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Die Invasion der Mäuse

Feldmäuse haben in Niedersachsen 150 000 ha Grünland zerstört – und damit die Futtergrundlage etlicher Milchviehbetriebe. Politik und Beratung reagieren.

Lesezeit: 5 Minuten

Es war einmal hoch intensiv genutztes Schnittgrünland, saftig und grün. Jetzt sind diese Flächen braun und sehen aus wie umgebrochen. „Das waren die Mäuse“, erzählt der niedersächsische Landwirt Fiete Strodthoff-Schneider.

Kopfschüttelnd steht der 33-Jährige auf einem der betroffenen Schläge. Zwei Drittel seiner 200 ha intensiven Grünlands sind nahe dem Totalausfall. Damit fehlt nach zwei trockenen Jahren auch 2020 die entscheidende Futtergrundlage für die rund 370 Milchkühe des Betriebes.

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Strodthoff-Schneider ist damit nicht alleine. In ganz Niedersachsen sind 150 000 ha Grünland durch Mäuse stark geschädigt. Auch im Rest der Republik treten Mäuse verstärkt auf und schädigen häufig regional extrem.

Die Politik reagiert

Dass die Populationen zunehmen, war vor dem Winter abzusehen. Strodthoff-Schneider hat vorgesorgt und den Bewuchs der Flächen mit einem späten Schnitt niedrig gehalten, um die Prädatoren der Mäuse zu fördern. Geholfen hat es nichts. „Mit der Legeflinte haben wir gegen die Nager keine Chance“, sagt der Landwirt. Zu viele Löcher liegen dicht an dicht auf den Flächen.

Da breitflächig auch keine Biozide zugelassen sind, ist Umbruch und Neuansaat die einzig gangbare Lösung. Das Problem: Ein Antrag ist zwingend notwendig. Rechtliche Regelungen für einen erleichterten Umbruch stehen in Niedersachsen in Aussicht. Details dazu finden Sie unter „Grünlandumbruch“.

Neue Narbe in drei Etappen

Um die Mäuse zu stressen, wirken bereits einfache Maßnahmen wie Striegeln oder Schleppen. Ein Arbeitsgang allein vertreibt die Nager allerdings nicht in Massen. Führen Sie die weiteren Maßnahmen standortangepasst durch und prüfen Sie den Mäusebesatz, indem Sie wenige Tage nach dem Schleppen/Striegeln die neu entstandenen Mauslöcher zählen. Bei einer Schädigung ab etwa 30 % der Fläche empfiehlt die Grünlandberatung der LWK Niedersachsen zudem folgende Etappen, um eine Neuansaat durchzuführen:

  1. Effektiv gegen Mäuse wirkt wendende Bodenbearbeitung: Pflügen in Nesttiefe auf 15 bis 25 cm reduziert die Population etwa um 80 %. Es verbleiben aber Mäuse, die sich erneut ausbreiten könnten.



  2. Stören Sie die Mäuse einige Tage (Moore) bis Wochen (Mineralböden) nach dem ersten Eingriff erneut (Witterung!). Dazu eignen sich Grubber, Fräse und Rototiller auf 10 bis 15 cm. So schaffen Sie zudem eine ebene Fläche und bereiten das Saatbeet vor. Der Nebeneffekt: Die aktuell stark verbreiteten Larven der Tipula (Wiesenschnake) kommen ans Tageslicht und Vogelschwärme können sie erbeuten. Bereiten Sie Moorstandorte nach dem ersten Eingriff innerhalb von ein bis zwei Wochen zur Wiederansaat vor. Kalken Sie auf saurem Weißtorfen unbedingt mit etwa 2 t je ha (1 000 kg CaO).



  3. Sind kaum noch Mäuse aktiv und passen die Temperaturen (Ende März/Anfang April) können Sie eine standortangepasste Gräsermischung flach einarbeiten – allerdings kann nur schnellwüchsiges Gras schneller die Futterlücken schließen:
  • Nutzen Sie ggf. einjähriges Weidelgras als Ammengras. Mischen Sie es zu 20 % ein (8 kg/ha bei 40 kg/ha Saatstärke).
  • Auf Mineralböden empfiehlt sich als Mischungspartner 40 % Ackergras (A2, A3; mit 15 kg/ha bei 35 bis 40 kg Saatstärke). Diese Mischungen stellen rasch Futter bereit, können jedoch im Dauergrünland auch weniger geeignet sein: Die Bestände sind frühreif und neigen zur Lückenbildung.
  • Auf absoluten Grünlandstandorten ist Hafer für die Grünlandetablierung besser geeignet. Er bringt ebenfalls hohe Grundfuttererträge als GPS. Säen Sie dafür 40 bis 60 kg/ha 3 bis 4 cm tief. Striegeln Sie 30 kg/ha Grünlandmischung flacher ein.

Problem Futterlücke

Wer Saatgut braucht, sollte sich beeilen – Grassamen sind knapp! Landwirt Strodthoff-Schneider hat sicherheitshalber 5 Paletten im Lager. Aber: „Eine richtige Lösung für die Futterlücke haben wir noch nicht“, so der Junglandwirt. Am liebsten würde er zunächst Mais anbauen, um wenigstens ab September genügend Futter zu haben. Futterzukauf von Grassilage ist keine Option. Aktuell sortiert der Betrieb Kühe scharf aus, füttert vermehrt Stroh an Rinder, setzt in der Ration der laktierenden Kühe auf mehr Maissilage und Stroh statt Grassilage und erhöht die Kraftfuttergaben. Den Mut verliert Fiete Strodthoff-Schneider nicht: „Immerhin habe ich neue Grasnarben.“

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In Niedersachsen soll es schnell gehen

Schnell und unbürokratisch sollen die niedersächsischen Landwirte ihr Grünland erneuern können. Laut EU-Förderrecht geht das jedoch nur nach Antragsstellung. Die Landwirtschaftskammer (LWK), das Umwelt- sowie das Agrarministerium und die Unteren Naturschutzbehörden in Niedersachsen haben eine Lösung erarbeitet – für Dauergrünland und sog. geschütztes Grünland.

Ziel sei die Wiederherstellung des Grünlandes als Lebensraum und Futtergrundlage, so das Agrarministerium. Einen starken Befall mit Mäusen hat das niedersachsenweite Schaderregermonitoring bereits Ende 2019 festgestellt.

Besonders betroffen sind die Landkreise von Stade bis in das Rheiderland an der niederländischen Grenze. Auf dieser Basis will das Land Gebietskulissen auf Kreisebene ausweisen. In den nächsten Wochen wird bei der Landwirtschaftskammer ein spezielles Antragsformular für eine differenzierte Abwicklung der Fälle zur Verfügung stehen. Stichprobenartig kontrolliert der Prüfdienst.

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