Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Maisaussaat Stilllegung 2024

topplus Existenzängste

Die Moorbauern brauchen Klarheit über Wiedervernässungspläne

Das Wiedervernässen von bewirtschafteten Moorböden ist besonders effektiv, um CO2-Emissionen zu verringern. Bei den wirtschaftenden Moorbauern vor Ort machen sich Existenzängste breit.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Vorboten der Wiedervernässungspläne sind in Moorregionen längst angekommen: „Weil keiner weiß, welche Flächen wann und wie betroffen sind, hängt über den Betrieben eine große Unsicherheit. So mancher Hofnachfolger überlegt, ob er weitermachen soll, man fragt sich, ob ein Stallbauprojekt überhaupt noch lohnt,“ berichtet Dr. Karsten Padeken über die bedrückte Stimmung unter den Betriebsleitern in den Moorgebieten.

Padeken ist Landwirt, Vorsitzender des Kreislandvolkverbandes Wesermarsch und der AG Moorbauern. Er fordert einen langfristigen Entwicklungsplan: „Die Betriebe müssen endlich verlässlich wissen, ob die Milchviehhaltung in den Moorgebieten künftig noch möglich ist. Reicht die Anhebung der Wasserstände? Oder soll die Milchviehhaltung komplett raus aus dem Moor“ Dauere die Ausweisung zu lange, riskieren man ein Ausbluten ganzer Regionen, so seine Befürchtung.

Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Neue Währung Co2

Klar ist: Die Vernässung von organischen Böden, wozu Moorböden gehören, ist ein wirksames Instrument gegen den Klimawandel. Denn organische Böden mit Grünlandnutzung emittieren laut Weltklimarat (IPCC) im Jahr rund 30 t CO2-Äquivalent je ha, Ackerböden sogar rund 40 t/ha.

Das CO2 entsteht durch die laufende Zersetzung des Torfs. Sichtbare Folge: Die Flächen sinken bei der derzeit üblichen trockenen Bewirtschaftung rund 1–2 cm pro Jahr ab. Eine Wiedervernässung stoppt die Zersetzung und so auch die CO2-Emission.

Der politische Zeitplan ist allerdings ehrgeizig. Das deutsche Klimaschutzgesetz von 2021 schreibt für die Gesamtwirtschaft ab 2045 Treibhausgasneutralität vor. Im Sektor Landwirtschaft sollen die Treibhausgasemissionen von 70 Mio. t im Jahr 2020 auf 56 Mio. t im Jahr 2030 sinken. Die Zielvereinbarung von Bund und Ländern fordert fünf Millionen Tonnen CO2-Äquivalent aus Moorböden bis 2030 weniger.

Das Potenzial der Moorflächen ist dabei groß: Geht man von 1 Mio. ha wiedervernässbaren Moorböden aus, sind langfristig rund 30 Mio. t CO2 jährlich weniger möglich. Mit dem heutigen CO2-Preis von 30 €/t bewertet wäre das ein Wert von 0,9 Mrd. €.

Nur noch ein Klimaproblem?

Mit diesen Zahlen emotional mitzukommen, fällt vielen Betroffenen schwer. Denn der Blick aufs Moor hat sich durch die Erkenntnisse zur CO2-Entstehung gewaltig geändert: Von der gesellschaftlich geforderten Urbarmachung der Flächen für die Ernährungssicherheit in den 1950er Jahren hin zur heute geforderten Wiedervernässung. Heute steht genutzter Moorboden nicht mehr für Ernährungssicherheit, sondern für ein Klimaproblem.

Fast alle in Deutschland vorkommenden Moorböden sind entwässert. Die größten Mooranteile hat Niedersachsen, aber auch in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern befinden sich organische Böden. Das Landvolk Niedersachsen setzt sich für die Moorbauern ein und fordert die Politik dringend zum Handeln auf. Wichtige Punkte sind:

  • Die kulturhistorische Leistung der Moorkultivierung ist anzuerkennen und zu berücksichtigen.
  • Die Unsicherheit muss enden, es fehlen abgestimmte Flächenkulissen.
  • Der Moorschutz sollte freiwillig sein.
  • Die Eigentumsverhältnisse sollten erhalten bleiben.
  • Es braucht einen fairen Ausgleich für Einkommens- und Wertverluste, auch für Infrastruktur wie Stallgebäude, die durch Einschränkungen leerstehen.
  • Ausreichend hohe finanzielle Mittel über mindestens 30 Jahre.
  • Es darf kein Hinausdrängen der Eigentümer und Bewirtschafter per faktischer Enteignung geben, wie z.B. über neue Vorschriften des Planungs- oder Ordnungsrechts.
  • Klimaschutz in Moorgebieten ist eine gesamtgesellschaftliche nationale Aufgabe, die zuverlässig mindestens über die nächsten dreißig Jahre organisiert und finanziert werden muss.

Was positiv ist: Die Freiwilligkeit von Moorschutz und Vernässung hat politisch derzeit viele Unterstützer. Für Bewohner und Bewirtschafter des Moores allerdings nur ein schwacher Trost: Viele befürchten den Verlust ihrer Heimat.

Interessante Zahlen zum Thema Moor lesen Sie am Montag hier online im Interview. Dann geht es um mögliche Strategien und Herausforderungen bei der Moorbewirtschaftung.

Mehr zu dem Thema

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.