In der vergangenen Woche haben sich die EU-Länder über die Revision eines gemeinsamen Leitfadens verständigt, der dazu beigetragen soll, Bienen und andere bestäubende Insekten besser vor Pflanzenschutzmitteln zu schützen. Der Beschluss, diesen "Bee Guidance"-Leitfaden noch einmal zu überarbeiten, ist aus Sicht von Naturschützern ein deutlicher Rückschritt für den europäischen Bienen- und Artenschutz.
Kritik kommt u.a. von der Aurelia Stiftung und der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Mit der Abschwächung der Risikobewertung der Wirkstoffe gebe die EU den Interessen der Pestizidindustrie den Vorrang vor Gemeinwohl und Artenschutz, heißt es. Besonders ärgern sich die Vereine darüber, dass auch Deutschland diesen Weg mitgehe. Die Kritiker meinen, die Bundesregierung habe damit dem „Druck der Industrielobby“ nachgegeben. Die Standards für eine sachgemäße Risikoprüfung von Pestiziden würden jetzt wieder gekippt.
Nach Informationen von Aurelia und DUH hat Brüssel alle im Leitfaden vorgeschlagenen und übergangsweise gültigen Tests, darunter die chronischen Tests an Honigbienen sowie alle Tests an Wildbienen und Bienenlarven, ersatzlos gestrichen. Diese Tests waren ein Grund für die Einschränkungen und das Freilandverbot der drei Neonicotinoide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam. Da diese Tests nun wieder wegfallen, sei bis auf Weiteres kein ausreichender Schutz von Bienen und anderen Bestäubern gewährleistet.
Neben Mittelverboten fordern die Umweltschützer europaweite Regeln für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln auf wissenschaftlicher Grundlage.