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So passen Sie das Grünland ans Klima an

Trockenheit, Starkregen oder später Frost verändern die Grünlandbewirtschaftung. Dr. Heidi Jänicke zeigt, wie das Klima Einfluss nimmt und wie Landwirte darauf reagieren können.

Lesezeit: 8 Minuten

Unsere Autorin: Dr. Heidi Jänicke, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft, Dummerstorf (MV)

Unser Klima ändert sich und hat sich verändert. Das belegen Messdaten zu den Temperaturen mehr als deutlich. Die Statistiken des Deutschen Wetterdienstes zeigen auch: Die Winter sind kürzer, Frühling und Herbst beginnen früher und dauern länger.

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Seit 2000 traten gehäuft sogenannte Wärmerekordjahre auf. So gab es gegenüber früheren Jahrzehnten mehr Sommertage (mindestens 25 °C), mehr heiße Tage (mindestens 30 °C), mehr aufeinanderfolgende Trockentage und weniger Frosttage (Tiefstwerte von unter 0 °C). Diese klimatischen Veränderungen werden sich wohl fortsetzen.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rechnen damit, dass Witterungsextreme häufiger und intensiver auftreten. Sie erwarten unter anderem mehr Starkregenereignisse sowie eine veränderte Verteilung von Niederschlägen: mehr Regen im Herbst und Winter, weniger im Frühling und Sommer.

Folgen für das Grünland

Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Grünlandwirtschaft sind nur teilweise einschätzbar. So könnte ein früherer Wachstumsbeginn im Frühling zwar bedeuten, dass die erste Nutzung früher erfolgen muss. Doch gerade die letzten Jahre haben gezeigt, dass dies nicht automatisch so ist.

Treten wiederholt Nachtfröste auf oder geht die Frühjahrsfeuchte zur Neige und es folgt Trockenheit, ist eine frühzeitige Nutzung nicht möglich. Auch eine Kombination aus beiden Einflüssen lässt den zeitlichen Vorsprung schmelzen. Eine frühere Nutzungsreife kann, muss aber nicht eintreten. Schwer kalkulierbare Spätfröste bei schon fortgeschrittener Ertragsbildung können zusätzlich Schäden hinterlassen.

Die höheren Temperaturen sind vor allem dann günstig, wenn ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Das ist aber oft nicht der Fall. So führen sommerlich hohe Temperaturen bei mangelnder Feuchtigkeit meist zu Ertragsminderung oder -ausfall. Auch Narbenschäden, die sich nur mit Saatgut reparieren lassen, sind dann häufiger.

Nachsaaten immer wichtiger

Das höhere Temperaturniveau im Herbst verlängert die Wachstumsperiode. Allerdings wird das Bergen und Verwerten der Aufwüchse bei ungünstigen Witterungsbedindungen im Herbst zur Herausforderung. Genauso wie Narbenschäden möglichst gering zu halten. Die Ernte im Herbst ist aber umso wichtiger, wenn es in den Sommermonaten zu Ertragsausfällen kam.

Nach milden Wintern steigt das Risiko für Schädlingsbefall und schwer regulierbare Unkräuter in der Grünlandnarbe. Auch der Anteil von Kräutern und Leguminosen kann steigen. Die Arten, die widerstandsfähig gegenüber wechselnden Wetterextremen sind, halten sich besser im Bestand. Die Zusammensetzung der Bestände ändert sich.

Das könnte den Ertrag und die Qualität der Futteraufwüchse allerdings auch negativ beeinflussen. Bei einer ausreichenden Wasserversorgung könnte das höhere CO2-Angebot die Ertragsbildung unterstützen. Dieser Effekt lässt sich aber noch nicht abschätzen.

Neben dem Einfluss der Temperaturen spielt der Faktor Wasser standortabhängig eine große Rolle. Auf der einen Seite besteht die Gefahr von Trockenheit und Mangel an Futter. Andererseits kann Wasserüberschuss, egal ob kurzfristig oder länger anhaltend, die Grünlandwirtschaft enorm gefährden.

Geringer Futterertrag

Das Trockenjahr 2018 hat gezeigt, welche Ausmaße die Futterverluste auch bei uns in Deutschland annehmen können. Beispielsweise gab es am Standort Malchow/Poel in Mecklenburg-Vorpommern statt vier bzw. fünf Grünlandaufwüchsen nur zwei bis drei. Zugleich waren diese anders über die Vegetationszeit verteilt.

Die geerntete Trockenmasse war daher nur halb so hoch wie zwei Jahre zuvor. Doch wie können sich Landwirte auf diese nicht planbaren Ernteausfälle vorbereiten? Welche Anpassungen sind möglich und nötig?

Beobachten, dokumentieren, reagieren

Vor dem Hintergrund der Erfahrungen im Trockenjahr 2018 sollten Landwirte ihre Futterwirtschaft hinterfragen, um Schwächen und Potenziale aufzudecken.

Eine Dokumentation der Grünlandbewirtschaftung im Betrieb kann als Entscheidungsgrundlage dienen. Dies bildet die wertvolle Basis, um alle Maßnahmen zu überdenken. Für die Dokumentation sollte alles so genau wie möglich erfasst sein, analog zur Ackerschlagkartei. So ist es sinnvoll, Erträge und Qualitäten den Flächen zuzuordnen. Außerdem sind die visuellen Beobachtungen der Bestände einzutragen und Witterungsdaten einzubeziehen.

Ausgehend vom Futterbedarf gilt es wenn möglich, Futtervorräte anzulegen und die Vorratshaltung danach zu gestalten. Das schließt auch ein, Futterverluste im Betrieb zu analysieren und zu minimieren sowie Futterreserven zu erschließen. Ein Beispiel dafür ist, mehr Fokus auf die Qualität und den Ertrag der Folgeaufwüchse zu setzen. Auch der Anbau von Zwischenfrüchten und überbetriebliche Kooperationen können sinnvoll sein.

Um für den eigenen Betrieb die richtige Strategie der Grünlandbewirtschaftung zu entwickeln, ist es sinnvoll ­Weiterbildungen sowie regionale Untersuchungsergebnisse unabhängiger Institute zu nutzen. Auch deren Empfehlungen oder Beratung vor Ort sind wichtig.

Vorhandenes Wasser halten

Je nach Bodenart und Wasserverhältnissen an dem jeweiligen Betriebsstandort gilt es, die Möglichkeiten der Wasserregulierung zu erhalten. Das können Maßnahmen zur schnelleren Ableitung bei Starkregen sowie Überflutungen sein. Auch das Zurückhalten von Wasser kann sinnvoll sein, damit es länger für die Ertragsbildung verfügbar ist.

Schwierigkeiten bei der Bewirtschaftung, die aus Wassermangel oder -überschuss resultieren, nehmen zu. Besonders auf Niedermoorböden sind kritische Phasen wahrscheinlich – vor allem bei Nässe bzw. hohen Grundwasserständen und im Wechsel mit starker Trockenheit.

Sind die Flächen nicht befahrbar, erschwert das eine termingerechte Bewirtschaftung. Das kann die Futterqualität (z. B. bei verspätetem Schnitt) und den Ertrag (z. B. bei verspäteter N-Düngung) reduzieren. Wenn sich das nicht ändern lässt, sollten Landwirte die Situation fütterungsseitig wie betriebswirtschaftlich neu bewerten. Zum Teil ist auch eine betriebswirtschaftliche Bewertung von Anlagen zur Wasserregulierung oder zur Beregnung betriebsindividuell nötig.

Die Narbe schützen

Wer im Alltag über die Befahr- bzw. Beweidbarkeit abhängig von der Bodenfeuchte entscheidet, muss häufig und aufmerksam hinschauen. Das sollte buchstäblich mit Hand und Fuß direkt auf den Flächen erfolgen.

Denn Boden- und Narbenschäden durch unsachgemäße Nutzung führen zu einem zusätzlichen Bedarf von Nachsaat bzw. Erneuerung. Besonders für die Grünlanderneuerung gibt es allerdings immer mehr Beschränkungen. Auch deshalb ist früh genug gegenzusteuern, damit man diesen Bedarfsfall nicht eintreten lässt oder ihn möglichst weit hinauszögert.

Nachsaat sichert Ertrag

Häufiger als bisher üblich sind die Bestände zu beobachten, um früh genug reagieren zu können.

Wenn wertvolle Gräser ausfallen, siedeln sich unerwünschte Arten an, wie Ampfer, Disteln oder Löwenzahn. Das Aussamen und Verbreiten dieser Arten ist unbedingt zu verhindern. Damit sich Ampfer und Co. gar nicht erst in der Fläche etablieren, sind alle Maßnahmen sinnvoll, die die Grasnarbe schützen. Außerdem gilt es, verstärkt mit Nachsaaten zu arbeiten.

Nach wie vor ist für die klassische Nachsaat in die Grasnarbe vor allem das Deutsche Weidelgras geeignet. Grund dafür sind seine Kampfkraft gegenüber der Altnarbe in der Etablierungsphase und seine Konkurrenzstärke über Jahre gegenüber anderen Bestandesbildnern.

Auch bei Nachsaaten mit Festulolium (Wiesenschweidel) sind recht gute Ergebnisse erreichbar, da es über ähnlich gute Eigenschaften verfügt. Damit diese auch zum Tragen kommen, ist allerdings eine frühzeitige Nutzung nötig.

Standortangepasste Sorten

Die eingesetzten Arten und Sorten müssen für Standort und Nutzung geeignet sein, damit sie die gestellten Anforderungen auch erfüllen. Bei Neuansaat oder Nachsaat sollten Landwirte daher am besten Mischungs- und Sortenempfehlungen der zuständigen Landeseinrichtungen nutzen.

Häufig gefragt sind trockenheitstolerante bzw. robuste Arten, wie zum Beispiel der Rohrschwingel, die auch wechselnde Feuchteverhältnisse gut verkraften. Rohrschwingel ist ebenso trockenheitsverträglich wie Knaulgras und Festulolium einschließlich ihrer Mischungen bzw. leguminosenhaltige Mischungen.

Es ist sinnvoll, neue Angebote der Pflanzenzüchtung zu verfolgen, um den züchterischen Fortschritt im eigenen Betrieb nutzen zu können.

Termingerecht pflegen, ­düngen und ernten

Eine quasi kostenneutrale Möglichkeit zur Anpassung ist die Wahl der optimalen Termine für Pflege, Düngung und Ernte. Hier liegt ohnehin eine Reserve für eine bessere Grünlandbewirtschaftung.

Ein Beispiel ist die Nutzung der regionalen wöchentlichen Reifeprognosen zum 1. Schnitt. Alle Futtergräser benötigen eine gute Nährstoffversorgung. Daher ist das entsprechende Düngen eine wesentliche Voraussetzung für den Erhalt einer guter Narbenzusammensetzung und einer gewissen Stabilität der Bestände in Stresssituationen.

Mit den Düngermengen und deren Verteilung auf die einzelnen Aufwüchse lassen sich Ertrag und Qua­lität besonders stark beeinflussen. Auch ein Ausgleich zwischen den Aufwüchsen ist damit möglich. Bei Extensivierungsmaßnahmen und der Bewirtschaftung mit Auflagen vom Naturschutz sind weitere Aspekte zu berücksichtigen.

Weitere Infos finden Sie auch in der DLG-Broschüre: „Anpassungsstrategien an den Klimawandel im Grünland“ (Band 208, 2020) 

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