Die Böden sind aktuell staubtrocken, denn seit Wochen fällt zu wenig Regen in Deutschland. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sei im vergangenen Monat im Bundesdurchschnitt ca. 60 l/m2 Niederschlag gefallen. Im Vergleich der vergangenen Frühjahre erreichte dieser Wert nicht einmal ein Drittel der vergangenen Niederschlagswerte. Im Interview mit ntv erklärte Frank Schiffner, Pflanzenbauexperte vom Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern, dass Regen in der Landwirtschaft dringend benötigt werde: "Vor allem Raps und Getreide brauchen jetzt das Wasser."
Der aktuelle Dürremonitor vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) färbt die Deutschlandkarte aktuell rot bis dunkelrot. Ein Großteil der deutschen Böden zeigt derzeit in einer Bodentiefe bis 25 cm eine "außergewöhnliche Dürre" (dunkelrot), eine "extreme Dürre" (rot) oder eine "schwere Dürre" (orange).
Wasser ist bereits jetzt ein limitiertes Gut. In den kommenden Wochen dürfte sich diese Situation trotz angekündigter Regenfälle und Gewitter im Juni weiter verschärfen. Die BLE-Plattform praxis-agrar.de stellt Möglichkeiten zur wassersparenden Bodenbearbeitung und ackerbaulichen Maßnahmen vor.
1. Bodenbearbeitung so weit wie möglich reduzieren
Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) gibt an: "Je weniger Boden bearbeitet wird, desto weniger Wasser geht verloren." Als alternative und besonders wassersparende Verfahren wird die Mulchsaat, die Direktsaat oder Strip-Till empfohlen.
Schnell gelesen: Mulchsaat, Dirketsaat, Strip-Till
Die Mulchsaat gehört zu den am häufigsten angewendeten Verfahren der reduzierten Bodenbearbeitung. Darunter versteht man die Einsaat einer Hauptfrucht in die Erntereste der Zwischen- oder Vorfrucht. Vor der Saat wird der Boden tief- bis flachgründig gelockert - aber nicht gewendet. Für die Mulchsaat bietet sich ein Grubber an. Gleichzeitig oder vor der Aussaat kann zusätzlich eine Saatbettbereitung in Form einer flachen Bodenbearbeitung durchgeführt werden.
Die Direktsaat gilt als extreme Form der reduzierten Bodenbearbeitung. Dabei wird auf Bodenbearbeitung gänzlich verzichtet und die Saat wird über mechanische Saatschlitze in den Boden eingebracht.
Beim Strip-Till-Verfahren wird der Boden nur streifenweise bearbeitet. Es handelt sich um einen Kompromiss zwischen der Mulch- und Direktsaat. Dabei wird nur ein schmaler Bodenstreifen um das Säschar bearbeitet.
Die reduzierte Bodenbearbeitung bringt jedoch nicht nur Vorteile. In der Regel kommt es bei der Direktsaat oder Strip-Till zum Einsatz von Glyphosat. Ein mögliches Verbot würde die reduzierte Bodenbearbeitung bei Trockenheit oder Dürre zukünftig in der Praxis erschweren.
2. Wenn Bodenbearbeitung, dann flach
Wer um eine herkömmliche Bodenbearbeitung in trockenen Jahren nicht drumherum kommt, kann nach Angaben des BZL auf einige Grundregeln zurückgreifen, um Wasser auf den eigenen Flächen zu sparen. Allgemein gilt: Je flacher gearbeitet wird, desto weniger Wasser geht verloren.
Wenn Sie in diesem Jahr auf eine Stoppelbearbeitung zurückgreifen, bietet es sich an, nicht alle Stoppel in den Boden einzuarbeiten. Strohreste sorgen für Beschattung und eine Abkühlung der Bodenoberfläche, wodurch langfristig weniger Wasser verdunsten kann.
Weitere Vorteile: Kommt es nach der Trockenperiode zu Regenfällen oder Starkregen, kann der Boden mit Stoppelresten an der Oberfläche die Regenmassen besser aufnehmen. Zudem schützten die Strohreste den Boden bei geringer Bodenfeuchte vor Winderosion.
Ebenfalls sollte nach der Saatbettbereitung auf eine gute Rückverfestigung geachtet werden. Die Rückverfestigung sorgt für eine bessere Verteilung von Grob-, Mittel- und Feinporen.
3. Zwischenfrüchte anbauen
Zwischenfrüchte helfen, den Boden vor Wasserverlust zu schützen. Die Bodenbedeckung sorgt dafür, dass weniger Wasser ohne Nutzung aus dem Boden verdunstet. Besonders auf leichten Böden können Zwischenfrüchte helfen, Sickerwasserverluste durch Beregnung oder leichte Regenfälle zu reduzieren. Zudem erweitern Zwischenfrüchte das Porenvolumen im Boden und verbessern damit die Bodenstruktur.
Die richtige Mischung ist entscheidend
Eine gute Zwischenfrucht-Mischung enthält sowohl Flach- als auch Tiefwurzler und sollte an den jeweiligen Standort angepasst sein. Außerdem kann es je nach Standort sinnvoll sein, zwischen winterharten und nicht winterharten Zwischenfrüchten zu wählen.
Bei winterharten Zwischenfrüchten trocknet der Boden im Frühjahr aus, sobald die Transpiration einsetzt. Frieren Zwischenfrüchte dagegen im Winter ab, bedecken sie den Boden und schützen den Oberboden vor Austrocknung. Jedoch führen die abgefrorenen Zwischenfrüchte auch dazu, dass sich der Oberboden im Frühjahr nur langsam erwärmt.
4. Passende Sorten wählen
Das Zuchtziel "Trockentoleranz" ist für Züchterinnen und Züchter mit herkömmlichen Methoden nur schwer umsetzbar und bei der Sortenprüfung schwer zu vergleichen, so das BZL. Zukünftig werden bei der Sortenwahl sog. trockenverträgliche Kulturarten an Relevanz gewinnen. Derzeit gibt es nach Angaben des BZL keine Kulturarten, die in diese Kategorie fallen.
5. In Nischen denken: Agroforstwirtschaft
Aktuell werden Agroforstsysteme nur als Nische in die deutsche Landwirtschaft integriert. Zukünftig könnte sich das ändern, denn Agroforstsysteme bieten bei Trockenheit, Dürre oder Hochwasser entscheidende Vorteile. Die Baumreihen bieten Tieren Schutz, sorgen für Schatten, verändern die umliegende Bodenstruktur, bremsen starken Wind und verringern die Gefahr von Wasser und Winderosion auf den Ackerflächen.