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Europaparlament kritisiert Abwesenheit von Monsanto und BfR

Die Anhörung von Umweltausschuss und Agrarausschuss am Mittwoch im EU-Parlament zu den Monsanto Papers und dem Pflanzenschutzmittel Glyphosat hat nach dreieinhalbstündiger Expertenbefragung keine Annäherung der divergierenden wissenschaftlichen Positionen erbracht und stürzt die Volksvertreter in ein Dilemma.

Lesezeit: 5 Minuten

Diegemeinsame Anhörung von Umweltausschuss (Envi) und Agrarausschuss (Agri) am Mittwoch im Europäischen Parlament (EP) zu den Monsanto Papers und dem Pflanzenschutzmittel Glyphosat hat nach dreieinhalbstündiger Expertenbefragung keine Annäherung der divergierenden wissenschaftlichen Positionen erbracht und stürzt die Volksvertreter in ein Dilemma.



Die Europäische Lebensmittelsicherheitsagentur (Efsa) und die Europäische Chemikalienagentur (Echa) stufen die vom Antragsteller Monsanto vorgelegten Untersuchungsergebnisse zum Pflanzenschutzmittels Glyphosat für die menschliche Gesundheit als unbedenklich ein. Das Krebsforschungsinstitut der Weltgesundheitsorganisation (WHO, International Agency for Research on Cancer), kommt hingegen zu einer ganz anderen Bewertung und stuft Glyphosat für Landwirte als bedingt Krebs gefährdend ein.



Kritik verlautete von vielen Seiten der EU-Parlamentarier daran, dass sowohl der US-Saatgut- und Pflanzenschutzmittelkonzern Monsanto, als auch das in Berlin ansässige Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die Einladung des Europäischen Parlaments zur Aufklärung des Widerspruchs beizutragen, ausgeschlagen hatten.



Der Vorsitzende des Umweltausschusses Alojz Peterle (EVP) bedauerte die Absagen aus den USA und Deutschland. Dem EU-Parlament gehe es darum vor einer Entscheidung über die Verlängerung des Genehmigungsantrages von Glyphosat zu klären, ob die Methodologie des Risikobewertungssystems zum Schutz der Gesundheit von Landwirten und Verbrauchern bei der Produktion hochwertiger gesunder Lebensmittel gewährleistet sei.



Starke Verbindungen von Mäuse-Tumoren zu menschlichen Tumoren


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Erhebliche Zweifel an der Methodik und Transparenz des Bewertungsverfahrens übte Professor Christopher J. Portier von der Universität Maastricht: „Ich habe schwere Bedenken zur wissenschaftlichen Methodik, denn die von Efsa und Echa zugrundeliegenden Daten sind nicht stichhaltig.“ Die beiden EU-Agenturen hätten es versäumt, vorhandene Daten über Toxizität (Giftigkeit) und aufgetretene Tumorbefunde bei Mäusen in verschiedenen Studien zu berücksichtigen.


Efsa und Echa hätten sich darauf beschränkt, das ihnen von der Industrie zur Verfügung gestellte Datenmaterial zu sichten und zu qualifizieren. Eigene Untersuchungen zur Risikobewertung habe weder Efsa noch Echa angestrengt, kritisierte der international anerkannte niederländische Toxikologe. Efsa und Echa hätten die vorliegenden Datenmengen nicht erschöpfend diskutiert und neu analysiert, beanstandete Portier in der Anhörung. „Tatsache ist, dass Datenmengen von Industrie-Vertragslabors unkritisch übernommen wurden“. Die gefundenen Tumore in den untersuchten Mäusepopulationen, wie bösartige Lymphknotenvergrößerungen (Lymphome), wiesen „starke Verbindungen zu menschlichen Tumoren“ auf.



Efsagibt Copy Paste Verfahren aus Monsanto Papers zu



„Es wird uns immer nachgesagt, dass wir zu industriefreundlich sind, das stimmt aber nicht“, verwahrte sich der Efsa-Referatsleiter für Pestizide, Dr José Tarazona, in seiner Entgegnung gegen die Anwürfe. Sowohl Efsa als auch Echa hätten sich streng an die gesetzlichen Vorgaben der EU und wissenschaftlich anerkannten OECD-Bewertungskriterien, des sogenannten Peer Reviews, gehalten.


"Die gemeinsame abschließende Bewertung von Efsa und Echa haben ergeben, dass es Risiken gibt, die aber für den Menschen gering sind“, unterstrich der Efsa-Vertreter und wies darauf hin, dass als Berichterstatter in dem laufenden Verfahren das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) tätig gewesen sei. Alle Quelldateien, Rohdaten und die grundlegende Bewertung des Antrages für eine Zulassungsverlängerung von Glyphosat fußten auf den Berliner Befunden und Einschätzung. José Tarazano räumte ein, dass Passagen der industriellen Bewertung - also von Monsanto - im Efsa-Gutachten übernommen worden seien. Dafür zeichne das Berliner BfR verantwortlich.


„Es stellt sich die Frage, ob das BfR die Einladung zum Hearing in Brüssel ausgeschlagen hat, weil es vielleicht von Monsanto beeinflusst wurde", sagte der französische Europaabgeordnete Eric Andrieu von der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament.


Für die WHO-Wissenschaftlerin Dr Kate Guyton vom Krebsforschungsinsitut mit Sitz in Lyon stellen sich die Befunde in Sachen Glyphosat eindeutig dar: “Glyphosat ist wahrscheinlich kanzerogen, also krebserregend für Menschen””. Diese Einschätzung basiere nicht nur aus der Analyse und Peer Reviews von Tausenden Seiten vorhandener Literatur, sondern gründe sich auch auf eigene Laborversuche, die die WHO durchgeführt habe. „Ich verfolge keinerlei finanziellen Interessen bei dem Thema Glyphosat und alle WHO-Untersuchungsergebnisse sowie Protokolle öffentlicher Anhörungen sind transparent“, sagte Guyton im Europäischen Parlament. Auch Monsanto habe einen Beobachterstatus während des Verfahrens innegehabt. „Wir führen auch Tests durch, ob Pestizide zu erbgutverändernden Schäden beim Menschen führen“, präzisierte die Wissenschaftlerin.



Die Europaabgeordnete Ulrike Müller von den Freien Wählern (Mitglied der Fraktion der Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa) meldete Zweifel am Sinn der Anhörung an: „Wir geben mit dieser Anhörung der organisierten Verunsicherungskampagne zu viel Raum. Efsa und Echa kämen alle zum gleichen Schluss, dass bei sachgemäßer Anwendung keine Gefahr bei Glyphosat besteht."


Ganz anders ordnet die sozialdemokratische Europaabgeordnete Susanne Melior das Beziehungsgeflecht zwischen Monsanto, BfR und der Agrarwirtschaft ein: "Die bekannt gewordenen Monsanto-Papers legen nahe, dass Monsanto-Mitarbeiter an Studien mitgearbeitet haben, die anschließend unter den Namen angeblich unabhängiger Wissenschaftler veröffentlicht wurden. Wenn bei Monsanto schlampig gearbeitet oder gar betrogen wurde, ist das völlig inakzeptabel“. Der Konzern müsse diese Vorwürfe rückhaltlos aufklären. Die Rolle von Monsanto in der europäischen Landwirtschaft sieht Melior kritisch. Das amerikanische Unternehmen stelle nicht nur das starke Pflanzengift Round-up mit dem Wirkstoff Glyphosat her, sondern produziere auch gentechnisch veränderten Mais und Sojabohnen, die gegen dieses Totalherbizid resistent sind. „Generell halte ich es für höchst bedenklich, wenn ein Unternehmen gleichzeitig Pflanzenschutzmittel herstellt und das dazu passende Saatgut verkauft. Damit werden doppelte Abhängigkeiten in der Landwirtschaft geschaffen.“



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