Eine wesentliche Rolle für den seit Jahrzehnten zu beobachtenden Zuwachs von Blattwerken und Biomasse spielt die intensive Agrar- und Forstwirtschaft. Zu diesem Ergebnis ist ein internationales Forscherteam mit Beteiligung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) nach der Auswertung hochauflösender Satellitenbilder der Erde gekommen.
Die Ergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift „Nature Sustainability“ vorgestellt. Neben Wissenschaftlern aus Deutschland waren Kollegen aus den USA, China, Indien, Frankreich, Dänemark und Norwegen beteiligt.
Wie das KIT mitteilte, tragen China und Indien zu rund einem Drittel zur Begrünung der Erde bei, obwohl sich in den beiden Schwellenländern nur 9 % der bewachsenen globalen Landfläche befinden. Studien-Mitautor Dr. Richard Fuchs vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung - Atmosphärische Umweltforschung (IMK-IFU), dem Campus Alpin des KIT, betonte, es sei seit langem bekannt, dass die Erde grüner werde. Bislang sei man davon ausgegangen, dass der erhöhte CO2-Gehalt in der Atmosphäre das Pflanzenwachstum anrege. Allerdings wäre dann zu erwarten gewesen, dass dies rund um den Globus gleichermaßen geschehe. Aktuelle Satellitendaten aus den Jahren 2000 bis 2007 zeigten jedoch Begrünungsmuster der Erde, bei denen intensive Anbau- und Forstgebiete wie China und Indien, aber auch Europa auffallend hervorstächen.
Fuchs zufolge sind die landwirtschaftlichen Anbaugebiete in China und Indien seit den frühen 2000er Jahren nicht wesentlich vergrößert worden. Dennoch sei die Nahrungsmittelproduktion etwa von Getreide, Obst oder Gemüse in den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Erde seit 2000 um etwa 35 % bis 40 % gewachsen. Die Ertragssteigerung sei auf den verstärkten Einsatz von Dünger und die vermehrte Bewässerung zurückzuführen.
Fuchs spricht im Hinblick auf die Konsequenzen - beispielsweise für die Gewässerqualität durch den Düngemitteleintrag - von einer „Zweischneidigkeit dieses Ergrünens“. Die „ausgiebige“ Versorgung der Pflanzen mit Kalium, Stickstoff und Phosphor erhöhe das Volumen der Biomasse und ermögliche „mehrmalige Ernten pro Jahr“. Die Länder trügen damit wesentlich zur Ernährungssicherung der Weltbevölkerung bei. Allerdings werde so auch deutlich, dass fast alle Agrarregionen immer noch gewaltig überdüngten und so ihre Umwelt schädigten.