Der Einsatz von Glyphosat bei Werl-Ostuffeln (NRW) sorgt in der Stadt für Aufregung. Einige wenige Bürger empören sich medial recht laut, dass sie statt grüner Felder nun gelbe, „ausgiebig mit Herbizid“ totgespritzte Pflanzen sehen. Der Soester Anzeiger widmet sich ausführlich dem Thema.
Worum geht es?
Es sind wohl einige wenige Stadtbewohner, die sich sehr über den chemischen Pflanzenschutz ärgern und Alarm schlagen. Die Zeitung zitiert einen Kritiker, dass die Landwirte wohl nach dem Prinzip verfahren, erst säen und wachsen lassen, dann flächendeckend kaputt spritzen und unterpflügen. „Vielen Dank an die Bauern fürs alljährliche Vergiften unseres Grundwassers“, wird ein anderer zitiert.
Generell lassen die Aussagen der Städter darauf schließen, dass ihnen das Prinzip nicht klar ist. Auch vom Kreislandwirtschaftssprecher habe man keine Erklärung bekommen, zeigt sich ein Werler Naturfotograf verärgert.
Er fragt sich, ob die Bauern kurz vor Ablauf „das höchst umstrittene Breitbandherbizid Roundup mit dem für Mensch, Umwelt und Insektenwelt enthaltenen Wirkstoff Glyphosat“ noch entsorgen wollen – und ob alternative Möglichkeiten wie Untersaaten geprüft worden seien.
Zwischenfrüchte behandelt
Auf Nachfrage der Zeitung bestätigt der Ortslandwirt, dass hier Glyphosat zum Einsatz kam. Es handele sich um Flächen, die mit Leguminosen (Erbsen/Bohnen), Rüben und Mais als typische Kulturen für das Frühjahr neu gesät werden sollen, auf denen über den Winter aber Zwischenfrüchte standen.
Dass man in diesem Jahr den Einsatz des Herbizids besonders wahrnehme, hänge mit der anhaltenden Nässe zusammen, erklärt der Landwirt weiter. Auch in den Vorjahren sei Glyphosat eingesetzt worden, in der Regel aber innerhalb einer Woche eingearbeitet worden. An Bodenarbeiten sei zurzeit nur kaum möglich. Der Boden sei zu nass.
Die Zwischenfrüchte auf den Feldern seien verpflichtend, wenn nicht Getreide oder Raps angebaut worden ist, stellt er weiter klar. Der Acker soll über den Winter begrünt sein. Aber für die Bestellung der Felder im Frühjahr müsse die Zwischenfrucht entfernt werden, durch Unterpflügen, Grubbern oder den Einsatz von Glyphosat.
Dieses Jahr führt kein Weg am Einsatz vorbei
Die Sorge, dass die Chemie in die Lebensmittel gerät, sei unbegründet, versichert der Landwirt. Die damit behandelte Pflanze komme nicht in den Lebensmittelkreislauf. Zudem werde das Risiko durch Glyphosat bei der Versickerung in das Grundwasser als gering eingestuft. Der Einsatz des Pflanzenschutzmittels sei „vollkommen legal“ – wenn auch in Deutschland nur noch in diesem Jahr. Ab 2024 ist es nicht mehr zulässig.
Grundsätzlich bringe kein Landwirt mehr chemische Mittel zum Einsatz als nötig, zumal Glyphosat „sehr teuer geworden ist, so wie alles in der Landwirtschaft“, sagt der Ortslandwirt. Mehr als nötig einzusetzen, dafür gebe es keinen Anreiz – und vorhandene Mittel einfach nur aufzubrauchen, sei kein Argument.
Er ist sicher: Bei einem trockeneren Frühjahr hätten auch in diesem Jahr tendenziell mehr Landwirte auf Glyphosat verzichtet. „Aber die Umstände in diesem Jahr haben dazu geführt, dass kein Weg daran vorbeigeführt hat.“ Auf gelbe Felder, die den Herbizid-Einsatz zeigen, sei man „garantiert nicht stolz“, die Außendarstellung sei nicht schön. Aber es sei nun mal der Job, die Felder zu bestellen und sich auch permanenter Kritik zu stellen.