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Die sieben Sünden beim Silieren

Fehler beim Silieren reduzieren die Futtergrundlage und gehen ins Geld. Vor allem Kleinigkeiten machen eine gute Silage aus.

Lesezeit: 8 Minuten

Unsere Autoren: Imke Schmidt, Lennart Gödeke, Lennart Heitmann, Niklas Kemmerling und Prof. Dr. Harald Laser, Fachhochschule Südwestfalen.

Für gute Gras- und Maissilagen muss man das volle Potenzial des Ernteguts ausnutzen. Das gilt besonders für Jahre mit geringer Futterverfügbarkeit. Eine hohe Futterqualität gelingt jedoch nur, wenn man Fehler vor und während der Konservierung vermeidet. Oft muss es im Alltag allerdings schnell gehen – darunter leidet nicht selten die notwendige Sorgfalt.

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Jedem in der Silierkette sollte bewusst sein, dass die Silierung ein sensibler mikrobiologischer Prozess ist: Die Gärung findet unter Sauerstoffabschluss (anaerob) statt. Milchsäurebakterien säuern das Material an und machen es haltbar. Es bilden sich auch geringe Mengen an Essigsäure und Kohlendioxid. Für eine gute Silage muss der pH-Wert schnell auf 4,0 bis 5,0 sinken. Andernfalls kann es zu Fehlgärungen kommen. Dabei wachsen folgende unerwünschte Mikroorganismen:

  • Enterobakterien bilden bei falscher Gärung zu viel Essigsäure. Diese Silagen riechen stechend und sind nicht lagerstabil. Der Prozess kann in eine Buttersäuregärung übergehen.
  • Clostridien, die Buttersäurebakterien, wandeln Zucker, Milchsäure und Eiweiße anaerob zu Buttersäure um. In diesen Fällen sind die Nährstoffverluste hoch – in der Folge verdirbt die Silage.
  • Hefen fermentieren unter Sauerstoffzufuhr (aerob) Zucker zu Alkohol. Dabei entstehen Wärme, Wasser und Kohlendioxid. Die TS-Verluste können dann bei bis zu 50% liegen. Zudem steigt der pH-Wert merklich an. Als kritische Schwelle gelten 100.000 Hefen/g Futter.
  • Schimmelpilze bauen Zucker, Milchsäure und Eiweiße aerob ab. Neben dem nesterweisen Befall können ganze Silagen verderben.

Der Silierprozess ist durchaus mit der Herstellung von Lebensmitteln wie Joghurt oder Sauerkraut vergleichbar. Das nutzten Studierende der Fachhochschule Südwestfalen, um den Silierverlauf im kleinen Maßstab zu simulieren und um anschaulich zu machen, wie wichtig höchste Sorgfalt bei der Futterernte und beim Silieren ist. Sie füllten mehrere Einmachgläser mit gehäckseltem Gras und zum Vergleich mit Weißkohl – als Endprodukte entstanden Grassilage bzw. Sauerkraut. Dabei simulierten die Studierenden sieben Fehler, die man in der Praxis unbedingt vermeiden sollte:

1. Zu hoher oder zu geringer Trockensubstanzgehalt

Vom Trockensubstanzgehalt (TS-Gehalt) hängt ab, wie gut sich das Siliergut verdichten lässt. Ein optimaler TS-Gehalt liegt bei etwa 30 bis 40%, abhängig vom Siliergut. Je besser verdichtet wurde, desto weniger Luft ist in der Miete.

Liegt der TS-Gehalt außerhalb dieser Werte, lässt sich der Haufen nicht optimal verdichten. Als Folge verbleibt in zu trockenem Siliergut zu viel Sauerstoff. Zu feuchtes Material setzt wiederum bereits beim Verdichten viel Flüssigkeit frei und bleibt nicht in Form. Entstehender Gärsaft sollte zügig und gleichmäßig ablaufen können, andernfalls kommt der Futterstock ins Rutschen. Bei sehr hohem Wassergehalt steigt zusätzlich die Gefahr einer Fehlgärung.

Praxistipps:

• Achten Sie vor und während der Ernte auf optimales Wetter und verzichten Sie bei hohen Temperaturen auf das Zetten. Wichtig ist zudem eine kurze Feldliegezeit.

• Mähen Sie zum Zeitpunkt des Ähren-/ Rispenschiebens.

• Beachten Sie die Sortenzusammensetzung des Bestandes.

• Lassen Sie das Material, wenn nötig, anwelken. Aber nicht zu lange – das Ziel ist eine 24-Stunden Silage.

• Senken Sie den pH-Wert bei hohen Feuchtigkeitsgehalten durch Siliermittel stärker ab.

2. Schlecht verdichtet

Zu viel Luft enthalten schlecht verdichtete Silagen. Das fördert die auf den Pflanzen lebenden Pilzkulturen. Die optimale Verdichtung liegt für Gras zwischen 180 bis 260 kg TS/m³. Um Corn-Cob-Mix zu verdichten, sind 400 bis 480 kg TS/m³ optimal. Je besser verdichtet wurde, desto höher ist die Qualität und desto weniger Platz benötigt die Silage im Lager.

Praxistipps: Wer den Haufen optimal verdichten will, muss Zeit einplanen und die Silierkette darauf ausrichten. Achten Sie dabei zusätzlich auf

  • die Pflanzenart,
  • den TS-Gehalt (Abreifegrad, Rohfasergehalt),
  • die Häcksellänge,
  • die Siloform (schräge Silowände),
  • eine gleichmäßige Schichtung (ideal sind 20 bis 30 cm) und
  • auf den passenden Verdichtungsdruck.

3. Zu lang oder zu kurz gehäckselt

Um Silagen gut verdichten zu können, ist auch die Häcksellänge des Siliergutes entscheidend. Die optimale Länge liegt für Gras bei 2 bis 5 cm und für Mais bei 6 bis 8 mm. Zu langes, sperriges Futter sorgt für unerwünschte Lufteinschlüsse und kostet wertvolles Silovolumen, wie die Holzstäbchen veranschaulichen.

Zu kurze Häcksel beschleunigen dagegen den Gärprozess zu stark, denn sie bieten eine größere Angriffsfläche für Milchsäurebakterien. Die Folge sind schlechtere Struktureigenschaften des Futters.

Praxistipp: Kontrollieren Sie die Häcksellänge und die Einstellung am Häcksler, messen Sie gegebenenfalls nach. Gerade bei Maissilagen lässt sich durch optimale Schnittlängen und das Quetschen der Maiskörner die Verdaulichkeit steigern.

4. Dreck im Silo

Gutes Futter muss sauber sein. Bodenbestandteile, Exkremente oder Tierkadaver gehören sicherlich nicht in Silagen, denn das endet im schlimmsten Fall tödlich für die Tiere (Botulismus!). Aber auch nur ein bisschen Erde bzw. die dort enthaltenen Bakterien können Silagen verderben. Anschaulich wird dies am Sauerkraut. Wer würde so etwas essen wollen? Darunter leidet nicht nur die Schmackhaftigkeit, auch die Zellzahl der Milchkühe kann sich erhöhen. Zusätzlich verliert der Haufen an TS und Energie.

Jeder Prozentpunkt Verunreinigung schmälert die Energiedichte und den Gehalt wertgebender Inhaltsstoffe ebenfalls um einen Prozentpunkt. Ein Beispiel: Enthält eine Silage 10% Bodenmaterial in der Gesamt-TS, sinkt ihre Energiedichte von 6,5 MJ Netto-Energie-Laktation (NEL)/kg TS auf nur noch 5,85 MJ NEL/kg TS – nachträgliche Verluste durch schädliche Mikroorganismen und eine Futterverweigerung der Tiere sind hierbei noch nicht berücksichtigt. Diese Qualitätsminderung würde sich durch einen sehr viel höheren Kraftfutterbedarf finanziell enorm auswirken.

Praxistipps: Wichtigste Ursachen für verschmutztes Siliergut sind zu tiefes Mähen und Schwaden, unebene Flächen und lückige Bestände. Vermeiden Sie Verschmutzungen, indem Sie

  • auf eine sachgemäße, termingerechte organische Düngung während der Wachstumsperioden achten,
  • Maulwurfhügel und Unebenheiten auf der Fläche rechtzeitig einebnen,
  • ungünstige Witterung während und vor der Ernte vermeiden,
  • Tiefschnitte unter 5cm und tiefes Schwaden unterlassen,
  • Fahrsilos vor dem Befüllen so intensiv wie möglich reinigen,
  • das Silo nur mit sauberen Reifen befahren – andernfalls „beimpfen“ Sie Ihr Futter mit Gärschädlingen, die sich dann weiter ausbreiten.

5. Zu niedriger Zuckergehalt

Viel Zucker im Gras bedeutet viel Nahrung für Milchsäurebakterien. Aus 3% Zucker bilden die Bakterien durchschnittlich 2% Milchsäure. So senken sie schnell den pH-Wert im Silo und fördern den Gärprozess.

Ein anzustrebender Zuckergehalt für Grassilage liegt bei 3 bis 8 %/kg TS. Ist zu wenig Zucker enthalten, haben die Milchsäurebakterien auch zu wenig Futter – das hemmt die Silierung. Zu hohe Zuckergehalte erhöhen jedoch das Risiko für eine Nacherwärmung.

Praxistipps:

  • Augen auf bei der Sortenwahl – der natürliche Zuckergehalt von Gräsern schwankt um bis zu 100 g/kg TS,
  • wägen Sie den Schnittzeitpunkt genau ab und
  • setzen Sie zuckerhaltige Silierhilfsmittel (Melasse) gegen zu wenig Zucker im Siliergut ein, z.B. bei Leguminosen-dominierten Beständen.

6. Nicht ausreichender Luftabschluss im Fahrsilo und bei Ballensilagen

Ziel ist, die Silage schnell und möglichst luftdicht zu verschließen. Wie eine ausreichende Abdeckung aussieht, entnehmen Sie der Übersicht. Ein Fahrsilo können Sie durch eine Randfolie, eine Unterziehfolie, eine Silofolie und die Auflage von Silosäcken luftdicht verschließen. Auch beim Freigärhaufen ist eine Randfolie notwendig. Wichtig ist, die Sandsäcke bzw. Reifen richtig zu platzieren.

Ballensilagen sollten Sie mit sechs bis acht Folienlagen wickeln, um das Eindringen von Luft zu vermeiden und das Risiko einer Folienbeschädigung zu minimieren. Eine geschützte Lagerung (z.B. unter Gebäudevordächern) verlangsamt den Alterungsprozess der Folie. So sind die Ballen länger haltbar.

Partien von Silagen, die durch Mängel an der Folie oder Undichtigkeiten im Randbereich des Fahrsilos auffällig dunkel gefärbt sind, schlecht riechen oder gar Schimmelbefall aufweisen, sollte man in keinem Fall verfüttern. Dies kann die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere gefährden.

Praxistipps:

Verschließen Sie das Silo luftdicht, sobald die Ernte beendet ist. Nutzen Sie dafür:

  • eine Randfolie an den Silowänden und am Freigärhaufen,
  • Unterziehfolie,
  • Silofolie und
  • Sandsäcke zur Beschwerung der Folien.

7. Nacherwärmung

Mit zunehmendem Restzuckergehalt steigt das Risiko der Nacherwärmung. Je mehr Restzucker enthalten ist, desto mehr können Hefen fermentieren.

Silagen, die sich auch fünf Tage nach dem Öffnen des Silos noch nicht erwärmt haben, gelten als aerob stabil. Bei einer Silo-Temperatur oberhalb von 15°C ist bereits mit erheblichen Energieverlusten zu rechnen. In stark erwärmten Partien vermehren sich unerwünschte Mikroorganismen, es kommt zu Verpilzungen.

Praxistipps:

Um Nacherwärmung vorzubeugen, sollten Sie:

  • Sporen- und Keimzahlen in der Silage so gering wie möglich halten,
  • größtmögliche Verdichtung erzielen,
  • optimale TS-Gehalte sicherstellen,
  • nicht zu hohe bzw. zu niedrige Zuckergehalte erreichen,
  • Silierhilfsmittel in Form von Essig-, Propionsäure oder Milchsäurebakterien zusetzen (z.B. DLG-Informationen zur Eignung einzelner oder kombinierter Zusätze beachten),
  • Silagen schnell verbrauchen und
  • die Fahrsilos nicht zu groß dimensionieren.

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