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Erfolgreich mit Bioraps: An den Herausforderungen gewachsen

Bioland-Landwirt Hermann Künsemöller hat viel Erfahrung mit Raps gesammelt und selbst erfolgreiche Anbaumethoden entwickelt. Sein schwarzes Gold verarbeitet die Teutoburger Ölmühle zu wertvollen Ölen.

Lesezeit: 8 Minuten

Der Artikel ist zuerst erschienen hier im bioland-Fachmagazin für ökologischen Landbau 12/2020.

Elementarer Schwefeldünger steht momentan im Fokus einiger Diskussionen rund um die biologische Landwirtschaft. „Ein Verbot von elementarer Schwefeldüngung hätte das Aus für biologischen Rapsanbau bedeutet“, sagt Hermann Künsemöller, der auf seinem 120 ha-Betrieb in Halle in Westfalen seit 14 Jahren Bio-Raps anbaut.

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Der Anbau von Bio-Raps ist mit vielen Höhen und Tiefen verbunden, doch der Bioland-Landwirt hat über viele Jahre seine ganz eigenen erfolgreichen Anbaumethoden entwickelt. Knifflig ist unter anderem die Nährstoffversorgung. „Ich bringe im Herbst 30 kg/ha elementaren Schwefel zusammen mit Bor aus“, erklärt er seine Düngestrategie.

Bor ist für eine gute Entwicklung des Rapsbestandes wichtig. Der Stickstoffbedarf ist außerdem höher als bei Weizen. Insbesondere zur Aussaat im Herbst ist die N-Verfügbarkeit bedeutend. „Ursprünglich habe ich Raps nach Kleegras, nach Winterwicke oder mit dem System Cut & Carry mit Kleegrasaufwuchs angebaut. Aber durch die Vorsommertrockenheit der vergangenen Jahre bekomme ich keine vernünftigen Kleegrasbestände bis Mitte Juli mehr hin“, beklagt der erfahrene Bio- Ackerbauer.

Deshalb folgt der Raps nun nach Braugerste. Dazu düngt er Schweine- und Geflügelmist, den er aus einer Kooperation mit einem anderen Bio-Landwirt erhält. Die Menge reicht gerade aus, um die Obergrenze von 30 kg Ammonium-N oder 60 kg Gesamt-N für Raps laut Düngeverordnung im Herbst auszuschöpfen.

Auch im Frühjahr versucht Hermann Künsemöller, Stickstoff in die Kultur zu bekommen, bisher hat er aber noch nicht die richtige Methode gefunden. Im Bioland-Anbau steht kein schnellwirkender Dünger zur Verfügung, den die Pflanzen dann noch zur Knospenentwicklung nutzen könnten. Wichtig ist, dass der Raps vor Winter mindestens das 8-Blatt-Stadium erreicht hat, damit er im Frühjahr genügend Seitentriebe bildet. Das klappt nur bei guter Nährstoffversorgung im Herbst.

Im Frühjahr genügt die Nachlieferung aus dem Boden nicht, um noch auf denselben Ertrag zu kommen. „Es gibt allerdings auch Jahre, in denen der Raps bereits im Herbst zu schnell ins Schossen kommt und ich ihn bremsen muss, um die Winterfestigkeit zu erhalten“, so Künsemöller. Solche Bestände walzt er, um die Entwicklung zu verlangsamen. „Eine ungewöhnliche Methode, aber sie funktioniert.“ Zurzeit sät der Ackerbauer die Ölfrucht auf 16 ha aus, seine Erträge schwanken zwischen 0,5 und 3,5 t/ha.

Streifenanbau mit Wicke und Co.

Der Landwirt sät den Raps nach einer Pflugfurche oder im Mulchsaatverfahren mit Tiefenlockerung. Der Termin liegt zwischen dem 18. und dem 25. August. Mit zwei Sätanks drillt er alle 50 cm eine Doppelreihe Raps, auf 35 cm zwischen den Rapsreihen sät er Sommerwicke mit Rohrschwingel oder Buchweizen.

Die Sommerwicke soll zusätzlichen Stickstoff liefern und den Bestand sauber halten. Der Buchweizen unterdrückt ebenfalls Unkräuter. Probleme durch ausbleibenden Frost hat es bisher nicht gegeben. Der Reihen- oder Mischanbau hat sich vor allem für das Schädlingsmanagement bewährt. „Mein Ziel ist es, ökologische Nischen zu besetzen, anstatt Beikräuter und Schädlinge zu bekämpfen,“ sagt Hermann Künsemöller und weiß, dass sich Schädlinge stark an Gerüchen orientieren und Mischkulturen zu einer gewissen Verwirrung führen.

„Im Mischanbau ist der Befall geringer als in Reinkultur“, bestätigt der Landwirt. Wurzelschädlinge ziehen die proteinreichen Wickenwurzeln den Rapswurzeln vor. Die Aufgabe von Rohrschwingel und Wicke ist es zudem, nach dem Abfrieren über den Winter im Frühjahr eine Mulchschicht zu hinterlassen. „Darunter können sich die Rapsglanzkäferlarven nur schwierig entwickeln“, weiß der Ackerbauprofi. Die Larven vieler Rapsschädlinge könne man außerdem nur durch ein vielfältiges Bodenleben dezimieren. „Ausgeräumte Fluren und kameragesteuerte Hacktechnik sind nicht immer hilfreich.“

Wenn es mal missglückt

Einen schwach entwickelten Rapsbestand wieder aufzupäppeln, ist schwierig. Dann bleibt oft nur der Umbruch. Die Ursachen können sein:

  • Fehlen von schnell verfügbarem Stickstoff
  • schwierige Wachstumsregulierung im Ökolandbau
  • hohe Schädlingsaffinität
  • physiologische Knospenwelke
  • unzureichende Vorwinterentwicklung
  • Spätfrostschäden.

Nach einem Umbruch im zeitigen Frühjahr kann man viele Kulturen nachbauen. Muss der Raps zur Blüte „umgedreht“ werden, bleibt meist nur der Mais als alternative Kultur. „Raps ist und bleibt eine Risikokultur“, gibt Künsemöller zu bedenken. Die Erträge schwanken stärker als beim Getreide. „Wenn es einem aber gelingt, hohe Erträge zu erreichen, dann ist der Anbau von Bio-Raps lukrativ“, sagt der Landwirt und fügt hinzu: „Wie sich der Bio-Rapsanbau in Deutschland weiterentwickeln wird, hängt stark von der Düngeverordnung ab.“

Mit den neuen Einschränkungen bei der Herbstdüngung schätzt er, dass die Erträge sinken. Unumstritten sei, dass der Rapsanbau ein Grundwasserproblem auslösen kann. „Dieses entsteht aber nicht bei einer Herbstdüngung oder während der Vegetation, sondern nach der Rapsernte“, weiß der erfahrene Landwirt. Das im Rapsstroh enthaltene Eiweiß führt dann zu einem Stickstoffüberschuss im Boden.

Übliche Folgefrüchte wie Winterweizen können diesen Stickstoff nur unzureichend nutzen. Gelungene Untersaaten oder Zwischenfrüchte können diese Nährstoffe binden. Hermann Künsemöller geht dabei auf seinem Betrieb mit gutem Beispiel voran.

Vereint mit der Ölmühle

Weil sich unweit des Mühlenhofs die Teutoburger Ölmühle ansiedelte, konnte Hermann Künsemöller seinen Rapsanbau ausdehnen. In Ibbenbüren ist Beatrix Klüh Anbauberaterin und kennt Hermann Künsemöller schon seit vielen Jahren. „Die Teutoburger Ölmühle ist fast von Beginn an Bioland-Partner und Hermann Künsemöller einer der ersten Landwirte, von dem wir Bio-Raps erhalten haben,“ erzählt sie.

Neben Raps verarbeitet das Unternehmen unter anderem Bio-Sonnenblumen und Bio-Lein. Die Produktionsmenge liegt bei circa 13.000 t Öl bzw. 30.000 t Saat im Jahr. „Wir produzieren kaltgepresste native Speiseöle sowie gedämpfte Öle und Raffinate. Den Raps pressen wir ohne Schale, damit möglichst wenige Bitterstoffe ins Speiseöl gelangen,“ erläutert Beatrix Klüh. Der Rapskuchen wird aufgrund des hohen Ölrests ein zweites Mal gepresst und dann als Tierfutter verkauft. Das Öl der zweiten Pressung geht ebenfalls in die Tierernährung. Der Rapskuchen wird an Bio-Futtermühlen oder – mit Vorkaufsrecht – beispielsweise an Milchviehbetriebe verkauft, von denen der Raps kommt.

Die Speiseöle der Teutoburger Ölmühle sind im Lebensmitteleinzelhandel sowie im Fachhandel erhältlich. Die Eigenmarke „Die kleine Mühle“ wurde ausschließlich zur Vermarktung von Bio-Speiseölen gegründet und wird nur im Naturkostfachhandel vertrieben. Sie ist ein Zeichen dafür, dass der Markt mit Bio-Speiseölen wächst. In den vergangenen Jahren steigerte die Ölmühle den Absatz von Bio-Rapsölen um rund 20 %. Die Nachfrage sei anhaltend hoch.

„Ich bin kontinuierlich auf der Suche nach Landwirten, die Bio-Raps anbauen wollen“, so Klüh. Jährlich liefern circa 30 Betriebe ihre Ernte an die Teutoburger Ölmühle. In den vergangenen Jahren sind einige aber auch wieder ausgestiegen: Schädlinge, oft resultierend aus unzureichender Nährstoffversorgung, sowie Schwierigkeiten durch einen hohen Anteil an Beikräutern waren die Ursachen. Und das Wetter. „Selbst wenn alle anderen Faktoren passen, kann zu viel Regen oder zu viel Trockenheit im falschen Moment zu einem Totalausfall führen“, betont die Beraterin an interessierte Landwirte gerichtet.

Geht alles glatt, können laut Bioland- Beratung Deckungsbeiträge von 1.200 bis 1.800 €/ha erzielt werden. Allerdings hängen sie erheblich vom Ölgehalt und weiteren Parametern ab und können deshalb stärker schwanken. Bio-Raps ist und bleibt jedoch eine schwierige Kultur, wie der Profi-Ackerbauer Hermann Künsemöller sagt. V

iel Fingerspitzengefühl, Zeitaufwand und auch ein bisschen Glück ist nötig. Die Nachfrage jedenfalls ist da und bietet jedem Landwirt eine Chance, Fruchtfolge und Erfahrungsschatz zu erweitern.

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FiBL forscht zur Düngung von Bio-Raps

Stickstoffverfügbarkeit ist der begrenzende Faktor

Claudia Daniel vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Frick/ Schweiz forscht intensiv zum Bio-Rapsanbau, unter anderem zur Düngung. „Bisher gibt es keine speziellen Bio-Rapssorten, deshalb sollte man eine Sorte wählen, die mit einem niedrigen Stickstoffangebot zurechtkommt“, empfiehlt sie.

Claudia Daniel rät außerdem, Raps idealerweise nach Kleegras oder Leguminosen anzubauen. Folgt er auf Getreide, sollte man etwa 30 t/ha Mist oder Mistkompost ausbringen. Die Forscherin entdeckte zudem eine Wechselwirkung zwischen Düngung und dem Befall mit dem Rapsglanzkäfer. Bei einem niedrigen Düngungsniveau von 62 kg N/ha wirkte sich der Käferbefall nicht auf den Schotenansatz und auf den Ertrag aus.

Bei einem höheren Düngerniveau von 112 kg/ha stieg der Schotenansatz und eine Regulierung des Rapsglanzkäfers führte zusätzlich zu einem signifikant höheren Schotenansatz. „Die Stickstoffverfügbarkeit hat beim Bio-Raps einen größeren Einfluss auf den Ertrag als der Befall durch den Rapsglanzkäfer“, folgert die Wissenschaftlerin. Nur auf Feldern mit guter und hoher Stickstoffverfügbarkeit ist die Regulierung des Rapsglanzkäfers also ackerbaulich und wirtschaftlich sinnvoll

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