Gerücht lässt aufschrecken
DRV warnt vor Sondersteuer auf Pflanzenschutzmittel
Höhere Preise für Pflanzenschutzmittel führen nicht zu reduziertem Einsatz, verdeutlicht der Raiffeisenverband. Er ist aufgeschreckt von Plänen der Ampelkoalition und befürchtet ein Höfesterben.
Kommt eine Sondersteuer auf Pflanzenschutzmittel? In Teilen der absehbaren Ampelkoalition wird darüber aktuell diskutiert. Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) warnt vor Risiken und mahnt zu einer sorgfältigen Abwägung:
"Wer glaubt, dass höhere Preise zwangsläufig zu einem reduzierten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln führen, liegt falsch. Vielmehr würden sich im Zuge stark steigender Kosten zahlreiche negative Nebenwirkungen ergeben, die dem verfolgten Ziel der Sondersteuer - der Erhalt der Biodiversität und der Schutz von Umwelt, Arten und Klima -diametral gegenüberstehen", betont DRV-Hauptgeschäftsführer Dr. Henning Ehlers.
Ohne Pflanzenschutz könnten Schädlinge und Pflanzenkrankheiten wie Pilzbefall oder Unkräuter große Teile der Ernte vernichten und die Qualität der Produkte beeinträchtigen. Dies gilt gleichermaßen im konventionellen wie ökologischen Anbau.
"Entscheidend ist die richtige Dosierung. Davon hängt die Wirksamkeit ab", erklärt Ehlers. Daher sei es ein Trugschluss, dass Landwirte aufgrund höherer Preise für die Wirkstoffe den Einsatz einfach reduzieren könnten. Ehlers: "Bei Medikamenten kommt auch niemand auf die Idee zu fordern, dass die vom Arzt verschriebene Dosis reduziert werden könne."
DRV setzt auf neue Technik und Digitalisierung
Die negativen Auswirkungen durch Pflanzenschutzmittel auf Biodiversität, Boden- und Wasserqualität zu reduzieren sei richtig und wichtig. Ehlers: "Eine Sondersteuer ist jedoch der falsche Weg." Vielmehr gelte es weiterhin, konsequent in Technik und resistente Züchtungen zu investieren. "Uns muss es gelingen, mit Hilfe neuer Technologien und der Digitalisierung Pflanzenschutzmittel punktgenau und zum optimalen Zeitpunkt aufzubringen. Damit kann die Menge deutlich reduziert werden. Notwendig ist eine schnelle Reaktionszeit der Landwirte - und ein verlässlicher Partner wie die Genossenschaften, die eine schnelle Lieferung der benötigten Wirkstoffe gewährleisten können."
Die Technologien zur Ausbringung stünden zur Verfügung, seien allerdings teuer in der Anschaffung. Ehlers: "Durch kooperative Nutzung lassen sich die größten Einsparungen erzielen. Diese kooperativen Lösungsansätze müssen verstärkt gefördert werden."
Eine Sonderbesteuerung auf Pflanzenschutzmittel würde das Höfesterben beschleunigen: "Vor allem kleinere, familiengeführte Betriebe könnten die zusätzlichen Belastungen und die hohen Rentabilitätseinbußen nicht verkraften. Sie müssten ihren Betrieb aufgeben. Dies kann nicht politisches Ziel sein."
Mehr zu dem Thema
Die Redaktion empfiehlt
-
Bahnt sich in Europa eine neue Dürrekatastrophe an?
-
ZDF nimmt fehlerhafte Sendung zur Getreidebestäubung aus der Mediathek
-
Maislegen 2023: Maissaattermin und Aussaatstärke neu planen?
-
Falsche Fakten: Beim ZDF fliegt die Weizenbiene
-
Deutscher Wetterdienst: 2022 deutlich zu warm und zu trocken - und so geht es weiter
-
Wieder Fleisch- und Nutztier-Bashing beim ZDF - CDU-Agrarier Stegemann hält dagegen
-
Özdemir zu Mercosur: „Wenn wir es nicht machen, machen es andere“
-
Nach Protesten: Riesen-Wahlerfolg für Bauer-Bürger-Bewegung in den Niederlanden
-
Niedersachsen verlangt Bauantrag für Scheunen- und Landjugendpartys
-
CDU/CSU-Agrarminister warnen Özdemir vor massiven Folgen der Aufgabewelle von Tierhaltern