Nach ersten vorläufigen Ergebnissen werden die hessischen Bauern in diesem Jahr insgesamt voraussichtlich 1,82 Mio. t Getreide ernten und damit das Vorjahresergebnis um 3,3 % verfehlen. Im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen sechs Jahre ergibt sich sogar ein Minus von 8,4 %. Darauf weist der Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Karsten Schmal, hin.
Für den Rückgang der Gesamterntemenge gebe es zwei Gründe, zum einen die verringerte Getreideanbaufläche, die in den letzten sechs Jahren von 288.182 ha auf 273.773 ha sank, zum anderen den gesunkenen Hektarertrag.
Hohe Ertragseinbußen bei Winterweizen
Im Durchschnitt hätten die hessischen Landwirte 2021 66,5 dt/ha Getreide geerntet. Das seien 2,8 % weniger als im Vorjahr und 3,6 % weniger als im Schnitt der Jahre 2015 und 2020. Die stärksten Ertragseinbußen im Vergleich zum Vorjahr habe es beim Winterweizen mit einem Minus von gut 9 % gegeben.
Beim Winterweizen und der Wintergerste gab es auch in diesem Jahr in Abhängigkeit von den Niederschlagsverhältnissen und dem Standort große Ertragsschwankungen zwischen 60 und 90 dt/ha. Bei der Wintergerste waren die Hektolitergewichte und beim Winterweizen die Rohproteingehalte vielfach unbefriedigend.
„Die diesjährige Getreideernte, die in vielen Mittelgebirgslagen und in Nordhessen immer noch nicht abgeschlossen ist, stellt unsere Bauern auf eine Geduldsprobe, kostet viele Nerven, weil die Mähdruscharbeiten aufgrund der häufigen Niederschläge immer wieder unterbrochen werden mussten. Erträge und Qualitäten haben unter den Wetterkapriolen – einem sehr kalten April, einer Hitzeperiode im Juni, Gewitter und Starkregen sowie fehlendem Sonnenschein – gelitten“, betont Schmal. Darüber hinaus hätten durchnässte, kaum befahrbare Böden und Lagergetreide die Ernte sehr erschwert, da das Getreide vielfach nicht trocken gedroschen werden konnte, seien Trocknungskosten angefallen.
Unbefriedigende Winterrapserträge
Mit einem Hektarertrag von 35,9 dt hat der Winterraps knapp 8 % weniger gebracht als im Vorjahr. Die Anbaufläche ist um mehr als 6 % auf 46.100 ha angestiegen. Das ist erfreulich, denn der Raps hat einen hohen Vorfruchtwert, ist eine gute Bienennahrung, liefert hochwertiges Rapsspeiseöl, Biokraftstoff und nicht zuletzt ein eiweißreiches gentechnikfreies Tierfutter“, so Schmal. Die wichtigste Ölpflanze Deutschlands habe unter den sehr niedrigen Apriltemperaturen gelitten. Teilweise machten Pilzkrankheiten den Pflanzen zu schaffen.
Gute Futterversorgung
Aufgrund der meist guten Niederschlagsverteilung war es möglich, mehrere Silageschnitte mit guten Erträgen einzubringen. Wiederholte Regenfälle erschwerten diesmal im Vergleich zu den sehr trockenen Vorjahren die Heuernte. Gute Erträge sorgten dafür, dass die knappen Futterreserven der letzten Jahre wieder etwas aufgefüllt werden konnten.
Auch der Silomais, der den kältebedingten Entwicklungsrückstand aus dem Frühjahr während des Sommers sehr schnell aufgeholt hat, verspricht gute Erträge.
Die Zuckerrübenbestände können sich sehen lassen, so der HBV weiter. Nach den Ergebnissen der zweiten Proberodung liegen die Ertragsschätzungen bei mehr als 80 t/ha. Allerdings lassen die bisher ermittelten Zuckergehalte von rund 15,3 % zu wünschen übrig. Sie liegen 7 % unter dem fünfjährigen Durchschnitt.