Zum Schutz bestäubender Insekten wie den Bienen muss nach Ansicht des Europaparlaments der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel reduziert werden. In einer in Straßburg verabschiedeten Entschließung pochen die Europaabgeordneten auf „gezieltere“ Maßnahmen zum Bestäuberschutz. Gleichzeitig wird eine stärkere finanzielle Unterstützung der Erforschung der Ursachen für das Bienensterben angemahnt.
Zudem wurde eine erneute, gründliche Prüfung der noch zugelassenen Neonikotinoide durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eingefordert. Mit ihrer nicht-legislativen Resolution wollen die Abgeordneten auf die „Schwachstellen“ der EU-Bestäuberinitiative der Kommission hinweisen. Einen entsprechenden Entwurf hatten die Straßburger Politiker bereits im Oktober abgeschmettert.
Konkret wird vorgeschlagen, dass eine Reduzierung des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel als „gemeinsamer Indikator“ festgelegt wird. So könnten nationale Maßnahmen zum Schutz von Bienen und anderen Bestäubern bewertet werden. Um die Rückstände an Pflanzenschutzmitteln in Bienenlebensräumen weiter zu verringern, fordert die Straßburger Volksvertretung zudem, dass die Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes zentraler Bestandteil der kommenden Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) werden solle.
Ferner wird auf die Entwicklung von Indikatoren für die Vitalität von Bienenkolonien gedrängt. Dadurch soll der Erfolg der durchgeführten Maßnahmen leichter evaluiert werden können.
Aktionsprogramm für Bestäuber gefordert
Ausdrücklich weist das Parlament auf die Wichtigkeit der Bestäuber für die biologische Vielfalt hin. Diese seien für die Landwirtschaft und die Fortpflanzung vieler Pflanzenarten von wesentlicher Bedeutung. Die Abgeordneten fordern daher die Brüsseler Kommission dazu auf, ein umfassendes Aktionsprogramm für Bestäuber umzusetzen und hierfür ausreichende Geldmittel bereitzustellen.
Frédérique Ries, die für die liberale Fraktion „Renew Europe“ (RE) im Umweltausschuss des EU-Parlaments sitzt, appellierte an die neue Brüsseler Kommission, konkrete und wirksame Maßnahmenvorschläge vorzulegen. Dies verlange ihre Fraktion bereits seit 2016, so die Belgierin.
Der Agrarsprecher der Grünen/EFA, Martin Häusling, bezeichnete die Resolution als „großen Erfolg“ hin zu einer „wirklichen Agrarwende“. Er begrüßte insbesondere die Forderung bezüglich der Neonikotinoide. Diese sei überfällig in einer Zeit, in der sich „mit bislang unbekannter Dramatik draußen in der Flur eine stille Katastrophe abspielt“.