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EU-Eiweißplan soll Exportabhängigkeit von gentechnisch verändertem Soja reduzieren

EU-Agrarkommissar Phil Hogan stellte am Montag den EU-Landwirtschaftsministern das Arbeitsprogramm für einen EU-Eiweißplan vor, der bis zum Ende des Jahres mit Leben erfüllt und verabschiedet werden soll.

Lesezeit: 5 Minuten

EU-Agrarkommissar Phil Hogan stellte am Montag den EU-Landwirtschaftsministern das Arbeitsprogramm für einen EU-Eiweißplan vor, der bis zum Ende des Jahres mit Leben erfüllt und verabschiedet werden soll. Das Proteindefizit in der EU im Bereich der Landwirtschaft soll durch Erforschung der Rentabilität des Anbaues von Eiweißpflanzen und Leguminosen einerseits neue Einkommensquellen für die Landwirtschaft generieren und andererseits die Exportabhängigkeit von gentechnisch veränderten Soja als Tierfutter aus Drittstaaten reduzieren. Osteuropäische EU-Staaten fürchten, dass ein „Geschäftsmodell Eiweißpflanzen“ einseitig große Produzenten im Westen begünstigen und mittel- sowie osteuropäische Landwirte zu untergeordneten Produzenten von reiner Rohmasse degradieren könnte.

 

Dass das Thema Eiweißpflanzen ein wichtiges Zukunftsthema für die europäische Landwirtschaft darstellt, darüber besteht unter den EU-Agrarminister seit langem Konsens. Über die Frage, wie die beste Strategie für einen EU-Eiweißplan aussehen sollte, sind sich die EU-Staaten allerdings alles andere als einig. Am Anfang stand die im Juni 2017 von Deutschland und Ungarn gemeinsam angestoßene Initiative der „Europäischen Soja-Deklaration“.


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13 von 28 EU-Mitgliedstaaten unterzeichneten dieses Sojapapier auf einer im Juli 2017 veranstalteten Ministerkonferenz zum Thema „Gentechnik freie Landwirtschaft: Eine Chance für die Entwicklung des ländlichen Raumes für Zentral- und Südosteuropa“. Österreich wartete im gleichen Sommer mit einer Donaustrategie auf. die das Ziel einer strategischen Partnerschaft im Bereich der Donauanrainerstaaten verfolgte, die Produktion von Gentechnik freiem Sojaanbau in dere EU zu forcieren.


Bereits in der abgelaufenen Legislaturperiode hatte auch das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) unter Minister Christian Schmidt eine Eiweißpflanzenstrategie erarbeitet. Demnach sollten Wettbewerbsnachteile heimischer Eiweißpflanzen (Leguminosen wie Ackerbohne, Erbse und Lupinenarten sowie Kleearten, Luzerne und Wicke) verringert, Forschungslücken geschlossen und praxisorientierte Maßnahmen umgesetzt werden.


EU muss 45 Millionen Tonnen tierisches Eiweiß jährlich einführen.


In der europäischen Landwirtschaft besteht derzeit ein jährlicher Bedarf von 45 Millionen Tonnen an tierischem Eiweißfutter, der vor allem durch Importsoja zu einem hohen Prozentsatz aus gentechnisch veränderten Pflanzen aus Drittenstaaten bestritten wird. Der EU-Eigenversorgungsanteil von Soja als Tierfutter liegt nach Angaben der EU-Kommission nur bei fünf Prozent derzeit. Damit hat die EU eine Exportabhängigkeit von weit über 90 Prozent bei den Proteinpflanzen.


Mit einem EU-Eiweißplan will die EU-Kommission die Abhängigkeit reduzieren und durch gezielte Forschung und der Berücksichtigung von Umweltaspekten die Kommerzialisierung von Eiweißpflanzen und Leguminosen sowie den Anbau von pflanzlichen Proteinen gezielt fördern. In diesen Veränderungsprozess der europäischen Landwirtschaft sollen nicht nur die Landwirte, sondern auch die Produzenten entlang der gesamten Nahrungsmittelkette einbezogen werden.


Schmidt: Deutsche Verbraucher lehnen gentechnisch veränderte Sojapflanzen ab


„Ich begrüße sehr, dass die Europäische Kommission jetzt einen neuen EU-Eiweißplan vorlegen will“, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt in Brüssel am Montag beim EU-Agrarministerrat. Deutschland suche den Schulterschluss und sei ausdrücklich bereit zusammen mit der Donaustrategie gemeinsam mit Ungarn und Österreich sowie anderen Ländern zusammenzuarbeiten. „Je mehr eigene Eiweißproduktion wir in der EU selbst haben, umso weniger sind wir von Sojaimporten abhängig“, betonte Schmidt im Gespräch mit top agrar.


Soja werfe international zwei Fragestellungen auf. Zum einen gebe es die gentechnische Veränderung von Sojapflanzen, die von deutschen Konsumenten nicht gewünscht werde, so Schmidt. „Zum anderen müssen wir die ökologischen Konsequenzen von erweitertem Sojaanbau - Stichwort Entwaldung - und den daraus resultierenden Klimakonsequenzen im Auge behalten. Aus all diesen Gründen bin ich ein großer Verfechter eines nationalen und europäischen Eiweißplanes“.


Polen befürchtet Benachteiligung Osteuropas bei kommerzieller Verwertung


Die Sorge um die Entwaldung von Urwäldern und die negativen Auswirkungen auf das Weltklima teilten bei der Aussprache über den EU-Eiweißplan auch die Landwirtschaftsminister aus Dänemark, Großbritannien und den Niederlanden. Ebenso stellt für Finnland, Rumänien und Österreich die EU-eigene Produktion von Eiweißpflanzen in der EU ein wichtiges agrarpolitisches Ziel der Zukunft dar. Frankreichs Landwirtschaftsminister Stéphane Travert erachtete die Ausarbeitung des EU-Eiweißplanes als einen wichtigen Schritt im Rahmen der GAP-Reform 2020. Er wies in der Diskussion mit seinen Kollegen in Brüssel darauf hin, dass Frankreich ebenso wie Deutschland bereits einen nationalen Eiweißplan aufgestellt habe und das Anliegen auf europäischer Ebene nachhaltig unterstütze.


Der polnische Landwirtschaftsminister Krzystof Jurgiel betonte, dass ein Geschäftsmodell EU-Eiweißstrategie nicht dazu führen dürfe, dass ost- und mitteleuropäische Länder nicht allein zu reinen Rohstofflieferanten degradiert würden und das Geschäft mit der Produktion sowie Vermarktung von großen Westunternehmen unter sich aufgeteilt werde.


EU-Agrarkommissar Phil Hogan sicherte den Landwirtschaftsministern zu, das der Fahrplan für die Erarbeitung einer Strategie allen Stakeholdern Gelegenheit geben werde, ihre Sicht der Dinge, ihre Erfahrungen und Expertisen einzubringen. So ist zunächst für den 28. April eine Hochrangige Expertengruppentagung in Brüssel geplant. Gleichzeitig kündigte die österreichische Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger in Brüssel an, im Rahmen der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2018 eine weitere internationale Eiweiß-Konferenz ausrichten zu wollen.

 

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