Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".
Man fühlt sich ein Jahr zurückversetzt: Die Saatgut-Treuhandverwaltungs GmbH (STV) bietet Landwirten eine „Erntegut-Bescheinigung“ an. Der Bauernverband wettert dagegen und empfiehlt eine schlanke Bescheinigung. Am Ende der Ernte des vergangenen Jahres hat alles geklappt und die Diskussion ebbte ab.
Erntegut-Bescheinigung stößt auf Ablehnung
Das Thema blieb jedoch – und zwar ungelöst: Der Erfassungshandel muss sich davon überzeugen, dass das angelieferte Getreide legitim ist, also aus Z-Saatgut oder gemeldetem Nachbau stammt. So hat es der Bundesgerichtshof entschieden. Die STV hat dazu selbst die „Erntegut-Bescheinigung“ im Angebot, akzeptiert aber auch andere, vergleichbare Lösungen. Kritiker bezeichnen diese aber als „Datenkrake“. Vor allem Landwirte mit 100%igem Saatgutwechsel waren empört.
Jetzt im Juni 2025 kocht das Thema wieder hoch. Die STV stellt ernüchtert fest, dass sie ihr Ziel, dass deutlich mehr Landwirte den Nachbau regulär anmelden, nicht ansatzweise erreicht hat. Die beteiligten Verbände kommen wieder aus der Deckung und äußern bereits bekannte Schuldzuweisungen.
Faire Lösung gesucht
Irgendwie entsteht der Eindruck, dass alle mit der verworrenen Lage unzufrieden sind. Alle? Nein. Die kleine Gruppe der Schwarznachbauer dürfte hoffen, dass alles so bleibt wie bisher, da sie davon profitieren. Ist das eigentlich gut und sieht so die viel beschworene berufsständische Solidarität aus?
Wäre es richtig gut, wenn die beteiligten Verbände endlich gemeinsam feststellen, dass das bestehende Saatgutrecht auf den Müll gehört? Ich denke ja. Eine in die Zukunft gerichtete Regelung muss her, die die Lasten auf alle Schultern gerecht verteilt, aber auch den züchterischen Fortschritt ermöglicht, den die Branche benötigt, um die drängenden Probleme zu bewältigen.
Die Frage ist nur: Sind alle Vertreter der Verbände dazu bereit und haben den dafür nötigen Rückhalt bei ihren Mitgliedern? Ich kann nur hoffen, dass nicht noch weiter unnütz Zeit verplempert wird. Vielleicht wäre ein „Saatgut-Konklave“ mit konstruktiven Vorschlägen oder einem vorsichtigen Seitenblick auf praktikable Lösungen aus anderen Regionen der Welt hilfreich.
Es muss doch möglich sein, dass spätestens vor der Ernte 2026 weißer Rauch aufsteigt und in der Sache Ruhe einkehrt.