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Anbau 2022/23

Die Verwertung entscheidet: Das sind die Gerstensorten für Süddeutschland

Es wird immer herausfordernder, bei der Gerste die passende Verwertungsrichtung mit möglichst guter Resistenzausstattung zu kombinieren.

Lesezeit: 8 Minuten

Unsere Autoren: Dr. Markus Herz, Ulrike Nickl und Lucia Huber, Bayerische Landes­anstalt für Landwirtschaft (LfL)

In Süddeutschland sind die Sommermonate aufgrund der Klimaänderung heißer und trockener geworden. Das macht die Kornfüllungsphase kürzer als in den nördlicheren Anbauregionen. Dies ist sicher einer der Gründe, warum die Zweizeiler im Süden mit ihrer stabileren Kornqualität trotz etwas niedrigerer Erträge auf mehr als 80 % der Wintergerstenfläche stehen.

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Der Zuchtfortschritt liefert inzwischen auch mehrzeilige Sorten mit guter Standfestigkeit und Kornqualität. Die bayerischen Landessortenversuche (LSV) zeigen, welche Sorten regional die besten Leistungen bringen und sind die Grundlage für die amtliche Anbauempfehlung.

Sortenversuche in Bayern

In Bayern gibt es getrennte Versuche für zwei- und mehrzeilige Wintergersten, da beide hinsichtlich Düngung und Pflanzenschutz optimal behandelt werden. Während bei den Zweizeilern die Bestandesdichte entscheidend ist, sollen die Mehrzeiler durch eine moderate Halmzahl und große Ähren Ertrag bringen.

Darüber hinaus stehen in Bayern eigene Versuche für Winterbraugerste. Diese müssen sich mit den etablierten Sorten messen. Dazu werden sie an drei LSV-Standorten mit reduzierter Stickstoffdüngung (N-Düngung) angebaut, um den Eiweißgehalt für eine gute Malzqualität gering zu halten. Nur so ist ein guter Vergleich von Erträgen und Qualitäten der Winterbraugersten möglich. In der Anbauempfehlung stehen Sorten, deren gute Verarbeitungsqualität von der Braugerstengemeinschaft bestätigt wird.

Oberste Priorität: Gesundheit

Seit Jahren steht an erster Stelle der Pilz Ramularia collo-cygni (RCC). Er breitet sich durch den Klimawandel immer weiter aus, tritt aber durch die hohe Sonneneinstrahlung im Süden besonders häufig auf. Hiervon sind mittlerweile sämtliche Anbauregionen betroffen. Es wird von Ertragseinbußen zwischen 10 und 20 % berichtet. Da eine Kon­trolle durch chemischen Pflanzenschutz immer schwieriger wird, ist es unabdingbar, auf Sorten zu setzen, die in der Reaktion auf Ramularia besser abschneiden. Die meisten Sorten liegen bei RCC im Bereich der BSA-Noten 4 bis 5 (mittel bis gering bzw. mittel anfällig).

Bei den Mehrzeilern gibt es ein paar Sorten mit besserer Einstufung, die allerdings wegen anderer Unzulänglichkeiten nicht zu empfehlen sind. Häufig zeigen sich früher abreifende Sorten anfälliger als die spätreifenden. Durch ihren robusten Blattapparat erscheinen die mehrzeiligen Sorten toleranter.

Virosen auf dem Vormarsch

Durch die milde Winterwitterung treten auch Verzwergungsvirosen verstärkt auf. Insektizide Beizen sind nicht zugelassen. Eine Insektizidbehandlung im Herbst kann die Blattläuse als Überträger des Gerstengelbverzwergungsvirus (Barley yellow dwarf virus, BYDV) kontrollieren. Gegen die sehr beweglichen Zikaden, die das in Gerste ebenfalls häufig auftretende Weizenverzwergungsvirus übertragen, sind keine Pflanzenschutzmittel zugelassen. Resistente Sorten gibt es hier nicht.

Gegen BYDV tragen zwar schon fünf zugelassene Sorten eine Resistenz. Hier fehlt es aber noch an Ertragsvermögen. In gefährdeten Regionen oder bei sehr früher Saat können Sie immerhin auf solche Sorten zurückgreifen. Ansonsten bleibt nur, den Saattermin hinauszuschieben, bis es den Insekten für größere Aktivitäten zu kalt ist.

Verwertungsrichtung ­beeinflusst Sortenwahl

Wird die Gerste im eigenen Betrieb verfüttert, kommt häufig eine ertragsstärkere mehrzeilige Sorte in Betracht. Wird das Erntegut verkauft, stehen eine gute Sortierung und ein hohes Hektolitergewicht (hl-Gewicht) im Vordergrund. Hier haben eher zweizeilige Sorten ihre Vorteile. Güllebetriebe achten besonders auf kurzstrohige, standfeste Sorten.

Bei der Winterbraugerste zählen niedrige Eiweißwerte. Nachfrage seitens der Mälzer und Brauer gibt es genug. Wem es gelingt, die Sorten mit guten Eiweißgehalten anzubauen, findet eine lohnende Verwertungsmöglichkeit. Es ist jedoch angeraten, Winterbraugerste nur mit Vorvertrag anzubauen.

Interessant ist auch die Proteinqualität der Wintergerste. Durch bessere Verwertung des höherwertigen Proteins im Tier lässt sich die N-Menge in der Gülle reduzieren, was zur Optimierung der N-Bilanz beitragen kann. Erste Versuchsergebnisse der LfL deuten an, dass Sorten mit hohem Ertrag und insgesamt niedrigem Eiweißgehalt häufig einen höheren Gehalt der wertvollen Aminosäuren Lysin und Methionin haben. Daher wäre es hilfreich, Proben aus den LSV auf ihre Aminosäurezusammensetzung zu untersuchen.

Übersicht 1

Interessante Zweizeiler

Aktuell sind die Zweizeiler wie folgt zu beurteilen (Übersichten 1 und 3):

  • Sandra liefert mit Relativerträgen zwischen 95 und 97 % mittlerweile unterdurchschnittliche Ergebnisse, trotz beständig hervorragender Sortierung. Die Widerstandsfähigkeit gegen Ramularia und Zwergrost ist gering.
  • California zeigt sich etwas ertragsstärker als Sandra. Sortierung und hl-Gewicht liegen aber im hinteren Bereich der Zweizeiler. Sie besitzt positive Stroheigenschaften und reift etwas später ab.
  • SU Ruzena bringt Relativerträge zwischen 96 und 99 % bei niedrigem Tausendkorngewicht (TKG). In Reife und Ährenschieben ist sie eine der Frühesten. Bei der kurzstrohigen Sorte sollte man wegen der mittleren bis geringen Neigung zum Ährenknicken Überständigkeit vermeiden. Für Ramularia zeigt sie sich etwas anfälliger.
  • KWS Moselle präsentiert Relativerträge von 100 bis 103 % und hohe hl-Gewichte. Die Standfestigkeit ist etwas schwächer als bei den zuvor beschriebenen Sorten. Ihre Zwergrostresistenz ist gut, die gegen Ramularia mittel bis gering.
  • Valhalla schafft Relativerträge von 101 bis 103 %, sowie hohe hl-Gewichte und ein hohes TKG. Die Sortierung ist leicht unterdurchschnittlich. Sie weist eine mittlere bis gute Standfestigkeit und eine gute Resistenz gegen Rhynchosporium auf, bei höherer Anfälligkeit für Ramularia.
  • Bordeaux ist in Stufe 2 ertragsstark und erreicht auch in Stufe 1 relativ 101 %. Ihr hl-Gewicht ist hoch. Positiv ist die Kombination von mittlerer bis guter Standfestigkeit und geringer Neigung zu Ährenknicken. Höher anfällig ist sie für Mehltau und Ramularia.
  • SU Vireni liefert in Stufe 1 mit Relativerträgen von 97 und 98 % ein etwas besseres Ergebnis als in den Intensiv­varianten. Grund hierfür dürfte die gute Halmstabilität und die beste Standfestigkeit sein. Sie eignet sich deshalb für Güllebetriebe und Standorte, die viel Stickstoff nachliefern. Positiv ist ihre gute Kornqualität. Auf Zwergrost und Ramularia ist zu achten.
  • Valerie erreicht nur unterdurchschnittliche Erträge, weist aber gute Werte bei hl-Gewicht, TKG und Sortierung auf, sowie mittlere Standfestigkeit und Strohstabilität. Sie besitzt eine schwache Widerstandsfähigkeit gegen Zwergrost und Ramularia, ist aber sowohl gegen das Gelbmosaikvirus Typ 1 als auch gegen Typ 2 resistent.
  • Idilic ist nicht offiziell zum Anbau empfohlen. Als eine von bisher zwei zugelassenen Zweizeilern besitzt sie jedoch eine wirksame Resistenz gegen BYDV. Sie stand 2021 nicht an allen LSV-Orten. In den weitgehend BYDV-freien Versuchen erzielte sie in Stufe 2 relativ 97 und 98 %. In Stufe 1 verfehlt sie das Versuchsmittel deutlicher. Sie wird als lageranfälliger beschrieben, mit guter Zwergrostresistenz und hohem hl-Gewicht.

Übersicht 2

Mehrzeiler für den Süden

Diese Sorten präsentieren sich im Süden gut (Übersichten 2 und 3):

  • KWS Higgins erzielt Relativerträge von 99 bis 103 %. Aufgrund der guten Sortierung und des mittleren bis hohen hl-Gewichts zählt sie zu den Mehrzeilern mit besserer Kornqualität. Ihre Resistenz gegen Ramularia ist überdurchschnittlich, gegen Zwergrost gering. Weniger günstig sind auch die schwächere Standfestigkeit und Halmstabilität.
  • Esprit ist etwas später reifend mit guter Sortierung. Sie präsentiert sich mit Relativerträgen von 103 bis 106 % bei mittlerer Standfestigkeit und besserer Halm- und Ährenstabilität. Ihre Resistenz gegen Ramularia ist mittel bis gut, anfälliger erweist sie sich für Zwergrost.
  • Die Hybridsorte SY Galileoo, die wie alle Hybriden auf Wunsch des Züchters um 25 % dünner gesät wurde, bringt mit Relativerträgen von 103 und 104 % in Stufe 1 ein gutes Ergebnis. In den Intensivvarianten zeigt sie sich etwas weniger ertragsstark. Mit ihrem mittleren hl-Gewicht erreicht sie nicht ganz das Niveau der schwächsten Zweizeiler. Sie weist eine mittlere Standfestigkeit und Halmstabilität sowie eine stärkere Neigung zu Ährenknicken auf. Ihre Widerstandsfähigkeit gegen Ramularia ist überdurchschnittlich.
  • Viola konnte trotz mehrjähriger Relativerträge in Stufe 2 mit 101 bis 103 % 2021 nicht überzeugen. In der Sortierung und dem hl-Gewicht liegt sie auf einem der hinteren Plätze. Sie ist eine der kurzstrohigsten Mehrzeiler mit guter Standfestigkeit und mittlerer bis guter Halm- und Ährenstabilität. Beim Anbau sollten Sie auf die starke Mehltauanfälligkeit sowie auf mittlere bis geringe Zwergrostresistenz achten.
  • Teuto bringt Relativerträge zwischen 100 und 107 %. In der Reife ist die schwächer bestockende Sorte etwas später. Ihre Lagerneigung ist mittel bis hoch. Überdurchschnittlich resistent zeigt sie sich gegen Ramularia und Zwergrost.

Übersicht 3

Geeignete Winterbraugersten

Wie Übersicht 3 zeigt, stehen derzeit neben KWS Liga und KWS Somerset auch neuere Winterbraugersten in der Sortenprüfung. Über deren Anbauempfehlung wird nach Abschluss der Prüfungen der LSV 2022 entschieden.

Der Verein zur Förderung des bayerischen Braugerstenanbaues e.V. empfiehlt KWS Somerset. Sie weist im Vergleich zu KWS Liga, deren Empfehlung ausgelaufen ist, einen etwas höheren Ertrag, ein höheres TKG sowie eine bessere Sortierung und Gesundheit auf. Mit ihrer als mittel eingestuften Standfestigkeit zählt sie zu den lageranfälligeren Zweizeilern. Das Qualitätsprofil zeigt eine gute Balance zwischen Zellwand- und Eiweißabbau, was von den Verarbeitern geschätzt wird.

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