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Engerlinge: Lösungen für erfolgreiche Bekämpfung

Engerlinge bekämpfen und dabei die Grasnarbe schonen – wie das gehen kann, erörterten Bayerns Agrarministerin Kaniber, Vertreter der LfL und betroffene Landwirte beim Ortstermin im Bayerischen Wald.

Lesezeit: 5 Minuten

„Wir haben aus den massiven Schäden im Jahr 2019 rechtzeitig Konsequenzen gezogen und alles unternommen, damit die Betroffenen bei einem erneuten Befall von Maikäfer-Engerlingen schnell reagieren können“, resümierte Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber bei einem Treffen mit betroffenen Landwirten, Vertretern der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, des Bauernverbands und der Landwirtschaftsämter Passau und Deggendorf-Straubing in Breitenberg im Bayerischen Wald. Das Ziel sei klar: Geschädigte Grünlandflächen, die als Futtergrundlage für die Tierhaltung dringend benötigt werden, müssten möglichst erhalten oder zeitnah wieder saniert werden können, ohne das die Landwirte auch noch förderrechtliche Nachteile erleiden.

Engerling-Monitoring: etwa 30 % der untersuchten Flächen über der Schadschwelle

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Als Vorbereitung für das heuer anstehende Hauptschadensjahr ließ das Landwirtschaftsministerium im Herbst 2021 ein Monitoring durchführen. Ergebnis nach etwa 8.700 Einzelgrabungen auf über 1.600 ha: Auf etwa 30 % der Flächen musste mit schwerwiegenden Schäden gerechnet werden, weil sie – teils deutlich – über der Schadschwelle lagen.

Als Reaktion eröffneten Landwirtschafts- und Umweltministerium den Landwirten drei Bekämpfungsstrategien (top agrar berichtete):

  • eine förderunschädliche Grünlanderneuerung,
  • eine temporäre Ackernutzung und
  • die Anwendung von Exigon, einem Pflanzenschutzmittel auf Pilzbasis.

Mechanische Bekämpfung wirkt am besten gegen Engerlinge

Zu den verschiedenen Bekämpfungsmethoden fand Dr. Ulrich Benker, Leiter Zoologie und Voratsschutz (IPS 2d) an der LfL, klare Worte: „Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass Chemie gegen die Engerlinge wenig bringt.“ Mit rund 95 % den höchsten Wirkungsgrad habe nach wie vor die Fräse. „Danach ist die Wiese aber leider hin, was zu einem Futterverlust führt. Dementsprechend gering ist die Akzeptanz bei den Landwirten.“ Der nächste logische Schritt müsse also ein oder mehrere Verfahren zur erfolgreichen mechanischen Bekämpfung bei gleichzeitiger Schonung der Grasnarbe sein.

LfL testet verschiedene Verfahren zur Engerlingsbekämpfung

Um diesen nächsten Schritt gehen zu können, beauftragte Ministerin Kaniber die LfL damit, zu erforschen, wie dieser Spagat gelingen kann. Erste, Mut machende Ergebnisse aus dem seit April laufenden Projekt „Entwicklung und Erprobung mechanischer, grasnarbenschonender Bekämpfungsverfahren gegen den Maikäfer-Engerling“ stellten der Leiter des Leiter des Arbeitsbereichs Grünland und Futterkonservierung, Stefan Thurner, und seine Kollegen Lisa Vogt und Stefan Funke vor.

Folgende Techniken wurden bisher getestet:

  • ein bereits marktverfügbarer Grasnarbenbelüfter,
  • ein auf einer Vibrationsplatte mit Schneidmessern basierender Prototyp des Landwirts Alois Zitzelsberger,
  • eine Profilwalze (Frontpacker),
  • ein Tiefenlockerer mit Messerklingen
  • ein auf einem Merrettichroder basierender Prototyp eines Stechgeräts.

Grasnarbenbelüfter: Der Grasnarbenbelüfter gleicht vom Wirkungsprinzip her einem Vertikutierer: Auf einer Welle angeordnete Messer mit scharfen Schneidkanten dringen bis zu 15 cm tief in den Boden ein. Dabei belüften sie die Grasnarbe und fördern das Graswachstum. In ersten Versuchen erreichte dieses Verfahren einen Wirkungsgrad von 29 %, es wurden also 29 % der auf der Fläche befindlichen Engerlinge abgetötet.

Prototyp Zitzelsberger: Die Maschine des Landwirts Alois Zitzelsberger basiert auf einer Vibrations- oder Rüttelplatte, die mit Schneidmesser bestückt ist. Mehrere dieser Platten montiert Zitzelsberger an einem Tragrahmen, auf dem auch eine Geräte zur parallelen Grünland-Nachsaat montiert ist. Das Arbeitswerkzeug wirkt dreifach gegen die Engerlinge: mit Druck, Vibration und Schnitt. Letzterer soll zudem das Graswachstum anregen. In ersten Versuchen der LfL erreichte dieses Verfahren Wirkungsgrade zwischen 33 und 40 %. Zitzelsberger zufolge schaffte er in eigenen Versuchen unter optimalen Bedingungen sogar mehr als 90 %.

Profilwalze: Die Profilwalze ist wie der Grasnarbenbelüfter bereits marktverfügbar und wird in der Regel als Frontpacker im Ackerbau eingesetzt. Ihre Scheiben sind mit spitzen Zähnen bestückt, die bis zu 5 cm tief in den Boden eindringen – wenn der Boden feucht genug ist. Dieses Verfahren erreichte in den LfL-Versuchen einen Wirkungsgrad von 24 %.

Tiefenlockerer: Ein mit Messerklingen am Schar bestückter Tiefenlockerer ist bisher nur eine theoretische Möglichkeit – wegen seiner Steinanfälligkeit konnte er auf den LfL-Testflächen nicht eingesetzt werden. Die Grundidee wäre, damit 10 bis 20 cm unter der Grasnarbe horizontale und vertikale Schnitte zu erzeugen.

Prototyp Stechgerät: Das Stechgerät basiert auf einem umgebauten Merrettichroder: an einer Schiene befestigte Spitzen dringen dabei durch eine oszillierende Bewegung bis zu 10 cm tief in den Boden ein. Nachteile sind bei dieser Maschine die geringe Flächenleistung und ebenfalls die Anfälligkeit für Steine. Dennoch erreichte das Verfahren in den LfL-Tests einen Wirkungsgrad von 28 %.

Grasnarbenschonende Bekämpfung schwierig, aber möglich

Thurner betonte, dass das Projekt erst am Anfang steht und die Ergebnisse daher mehr eine Richtung denn belastbare Zahlen ergäben. Es zeige sich, dass die mechanische, grasnarbenschonende Engerlingsbekämpfung vor allem auf steinigen Flächen zwar schwierig, aber nicht unmöglich sei.

Jedes getestete Gerät habe spezifische Vor- und Nachteile hinsichtlich des optimalen Einsatzzeitpunkts, der Grasnarbenschädigung und des Bekämpfungserfolgs. Letztere hänge zudem von der Bodentemperatur und -feuchte, der Grasnarbenverfassung, dem Bodenaufbau, dem Steinbesatz und vor allem vom Entwicklungsstadium der Engerlinge ab. Es zeichne sich aber bereits ab, dass mit jeder Technik mehrere Überfahrten notwendig sind, um die Schadschwelle zu unterschreiten.

Neben der weiteren Prüfung der Wirkungsgrade geben es zudem auch noch offene Fragen zu den Auswirkungen auf die Bestandesentwicklung und den Boden an sich. Diese müssen ebenfalls in weiteren Tests untersucht werden.

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