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„Selbst für die Luzerne ist es zu trocken.“

Keine Niederschläge, blauer Himmel, scharfer Ostwind: Die Kulturen reagieren unterschiedlich. Landwirt Thomas Gäbert aus Brandenburg analysiert die Situation im Interview.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Agrargenossenschaft Trebbin eG bewirtschaftet südlich von Berlin ca. 4.000 ha. Auf den meist leichten Böden mit durchschnittlich 23 Bodenpunkten bauen Thomas Gäbert und sein Team Marktfrüchte an und Futter für die 1.000 betriebseigenen Kühe. Aktuell macht Ihnen die Trockenheit zu schaffen.

Herr Gäbert, 2018 und 2019 waren zwei extrem trockene Jahre. Die aktuelle Wetterlage lässt vermuten, dass die Trockenheit vielen Landwirten auch in diesem Jahr zusetzt. Wie steht es aktuell auf Ihren Äckern um die Bodenfeuchtigkeit?

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Gäbert:Die Krumen unserer Äcker sind schlichtweg viel zu trocken, wie in großen Teilen Brandenburgs. Eigentlich hat das Jahr mit den ersehnten Niederschlägen im Februar gut begonnen. Im März gab es dann nur einzelne Schauer, der April hat uns bis jetzt noch gar keinen Niederschlag gebracht. Ein scharfer Ostwind und die starke Sonneneinstrahlung trockneten die Bodenoberfläche in den vergangenen Wochen dann noch einmal zusätzlich aus. Die obersten 5 bis 7 cm sind auf unseren Flächen jetzt staubtrocken. Die Feuchtigkeit, die wir noch im Boden haben, reicht nur bis in Tiefen von ca. 90 cm. Darunter ist es wegen der vorherigen zwei Dürrejahren noch immer trocken.

Als brandenburgischer Landwirt kennen Sie Trockenheit auf den Äckern. Was ist dieses Jahr anders?

Gäbert: Die Bodenfeuchte befindet sich nur noch in einem schmalen Horizont. Es ist nicht nur darüber, sondern auch darunter trocken. Selbst die Luzerne als „Trocken-Versicherung“ kommt jetzt an ihre Grenzen. Die Wurzeln der Luzerne können leicht bis in Tiefen von ca. 1,8 m vordringen, aber wo kein Wasser ist, kann sie auch keins ziehen. In diesem Frühjahr angelegte Neuansaaten haben wir bereits zweimal beregnen müssen. Zusätzlich machten uns auf diesen Flächen Staubstürme und damit die enormen Winderosion große Probleme.

Wenn selbst die Luzerne schon leidet, wie steht es dann um das Wintergetreide?

Gäbert: Die Bestände sind sehr heterogen. Selbst der Roggen kämpft aktuell stark mit der Trockenheit. Allerdings steht er bei uns auch auf sehr leichten Flächen mit teilweise nur 15 Bodenpunkten. Beim Futterroggen zeichnen sich teilweise jetzt schon miserable Erträge ab. Besonders schlechte Flächen mit Konsumroggen haben wir bereits zusätzlich für die Grünfutterernte eingeplant. Hätten wir die Option der Grünfutterverwertung nicht und müssten die gesamten 400 ha Roggen dreschen, würden wir in diesem Jahr im Schnitt keine 25 dt/ha ernten – da bin ich mir sicher. Etwas besser sieht es noch beim Weizen und bei der Gerste aus, weil diese Kulturen auf besseren Böden stehen.

In den Winterungen hat die starke Taubildung während den enormen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht zumindest etwas geholfen. Generell hilft auch eine Beschattung des Bodens die Verdunstung im Wintergetreide zu mindern. Insgesamt werden wir uns mit dem schlechten Vorjahresniveau wohl zufriedengeben müssen.

Erstmalig haben wir in diesem Jahr Durum im Anbau. Abzuwarten bleibt, wie er mit der Trockenheit umgeht. Ändert sich das Wetter nicht, verzichten wir auf die dritte Stickstoffgabe. Wir können aber noch nicht abschätzen, wie sich das auf die Qualität auswirkt.

Reicht denn die geringe Bodenfeuchte aus, damit Sommerungen auflaufen?

Gäbert: Bei der aktuellen Maisaussaat legen wir die Körner gerade noch auf den feuchten Horizont. Die Feuchte sollte für das Keimen und die ersten 10 bis 14 Tage genügen. Dann muss es aber unbedingt regnen, damit sich die Bestände etablieren können.

Mais ist in Ihrem Betrieb neben Gras und Luzerne eine wichtige Kultur, um Futter für die 1.000 Milchkühe bereitzustellen. Wie sichern Sie die Futterversorgung ab?

Gäbert: Ich plane den Maisanbau so, dass ein Teil auf beregnungsfähigen Flächen steht. So können wir das Minimum an Maissilage mit guter Qualität sicherstellen. Darüberhinaus sind ausreichend Lagerkapazitäten wichtig, um in ertragreichen Jahren wie 2017 Reserven aufbauen zu können. Einen anderen Ansatz verfolgen wir bei der Planung neuer Siloanlagen. Künftig sollen mehr kleine Silos entstehen. Diese ermöglichen uns kleine Chargen der einzelnen Kulturen mit unterschiedlichen Qualitäten getrennt zu lagern. So können wir die Rationen flexibler gestalten.

Gibt es weitere Maßnahmen im Ackerbau, um der Trockenheit zu trotzen?

Gäbert: Eine bessere Bodenstruktur und höhere Humusgehalte, um die Wasserhaltefähigkeit zu verbessern – das ist die Strategie. Hierfür bauen wir schon seit Jahren verstärkt Zwischenfrüchte an und wollen das auch künftig beibehalten. Hinsichtlich der Fruchtfolgegestaltung planen wir dieses Jahr, erstmalig Kichererbsen anzubauen. In den geringen Ansprüchen dieser Kultur an Nährstoffe und Wasser und die gute Standfestigkeit sehe ich eine große Chance für unsere Region.

Vielen Dank für das Gespräch.

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