anders als geplant. „Im vergangenen Jahr haben Melde und Ackerfuchsschwanz unsere Kleeflächen bei der Trockenheit schnell überwuchert“, erinnert er sich. In diesem Jahr könne das jedoch schon ganz anders aussehen.

Das erklärt Jürgen Maurer auch den Besuchergruppen seines Demonstrationsbetriebes vor Ort und auf zahlreichen Vorträgen. Denn Öffentlichkeitsarbeit gehört ebenfalls zum Projekt. Davon profitiert Maurer besonders, denn er ist auch Vorsitzender des Bauernverbandes Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems. „In der aktuellen Diskussion um den Naturschutz und ein Bürgerbegehren in Baden-Württemberg kann ich immer wieder von meinen praktischen Erfahrungen im eigenen Betrieb berichten“, erklärt er.

Neues Fruchtfolgeglied

Jürgen Maurer setzt sich intensiv für die Artenvielfalt und den Naturschutz ein. Er stellt Flächen dafür gerne zur Verfügung. Wichtig ist ihm aber auch: „Die Maßnahmen müssen künftig wie ein neues Glied in der Fruchtfolge anerkannt werden.“ Das müsse auch für die ökonomische Bewertung gelten, erklärt der Landwirt: „Die Maßnahmen sind sinnvoll und effektiv. In vielen Regionen sind sie sogar nötig.“

Er betont aber, dass die Blühflächen und Extensivierungen dann auch mit Weizen oder Rüben mithalten können müssen. „Die Gesellschaft muss dafür die finanziellen Mittel bereitstellen“, appelliert er.

Im F.R.A.N.Z.-Projekt werden die Kosten der Maßnahmen betriebsindividuell berechnet und über bestehende Agrarumweltprogramme, Greening- oder Kompensationsmaßnahmen finanziert. Greifen diese Programme nicht, kommen Projektgelder zum Einsatz. Förderer sind die Landwirtschaftliche Rentenbank sowie das Bundeslandwirtschaftsministerium, die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung und das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums.

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Das F.R.A.N.Z.-Projekt

Das Dialog- und Demonstrationsprojekt F.R.A.N.Z. (Für Ressourcen, Agrarwirtschaft & Naturschutz mit Zukunft) wird von der Umweltstiftung Michael Otto und dem Deutschen Bauernverband koordiniert. Landwirte und Naturschützer entwickeln und testen gemeinsam auf zehn landwirtschaftlichen Demonstrationsbetrieben praxistaugliche und ökonomisch tragfähige Maßnahmen, um die biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft zu steigern. Das Thünen-Institut, die Uni Göttingen und das Michael-Otto-Institut begleiten das Projekt wissenschaftlich. Ziel ist die Übertragung der erfolgreichen Maßnahmen auf andere Betriebe.

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