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Düngemittel und AdBlue: Europäische Produktion weiterhin auf Sparflamme

BASF und Yara haben ihre Ammoniakproduktion drastisch reduziert, bei SKW Piesteritz ist sie stillgelegt – Preise und Verfügbarkeiten geraten ins Wanken.

Lesezeit: 4 Minuten

Seit mehr als zwei Wochen stehen die Ammoniakanlagen von SKW Piesteritz in der Nähe der Lutherstadt Wittenberg (Sachsen-Anhalt) still. Das Werk produziert seither weder Düngemittel, allen voran Stickstoff, noch AdBlue. Wie SKW Piesteritz gegenüber top agrar erklärte, steckten dahinter – zumindest anfangs – technische Gründe, unter anderem eine Generalrevision.

Mittlerweile sei eine der zwei Anlagen wieder einsatzbereit. Ob und wann sie wieder hochgefahren wird, stehe allerdings noch nicht fest. Voraussetzung sei, dass wieder zu einem kostendeckenden Preis produziert werden kann, der am Markt auch angenommen wird.

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Sollte die Gasumlage nach derzeitigem Sachstand im Oktober umgesetzt werden, drohen SKW Piesteritz nach eigenen Angaben etwa 30-35 Mio. € Umlagekosten pro Monat. Hinzu kommen die steigenden Beschaffungskosten für den Rohstoff Erdgas.

BASF und Yara haben Produktion ebenfalls zurückgefahren

Einen weiteren Düngemittelhersteller würde die Gasumlage ebenfalls hart treffen: BASF rechnet für das vierte Quartal mit Umlagekosten in unteren dreistelligen Millionenbereich, wie eine Konzernsprecherin gegenüber top agrar erklärte. Aufgrund der derzeit hohen Produktionskosten läuft auch die Ammoniakproduktion in Ludwigshafen momentan mit reduzierter Leistung. Allerdings gehe man hier davon aus, dass man im Falle einer größeren Einschränkung der Erdgasmengen einen Teil des benötigten Ammoniaks extern beschaffen könne.

Ähnliche Aussagen waren auch beim norwegischen Unternehmen Yara zu hören, das in Deutschland in Brunsbüttel und Poppendorf Düngemittel und AdBlue produziert: Yaras gesamte europäische Produktionskapazität für Ammoniak ist seit August auf 35 % heruntergefahren. Wegen der schwankenden Energiepreise hatte Yara seine Produktion bereits im März gedrosselt – top agrar berichtete.

Düngemittelimporte füllen Lücke zum Teil

Die mehrere Millionen Tonnen große Lücke, die der Produktionsrückgang bei BASF, SKW, Yara und weiteren Herstellern derzeit auf dem Düngermarkt lässt, füllt im Moment teilweise noch Importware, unter anderem aus Russland, Afrika und dem Iran. Branchenexperten zufolge könne diese aber nicht immer das Qualitätsniveau der in Europa produzierten Düngemittel halten, beispielsweise bei den Flugeigenschaften. Die langen Transportwege aus den Exportländern nach Deutschland dürften die Preise für Importwaren in nächster Zeit zudem steigen lassen.

Im Gespräch mit top agrar warnte Martin May, der Geschäftsführer des Industrieverbands Agrar (IVA), davor, sich auf Importe zu verlassen: „Für eine sichere Versorgung mit Stickstoffdüngern dürfen wir mittelfristig nicht auf steigende Importe setzen, sondern dazu braucht es eine leistungsfähige inländische Produktion – ansonsten sind wir in einem wichtigen Bereich der Nahrungsmittelerzeugung von anderen Staaten abhängig.“

Die von der Bundesregierung geplante Gasumlage bedeutet aus Sicht des IVA einen Rückschlag für die einheimischen Düngemittelproduzenten. Die zurückgefahrene Produktion könne später nicht wieder aufgeholt werden. Dementsprechend werden die Mengen aus inländischer Produktion in Zukunft fehlen.

Politik soll helfen

SKW Piesteritz sieht nun die Politik in der Pflicht, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Außerhalb Deutschlands sei der Gaspreis unvergleichlich billiger. Nachbarländer wie Frankreich und Polen deckelten den Gaspreis bereits. Bei den Düngemittelimporten sieht SKW ebenfalls Handlungsbedarf für die Politik.

AdBlue-Verfügbarkeit gerät ins Wanken

Auf dem Markt für AdBlue, dem Koppelprodukt der Düngemittelherstellung, herrscht ebenfalls Unruhe. Hier sind Importe von Nicht-EU-Ländern aus logistischen und qualitativen Gründen in der Regel kaum umsetzbar. Die nicht produzierten Mengen fehlen also unmittelbar. Zwei Wochen nach Produktionsstopp sind beispielsweise die AdBlue-Vorräte bei SKW Piesteritz einem Unternehmenssprecher zufolge bereits aufgebraucht.

Der Bundesverband Güterkraftverkehr warnt bereits vor Engpässen. Wie der Vorstandssprecher Dirk Engelhard der Berliner Tageszeitung taz gegenüber erklärte, erreichen den Lobbyverband vermehrt Meldungen von Mitgliedsunternehmen, dass Lieferanten und Händler Probleme haben, AdBlue zu liefern. Recherchen des Fachmagazins "auto, motor und sport" zufolge werden in Deutschland mehr als 70 % aller Güter per Lkw transportiert und etwa 90 % der in Deutschland zugelassenen Lkw verfügen über einen Dieselantrieb mit SCR-Katalysator im Abgasstrang.

Von einer AdBlue-Knappheit sind aber längst nicht nur Spediteure betroffen – schließlich fahren auch Traktoren, Erntemaschinen und andere Selbstfahrer in der Landwirtschaft seit einigen Jahren mit einer AdBlue-Abgasnachbehandlung.

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